Diät-Duell: Donaukurier vs. Morgenpost

Also gut: Die Oster-Feiertage sind vorbei, und Klagen über „Extrapfunde“ sind mir jetzt auch nicht zu Ohren gekommen – aber man kann seine Ohren ja auch nicht überall haben.
Bei der Presse ist „Diät“ auch nicht mehr oder weniger Thema als sonst, dennoch bietet sich eine kleine Gegenüberstellung, wie man mit dem Thema umgehen kann, an:

„Die einzige Diät, die klappt, ist Essen – strukturiertes Essen“, erklärt Silvester. Diäten bei Normalgewichtigen seien die Einstiegsdroge für Essstörungen.

So heute der Donaukurier, der eine halbwegs ausführliche Reportage über die Behandlung von Essstörungen bringt. Im Klartext: Reduktionsdiäten machen krank (eine etwas verkürzte Darstellung, sicherlich …) und die Venus, bestimmt eine Schönheit,  hätte heute Kleidergröße 42, war auch schon einmal Schönheitsideal.

Dagegen die Hamburger Morgenpost:

Gerade an Ostern ist es schwer, sich die vielen süßen Leckereien zu verkneifen. Angesichts des tollen Wetters bleibt man zudem auch lieber faul in der Sonne liegen, anstatt die zusätzlichen Kalorien im Fitnessstudio gleich wieder abzutrainieren. … Eine Diät muss her, um die lästigen Pfunde wieder loszuwerden! Und zwar schnell! … Welche Diät wirklich taugt und welche überhaupt nicht hilft – acht beliebte Diäten im Ärztetest.

Mit dumpfen Vorurteilen wird hier aus allen Rohren geschossen:

  • So schwer ist es überhaupt nicht, auf den Oster-Süßkram zu verzichten
  • Ein Oster-Spaziergang ist eigentlich angenehmer als ein Oster-Sonnenbad
  • Man kann auch beides verbinden
  • Es gibt Alternativen zum Sport-Studiio (s.o.)
  • Beim angeblichen „Ärztetest“ handelt es sich lediglich um die Meinungsäußerung von Professor Schusdziarra und Dr. Zeilberger.

Aus Sicht der evidenzbasierten Medizin wird keine einzige der bei der MOPO vorgestellten „Diäten“ befürwortet.

Inhaltlich fraglich die Aussage zur Glyx-Diät,

„Und in Verbindung mit anderen Makronährstoffen wie Fett und Eiweiß funktioniert der glykämische Index nicht mehr. Schusdziarra: „Entscheidend fürs Abnehmen ist der Kaloriengehalt der Nahrung und nicht der glykämische Index.“

weil das Weglassen von raffiniertem Zucker und Weißmehl durchaus zu weniger Hunger und damit einer verminderten Kalorienaufnahme führen kann – es gibt eben tatsächlich hochkalorische Dinge, die nicht wirklich satt machen. Allerdings muss man beim Beachten des glykämischen Index nicht unbedingt von eienr „Glyx-Diät“ sprechen…
Es hat auch noch niemand untersucht, ob die Standartaussage: „Bei der GLYXDiät halten Sie Ihren Blutzuckerspiegel auf einem relativ gleichbleibenden Niveau und verhindern so Heißhungerattacken“ bei denen, für die sie gedacht ist, überhaupt angekommen ist…

Die etwas schwachbrüstige Kritik am Weight-Watcher-Programm („Nachteil: Die Individualität bleibt auf der Strecke.“) suggeriert Gefahren, die von Gruppen ausgehen und versperrt den Blick auf die Alternative „Selbsthilfegruppen„.

Fazit:

Wer die Lösung des Übergewicht-Problems auf die Frage nach der „richtigen Diät“ reduziert, ohne die Verursachung durch eine Essstörung in Rechnung zu stellen, wird bei der jahrzehntealten Frage nach der „richtigen Diät“ landen und nicht allzu weit kommen. Der schönste, allgemeine Diäten-Vergleich bleibt, in Hinblick auf die individuelle Persönlichkeit, abstrakt und  ist wenig hilfreich.

Allgemeinplätze wie „Entscheidend fürs Abnehmen ist der Kaloriengehalt der Nahrung…“ sind letztlich gesundheitsschädigend:

Sie verleiten dazu, „egal was“ in sich hineinzustopfen, mit dem Ergebnis, dass man davon nicht satt wird, oder dass man „damit“ nicht mehr aufhören kann.

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