Anleitungen fürs Abnehmen
Geschrieben am 2. November 2011 von KPBaumgardt
Mit den Anleitungen fürs Abnehmen – das ist ein weites und schwieriges Feld. Da gibt es Schritt-für-Schritt-Anleitungen und solche, bei denen man ein ganzes Programm auf einmal beherrschen soll.
Die einen häufen eine Tipp-Sammlung an, bezeichnen dies als Anleitung zum Abnehmen, andere laden zu einer Runde “Selbst-Coaching” mit Ziel-, Weg- und Situationsanalyse ein, nicht ohne die Selbst-Belohnung auch beim Erreichen kleinerer Etappenziele anzumahnen.
Wenn sogar die Kohlsuppendiät als Anleitung zum Abnehmen erwähnt wird, haben wie es mit einem Rezept zu tun, das in der Mehrzahl der Fälle rundweg abgelehnt wird.
Die Abnehm-Anleitungen sind demzufolge recht lieblos und kein Grund zur Freude.
Anleitung und Rollenverteilung
Wer anleitet, ist der Chef, der sagt, wo es langgeht, wie etwas gemacht wird; wer angeleitet wird, ist “Befehlsempfänger”, der sich nach den Anweisungen richtet.
Wer Anleitung sucht, ist nicht so wirklich selbständig, und “Unterstützung” findet auf einer anderen Ebene statt.
Andererseits: Ohne externen Coach muss man sich wirklich selbst anleiten, kontrollieren, führen. Dann ist es wichtig, dass die gesunden, vernünftigen, gemäßigten Persönlichkeitsanteile die Führung übernehmen.
Die Anleitung zum Abnehmen, mit Garantie
… gibt es tatsächlich, unter der Bedingung, dass die Kunden sich voll und ganz dem Regime des Anleiters unterwerfen: Zu viel Freiheit wird hier niemandem eingeräumt.
Wer nicht selbständig genug ist, seine eigene Methode zu finden, soll sich nach den Anweisungen der “Experten” richten.
Anleitungen für mehr Lebensfreude…
Ich persönlich kann mich über schöne Blumen durchaus freuen, bemerke sie zumindest.
Das Beispiel zeigt aber, wie schwierig es ist, bei manchen Dingen Anweisungen oder Anleitungen parat zu haben: “Los, Freu’ Dich!” wäre hier eindeutig Unsinn.
Mit etwas mehr Lebensfreude und Optimismus aber sind schwierige Dinge leichter zu meistern, als wenn man von Pessimismus erfüllt ist.
Abnehmen soll kein Stress sein
– und deshalb ist wohl die “sanfte Anleitung zum Abnehmen” der bessere Weg, wobei dieser Weg per Definition kein pures Honigschlecken sein kann.
So besagt das Rachlin-Prinzip, dass es günstiger ist, Diäten – genauer gesagt, die Diät vorsichtig “einzuschleichen”, und im Wesentlichen beizubehalten, statt nach ein paar Wochen intensiver Kalorienreduktion sich dem Jo-Jo-Effekt hinzugeben.
Die endgültige Anleitung zum Abnehmen
– kann erteilen, wer davon überzeugt ist, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Wer so etwas sucht, ist auch mit den Artikeln “Wie kann ich am besten abnehmen” oder “Wie nimmt man am Besten ab?” nicht zufrieden, wird aber vielleicht für gutes Geld bei “Metabolic Balance” landen.
Die vorläufige Anleitung zum Abnehmen
– ist also die einzige Möglichkeit: Weil es keine endgültige Anleitung, die pauschal zutrifft, gibt. Zudem muss immer “nachjustiert” werden, verändern Erfolge die jeweilige, neue Ausgangssitution.
Keine Rose ist wie die andere, kein Tag ist wie gehabt, wir essen täglich etwas anderes, verändern uns, werden bestenfalls bewusster und selbständiger in diesen Dingen.
Hier noch ein paar grundsätzliche Voraussetzungen zu
Anleitungen zum Abnehmen
– 1 –
Ohne Erfolgszwang, aber erfolgsorientiert.
Das Gefühl, unter Druck zu stehen lässt sich nicht mit Freiwilligkeit vereinbaren.
