Depression -> Adipositas -> Magenband?
Geschrieben am 14. Dezember 2006 von KPBaumgardt
Depressive Teenies haben gute Chancen, bald eine Adipositas zu entwickeln – das hat eine Studie ergeben. Die als depressiv ermittelten Kinder entwickelten innerhalb des folgenden Jahres zwei Mal häufiger Übergewicht als ihre nicht-depressiven Gefährten. Im Gegensatz dazu, war bei Studienbeginn eruiertes Übergewicht kein Hinweis auf eine spätere Depression. Eine andere Studie besagt, dass adipöse Patienten, denen ein Magenband eingesetzt wurde, problemlos, und ohne eine Depression zu entwickeln abnahmen. Adipöse, die eine Diät machten, seien depressiv geworden und hätten wieder zugenommen, bis zum Ausgangsgewicht, und dabei habe sich auch die Depression wieder gelegt.
Nun hat wohl jeder seine eigene Methode, festzustellen, wer depressiv ist – nur bei sich selbst sieht man es nicht, wenn man so eine Phase hat.
Aber es ist doch unlogisch, zu glauben, dass eine Diät depressiv macht. Das wäre die „Post-Diät-Depression“ und Übergewicht würde wieder glücklich machen.
Melancholie oder blue mood sind andere Ausdrücke für Depression – ein Begriff, der her nur andeutungsweise, und viel zu hell und harmonisch, visualisiert wurde.
Dann fand sich noch eine Besprechung zu
Die Macht der Gefühle: Wie negative Emotionen zu Übergewicht führen können
(Erich Roth:
Wechselwirkung zwischen Adipositas und dem emotionalen Zustand
Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 (4): S. 183-188)
Dass psychosoziale Faktoren wesentlich zur Gewichtszunahme beitragen, zeigen die Ergebnisse einer Untersuchung an schwer adipösen Personen, die sich für einen gewichtsreduzierenden chirurgischen Eingriff entschieden haben. „69 Prozent dieser Patienten berichten über Misshandlungen in ihrer Kindheit, wobei sich 46 Prozent emotional, 29 Prozent physisch und 32 Prozent sexuell misshandelt fühlten“, so der Professor für Chirurgie. Die belastenden Erfahrungen in der Kindheit führten zu einer drastischen Zunahme des Gewichts im Erwachsenenalter. Ein verringertes Selbstwertgefühl, Angstzustände bis hin zu Depressionen waren als Folge der Fettleibigkeit zu beobachten. Weitere Studien bestätigten den Zusammenhang zwischen Adipositas und Depression, die drei bis vier Mal häufiger bei Übergewichtigen auftrete als bei Normalgewichtigen, so Roth.
Der erste Therapieansatz müsse eine „sorgfältige psychologische Betreuung und eine Behandlung der Depression“ vorsehen.
Den zweiten Behandlungsansatz sieht Roth in der Bewegungstherapie. Sport zu treiben wird häufig als „unumgänglich für erfolgreiches Abnehmen“ propagiert. „Möglicherweise ist für diesen positiven Effekt aber nicht der durch die Bewegung bedingte höhere Kalorienverbrauch, sondern eine Erhöhung des Wohlbefindens verantwortlich“, so der Autor. Ein regelmäßiges Trainingsprogramm hebe außerdem das Selbstvertrauen von Übergewichtigen, da sie immer wieder ihre „Inaktivität“ durchbrächen und dadurch ihre „Spannkraft“ anhöben.
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Wie eine Studie angelegt ist, hat Einfluss auf die Ergebnisse. Wenn eine Studie bloss das Auftreten von Depressionen zählt, ohne auf die Ursachen einzugehen, hat sie das Ziel, die Gesundheit der Patienten, verfehlt.
Nebenbei: Es hat auch schon Studien zu Abnehmprogrammen gegeben, bei denen die Kontrollgruppe, die keinerlei Therapie erhalten hat, abgenommen hat.
Mehr zu den psychischen Ursache des Übergewichts findest Du im Artikel „Übergewicht und Psyche“ sowie im Blog unter der Rubrik „Psyche„.
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Abgelegt unter: Allgemein, Gesundheit, Psyche, Selbsthilfe | 11 Kommentare »
Hallo!
Mit diesem Teil der Depressionsforschung hatte ich mich bislang nicht beschäftigt. Danke für den Hinweis! 🙂
René Kriest
Ich stelle bei Patienten mit schwerer Adipositas eher fest, dass die angeblichen „Depressionen“ eher im Zusammehang mit einer nicht erkannten ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitätsstörung) stehen. Typisch sind dann einerseits Probleme der Selbstregulation (eben keine Wahrnehmung von Hunger und Sättigung, Binge Attacken, Essen gegen Unruhe und Anspannung, starke Gewichtsschwankungen) sowie Gefühlsschwankungen (intermittierende Dysphorie). Leider wird es viel zu wenig erkannt, gerade der unaufmerksame Subtyp. Gerade gestern war eine Patientin hier, die 3 Magenbänder hatte. Typischer ADHS-Fall….
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