Ist “Mülltrennung” in Hamburg ein Fremdwort?
Geschrieben am 18. Juni 2010 von KPBaumgardt
Eigentlich wolle ich nur wissen, was zum Thema “Kulturelle Nachhaltigkeit” anderenorts gesagt wird – da scheint es viel Wortakrobatik zu geben – und bei der Gelegenheit fand sich beim Bundesumweltamt eine Seite mit Links zur Abfallstatistik…
Bei der “Erhebung Haushaltsabfälle” (aus 2008 – so schnell sind Statistiker nun einmal) gibt die Tabelle 2.1 das Aufkommen an organischen Abfällen aus – gemeint ist/sind mit ziemlicher Sicherheit der Bio-Müll, oder die Bio-Restwertstoffe, je nach Sprachregelung.
Durchschnittlich pro Bundesbürger wurden 107 kg davon eingesammelt, Hamburg bildet das Schlusslicht mit 20 kg Bio-Abfällen pro Kopf und Jahr – vielleicht sammelt man dort nur ausgelaugte Teebeutel, wirft aber Salatblätter und Kartoffelschalen in den Hausmüll.
Oder essen Hamburger die Orangen mit Schalen, zwecks Abfallvermeidung?
So wird es auch nicht sein, denn beim Haus-und Sperrmüll sind die Hamburger an der Spitze: Mit 339 kg pro Kopf und Jahr gegenüber 196 im Durchschnitt.
Es handelt sich also um die “Kleinigkeit” von ca. 140.000 Tonnen feuchten Drecks, der in Hamburg wahrscheinlich nutzlos in der Müllverbrennung landet und dabei nicht einmal Wärme erzeugt, sondern “angefeuert” werden muss.
Der Biomüll ist sozusagen “das andere Ende” des Themas “Ernährung und Nachhaltigkeit”; Biomüll ist im Prinzip ein wertvoller Energieträger, aus welchem durch Vergärung Biogas zu gewinnen ist.
Nun mag Mülltrennung eine Frage der “Mentalität” sein, andererseits sollte es doch auch eine Frage der Vernunft und Verantwortung sein. Was also ist los mit den Hamburgern? Die Statistik sagt lediglich aus, dass man sich in Hamburg ungewöhnlich verhält – das “Warum” muss sie offen lassen, und auch, wie diese Zustände zu ändern sind.
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Das hat Gründe. Hamburg ist ein Stadtstaat mit über 60% junger Singlehaushalte. Das sind Leute, die anderes im Kopf haben als gesetzte Eigenheimbesitzer auf dem Lande mit viel Platz im Haus für umfangreiche Mülltrennbehälter und Zeit zum akribischen Trennen.
Hamburg gilt als „grüne“ Stadt mit vielen Eigenheim- und Schrebergärten – und da gibt’s dann eben auch viele Komposthaufen, die Biotonnen überflüssig machen…
@ Hennii: Wie gesagt, 140.000 Tonnen, genug für Bio-Gas im Gegenwert von rund 2 Mio EURO, jährlich.
@ nochnemeinung: Komposthaufen hat die Statistik leider nicht erfasst 😉 – aber vielleicht könnte man das mit Satteliten-Fotos abklären;-)
Stimmt, da gehen gewaltige Ressourcen verloren. Auch Google Streetview könnte helfen, Mülltrenn-Ignoranten auf die Spur zu kommen…
was hat man schon für bioabfälle wenn man in der stadt wohnt? Kartoffelschalen, Teefilter, und gelegentlich mal nen verschimmelten Apfel. für das bischen hab ich auch keinen gesonderten abfalleimer, das kommt halt zum restmüll….
@ Hennii: Ich dachte nur an die Statistik. Die Mülltrenn-Ignoranten zu belehren – ich weiß nicht . Aber die größten Ignoranten sind teils die „Abfallberater“.
@ Mausi: Kirschkerne, Bananenschalen, Kleintiereinstreu, Kaffeefilter – Du weißt schon. Dazu sind ganze Broschüren gedruckt worden. Nur kommen die wenigsten Entsorger auf die Idee, kostenlos Tüten, in denen sich der Biomüll im Haushalt nun mal besser entsorgen lässt als per tendenziell siffigem Komposteimer, zu verteilen.
Und die „außer dem Teebeutel-am Morgen-hab-ich-doch-nix“-Fraktion macht nix.
Woher bekommen die Kuilturpflanzen bloß ihre Nährstoffe?