Essen mit Schuldgefühlen

Im Zusammenhang mit reichlichem Essen tauchen häufig Schuldgefühle auf, auch bei Leuten, die gewiss keine echte Essstörung oder Esssucht haben.

Manchmal sind aber auch zuerst die Schuldgefühle da gewesen, als Überbleibsel der frühen Mutter-Kind-Beziehung.

Wenn die Mutter nicht so ganz mit der Rolle der Ernährerin übereinstimmt, dem Stillen gegenüber zwiespältig eingestellt ist, kann diese Stimmung sich nur übertragen. Beim Essen zu sündigen, ist schon eine besondere Leistung, die ihren Grund haben muss.

Sich voll zu stopfen, bis kein Gefühl mehr zu spüren ist – das ist die eine Seite der Medaille, das Hungern die andere. Und jede Seite kann ihre zwei Gesichter haben: Den Wunsch, zu genießen, einerseits; das ängstliche Abzählen von Punkten oder Kalorien andererseits.

Und der Regelmäßigkeit der geordneten Mahlzeiten steht die Impulsivität des einsamen, ungezügelten Naschverhaltens gegenüber.

Vorwürfe dienen faktisch nur dazu, die Schuldgefühle auf einem hohen Niveau zu  halten und das System samt seinen (Über-) Spannungen zu stabilisieren.
Wer seine Schuldgefühle festhalten "will", weiß unbewusst, wie er sich zu verhalten hat: "Allgemeine" Schuldgefühle, die auf einer Selbstwert- oder Selbstakzeptanzproblematik beruhen mögen,  lassen sich durch eine minder schwere Untat wie einen Fressanfall ("Ich kann doch nichts dazu, weil ich dann vollkommen machtlos bin") verlagern, sorgen aber für neuerliche Schamgefühle. Bei diesem Teufelskreis von Schuld und Sühne wäre nach dem Krankheitsgewinn allerdings zu fragen.

Der regelmässige kleine Fressanfall ist allemal für 10-15 Kilo Übergewicht gut. Es scheint, als komme er wie gerufen, wenn es mit dem "Abschalten" nicht so richtig funktionieren will.

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