Freie Diät (3) – Superkräfte und Ohnmacht
Geschrieben am 20. Juli 2024 von KPBaumgardt
„Mit Superkräften und neuen Tricks und Kniffen siegreich im Kampf gegen das Übergewicht – und dabei gleich noch den inneren Schweinehund neutralisieren!“
Das wäre doch mal ein Konzept – dazu passend eine Rezept- und Verhaltensregelsammlung nach dem Motto „Abnehmen für Faule“ und ein halbes Jahr später entsteigt Phoenix aus der Asche, oder so ähnlich…
Dass der gute, überalterte Schweinehund in unseren Zeitenwende-Zeiten immer noch beschworen wird, im Zusammenhang mit „wohlfühlen und stark bleiben“, hatte mich gewundert – sollten wir uns nicht besser mit dem auseinandersetzen, was hinter der Metapher steckt, als mit einem Zauberwesen, das einem die Extraportionen in den Mund fliegen lässt, als wäre aber auch alles wie verhext , als müssten wir demgegenüber wieder zu magischem Abwehrzauber greifen oder gar einen Pakt mit dem Teufel schließen?
Sicher, Carsten Lekutat wird die Einleitung zum Interview mit dem Thema „Tipps zum Abnehmen“ nicht selbst geschrieben haben, aber Medizin und Wissenschaft sollten doch nicht mehr mit magischen Denken vermischt werden.
Dass der „Schweinehund“ noch nicht eingehend untersucht worden ist, hängt damit zusammen, dass Objektbeziehungen zwar begreifbar, aber nicht messbar sind wie der Blutzuckerspiegel.
„Der Dialog mit dem inneren Schweinehund funktioniert natürlich am besten bei den jeweiligen Erfindern. Ein „neues mythisches Fabelwesen“ wird in die Welt gesetzt und liefert Erklärungen – das ist ein Widerspruch in sich selbst, aber kein wissenschaftlicher Fortschritt. Wenn wir deren [gemeint sind die „Fachfrauen und Fachmänner“] These einfach nicht übernehmen, kommen wir zu dem Schluß, dass sie unter dem Deckmantel von Wahrheitsfindung und Aufklärung über unser Wesen neue Vorurteile aufbauen, die die Existenz ‚maligner Introjekte‘, von ‚Konfliktvermeidung‘ und ‚Abhängigkeit‘ nicht aufdecken, sondern verbergen (sollen). Maligne Introjekte: Das sind verinnerlichte, nach Innen geholte, in uns wirkende, „wohnende“ Objekte, also ursprünglich geliebte Menschen; genauer gesagt: Deren Einstellung zum Leben und zu uns.“
Hier dürfen wir annehmen, dass viele sich nicht sehr für das Thema interessieren – dass sie es nicht verstehen, werden die wenigsten sagen. Aber (Selbst-) Motivationsbücher wie „Abnehmen mit dem inneren Schweinehund“ haben sich hunderttausendfach verkauft, in dem Irrglauben der KäuferInnen, praktisch-nützliches „Wissen zum Quadrat“ zu erwerben.
Die Suggestion „Kauf‘ halt noch ein Diät-Buch, und wenn es nicht wirkt, steht es zumindest im Regal“ passt genau zur Nasch-positiven Suggestion der Art „Yeah, ein ganz leichter Käsekuchen, der kann ja nicht schaden“ oder auch „Einen trinken wir jetzt noch, auf einem Bein kann doch niemand stehen“.
Wenn jedoch der Esstrieb erst einmal ungelenkt und ungebremst zu galoppieren anfängt, gibt es keinen Dialog mit dem Schweinhund mehr, in der Folge aber einen Kater oder Durchhänger, miese Stimmung und Ohnmachtsgefühle.
So ein Quiche mit Chorizzo, viel Gemüsebeilage und sogar Radieschenkeimlingen sollte den Anforderungen einer modernen Diät – viel Eiweiß, genügend Vitamine, Ballaststoffe, Verzehrbarkeit entsprechen. Dem Schichtkäse war ordentlich geriebener Ingwer beigefügt, auch eine Schicht Spinat, scharfes Würstchen in Scheiben, und beim nächstenmal kommt noch Curcuma hinzu, aus optischen Gründen. Bei Fragen oder Zweifeln am Rezept wende man sich an den /die „innere/n Ernährungsberater/in.
Greifen wir in dieser Situation zum „letzten Strohhalm“, zur Behauptung oder Überzeugung, dass Mensch als leib-seelische Einheit so etwas nicht verdient habe. Oder auch: Wir haben die Freiheit nicht erworben, um uns von einem inneren Schweinewesen, einem inneren Rumpelstizchen, Schlitzohr, Drecksack oder Angsthasen Unpassendes einflüstern zu lassen – besser ist es, mit einem inneren Eulenspiegel zu scherzen oder vielleicht mit einem philosophischen Gremium nach Weisheit und Wahrheit zu schürfen – um das mal am Rande gesagt zu haben.
