Emotionales Essen – wie, weshalb und warum?

Maria C. Sanches stellt ihr Buch über “Sehnsucht und Hunger” auf einer eigens eingerichteten Website vor und begrüßt die LeserInnen mit dieser These:

Das Gefühl, sich nach einer gescheiterten Diät als willenschwache Versagerin, bzw. als willensschwacher Versager zu fühlen, ist Ihnen vermutlich vertraut. Dass Ihre Abnehmversuche bisher ohne dauerhaften Erfolg blieben, liegt jedoch nicht daran, dass Sie zu undiszipliniert oder zu willensschwach sind. Es liegt daran, dass sich Diäten oder andere Kontrollelemente immer nur mit dem Symptom, also mit der Nahrungsaufnahme, befassen.

Da fällt es nicht schwer, zuzustimmen, selbst wenn man sich doch irgendwie als “undiszipliniert oder zu willensschwach” empfindet. Alleine die Sache mit dem Willen ist aber auch zu kompliziert: Da gibt es sogar die These, recht eigentlich sei der “Wille zur Ohnmacht” verbreiteter als ein wirklicher Wille…
Aber das lenkt vom Thema “emotionales Essen” zu sehr ab. Kommen wir zu den Grundthesen in “Sehnsucht und Hunger”:

  1. Es gibt keinen "inneren Schweinehund" in uns, den wir im Zaum halten müssen, sondern innere Spannungen, die unsere Aufmerksamkeit brauchen, unsere Achtung und unseren Respekt.
  2. Wenn wir nach Ernährungsregeln leben, bleibt die entscheidende Frage: "Warum esse ich eigentlich, wenn ich keinen körperlichen Hunger habe?" außer Acht.
  3. Wenn wir unsere seelischen Bedürfnisse zurückstellen, macht uns der emotionale Essensdrang unbestechlich darauf aufmerksam.
  4. Wenn wir mehr essen, als der Körper braucht, essen wir nicht aus körperlichen, sondern aus seelischem Hunger. Diäten können   diese seelischen Gründe  niemals erfassen.
  5. Wir brauchen nicht das Essen, wir suchen den emotionalen Effekt, den das Essen auf uns hat.
  6. Wären die Kilos die Ursache, hätten wir nach einer Gewichtsabnahme die Ursache beseitigt und der Gewichtskampf wäre vorbei. Aber wie oft hatten wir danach einen dauerhaften Erfolg?

Das klingt brillant, ist aber nicht frei von Wunschdenken: Sicherlich gibt es innere Spannungen, die zu respektieren sind. Den inneren Schweinehund aber – eine Metapher,  für etwas, das von innen heraus bedrängt, verführt, die falschen Weichen stellt, kann es tatsächlich geben. “Schweinehund” heißt das “Ding”, weil es das Ergebnis beschämender Erfahrungen, wohl auch schlechter erzieherischer Maßnahmen, Grausamkeiten, Vorführungen und Bloßstellungen sein dürfte. Zum Beispiel so: Eine

… innere Stimme meldet sich angesichts des Stolzes auf Abnehmerfolge: “Hochmut kommt vor dem Fall”; übersetzt: “Dir steht es nicht zu, stolz auf Dich zu sein”.

Das  kann man verdrängen (Insofern, wenn dem Wunsch, das nicht zu sehen, nachgegeben wird, handelt es sich um “Wunschdenken”), aber das Verdrängte ist der Bearbeitung entzogen.

Emotionen kommen beim Essen, beim abnehmen erst recht, ins Spiel. Die Kilos mögen Folge von unangenehmen Emotionen sein, aber es kann auch ein Teufelskreis entstehen, wie bei jeder Sucht.
Vielleicht auch eine Fortsetzung der Suche nach Glück und Sinn

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