Snacken ohne Ende und Jo-Jo mit Focus‘ Ernährungspsychologen und anderen Experten
Geschrieben am 13. April 2009 von KPBaumgardt
Ist die Ernährungspsychologie eine traurige oder eine lustige Wissenschaft?
Traurig, insofern sie noch keinen Ratschlag unters Volk gebracht hat, der der Epidemie Übergewicht wirksam entgegengewirkt hat, und doppelt traurig, weil sie so tut, als hätte sie den Stein des Weisen.
Fröhlich wird so getan, als ob; Das Problem:
Stark Übergewichtige werden oft nicht satt. Wenn sie einmal angefangen haben zu essen, fällt ihnen das Aufhören sehr schwer.
In Wirklichkeit ist das Problem nicht so einfach, wie hier dargestellt.
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Wer das Gefühl hat, er kann mit dem Essen nicht aufhören, hat über einen „kritischen Punkt“ hinaus gegessen, ab dem, unter den Voraussetzungen einer Sucht, das Trink- oder Essverhalten exzessiv wird.
Wer, weil ohne jeden Bezug zu Esssucht und ähnlichem, dies nicht nachvollziehen kann, wird vielleicht aus anderen Zusammenhängen einen „Point of no return“ kennen 😉 -
Wer sich an dauerhaft an definierte Portionsgrößen hält, kann den oben geschilderten Zustand der Übersättigung erst gar nicht erreichen und folglich auch nicht als normal oder erstrebenswert empfinden.
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Das Argument „wegen der am späten Vormittag verspeisten Kekse spart kaum jemand Kalorien beim Mittagessen“ mag für schlechte Kekse gelten (wäre hier nicht die Ernährungsmedizin aufgerufen, bessere Kekse zu entwickeln?) gilt für schlechte Kekse, nicht aber für dunkle Schokolade; hier müssen die Aussagen dringend und zeitnah dem aktuellen Forschungsstand angepasst werden!
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„Gemüse ist für zwischendurch ideal, es sättigt, hat dabei aber wenig Kalorien“ lautet eine Bildunterschrift.
Frage: Wie kann Gemüse sättigen, wenn es hauptsächlich Wasser enthält? Die Naschereien zwischendurch haben zudem nicht einfach die Intention, einen „normalen“ Hunger zu bekämpfen, sondern auch solche Funktionen wie „Essen aus Langeweile“ oder „Essen als Trost“. Darf man die psychischen Faktoren des Übergewichts vernachlässigen, wenn man es ernst meint?
Passenderweise gibt es zum Artikel noch das gebührende Gemisch an Kommentaren; der erste:
Diät im Wortsinne
Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bezeichnet den Begriff „Lebensweise“ im Sinne einer überlegten Einstellung. Nicht mehr Energie über Nahrung aufnehmen als man verbrennen kann, ausreichende Bewegung und Beachtung des Sättigungsgefühls und man spart sich Übergewicht, Wohlstandserkrankungen und soziale Nachteile.
Da hat die Redaktion aber ihre Chance, Kompetenz zu zeigen, verpasst. Der Kommentator hat zwar nicht ganz unrecht, aber Diät im Wortsinne heißt „gesunde Lebensweise“ und erstreckt sich nicht nur auf Essen und Bewegung, sondern auch auf die Bereiche
Zustände des Gemüts
Arbeit – Ruhe
Wachen – Schlafen
Ausscheidungen – Absonderungen
Essen – Trinken
Licht – Luft
– und das ist immer im Sinne einer Balance gedacht, wobei die einzelnen Bereiche sich gegenseitig beeinflussen. Ist das zu schwierig?
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Wenn ich einen ausbalancierten Wunsch(?)-Zustand erreichen will, muss ich mir doch erstmal den unausgewogenen Ist-Zustand bewusst machen. Und da liegt bei vielen schon das Problem… Erkennen von Mustern, Änderungswillen etc.
Das ist dann halt ein weites Feld. Wer abends nicht müde wird, weil er tagsüber nicht an der frischen Luft war, und dann aus Langeweile „snackt“, hat es noch vergleichsweise einfach, „Muster“ zu erkennen.
Wenn die Naschereien mit familiären oder beruflichen Abhängigkeitsverhältnissen zusammenhängen, kann es schwieriger werden – aber das Naschen sorgt immerhin für eine gewisse Balance, wenn auch unter Überlastung der Waage.