Unter Erfolgsdruck ist es auch schier unmöglich, lockerer an die Sache heranzugehen und die kontraproduktiven Abwehrmechanismen aufzugeben. Eine Zwangsdiät braucht niemand.
Der Wunsch, etwas zustande zu bringen, etwas gut zu machen, etwas zu leisten, Erfolg bei einem Projekt zu haben, geht normalerweise durchaus mit Freiwilligkeit einher. Wer also von sich aus und selbstbestimmt abnehmen will, wird streng genommen keine komplette Anleitung brauchen.
Die erste Anweisung zum Abnehmen lautet also:
Geh‘ das Abnehmen erfolgsorientiert und gelassen an.
(Technische Anleitungen fangen wohl mit der Inbetriebnahme an, oder setzen gar beim Auspacken der Ware ein)
– 2 –
Verzicht
Was Du weglassen solltest, was Du weglassen kannst, Verzicht, von dem Du weißt und Verzicht, den Du leisten kannst:
Du musst Dich nur bei Zucker, Alkohol, Koffein und tierischen Fette (also Wurst, Sahne, Butter) weitgehend einschränken, dann klappt das auch mit dem Abnehmen…
Zu wissen, wie man aufhört, zu wissen, wie man etwas hinter sich lässt, ist die eine Seite. Aber „ich weiß“ heißt noch nicht „ich kann“.
Das seltene Wort „eingefleischt“ sagt ja schon alles: Unverbesserlich, unveränderbar, unbelehrbar. Ein eingefleischter Junggeselle wird nie heiraten. Ein „echter Fleischesser“ wird nie Veganer.
Aber: Eingefleischte Zuckeresser – diese Redewendung kennt unsere Sprache dann doch nicht. „Ich kann nicht verzichten“ ist meist nur eine Ausrede.
Du musst zwischen Verzicht und Schlaraffenland den vernünftigen Mittelweg finden, der wird näher beim Weg der Vernunft sein als auf der Linie des Schlemmens verlaufen.
– 3 –
Richtig und falsch beim Abnehmen
hat viele Aspekte. Einige Anregungen hierzu im o.a. Artikel.
– 4 –
Eine vertrauenswürdige Methode finden
Vertraue keiner Anleitung zum Abnehmen, die Du nicht unterschreiben würdest.
Anleitungen, deren Sinn sich nicht erschließt, sind sinnlos.
Wenn sich etwas ändern soll, kann das nur über *Veränderungen* funktionieren, wobei der Übergang entscheidend ist. Deshalb ist gerade in der Anfangszeit viel Vorsicht gefragt – und kein „Hau-Ruck-Verfahren“. Die Umstellung der (Ernährungs-) Gewohnheiten ist für den Einzelnen durchaus ein außerordentliches Projekt; wenn die Anleitung davon absieht, wird sie ihren Zweck, andere Verhältnisse herbeizuführen, verfehlen.
– 5 –
Beachte die Erfolgsfaktoren der Diät
– und versteh‘ unter „Diät“ um Himmels Willen nicht mehr „Reduktionsdiät“, sondern bitte wieder eine gesunde Lebensweise. Die „ärztlich angeordnete Ernährung“ als Diät würde ja auch funktionieren, aber der Arzt hat einfach nicht die Zeit, sich zu Dir in die Küche zu stellen, oder auch mit Dir an den Tisch zu setzen.
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren:
1. Üben
2. Üben
3. Üben
„Man gibt immer den Verhältnissen die Schuld für das, was man ist. Ich glaube nicht an die Verhältnisse. Diejenigen, die in der Welt vorankommen, gehen hin und suchen sich die Verhältnisse, die sie wollen, und wenn sie sie nicht finden können, schaffen sie sie selbst.“
George Bernhard Shaw
Als erwachsener Mensch kann man sich ganz bewusst die Chancen, die einem die größten Möglichkeiten bieten ausrechnen.
Und noch einmal, als Anleitung zum Abnehmen: ÜBEN.
