KI Kritisiert Unbedachtes Kartoffelbrei-Rezept

Einen proteinreichen Kartoffelbrei hat kürzlich eine „Frauenzeitschrift“ empfohlen, die nach Verlagsangaben für „… ein zeitgemäßes Frauenbild, Lebensfreude, eine moderne Arbeitskultur und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf …“ eintritt:

„Sündhaft lecker: Abnehm-Rezept für proteinreichen Kartoffelbrei aus nur 3 Zutaten“

Wenn Sündhaftigkeit und Abnehmen zusammentreffen, werden unnötige Klischees und Vorurteile verstärkt – stellen wir einfach klar, dass Kartoffelbrei kein Dickmacher ist. und dass die Quark-Kartoffel-Kombination kein Bestandteil Omas Küche ist, die doch sonst immer bejubelt wird. 

Mit einem Rezept für Krautroulade mit Kartoffelbrei kann ich hier durchaus dienen, den „sündhaften Protein-Brei“ als Kartoffelbrei zu bezeichnen,  kommt aber einer Verfälschung nahe, und genau genommen wollen wir uns auch einen Käsekuchen mit rund 50 Prozent Kartoffelzusatz nicht einmal vorstellen.

Für eine kritische Text- oder Rezeptanalyse gibt schon die eine Zeile viel her:

„Sündhaft lecker: Abnehm-Rezept für proteinreichen Kartoffelbrei aus nur 3 Zutaten“

Eine kritische Textanalyse dieser Überschrift können wir gut passend auf die sprachlichen, psychologischen, ernährungswissenschaftlichen und gesellschaftlichen Ebenen beziehen. Das kann auch wie hier eine Künstliche Intelligenz erledigen – wichtig hierbei ist, nach der Kritik zu fragen.

„Robotik und KI“ sind neuerdings mediale Dauerbrenner und demnächst wohl auch Mittel und Anlass tiefgreifender Umwälzungen.  Einfaches Beispiel: Wenn der Roboter gut kochen kann, bekommt er eine Aufgabe, die uns bestimmt von der Industriepizza wegführt.

1.

Bei der sprachlichen Analyse notieren wir: Moralische Aufladung, Überfrachtung:

„Sündhaft lecker“ ist kein neutraler Geschmacksbegriff, sondern im Kern ein moralischer Code; Sünde impliziert Verfehlung, Genuss wird als etwas Verbotenes markiert, und „Essen“ erhält eine ethische Schuldkomponente.
-> Der Leser soll genießen und sich gleichzeitig schuldig fühlen.
Das ist eine klassische Darstellungsweise aus Werbung und Diät- und Frauenzeitschriften.

2.

Psychologische Wirkung: „Schuld–Erlösungs-Mechanik“

Die Überschrift folgt einem bekannten Muster:

Du wirst verführt („sündhaft lecker“).

Du wirst entlastet („Abnehm-Rezept“)

Das Rezept bringt seine (Pseudo-) Rechtfertigung gleich selbst mit („proteinreich“)

Es kommt das Versprechen hinzu, dass es einfach für Dich wird („nur 3 Zutaten“)

Das erzeugt:

Erleichterung ohne wirkliche Autonomie

Abnahme von Verantwortung („Laut Rezept darf ich das essen“)

kurzfristige Beruhigung statt nachhaltiger Orientierung

-> Ein Mini-Ablasshandel für „Essensschuld“.

3.

Ernährungswissenschaftliche Analyse: verkürzte Logik

Kartoffelbrei ist per se kein Abnehmprodukt

„proteinreich“ sagt nichts über:

Energiedichte

Sättigung

Portionsgröße

Einbettung in den Tagesverlauf

Die Aussage: „Proteinreich = abnehmgeeignet“ verschleiert die komplexen Zusammenhänge des Stoffwechsels.

4.

„Nur 3 Zutaten“ – Pseudo-Rationalisierung

Die Zahl wirkt „ovjektiv“, minimalistisch,  kontrollierbar, schlicht – Tatsächlich suggeriert sie:

einfache Lösungen für komplexe Probleme

Machbarkeit ohne Kontext

Reduktion von Ernährung auf „Baukastenlogik“.

-> Essen wird zum technischen Objekt, nicht zur sozialen oder kulturellen Praxis.

Bei den Frikassé-gefüllten Aufbackbrötchen hab e ich keine Zutaten gezählt – geschmeckt haben sie auch so.

5.

Zielgruppenansprache: implizite Normsetzung

In einer Frauenzeitschrift transportiert die Überschrift unausgesprochen:

Schlanksein = Pflicht

Genuss = gefährlich

Kontrolle = weibliche Kompetenz

Abweichung = Schuld

Die Rezepte/Anleitungen der Frauenmedien zum „genussvollen Lebensstil der modernen Zeit“ fördern  nicht den kulinarischen Sachverstand, nicht die eigenen Vernunftentscheidungen, nicht das eigenene Gewissen, keine erkennbaren gesellschaftlichen Anliegen.

-> Das Rezept reproduziert ein internalisiertes „Expertentum“, das nicht offen befiehlt, sondern verführerisch lenkt. Noch die feinsten Geschmacksfragen können „im Netz“ ihre Antworten finden und das eigene Fragen und Denken „ersparen“.

6.

Systemische Perspektive: Scheinbare Emanzipation

Die Überschrift gibt vor:

modern

selbstbestimmt

genussfreundlich

zu sein.

Tatsächlich bleibt sie im alten Muster:
Genuss ist nur erlaubt, wenn er sich rechtfertigt.

Emanzipation wäre:

  • Sachgerechter, angemessener, „gekonnter“ Genuss ohne moralischen Vorbehalt
  • Ernährung ohne Erlösungsversprechen
  • Abnehmen ohne Schuldnarrativ

7
Zusammenfassung: 

Die Überschrift verkauft keinen Kartoffelbrei, sondern Entlastung von Essensschuld. „Sündhaft lecker“ erzeugt erst das Problem, das das „Abnehm-Rezept“ anschließend scheinbar löst. Genuss wird moralisiert, Abnehmen ohne erprobtes Gesamtkonzept ritualisiert, Komplexität auf drei Zutaten reduziert. Das Ergebnis ist kein Beitrag zu Ernährungskompetenz, sondern ein weiterer Baustein im Kreislauf aus Verführung, Schuld und kurzfristiger Beruhigung.

Abnehmen ist jedoch eine hoch komplexe, dauernde Aufgabe – eigentlich als Ergebnis gemeinschaftlicher Prozesse zu verstehen, das frei von unfairer Einmischung der medialen Ober-ExpertInnen eigene Erfahrungen und Kalkulationen der betroffenen „KlientInnen“ austauscht, koordiniert, optimiert und intensiviert.

Das Gesamtthema hat nun derart viele Aspekte, dass wir uns hier auf die allerwichtigsten werden konzentrieren müssen. Aktuell denke ich dabei an einen sensationellen Nachtisch, der nur selten gereicht wird.  Dazu mehr im nächsten Artikel. Bis dahin:

Merry Everything and Happy Always to all!

https://www.xyz.com/reel/0

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  • N. Lang: Ein sehr schöner Bericht, beim lesen beschleicht einen direkt die Lust es doch selbst...
  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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