Adipositas, Depression und Glückssuche
Geschrieben am 4. Januar 2008 von KPBaumgardt
Aus der Anfangszeit dieses Blogs stammte ein Artikel mit der Überschrift "Depression -> Adipositas -> Magenband?" .
Der Fehler an dem Artikel: Er verwirrt nur, weil drei Studien auf einmal betrachtet wurden, und als einzige Erkenntnis blieb: Es gibt da wohl irgendwelche Zusammenhänge, aber die Experten sind sich uneins. Sinnvoller ist es wohl, nach dem Motto "Weniger ist mehr" zu verfahren.
Dass die Gesundheitsportale im Internet nicht unbedingt Informationsquellen erster Güte sind und viele Meldungen auch ihren besonderen Zweck verfolgen, ist also eine weitere Lehre. Und, zum Dritten: Kommentatoren lesen nicht immer, worauf sie sich vorgeblich beziehen. Dass es mir damals "dreckig" ging, hat trotz eindeutiger Illustration keiner kapieren wollen.
In dem o.a. Artikel wurde auch eine Besprechung zu
Erich Roth:
Wechselwirkung zwischen Adipositas und dem emotionalen Zustand
Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 (4): S. 183-188
zitiert – wobei allerdings entscheidende Passagen ausgelassen wurden. Ob ich meinte, etwas abkürzen zu müssen, oder die falsche Vorlage benutz habe, kann ich jetzt nicht mehr rekonstruieren. Die Besprechung des Artikels selbst, in Form der distanzierten, indirekten Rede konnte nicht wirklich vermitteln, worum es ging.
Was hier ursprünglich ausgelassen wurde, folgt unten Im Fettdruck:
… müssten die Patienten die Erlebnisse in ihrer Vergangenheit bewältigen, indem sie zum Beispiel gute Dinge hervorhöben, negative wiederum abschwächten.
Für die Gegenwart sollten die Betroffenen lernen, zwischen "hedonistischem Genuss" und "erfüllendem Lebensinhalt" zu unterscheiden, denn letzterer sei eine wichtige Voraussetzung für eine lang andauernde Glücksempfindung.
Den zweiten Behandlungsansatz sieht Roth in der Bewegungstherapie. Sport zu treiben wird häufig als "unumgänglich für erfolgreiches Abnehmen" propagiert. "Möglicherweise ist für diesen positiven Effekt aber nicht der durch die Bewegung bedingte höhere Kalorienverbrauch, sondern eine Erhöhung des Wohlbefindens verantwortlich", so der Autor. Ein regelmäßiges Trainingsprogramm hebe außerdem das Selbstvertrauen von Übergewichtigen, da sie immer wieder ihre "Inaktivität" durchbrächen und dadurch ihre "Spannkraft" anhöben.
Vgl.:
www.meduniwien.ac.at/user/erich.roth/Publ1.pdf
Eine kleine Pointe zum Schluss: Dem Aufsatz lag ein Festvortrag "Glückssuche und Adipositas" anlässlich des 21. Jahrestages der Deutschen Adipositas-Gesellschaft zugrunde. Und was hat die Gesellschaft von dem Vortrag behalten? Etwa, dass man sich nicht selbst glücklich machen kann,
sondern nur einander. Das ist dieselbe Gesetzmäßigkeit, die uns daran hindert, uns selbst Witze zu erzählen. Wirklich darüber lachen können wir nur, wenn sie uns spontan einfallen – oder wenn sie uns jemand anderer erzählt.
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