Tim Mälzer: Fette Diäten machen fett!

„Es sind Diäten, die erst richtig fett machen“

Das hat unser Fernseh-Starkoch gesagt, und ich wundere mich, wie unbesorgt er das Wörtchen “fett” benutzt, dachte ja, eigentlich sei das tabu und diskriminierend. Aber, wer in der Bild-Zeitung interviewt wird, muss schón etwas liefern…

Zum Beispiel Ernährungstipps:

Ernährt euch ganz bewusst! / Butterbrot als Snack / Finger weg von Light-Produkten! / Habt einfach mehr Respekt vor eurem Körper und vor dem was, ihr ihm zuführt! / Alles essen, aber in Maßen / Auf Dauer ergibt es nur Sinn, seine Ernährung umzustellen und mehr Kalorien zu verbrennen.

Na gut. Einverstanden 😉

Mälzers Schnell-Rundumschlag wider die Diäten ist noch in der Mediathek zu sehen.

Vier Probanden haben diese Diät(-Versuche) unternomen:

  1. Schlank im Schlaf nach Dr. Pape
  2. Trennkost
  3. Punkte zählen nach Weight Watchers
  4. Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung DGE

Wirklich durchgefallen ist im Mälzer-Arrangement eigentlich nur die SIS – Methode, bei der Trennkost hat die Kandidatin die wenige Nahrung getrennt und ihr Töchterchen bekam eine Essstörung – trotz ärztlicher Begleitung. Dem Rentner unter den Probanden hätte allerdings eine altersgemäße Form der Diät-Betreuung zugestanden.

Zwischendurch noch ein wenig Kritik an unseren Massenmedien – Maja Storch hat den Einfluss der Bilder, die auf uns einströmen, untersucht und meint, das Unterbewusstsein könne sich dem gar nicht entziehen.

Dr. Gunter Frank aus Heidelberg war mit einem speziellen EKG (Herzratenvariabilitätsmessung) dabei, um den  Diätstress zu messen.

Auch Frau Mühlhauser hat Tim Mälzer interviewt, nicht zu unrecht:

… sterben die Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 29,9 – diese Spanne gilt bereits als Übergewicht – nicht früher. Bei einem höheren BMI mit Werten jenseits der 30 sprechen Forscher von Fettleibigkeit oder Adipositas. Bei diesem starken Übergewicht sind hingegen die Risiken für Krankheiten erhöht und die Menschen werden nicht so alt. „In den USA verschiebt sich seit den 70er-Jahren der Wert des Körpergewichts mit der besten Lebenserwartung zu höheren BMI-Werten“, schreiben die Autoren. „Heute ist ein BMI um 27 im mittleren Lebensalter mit der geringsten Sterblichkeit verbunden. Im Alter über 70 Jahre geht ein BMI zwischen 27 und 35 mit der geringsten Sterblichkeit einher.

bei 2und50Wochen gibt es dieses Zitat und eine interessante Umfrage dazu.

Sehr gut finde ich, dass Mälzer von weiteren Diätversuchen Abstand nehmen will, und bei Dr Frank hatte ich den Eindruck, er sei recht schmal geworden – arg schmal, oder zu schmal, hätte meine Mutter bestimmt gesagt. Besonders im Gesicht.

Vielleicht steht ja ein neuer Abnehm-Report in den Startlöchern:

“Wie ich als Anwalt der Dicken Fünf Kilo abgenommen habe – ohne Hunger, ohne Stress, und ganz ohne Aufsehen zu erregen”.

Aber darauf wetten möchte ich natürlich nicht.

Nachtrag: Die Kraft der Bilder, die unser Unterbewusstsein manipulieren, gibt es sicherlich – da st Frau Storch zuzustimmen. Und es gibt die Kraft der Sprüche, der Manipulation in Texten. Es werden sinnlose Diäten propagiert und Marken eingeprägt. Wie bekannt ist Nutella, und warum?

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8 Kommentare zu “Tim Mälzer: Fette Diäten machen fett!”

  1. Irgendwie war das Experiment dieser Sendung eine vertane Chance: Zum Einen ist doch wieder das Vorurteil bestätigt worden, dass es nur darum ginge, die richtige Diät auszuwählen, zum Anderen haben Mälzer und auch Dr. Frank die „Kanditaten“ doch ohne Beratung alleine gelassen.
    Der Pensionär, der mit seinem abendlichen Salat nicht zurechtgekommen ist, hat mir richtig leid getan.

