Wie fett macht Fett, oder macht Fett nicht fett?

Bei Arte ist (noch) ein Pro-Fett-Film zu sehen: „Unser liebster Feind: Das Fett“. Der Film (Regie: Monika Kirschner) stellt nun allerdings die gewohnte, gelernte Sichtweise, was die Fette betrifft, zumindest zum Teil auf den Kopf:

„Plötzlich“ wird zum Beispiel Schweineschmalz wieder salonfähig, weil es so sehr gesättigt gar nicht sei, oder sein könne, und bei Raumtemperatur schon fast flüssig ist, ähnlich wie Gänseschmalz.

Der Film weist auch auf das „amerikanische Paradox“ hin, das darin besteht, dass die Bevölkerung, obwohl sie zunehmend fettreduziert isst, dicker wird.

Diäten, die auf der Reduzierung von Fett basieren, mögen helfen können, Gewicht zu verlieren, aber auch Kliniken, die Fett erlauben sowie  die Zufuhr von Kohelnhydraten beschneiden und ohne Kalorienzählen auskommen, sind erfolgreich.

In dem Film konnte man nicht auch noch der Frage nachgehen, wie die Kühe gehalten und gefüttert werden müssten, damit die Butter am Besten wird…

Das „Dogma vom Fettsparen“ werde also, ohne wissenschaftlich belegt zu sein, verfolgt – einzig bei dem Punkt, dass Transfette ungesund sind, wird in diesem Film eine Ausnahme vom „Fett ist gesund“ gemacht:

Inzwischen machen sich Zweifel breit, ob die fettarmen Empfehlungen überhaupt wissenschaftlich begründet sind. Der renommierte Ernährungsforscher Ronald Krauss, Direktor der Arteriosklerose-Forschung in Oakland, Kalifornien, konnte nachweisen, dass Fettsäuren keinen negativen Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem haben. Im Gegenteil, selbst die geschmähten gesättigten Fettsäuren haben positive Wirkungen. Irritationen und Widersprüchliches über die Bewertung der Fette gibt es schon lange. Im Nachkriegsdeutschland setzte die verstorbene Biochemikerin Johanna Budwig selbst bei Krebs auf eine fettreiche Diät. Mit wenig Resonanz – bis heute. Das Dogma vom „bösen Fett“ hat einflussreiche Verfechter.
In einem Punkt sind sich allerdings alle einig: Industriell gehärtete Fette schädigen das Herz, so sehr, dass sich der Staat New York entschlossen hat, sie einfach ganz zu verbieten.

Nun beweist die Gegenüberstellung von Kohlenhydratarmer und fettarmer Ernährung zum Zwecke des Abnehmens lediglich, dass die „Diättreue“ stets ein entscheidender Faktor ist, was auch für eine (leicht kalorienreduzierte ?) vollwertige Mischkost gilt.

Sinnvoll dürfte es immer sein, leicht vermeidbaren Süßungs-zucker (etwa in Limonaden und „Soft-Drinks„) zu vermeiden (auch das Leben ist nicht immer ein Zuckerschlecken, warum sollen es ausgerechnet die Getränke sein?), und auf Produkte, die schmecken und gut sättigen, zu achten.

Die Fettreduktion wiederum ist das Prinzip des frei verkäuflichen Anti-Adipositas-Medikaments „Alli„. Zur Bestimmung der Frage, ob man ein geeigneter Kandidat für dessen Einnahme ist, wird der BMI verwendet. Dessen Berechnung ist seit eh und je unverändert, und vom BMI hängt die Entscheidung Übergewicht / Normalgewicht ab:

Klassifikation
m
w
Untergewicht
<20
<19
Normalgewicht
20-25
19-24
Übergewicht
25-30
24-30
Adipositas
30-40
30-40
massive Adipositas
>40
>40

Dementsprechend das Urteil der offiziellen „Alli-Seite“ zu einem BMI von 27,1:

Sie befinden sich derzeit in der BMI-Klasse „Übergewicht“. … tragen Sie ein erhöhtes Risiko, an Herzleiden, Diabetes und bestimmten Krebsarten zu erkranken. … Sie können auf jeden Fall etwas für Ihre Gesundheit tun, indem Sie sich fettreduziert ernähren und mehr bewegen.

Allerdings: Der „wünschenswerte“ BMI hängt vom Alter ab. Folgende Tabelle zeigt BMI-Werte für verschiedene Altersgruppen:

Alter
BMI
19-24 Jahre
19-24
25-34 Jahre
20-25
35-44 Jahre
21-26
45-54 Jahre
22-27
55-64 Jahre
23-28
>64 Jahre
24-29

Und manchmal hat man als „älterer Herr“ es doch ein bisschen leichter, weil die „27“ nun doch erlaubt ist; vielleicht hätte man auf der Alli-Seite auch noch eine Frage nach dem Alter einbauen sollen, bevor man mit dem „Orakel“, das dort erstellt wird, die potentiellen Kunden in Angst und Schrecken versetzt.

Die hier verwendeten Tabellen stammen von einer Seite der Uni Hohenheim

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7 Kommentare zu “Wie fett macht Fett, oder macht Fett nicht fett?”

  1. Danke dass Du noch mal das Alter mit ins „Spiel“ gebracht hast.

    Es wird sehr oft, um nicht zu sagen fast immer vergessen beim BMI.

    Ein schönes Wochenende wünschen Dir

    Lutz und Anja Balschuweit

  2. Ich fand die Doku auch ziemlich interessant, wenn leider auch etwas einseitig. Also es ist gut, die alte Mär vom Fett macht fett zu widerlegen, aber man darf dabei nicht ins Gegenteil umschlagen. Den viel Fett macht nicht schlank. Aber ich will nicht meckern.
    Die BMI-Tabelle nach Alter stammt vo1989 vom amerikanische National Research Council (NRC). Ich bin doch ein alter BMI-Freak: http://www.bmi-club.de/bmi-bedeutung.html

  3. Alter….
    Ich kenn Leute, die haben einen BMI > 25 aber unter 10% Körperfett. Hm…
    (ach so, die sind gedopt…)

  4. Lass mich raten: Das sind keine Frauen, und bloggen tun sie auch nicht?
    Sind sie gedopt oder nicht?
    Und: An der Stelle kommt ja oft auch der Vergleich von Windhund und Mops, sprich: Genetische Veranlagung 😉

  5. […] “Wie fett macht Fett, oder macht Fett nicht fett?” […]

  6. […] sei es nun Atkins, Trennkost, Schlank im Schlaf usw. einfach hinter sich. Wer unbedingt eine Fett-Diät machen will, könnte sich auf einem anderen “Forum” […]

  7. […] finden hier die Einteilung des idealen Body-Mass-Index nach Alter wieder, die von vielen Medien immer noch ignoriert wird. Bei der Vorstellung der diversen Diäten […]

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