Der „ernährungstechnische“ Aspekt der Diät – also Essen und Trinken – ist jedenfalls handhabbar, solange nicht irgendwelche Fabelwesen den Plan durchkreuzen. Man muss ja nur die richtigen Zutaten in der richtigen Menge auf die richtige Weise zubereiten; da hätte ich noch etwas im Angebot:
Gemüsepfanne mit Tofu, Maccaroni und Tahin-Sauce
Möhre, Zwiebel, Zuccini, Lauch, Tofu und Maccaroni nach Belieben zuschneiden (hilfreich ist ein Gemüsehobel/Julienne-Schneider) und mit Öl anbraten/mit etwas Gemüsebrühe bei geschlossenem Pfannendeckel kurz dünsten.
Für die Sauce einer Vollkorn-Mehlschwitze Gemüsebrühe, Hafer-Frischkäse, Tahin und ein scharfes Gewürz nach Wahl sowie Salz unter Rühren beifügen. Fotographisch dokumentieren und genießen 😉 !
Die Sauce dickt beim Abkühlen noch ein wenig ein, so dass sie – ggf. nach leichter Veränderung der Rezeptur – sich auch als herb-geschmnackvoller Brotaufstrich und Butterersatz eignet.
Pflanzen bestimmen
Sicher – auch Pflanzen können bestimmen – etwa über das Erscheinungsbild einer Region, aber letztlich werden sie bestimmt, etwa so:
Wenn Sie Bilder von Pflanzen auf dem Computer haben, so können Sie diese auf der oben genannten Seite [https://identify.plantnet.org/de] hochladen und analysieren lassen. Dafür können Sie auf die Schaltfläche “Bild auswählen / hineinziehen klicken” klicken, um das Foto vom Computer auszuwählen, oder Sie ziehen das Foto mit gedrückt gehaltener Maustaste direkt auf die Schaltfläche und lassen den Mausklick dann los. (Quelle)
Ich habe das mal für zwei Photos gemacht, mit „Büschelblume und einjähriger Borretsch“ als Ergebnis. Man kann also alles mögliche bestimmen, auch den Grundumsatz. Doch zu den Pflanzenfotos:
Bei der Büschelblume lohnt sich der Blick auf die vergrößerte Darstellung (die eigentlich schon eine Verkleinerung ist, aber immerhin bildschirmfüllend).
Beim Borretsch habe ich ausnahmsweise eine dreifache Darstellung im Angebot – ein minimal veränderter Blick-Winkel, Unterschiede bei der
– größer –
Vom Borretsch wissen wir ja, dass er irgendwie giftig, toxisch ist oder sein kann – dosisabhängig wahrscheinlich, und sicherheitshalber ist er öfters auch schon mal total verbannt.
Neben einer Aussage wie „Ein erwachsener Mensch sollte nicht mehr als 150 g Borretsch auf einmal zu sich nehmen“ finden wir im gleichen Artikel den Hinweis auf „Heilwirkungen der Vergangenheit“:
Die Heilwirkung von Borretsch bezog sich vom Mittelalter bis in die Moderne auf die Reinigung von Blut und gegen Melancholie. Das Gurkenkraut galt lange als Heilpflanze für Fieber, Durchfall, Entzündungen und weitere Erkrankungen. Gerade die Blüten waren als Heilblüten sehr beliebt, bis das Bundesgesundheitsamt 1991 aufgrund der Alkaloide im Borretsch eine therapeutische Anwendung als nicht vertretbar einstufte.
Es kommt hier vielleicht auch auf den Zusammenhang und den jeweiligen Einzelfall an. Die Wissenschaft hat also noch viel zu erforschen und zu erklären; nichts ist bekannt von Bemühungen, die Schadsubstanzen auszuschalten und die wohltuenden Wirkungen zu erhalten.
„Wer suchet, derr findet“, heißt es, und so könnten sich vielleicht noch schädliche Wirkungen von Buttermilch oder Molke nachweisen lassen.
Positiv formuliert, muss gefordert werden, dass wesentlich mehr über positive, gewünschte Lebensmittelwirkungen geforscht und vor allem vermittelt wird.
„Molke fördert die Sättigung und vermindert somit den Kalorienbedarf“ ist, grob gesagt, die Quintessenz eines Artikels, den ich vor 12 Jahren zusammengetragen hatte.
Es gibt ja auch noch andere „Waffen“ gegen übermäßigen und untauglichen Hunger, also auch reichlich „Stoff“ für diesen Blog.
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