Schokokekse, Ampeln, Kalorienangaben, gezielte Verwirrung und das Problem der Portionsgröße

Ich wollte nie einen Beitrag zu den Vorzügen einer ampelmäßigen Kennzeichnung von Lebensmitteln schreiben, denn eigentlich ist doch ganz klar, dass Wurst und Käse fett sind, Bonbons viel Zucker enthalten und absolut unsinniger "Eistee" in Tüten auch.

Bei Croissants würde ein Aufkleber, der den Fetttgehalt signalisiert, zwar sinnvoll sein, wäre aber, wie bei einer Buttercremetorte, unter ästhetischen Gesichtspunkten abzulehnen.

Sinnvoller fände ich, Begriffe wie "Leicht" und "Du darfst" zu verbieten, weil von solchen Produkten schon mal die doppelte Menge gegessen wird – steht ja auf der Packung: "Schlemmen erlaubt".

Diese Packung Kekse – das war ein Impulskauf, so muss ich beichten – die Packung hat in diesen Signalfarben schon in meiner Kindheit existiert und ihr jeweiliger Inhalt wurde damals gelegentlich unter drei Geschwistern aufgeteilt, zum Beispiel auf Reisen, weshalb ich diese Packung auch mit "Bahnhofskiosk" assoziiere.

Neu ist, dass die Kekse von "Ökotest" als sehr gut befunden werden, solche Markierungen sind früher nicht üblich gewesen. 
Ein weiterer Aufdruck weist wohl noch darauf hin, dass die Packung 7% von irgend etwas enthält – das ist interessant, da müsste man einmal näher hinschauen: 

7% vom GDA also – mmh, die Abkürzung kenne ich nicht, keine Ahnung, was das bedeutet; aber 139 Kilokalorien hat eine Portion – das ist soviel wie ein Glas Apfelsaft plus 2 Marshmellows – das wird schon in Ordnung gehen, ein kleiner "Imbiss" zwischendurch -  ich will ja nicht die ganze Packung aufessen, und mit 140 Kalorien werde ich mich ja nicht gerade belasten, ich will ja nur ein paar Kekse essen, aus Hunger, aus Gründen der Nostalgie (siehe oben), und weil ich bei meiner Radtour gerade auf den letzten Kilometern noch einmal Durst und ein wenig Hunger bekommen habe.

Also habe ich nach dem Einkauf das Fahrrad neben einer Bank geparkt und so 3-4 Kekse zu meiner Buttermilch genossen – schön süß und quasi dekadent, wo ich mir doch eigentlich Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil verordnet habe, aber ausnahmsweise…

Und, wie gesagt, in der Kindheit waren es ja auch immer 4 Kekse pro Nase, wenn die Packung durch drei geteilt worden ist.

Natürlich hatte ich mich schon gleich gefragt, was die Bahlsens eigentlich unter "einer Portion verstehen – aber das war angesichts der Informationsflut auf der Packung erst mal nicht ersichtlich.

"Qualitätsgarantie" war da zu erkennen, und dass es ein Kundentelefon gibt. Aber mit dem Handy sich in eine Warteschleife hängen – daran habe ich erst gar nicht gedacht.

Ich könnte das Ganze ja immer noch in Ruhe studieren.

Dafür braucht man dann aber schon gutes Licht, andererseits interessiert die Liste der Inhaltsstoffe ja eigentlich nicht – Kekse sind Kekse, oder?

Daneben dann endlich die Kalorienangaben, für 100 Gramm, für zwei Kekse, und dann wieder dieser GDA – pro 27,8 Gramm.

Natrium, Sodium und Sodio gibt es nur recht wenig – ist das jetzt gut oder schlecht? Was ist Sodio? Ist das Italienisch?

Also, ich finde das Ganze ist eine Zumutung: Das letzte Foto der Serie ist eine Vergrößerung, und ich habe den Kontrast noch einmal etwas erhöht.

Ein babylonisches Sprachengewirr führt zur unlesbaren Mikroschrift, die Informationen, die man sucht, sind nicht vorhanden oder nicht zu finden. Ob ein Beipackzettel die Lösung wäre?

Wieviel Kalorien ein Keks enthält, darf man sich selbst ausrechnen, was unter einer Portion zu verstehen ist, ist individuell unterschiedlich, der Gehalt der ganzen Packung ist nicht angegeben (aber manche essen sie komplett auf), von der eigentlich wichtigen Nährstoffdichte müssen wir eigene Vorkenntnisse mitbringen.

Aber solche Gedanken führen nicht weit. Selbst eine blinkende Ampel mit Leuchtdioden könnte nichts daran ändern, dass Produkte, die eigentlich nur für Ausnahmesituationen und nicht für den alltäglichen Konsum  geeignet sind, nur in geringer Dosis ein Genuss ohne Reue bleiben.

