Beschönigen ist keine Kunst…
Geschrieben am 4. Februar 2008 von KPBaumgardt
Kürzlich hat Jürgen Abraham, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), sich über die Pläne von Regierung und EU, gewisse Kenzeichnungen über die Zusammensetzung der Lebensmittel einzuführen, empört:
„Die Industrie ist doch nicht Schuld daran, wenn jemand zu viel isst. Wer viel isst und sich wenig bewegt, wird auf Dauer Probleme mit seinem Gewicht bekommen“.
Sicherlich wird er sich bestens mit den Herrschaften aus der Unterhaltungsindustrie verstehen, denn kein Fernsehsender (häufiges Motto: "Bleiben Sie dran") ist schuld, wenn die Leute sich wenig bewegen. Das Fernsehen informiert ja auch nur:
Die Stiftung Warentest stellt fest: Der McDonald’s-Cheeseburger lässt Spielraum für Salat und selbst für kleine Pommes. Mit Salat und Apfelschorle ergibt er eine recht ausgewogene Hauptmahlzeit.
Merkwürdig nur, wie bei diesen Betrachtungen die Frage, was gesundes Essen positiv bedeutet, und ob es den großen Ketten mittlerweile gelungen ist, ihre Kunden auf ihre Markenzeichen zu prägen, aus dem Blickfeld geraten ist.
Heruntergespielt werden auch die Schwierigkeiten, ein einmal erworbenes Übergewicht wieder zu verlieren: Da gibt es zum Einen die ewig gleichen Versprechungen, mit der richtigen Diät werde das schon werden (Fressnet empfiehlt die "neue Brigitte-Diät") und schon immer den Typ "Ausbund an Selbstdisziplin", der ein halbes Jahr lang linear und wie auf Schienen mehr als ein Pfund pro Woche abnimmt, und zwar ohne irgendwelche Schwierigkeiten.
Da kommt nicht Jeder mit.
Wird einerseits die Mitschuld der Verhältnisse am Zu-Viel-und-ungesund-Essen und untätig-vor-der-Glotze-hängen beschönigt, wird an anderer Stelle mutig der Kampf gesucht: Alkohol bekämpft man, indem man ihn vernichtet. Auch beim Idsteiner Schnapstest ist das wohl unvermeidbar.
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