    Und die Auzbine, die vom Kinder-Schokoladen-Süßkram nicht lassen konnte, auch. Bemerkenswert war ihr Ausspruch, dass sie es vermisst, sich nicht mehr „pappsatt“ essen zu dürfen…

    Dass eine Heilpraktikerin, die überhaupt kein Übergewicht hat, unbedingt sechs Kilo abnehmen muss, fand ich auch fragwürdig.

    Die Kindergartenleiterin war vielleicht die Einzige, die das Abnehmen wirklich nötig hatte – und da wissen wir nicht, wie es weitergeht.

  2. Tja, so ganz stimmig und widerspruchsfrei ist das Alles nicht. Aber stll‘ Dir mal vor, die hätten inem Kandidaten die Portionsdiät verodnet 😉

  3. Schade das ich die Sendung nicht fand, grundsätzlich sind Köche ja eher mit Qualitätsbewußtsein veranlagt und haben kein Problem damit, besonders Starköche, in ihren Gastronomiebetrieben mal so 15 bis 50 Euro für ein Essen an Gebühren einzufügen.

    Da mag ein Koch seine Klientel der in Deutschland verwöhnten Oberschicht gerne verwöhnen, irgendwer hat ja schon immer diejenigen fetten Bäuche gepinselt, die sich auch während der Hungerzeiten im Lande ein feines Essen schmecken lassen konnten, während die Hungerbäuche sich an den Fenstern drückten.

    (Star)-Köche sollten einfach still sein wenn es um normale Menschen und deren LEBENSmittelkonsum geht. Diese Herren mögen Heroen der Küche sein, Genußmenschen durch und durch, Feingeister, tolle Menschen und Hochkompetent in der Küche, die Fragen nach Tatsachen sollte den wissenschaftlichen Denkern wie Dr. Gunther Frank überlassen bleiben. Köche sollten Kochen.

    Was mir da einfällt, war eine andere Sendung, die den vergleich von deutschem Schulessen und damit verbundener kulturelle Einstellung verglich mit der französischer Schulessküche. Inwieweit die Französische vielleicht eine gehobene Schule war, konnte ihc nicht beurteilen, aber das dieser ganze Bereich Schulmensa einen völlig anderen kulturellen Wert hatte, das wurde klar während der Sendung. Dafür können aber Menschen nichts, die dann so aufwachsen wie eben der Nachwuchs in Deutschland.
    Es bringt gar nichts wenn Köche und Ärzte sowie Politiker mit dem Finger auf Konsumenten von Fastfood und Junkfood zeigen, aber gleichzeitig für eine fehlende Esskultur in Schulen, Mensen, Betrieben und für die Mangelernährung von Millionen Hartz4 Empfängern mitverantwortlich sind.
    ___

    Das ein Mann wie Dr. Frank übermäßig dünner wird, hat nicht immer mit Diät zu tun, sondern kann auch am Streß liegen. Er steht seit mehreren Jahren in der Öffentlichkeit. Wenn manche Menschen schon Magengeschwüre bekommen wenn nur zuviel Arbeit im Büro ansteht, dann sollte man Menschen in der Öffentlichkeit doch mit ein wenig Nachsicht sehen.
    Vor allem ein verständnisvoller einfühlsamer Mensch wie Dr. G. Frank (schon sein Buch gelesen? Da fällt das auf, das liegt sicher nicht an einem Lektor, das ein Mensch soviel Mitgefühl in seinen Erklärungen aufbringen kann wie dieser Arzt seinen Patienten und als Autor seinen Lesern und Mitmenschen).

    Er ist übrigens gegen Diäten eingestellt und hat in noch keiner Sendung Pro-Diätberatung argumentiert, deshalb ist die indirekte Forderung aus Ihrem Artikel er hätte doch dem Herren beistehen können, sehr fraglich. Es entspräche nicht seiner Art, sich einzumischen wenn jemand unbedingt Diäten will, er respektiert das, aber klärt darüber auf, das es im Regelfall sinnlos und vielen Fällen schädlich ist.

    ___

    Werbung und die Botschaften fürs Unbewußte kann man bekämpfen durch Bewußtmachung der Zusammenhänge. Wer weiß, das Werbung so und so funktioniert und auf dies und das abzielt, kann sich in einem bestimmten Maße wappnen. Das Unbewußte ist nicht mehr unbewußt, wenn wir darüber Nachsinnen.
    Unbewußt bleibt letzlich nur das, was wir aus welchen Gründen auch immer verdrängen bzw. in Erinnerung bleibt. Erinnerungen kann man beeinflussen, indem man sich der Werbung entzieht.

    Das ist unmöglich heutzutage, aber durch TV-Abstinenz schon mal radikal reduzierfähig.
    Wer das nicht will, liefert sich ein Stück weit natürlich aus.