 

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19 Kommentare zu “Schokokekse, Ampeln, Kalorienangaben, gezielte Verwirrung und das Problem der Portionsgröße”

  1. ja die Reue…

    Aber vor der Reue kommt der Genuss uns die Lust…

    Was ist wichtiger ❓

    Die Reue kann man abtrainieren – aber der Verzicht auf Lust wäre unwiederbringbar 🙁

    Also für eine ganze Packung dann einfach etwas mehr radeln und dann klappts auch mit den Kallo´s.

    Viele Grüße
    Lutz Balschuweit

  2. Ist Genuss denn mengenabhängig??? Schmeckt doch auch nicht besser, wenn man mehr davon isst…

  3. Ich bin auch für ein Ampelmodell.

  4. Ich habe die Packung erfolgreich auf vier Tage verteilt und werde mein Lebtag keine mehr kaufen.
    Schmeckt wirklich nur süß. Der einzige Reiz, dass es zur Schokolade noch etwas knuspert.
    Der Genuss – ja, vielleicht – aber, wie gesagt- ein Impulskauf, weil so etwas in der Kindheit etwas ganz besonderes dargestellt hat, und diese Muster schon noch da sind.
    Habe ja nicht umsonst auch zu den Sesam-Honigplätzchen verlinkt, die geschmacklich wesentlich merh bieten und auch mehr Geschmack haben.

    Nicole hat schon recht. Und die ganze Packung- Nee, nee. Das hätte Bahlsen gerne, millionenfach – denke ich mal.
    Klar, dass erst die Lust kommt – man ist irgendwie hungrig, und steht dann vor dem Regal.
    Deshalb hab‘ ich ja die vielen Bilder gemacht, um die Eindrücke wiederzugeben.
    Aber wenn man das mal durchgedacht hat, kann man auch sagen, das will ich eigentlich nicht, da werde ich manipuliert von vorne bis hinten.

    Sieht man doch deutlich: Auf der Packung ist viel hübscher als in der Packung.

    Lecker Vollkornkekse mit nem dünnen Schokoüberzug, darüber würde ich noch mit mir reden lassen.

  5. @ Spielkind:
    Muss mir Dein Blog noch mal in Ruhe ansehen, auf den ersten Blick sehr nett; und, nach Blick ins Impressum: Glückwunsch!

    Ampelmodell ist irgendwie das Gleiche wie die Aufdrucke auf Tabakwaren:
    Wer das Zeug will, lässt sich nicht abschrecken, denke ich.

    Hauptsächlich wollte ich sagen, dass die Praxis, wie sie jetzt stattfindet, nicht hilfreich ist. Allein eine Abkürzung wie „GDA“ zu benutzen – eigentlich unverschämt.

  6. Ampel, GDA etc. – ich schrei gleich…!

    Wir sich wirklich mit dem beschäftigt, was er so alles isst, der braucht keine Ampel, und dem Rest wird’s entweder trotz Ampel so ziemlich egal sein oder er wird bloß noch farbgesteuert (Eigenverantwortung ist was anderes…) einkaufen.

  7. Habe gerade mal die leibniz-webseite besucht. Da ist alles ganz fröhlich. Nur wegen der Butterkekse.
    Woher das Ökotest-Wappen stammt, war da allerdings nicht zu finden.

    Ist ja eigentlich auch Irreführung: Durch so einen Aufdruck bekommen Produkte gleich einen Hauch von Öko.

    Aber wir können ja noch „Essensretter“ werden. 😉
    Noch was zum Thema „veräööeln“:
    http://www.youtube.com/watch?v=nkGSZLZtofs&feature=related

  8. Wohl nach verwanndten Themen gesucht?^^
    Mensch, dann aus Neugier einfach mal auf deinen Blog.
    Das hab ich nciht erwartet,
    aber wirklich sehr intressant.
    Werde demnächst wohl mehr darauf achten.

  9. Fast.

    Ich hatte Dein Blog über
    http://shvp.de/?p=161
    gefunden, und diese Seite bei Sjörn.

    Du hättest ihn mal fragen sollen, ob er Essig mag 😉

    http://fressnet.de/blog/?p=563

  10. @équilibriste

    Genuss hat nicht unbedingt nur mit Geschmack zu tun. Genuss kann auch ein Gefühl von Fülle oder satt oder übersatt sein. Es ist eine etwas andere Empfindung als Geschmack.

