Dick, Fett, faul, gefräßig

“Menschen mit Übergewicht leiden nicht nur an ihrer Esssucht, sondern auch unter den Vorbehalten ihrer Umgebung.” Und:

Als fett, faul und gefräßig würden sie in der Öffentlichkeit dargestellt, klagt Theresia. „Es gibt sogar Ärzte, die behandeln uns, als seien wir Monster.

Diese Formulierung fand sich in einem Artikel zur Gründung einer Selbsthilfegruppe (bei Übergewicht/Adipoitas) in Aalen.

Da wäre es doch an der Zeit, über den Austausch der  individuellen Leidensgeschichten

Allen gleich ist …: Die Kilos drücken auf Gelenke wie Gemüt, sie machen krank und grenzen aus. Gemeinsam ist den Adipositaskranken der Wille, die Pfunde loszuwerden. Meist haben sie bereits einen langen Leidensweg hinter sich, der oft schon in der Kindheit begann und von dem sie nie wieder abgekommen sind. Ramona G.  ist eine von ihnen. Sie wuchs mit Eltern auf, die beide einen Body-Mass-Index (BMI) von 45 hatten (als normal gilt 19 bis 24) und Essen als Lebensinhalt sahen. Bis zu ihrem 16. Lebensjahr konnte die Ansbacherin Widerstand leisten, versuchte die tägliche Kalorienfülle durch Leistungssport wieder abzubauen. Doch irgendwann wurde die Bewegung weniger und das Essen mehr. Als ihr BMI auf 44 stieg, wollte sie umkehren. „Eine Diät jagte die andere, doch der Jo-Jo-Effekt war stärker“, berichtet Ramona G.  ihren Leidensgenossen.

hinaus auch noch alternative Öffentlichkeitsarbeit zu leisten – wenn die Gruppe dann erst mal läuft…
Alternative Medien zu gestalten, ist heute – technisch gesehen – ja kein Problem mehr. Wenn interessierte Kreise bei der Hilfe zur Selbsthilfe deutlich engagierter und strukturierter wären – das wäre auch ein schöner Faktor.
Aber es gibt vermutlich mehr “Selbsthilfegruppen bei Parkinson” als Selbsthilfegruppen bei Übergewicht: Das eine ist eine “anerkannte Krankheit, bei der auch teure Medikamente verschrieben werden, das andere ein “notwendiges, selbstverschuldetes Übel”, oder wie auch immer das aktuelle Vorurteil gerade lautet. Und auch “Abnehmen kann doch jeder, der nicht gerade willensschwach ist”.

Bis Übergewichtige gegen solche Vorurteile ankämpfen ist es vielleicht noch ein weiter Weg:  Zuerst einmal gilt es ja, die verinnerlichten Vorurteile bei sich selbst zu “überarbeiten”, zu beseitigen.

Hier gilt es vor allem, die eine oder andere Hürde zu überwinden, und nicht mutlos kehrt zu machen.

Wenn sich viele engagierte Gruppen vernetzen, ist  voraussichtlich ein beachtlicher Einfluss möglich,  auch bei der Meinungsbildung. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Wenn sich daran etwas ändern soll, muss etwas geschehen, muss sich etwas ändern.

Dass – geselschaftlich bedingt – immer wieder und ständig Rangordnungen, um nicht zu sagen Hackordnungen aufgestellt werden, wird kaum bedacht.

Aber schlechte Sport-Noten haben garantiert Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein. Die Bewertung wird als Fakt verstanden:
„Ich bin gut (sehr gut)“, sagen die Glücklichen. Die mit den schlechten Sport-Noten, die „Unfitten“ müssen sich dementsprechend mit einem „Ich bin nicht gut, ausreichend, mangelhaft“ zufriedengeben.

Kurios wird es also, wenn zwei Dicke sich unterhalten und der Eine den Anderen fragt: „Was machst Du denn den ganzen Tag?“
Unausgesprochen verbirgt sich in dieser schlichten Frage ja genau dieses Vorurteil: „Fett und faul, so sind sie, die Dicken.“

Das „Adipositasstigma“ haftet auch, weil Dicke sich gegenseitig stigmatisieren, nicht einmal untereinander die Karten offen auf den Tisch legen. Weil es zu sehr um Äußerlichkeiten geht, bleibt die Empathie auf der Strecke.

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Ein Kommentar zu “Dick, Fett, faul, gefräßig”

  1. […] fetten Monster sind mal wieder auf dem Bildschirm, als “biggest Loser”. Als Blogger merkt man das bloss, wenn […]

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