Wirtschaftsthema: Armut macht dick

In der Rubrik "Wirtschaft" bringt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ein Interview von Stefan Ruhkamp mit dem Chefarzt der Münchener Rück, Achim Regenauer.

Die These, die Krankenversicherer wollten ihre Kunden zur gesunden Ernährung anhalten, weil schlanke Versicherte weniger kosten, blieb unwidersprochen…

Armut macht dick, weil

"… die Familien anders leben als früher. Die herkömmliche Rolle der Hausfrau ist meist nicht mehr besetzt. Früher hat sie dafür gesorgt, dass vernünftig gegessen wurde. Diese Institution ist ersetzt durch die Döner-Bude, durch die Bäckereikette. Das schnelle Essen ist sehr süß, sehr fett."

Unsere Kinder, unsere Zukunft…

Doppelt so viele Kinder und Jugendlichen als vor 15 bis 20 Jahren sind adipös – mehr als "… jedes fünfte deutsche Kind unter 18 Jahren ist übergewichtig oder sogar fettleibig. Früher gab es in diesen Lebensphasen fast keine Fettsucht."

Diabetes II ist schon jetzt die häufigste Stoffwechselerkrankung, von der  fast jedes 600. Kind betroffen ist, hinzu kommen Beschwerden an der Wirbelsäule und Haltungsschäden.

Bandscheibenbeschwerden hat schon jeder dritte Erwachsene, "und auch das wird durch die Fettleibigkeit in das Kindesalter vorgezogen. Es drohen aber auch Verhaltensstörungen und Hänseleien."

Früherkennung

"Vor dem Alter von drei Jahren sollte man zurückhaltend sein, Kleinkinder als zu dick zu bezeichnen. Denn da wächst sich vieles noch aus. Aber wenn Kinder im Alter zwischen 5 und 15 Jahren übergewichtig sind, dann werden sie es meist auch als Erwachsene sein, zu 70 bis 80 Prozent. … die Wahrscheinlichkeit einer schweren Erkrankung wie Zucker ist für einen Übergewichtigen weitaus größer als für einen Schlanken."

Lebenserwartung 

Zwar nimmt die "Langlebigkeit" noch von Generation zu Generation um drei bis vier Monate je Jahrgang zu, aber das Tempo der Zunahme nimmt zum Beispiel in Amerika ab, weil

mit mehr Fettleibigkeit schwere Erkrankungen wie Herzinfarkt und Diabetes zunehmen. Aber das heißt noch nicht automatisch, dass die Lebenserwartung abnimmt. Auf der anderen Seite gibt es ja einen beeindruckenden medizinischen Fortschritt. Zugleich sind manche Risikofaktoren wie das Rauchen auf dem Rückzug.

Die schlimmsten Dickmacher

sind Fett und Zucker. "Die Nahrung ist meist fertig zubereitet, und zwar so, dass es möglichst vielen schmeckt. Also fettig."

Softdrinks werden häufig unterschätzt: "Ein Liter Mineralwasser hat keine einzige Kilokalorie, ein Liter Cola etwa 400."

Die Wirkung von Zucker auf den Körper

"Zucker spielt mit dem Insulin der Bauchspeicheldrüse Achterbahn. Man hat zuerst ein starkes Sättigungsgefühl. Das Insulin wird rausgepumpt. Dann geht der Zucker in die Zellen. Der Blutzuckerspiegel sinkt wieder, und man hat wieder Hunger. Der Zucker in den Zellen wird nur zum Teil verbrannt und der Überschuss als Fett gespeichert."

"… Hinweise aus Versuchen mit Ratten, dass die Zuckerersatzstoffe den Appetit anregen, lassen auch kalorienfreie Süßgetränke nicht als unbedenklich ercheinen.

Was man tun kann, um gesund alt zu werden

"Hören Sie mit dem Rauchen auf, bewegen Sie sich ausreichend. Die Ernährung sollte nicht zu viel Fett enthalten. Bei einem Erwachsenen sollten die Mahlzeiten am Tag nicht mehr als 2500 Kilokalorien enthalten, im Idealfall auf fünf oder sechs Mahlzeiten verteilt. Mäßige Abnahme des Gewichts kann in vielen Fällen Wunder bewirken. Am besten kontinuierlich, durch eine Änderung der Gewohnheiten und nicht per Diät. Denn nach dem Ende der Diät nehmen die meisten Menschen sofort wieder zu."

 

Vielleicht ist das Interview informativ. Vielleicht werden auch bekannte Sachen wiederholt, das ist ja nichts schlimmes. Ein wenig Aufklärung über die Rolle des Zuckers, die Verwendung von Fett…
Über die Anzahl der Mahlzeiten kann man geteilter Meinung sein.

Mit den Ursachen der Armut, die noch in der Überschrift "prangt", beschäftigt es sich allerdings nicht.

Bei der Rolle der Hausfrau, die früher dafür gesorgt habe, dass vernünftig gegessen wurde, hätte man noch einmal nachfragen müssen: Wodurch ist es bedingt, wenn die Kleinfamilie ihren Aufgaben nicht gerecht werden kann, und welche Lösungsansätze sind denkbar?

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3 Kommentare zu “Wirtschaftsthema: Armut macht dick”

  1. Naja, so schwer ist das ja nicht zu erraten. Die wenigsten können halt von einem Einkommen leben. Also kann es sich die Hausfrau schlicht nicht leisten, Hausfrau zu sein. Wobei langsam auch das notwendige Wissen dazu verloren geht. Aber das ist ein anderes Thema.

    Lösungsansätze sind da schon wieder viel schwerer zu finden…

  2. […] Armut macht dick – so war einst in der Presse zu lesen – und was tun wir dagegen? Hatte doch schon mal eine Volksvertreterin gefordert, Schulgärten einzurichten, weil die Kleinen beim Fernsehen nur das Still-sitzen lernen, praktisches Lernen geschieht mit Herz und Hand. […]

  3. […] Armut macht dick […]

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