  11. @Lutz

    Dass Genuss nicht nur mit Geschmack zu tun hat, ist doch klar, schließlich kann man auch ganz andere Dinge genießen: Musik, Bewegung, Zuwendung/Berührung, Zeit – selber haben und von anderen „geschenkt“ bekommen…

    Satt sein – ok, wenn’s aber zuviel wird und man übersatt ist oder etwas satt hat, dann frag ich mich schon, ob das noch Genuss ist… Da geht’s einem ja wohl eher schlecht 🙁 Aber es soll ja auch Leute geben, die da drauf stehen…

    Für mich hat Genuss auch viel mit Exklusivität zu tun, d.h. wenn ich mich auf das, was mir den Genuss verschafft (verschaffen soll) konzentrieren kann und wenn es etwas „Besonderes“ ist (natürlich kann man auch Alltägliches genießen, find ich sogar gut :-), aber eben „auch“…) und/oder nicht in unbegrenzter Menge zur Verfügung steht.

    Also wenn schon mengenabhängig, dann eher in die andere Richtung… dann aber die Zeit damit (egal ob essen oder was anderes) so richtig auskosten.

    … ich glaub, ich muss bei mir mal wieder was drüber schreiben ;-)…

  12. 🙂 jetzt ist mir das mit dem falschen Namen auch passiert 🙂

  13. Mit einem Warnhinweis „Diese Kekse können dazu führen, dass Sie sich überessen“ ist es nicht getan…
    Mit einer simplen Frage auch nicht:

    „Alles in Ordnung?“

    Es geht schon darum, sich von dieser Tendenz zum zu viel essen zu befreien.

    Da ist zum Einen der „innere Schweinhund“ mit seinem Motto: „Komm, da geht doch noch etwas“. Dumm, dass es sich hierbei um fast liebgewonnene Gewonheiten handelt, also man selbst soo kritisch diesem „Lust-Ich“, das einen in die Falle führt, nicht gegenübersteht.

    „Pappsatt“ und „abschalten“ passen ganz gut zusammen, gehören aber nicht zusammen – denn pappsatt ist Überfütterung und „abschalten“ geht auch anders. Manchmal hat man nicht die nötige Geduld…
    (Woran man aber arbeiten kann)

    Falle insofern, als solche Aktionen nur das alte Vorurteil: „Es gibt keinen Genuss/keine Lust ohne Reue“ nur bestätigen.

    „Frohen Herzens geniessen“ war mal der Werbeslogan für eine Zigarettenmarke, ein leeres Versprechen, das aber ein Grundbedürfnis ausdrückte: Eben frei von Sorgen zu sein. Sorgen gelten halt nicht als „chic“, gehören aber zum Leben.

    Nicole ist da aber offensichtlich ein Naturtalent, beim bewussten Geniessen, das man auch ganz gut erlernen kann:
    http://pimpyourself.over-blog.com/article-16097905.html

    Ich halte wenig von einer Versöhnung mit diesen _“Nu komm, noch ein Rippchen Schoki tut Dir gut“-Einflüsterungen.

    http://www.fressnet.de/q149_Der_inner_Schweinehund_und_unsere_Introjekte.htm

    Sie lassen ja den „höheren Genüssen“ kaum Raum.
    Könnte man sie abschießen, bliebe das straffrei – es handelt sich ja „nur“ um innere Persönlichkeitsanteile, die uns, mit einem falschen Lächeln auf den Lippen, gelegntlich saumäßig torpedieren.

  14. … Nicole hat das auch gelernt… hat lang genug gedauert 😉
    Aber – hallo, an alle! – irgendwann geht’s ganz von alllein, also dranbleiben und fleißig „bewusstes Genießen üben 🙂

    „Ich halte wenig von einer Versöhnung mit diesen _”Nu komm, noch ein Rippchen Schoki tut Dir gut”-Einflüsterungen.““
    Ich auch und schon gar nicht würde ich irgendwas, ob das jetzt der selbstgemachte Semmelknödel (mag ich einfach nicht!) von der Mama am Sonntag Mittag oder ein Stück Kuchen – egal, ob selbst gebacken oder extra vom Konditor besorgt – wenn mir nicht danach ist, essen, nur um jemand einen Gefallen zu tun. Aber auch das war nicht immer so…

  15. gegen eine richtige Ampelkennzeichnung ist doch nichts zu sagen…

  16. […] Lebensmittelkennzeichnung und Portionsgrößen […]

  17. […] an, die, von einer NIPOSTOSEN-Schnittstelle  gesteuert,  ein leicht verständliches Ampelsystem oder auch, bei Bedarf, ein  Verriegelungssystem […]

  18. […] sollten ja eigentlich nur noch mit ausführlichem Beipackzettel abgegeben werden, und die “Ampel” auf der Salzpackung finde ich Quatsch: Null Prozent […]

  19. […] Kennzeichnung im Kleingedruckten, da hat er recht, ist eine verwirrende Katastrophe – da kann schon mal der Konsument zwei […]

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