Geschrieben am 7. Juli 2008 von KPBaumgardt
Ich wollte nie einen Beitrag zu den Vorzügen einer ampelmäßigen Kennzeichnung von Lebensmitteln schreiben, denn eigentlich ist doch ganz klar, dass Wurst und Käse fett sind, Bonbons viel Zucker enthalten und absolut unsinniger "Eistee" in Tüten auch.
Bei Croissants würde ein Aufkleber, der den Fetttgehalt signalisiert, zwar sinnvoll sein, wäre aber, wie bei einer Buttercremetorte, unter ästhetischen Gesichtspunkten abzulehnen.
Sinnvoller fände ich, Begriffe wie "Leicht" und "Du darfst" zu verbieten, weil von solchen Produkten schon mal die doppelte Menge gegessen wird – steht ja auf der Packung: "Schlemmen erlaubt".
Diese Packung Kekse – das war ein Impulskauf, so muss ich beichten – die Packung hat in diesen Signalfarben schon in meiner Kindheit existiert und ihr jeweiliger Inhalt wurde damals gelegentlich unter drei Geschwistern aufgeteilt, zum Beispiel auf Reisen, weshalb ich diese Packung auch mit "Bahnhofskiosk" assoziiere.
Neu ist, dass die Kekse von "Ökotest" als sehr gut befunden werden, solche Markierungen sind früher nicht üblich gewesen.
Ein weiterer Aufdruck weist wohl noch darauf hin, dass die Packung 7% von irgend etwas enthält – das ist interessant, da müsste man einmal näher hinschauen:

7% vom GDA also – mmh, die Abkürzung kenne ich nicht, keine Ahnung, was das bedeutet; aber 139 Kilokalorien hat eine Portion – das ist soviel wie ein Glas Apfelsaft plus 2 Marshmellows – das wird schon in Ordnung gehen, ein kleiner "Imbiss" zwischendurch - ich will ja nicht die ganze Packung aufessen, und mit 140 Kalorien werde ich mich ja nicht gerade belasten, ich will ja nur ein paar Kekse essen, aus Hunger, aus Gründen der Nostalgie (siehe oben), und weil ich bei meiner Radtour gerade auf den letzten Kilometern noch einmal Durst und ein wenig Hunger bekommen habe.

Also habe ich nach dem Einkauf das Fahrrad neben einer Bank geparkt und so 3-4 Kekse zu meiner Buttermilch genossen – schön süß und quasi dekadent, wo ich mir doch eigentlich Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil verordnet habe, aber ausnahmsweise…
Und, wie gesagt, in der Kindheit waren es ja auch immer 4 Kekse pro Nase, wenn die Packung durch drei geteilt worden ist.
Natürlich hatte ich mich schon gleich gefragt, was die Bahlsens eigentlich unter "einer Portion verstehen – aber das war angesichts der Informationsflut auf der Packung erst mal nicht ersichtlich.

"Qualitätsgarantie" war da zu erkennen, und dass es ein Kundentelefon gibt. Aber mit dem Handy sich in eine Warteschleife hängen – daran habe ich erst gar nicht gedacht.
Ich könnte das Ganze ja immer noch in Ruhe studieren.
Dafür braucht man dann aber schon gutes Licht, andererseits interessiert die Liste der Inhaltsstoffe ja eigentlich nicht – Kekse sind Kekse, oder?

Daneben dann endlich die Kalorienangaben, für 100 Gramm, für zwei Kekse, und dann wieder dieser GDA – pro 27,8 Gramm.
Natrium, Sodium und Sodio gibt es nur recht wenig – ist das jetzt gut oder schlecht? Was ist Sodio? Ist das Italienisch?
Also, ich finde das Ganze ist eine Zumutung: Das letzte Foto der Serie ist eine Vergrößerung, und ich habe den Kontrast noch einmal etwas erhöht.
Ein babylonisches Sprachengewirr führt zur unlesbaren Mikroschrift, die Informationen, die man sucht, sind nicht vorhanden oder nicht zu finden. Ob ein Beipackzettel die Lösung wäre?
Wieviel Kalorien ein Keks enthält, darf man sich selbst ausrechnen, was unter einer Portion zu verstehen ist, ist individuell unterschiedlich, der Gehalt der ganzen Packung ist nicht angegeben (aber manche essen sie komplett auf), von der eigentlich wichtigen Nährstoffdichte müssen wir eigene Vorkenntnisse mitbringen.

Aber solche Gedanken führen nicht weit. Selbst eine blinkende Ampel mit Leuchtdioden könnte nichts daran ändern, dass Produkte, die eigentlich nur für Ausnahmesituationen und nicht für den alltäglichen Konsum geeignet sind, nur in geringer Dosis ein Genuss ohne Reue bleiben.

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