Eine Studie der Psychologen K. Anders Ericsson, Ralf Krampe et.al zu Talent und Erfolg ergab: Niemand hatte es je mit weniger als 10.000 Übungsstunden zur Meisterschaft gebracht. Kein Geiger und kein Komponist. Bei zwei Stunden am Tag: 13,6 Jahre. Das beste Talent entwickelt sich nicht ohne Übung…
– 6 –
Alles oder Nichts und alles auf einmal
– ist häufig ein unbewusster Wunsch. So, wie Kinder es kaum ertragen können, auf das Christkind warten zu müssen, geht es manchen Erwachsenen in Hinblick auf ihre Wunscherfüllung – weshalb wir ja auch vom Wunschgewicht sprechen.
Der Verstand weiß natürlich, dass in Wirklichkeit nur
Eins nach dem Anderen, ein Schritt nach dem Anderen
funktioniert. Wie viele Schritte das sein können, machen wir uns selten bewusst – aber wenn wir uns vorstellen, dass wir möglicherweise doch einen langen Weg vor uns haben, stellen wir auch schon mal das Nachdenken, oder Vorausdenken ein: Komplett, oder das Denken wird durchs träumen ersetzt.
Das schrittweise Vorgehen ist im Artikel
– hoffentlich differenziert genug – dargestellt.
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Abgelegt unter: abnehmen-systematisch, Allgemein | 5 Kommentare »
Ich habe mich gerade mal nach „Anleitungen zum Abnehmen“ umgeschaut, und musste dabei an die „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Watzlawik denken:
Meistens bekommt man/frau eine Liste von Verhaltensanweisungen vorgelegt, an die man sich dann zu halten hat, von der Ernährungsumstellung bis zu „bewegung im Altag“ und sportlicher Betätigung.
Das ist ja schön und gut, aber für die, die schon länger übergewichtig sind, ist das ja ähnlich schwierig, wie eine exotische Fremdsprache zu lernen, die noch dazu eine anderes Schriftsystem hat.
Aber diese kompakten „Anleitungen zum Abnehmen“ tun so, als könnte man den Lernstoff in fünf oder zehn Minuten vermitteln.
Hinzu kommt, dass der Bereich der Essstörungen nicht mit Ratschlägen behandelt werden kann.
@ Eva-Maria
Ich denke auch, dass die herkömmlichen Ansätze größtenteils versagt haben. Dein Vergleich mit indisch, chinesisch oder arabisch-Lernen trifft den Nagel auf den Kopf, da die deutsche Hausmannskost nicht mehr zeitgemäß ist oder zu (deutschem?) Junk-food verkommen ist, und die “Lebensart” sich auch nicht so entwickelt hat, dass sie gesundheitsförderlich wäre.
Wenn unter diesen Umständen eine Anleitung zum Abnehmen damit beginnt, die negative Kalorienbilanz als erstes Gebot aufzustellen, fokussiert man sich auf einen Sektor der Lebensumstände, und die Störungen sickern von anderer Seite wieder nach.
Ich hätte auch auf die verweisen können.
Am wichtigsten ist es meiner Meinung nach, einen ersten Schritt zu machen, und dann den nächsten.
Daraus ergibt sich aber auch, dass 20 Punkte nicht ausreichend sein können. Jeder Tag, jede Mahlzeit, jede Bewegungseinheit, jede Willensanstrengung zählt und ist entscheidend. Einfach das “Dranbleiben”.
Deshalb hatte ich ja auch versucht, über die Rosen eine etwas freundlichere Stimmung zu vermitteln.
Ich würde auch jede Anleitung zum Abnehmen ablehnen und selbst keine liefern .
Ich entspreche selbst nicht den üblichen Garde- oder Modemaßen und habe jetzt, mit 52 Jahren, eingesehen, dass ich bestimmt nicht der anorktische Typ bin – es sei denn, ich versteife mich auf absurde Ziele und werde dadeurch krank. Dass ich eher eine rundliche, kräftige Statur habe ist Teil meiner Persönlichkeit, meiner Lebensgeschichte und Individualität. Etwas, das ich durchaus akzeptiere.
Ich möchte mich also nicht selbst ablehnen, oder von Anderen abgeleht fühlen, weil ich fremden Idealen nachstrebe.
Ein Personal-Trainer kann vielleicht Einzelnen dabei helfen, sich mehr und besser zu bewegen und eine bessere Kondition zu erlangen.
