Lebensmittelampeln sind unwichtig, gesundheitsbewusste Verbraucher sind wichtiger

Nett wär’ es gewesen, auf allen Lebensmittelverpackungen ein paar rote, gelbe und grüne Punkte zu haben, echt dekorativ. Es gab ja auch ein paar Befürworter der “Lebensmittelampel”. Die sind jetzt enttäuscht.

"Industrielle Interessen haben offenbar ein höheres Gewicht als Verbraucher- und Gesundheitsförderungsinteressen. Das wird sich bei der Bedeutung der Ernährung für Wirtschaft und Gesellschaft auf Dauer als Bumerang erweisen.

Dabei wäre das Anbringen einer Ampel einfacher, übersichtlicher und preiswerter gewesen als die nunmehr verkomplizierte Kennzeichnung im Kleingedruckten. Schön und wünschenswert wäre es, wenn jene Hersteller, die nach den einschlägigen Kriterien gesunde Produkte auf den Markt bringen, auf ihren Verpackungen freiwillig einen grünen Punkt anbringen würden. Dies ließe sich dann verbraucherfreundlich kommunizieren."

Das hat Rolf Stuppardt, Geschäftsführer des IKK e.V., Interessenvertretung der Innungskrankenkassen auf Bundesebene gesagt, und gleich eine Pressemitteilung diesen Wortlauts herausgegeben. Die Bedeutung der Ernährung für die Gesundheit hätte man bei der Gelegenheit doch auch noch ansprechen können…

Die Kennzeichnung im Kleingedruckten, da hat er recht, ist eine verwirrende Katastrophe – da kann schon mal der Konsument zwei Portionen futtern und glauben, er hätte nur eine gegessen; das ist auch so gewollt, wäre doch sonst der Absatz der  Lebensmittelindustrie manchmal halbiert.

Eine Milliarde Euro … hat die europäische Lebensmittelindustrie nach eigenen Angaben für den Kampf gegen die Ampelkennzeichnung von Nahrungsmitteln ausgegeben. Das Geld war gut investiert.

Da die Politik nicht handeln wollte, hat die Industrie ihre Chance genutzt – und ein eigenes Kennzeichnungssystem eingeführt, das sogenannte GDA-Modell. Es ist weder besonders einleuchtend noch besonders präzise. Es verschleiert die tatsächlichen Nährwerte eines Produkts, indem es zu kleine Portionen als Grundlage nimmt und einen zu hohen Grundbedarf voraussetzt. (Quelle)

Das Geld ist zum Fenster hinausgeworfen worden. Eben nicht gut investiert. Die Bevölkerung hätte sich die Ampel gut vorstellen können, und jetzt sieht es so aus, als hätten die Politiker sich dem Lobbyismus gebeugt. Damit ist ein großer Schaden für die Demokratie entstanden, und die Presse hat nichts besseres zu tun, als den Eindruck, man könne Politiker “schmieren” oder überhaupt beeinflussen, zu vertiefen.

Das “Anbringen einer Ampel “ wäre für manche – demokratisch selbst ernannte – Verbraucherschützer ein Sieg gewesen. Hätte schlimmstenfalls zum Austausch von Zucker und zu mehr künstlichen Süßstoffen geführt.

Vielleicht.

Es ist auch schier unmöglich, einen Keks oder ein Plätzchen zu backen, der/das  im Ampelsystem keine Warnhinweise bekäme.
Die Konsequenz kann aber nur sein, sich bei Süßigkeiten zurückzuhalten, wenn Übergewicht droht, wenn es ums abnehmen geht.

Einfache Merksätze helfen dabei:

“Milchschitte, der gesunde Pausenschreck?”  (Quelle)

Ja. Ein Schreck kann manchmal heilsam sein.

Und einfache Regeln können sinnvoll sein. Zum Beispiel: Eine Portion Süßigkeiten am Tag! Bloß traut sich niemand, diese Regel auszusprechen.

Die eine Portion Süßigkeiten soll dann aber, das ist wissenschaftlich begründet, nur 75 Kcal enthalten, und nicht 139 Kcal.

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2 Kommentare zu “Lebensmittelampeln sind unwichtig, gesundheitsbewusste Verbraucher sind wichtiger”

  1. Ich achte jetzt immer auf die kcal-Angabe pro 100g, um Lebensmittel zu vergleichen und rechne dann auf die Menge, die ich vielleicht essen werde, um.

    Ich nehme zur Zeit ab mit Almased und darf zur Zeit eine leichte Mahlzeit mit 500kcal pro Tag.

    Eine Ampel brauche ich nicht. Aber vorher habe ich auch nicht auf die Angaben auf der Verpackung geachtet. Wenn man dies aber tut, fällt einem schon manchmal die Kinnlade herunter. Sesamsticks 430 kcal! Ich dachte immer Salzstangen und ähnliches könnte man ruhig essen. Zum Vergleich: Nutella hat 524 kcal und Kartoffelchips 550 kcal. Salzkartoffeln ohne Soße nur 68 kcal. Immer 100g.

  2. @ ollie: Klar, und dann heißt es: Eine Portion entspricht x% des täglichen Tagesbedarfs.

    Es müsste heißen: Ihre Portion an Süßigkeiten (hier: Sesamsticks (75 Kcal pro Tag)) ist = 17 Gramm.

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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