    Liebe Grüße & ein

    Schönes Wochenende!

  4. Der Link zur Sendung – versuchen Sie es einmal hier. Die Fernsehbeiträge der “öffentlichen” dürfen allerdings wegen irgendwelcher Mediengesetze nur begrenzt online sein…

    In einem Beitrag der WELT wurde Melzers Engagement im Fernsehen sinngemäß so begründet, dass die ARD versucht, ihn zu einer Art “Super-Nanny” auf dem Gebiet der Ernährung aufzubauen; letztlich also, dass man versucht, RTL-Konzepte zu übernehmen. Na ja, man sagt ja auch “Schuster, bleib bei Deinen Leisten”.

    Eine gewisse Fernseh-Abstinenz wird ja auch bei der Portionsdiät vorausgesetzt…

    Wobei: Die Koch-Shows haben möglicherweise ihren eigentlichen Ursprung in Zeiten des kollektiven Hungers. [Artikel: Hungertrauma]

     

    Nachtrag: Dr. Frank hat halt gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Zumindest bei dem netten Rentner hätte er mit all seiner ärztlichen Autorität sagen dürfen, dass der das lassen soll, sich einer Qual wie „Schlank-imSchlaf-Diät“ zu unterziehen; das konnte ja nichts werden.

  5. Dankeschön für den Link.

    Die Schlank im Schlaf-Variante ist ja afaik eher eine Abwandlung der Glyx-Diät. Pape legt irgendwie Wert darauf, das der Insulinspiegel beim Schlafen Nachts unten ist, darauf ist die Ernährung ausgerichtet.

    Eigentlich ein auch anders bekanntes System, das auch Kraftsportler bzw. Bodybuilder aus teilweise anderen Gründen verfolgen. Wer wirklich dringend Abnehmen will oder soll, kann diese Form versuchen, es gibt durchaus Erfolge damit. Empfehlenswert ist auch gerade morgens dann den Tag mit Sport zu beginnen. Nicht unbedingt jedermanns Sache, aber mit etwas Spass an der Sache, erreicht man seine Gewichtsziele auf diese Weise ganz gut.
    Erfolgreich kann das sein, vor allem wenn Menschen stark auf Kohlehydrate reagieren, das ist meiner Erkenntniss nach vor allem bei Athletisch gebauten Menschen der Fall, die ohne Sport oft massiv ansetzen, weil der Körper auf den Ausgleich durch Bewegung bei Betroffenen ganz besonders angewiesen ist.

    Einige Kliniken setzen heute auch schon auf eine ähnliche Ernährungsform, gerade bei jenen den Fettstoffwechsel anzukurbeln, denen aus gesundheitlichen Gründen das Abnehmen besonders empfohlen wird. Das funktioniert schon, läßt sich übrigens auch perfekt mit ihrer Portionsdiät kombinieren.

    Wenn ich mir diese „Testpersonen“ anhöre, das Gerede von Sünde, Essen als Religionsersatz, Riten, Gelübde und Fetthölle als Strafe für Disziplinlosigkeit O.o

    Das ist doch nur noch krank! Dazu fällt mir Udo Pollmer ein, der den Verlust des Essgenusses beklagte und die Meinung vertrat, das die Essfeindlichkeit direkt mit der früheren Körper- und Sexfeindlichkeit zusammenhänge. So ganz kann man das nicht von der Hand weisen. Da scheint es, als hätten krankhafte Wesenszüge der Menschen sich wenig geändert sondern nur verlagert.

    MFG

  6. Die Art der Sendung ist ja grundsätzlich fraglich. Das Resümee der Sendung ist gar nicht so schlecht. Überraschend aufklärend.

    Vielen an die ARD und Ihnen fürs Aufmerksam machen.

    MFG

  7. Der Gedanke mit dem Frühsport hat etwas – wenn da nicht die Widerstände wären, aber die kann man auch überwinden:
    Spätestens, wenn die Vorteile die Nachteile überwiegen, sollten die Widerstände überfällig sein.

    Schreiben SIE doch mal einen Artikel…

    Die Verteufelung einerseits, und das wachsende Begehren – das ist vielleicht ziemlich katholisch. Kein Heiland der Welt hat je asketische Priester gefordert. Bei Luther gab es das Maß
    „In der Woche zwier, schadet weder ihm noch ihr“ 😉
    – wobei noch zu fragen wäre, in welchem Lebensalter er das gesagt hat…

  8. Meine Lust am schreiben stirbt an meinem eigenen Anspruch. Fürs kommentieren reichts mir gerade so 😉

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