Bestimmte Diäten formen ein Raster von Verhaltensvorschriften, an das bestimmte Charaktere sich recht gerne anpassen – sind also etwas für diejenigen, die sich gerne führen lassen. Allerdings provoziert diese „Führung“ auch gerne eine gewisse Rebellion.
Auf der psychotherapeutischen Ebene würde ich zur Teilnahme an einer Selbsterfahrungsgruppe raten. Diese kann ein mehr an Einsichten über einen selbst vermitteln, und damit kann man weiterarbeiten.
Mir wollte neulich eine „Freundin“ erzählen, wie ich abnehmen könnte: Ich solte nur die Wurst weglassen, fettes Fleisch und Kuchen und Torten.
Als ich ihr erzählte, dass ich einen Probemonat in einem Sport-Studio habe, aber nicht genug Zeit dafür, meinte sie, dass ich auch das streichen sollte und mit einen Hometrainer ins Wohnzimmer stellen könnte, und beim Fernsehen trainieren.
Von „metabolic-Balance“ hält sie nichts, obwohl meine Schwester damit gute Abnehmerfolge erreicht hat. Es ist zwar zu teuer für mich, aber ich würde es gerne machen.
Nein, das soll ich vergessen.
So sieht also eine Anleitung zum Abnehmen aus, die eine Freundin erteilt.
Und wenn ich mich nicht daran halte, zuckt sie wahrscheinlich die Schultern und meint, mir sei ja sowieso nicht zu helfen und jeder seines Glückes Schmied.
Dabei wollte ich ihr einfach von meinen Problemen erzählen – die interessieren sie aber gar nicht wirklich.
Wahrscheinlich, weil sie meint, ihre Probleme seien wichtiger.
Dass sie dann mit einer Allerwelts-Abnehm-Anleitung aufwartet, passt ja wohl ins Bild. Sie selbst ist übrigens schlank wie eine Gerte…
@ Barbara.
wer seinen Gewichtsstatus nicht verändern will, braucht auch keine Anleitung zum Abnehmen. Eine kräftige Figur ist ja kein menschlicher Mangel.
Mir geht es ja auch um die Fragestellung: Sind solche Anleitungen überhaupt sinnvoll? Und: Was ist mit denen, die aus medizinischer Sicht abnehmen müssen?
Wenn Du den Personal Trainer ansprichst: Das ist eine besondere Situation, in der nicht nur trainiert wird, sondern auch Verständnis aufgebracht wird, entsteht. Außerdem ist so ein angeleitetes Training nicht umsonst, und Beide geben sich Mühe, weil Geld im Spiel ist.
Im Artikel "Diät-Beratung, kostenlos und unverbindlich oder konkret" bin ich auf diese Problematik eingegangen.
Selbsterfahrungsgruppe oder Selbsthilfegruppe – oder das eine im Sinne des Anderen: Das wäre eine Option, die noch zu erforschen wäre. Wie auch die Selbsthilfegruppe im Sinne der Arbeitsgruppe.
@ Karola: Es kommt mir so vor, als würdest Du Dich im Kreise drehen, und Deine Unzufriedenheit festhalten.
Was die jüngere Schwester macht, ist nicht so wichtig, wie, dass Du Deinen eigenen Weg gehst, nicht den, den Sie gefunden hat. Auf Geschwisterneid oder Futterneid als mögliche Hintergründe Deiner Haltung hinzuweisen, ist aber nicht vordringlich.
Die Antworten, "Anweisungen", die Du bekommst, passen andererseits zu Deinen Fragen. Vielleicht solltest Du konstruktivere Fragen stellen – dass der Verzicht auf Wurst, Süßigkeiten und Torte beim Abnehmen etwas bringen kann, war für Dich ja nichts Neues. Nur: Was machst Du daraus? Lässt du diese “Anleitung zum Abnehmen” unter den Tisch fallen, nur weil Du sie schon gekannt hast?
Welche Diät?
Du kannst auch eine Nebenbei-Diät machen, oder mit Yoga und Quark abnehmen, wenn Dir das besser gefällt. Anleitungen gibt es zuhauf. Für Dich zählt, was die Schwester sich leisten kann, aber ein kostenloses Konzept wie die Portionsdiät auch nur zu erwägen, kommt Dir nicht in den Sinn.