Lebensmittelampeln und Lebensstil, Lebensmittelwende, Käsekuchen, Radikalität
Geschrieben am 1. August 2018 von KPBaumgardt
Verbraucher und Schafe haben eines gemeinsam: Hirten und Hüter, die im Fall der Verbraucher „Verbraucherschützer“ heißen. Die fordern dann, dass ihre Schützlinge beim Einkauf Signale, bei der Wahl der Produkte jeweils eine Ampel vorfinden, „…eine einfache Kennzeichnung von gesunden, mittelgesunden und ungesunden Lebensmitteln mit den Farben grün, gelb und rot auf der Verpackung.“
Man könnte die Ampel-Idee noch ausdifferenzieren, mit einem Ampelchen für den Fettgehalt, für gesättigte Fette, für den Zucker, das Eiweiß, Salz und Ballaststoffe (das entspricht weitgehend dem „englischen Modell, das aber zu Eiweiß und Ballast keine Aussagen trifft) – oder alles abwägen und eine „Durchschnittsnote“ vergeben, einen theoretischen Wert, den man „Nutri-Score“ nennt, nach Nutrition/Ernährung plus Score wie „Wert, Punktzahl“. Das Ganze dann in den Anfangsbuchstaben des Alphabets und farblich unterlegt sähe so ähnlich wie die Energieeffizienzangaben bei einem Kühlschrank aus:
„Zwar fordern Verbraucherschützer wie ÖKO-TEST seit langem eine Lebensmittelampel. Der Staat reagiert auf diese Forderung allerdings bislang nicht. Nun prescht der französische Lebensmittelkonzern Danone vor. Er will ab 2019 auf allen Produkten das Nährwertprofil bewerten und in Form einer „Ampel“ darstellen, allerdings mit fünf farblichen Abstufungen. Das Modell „NutriScore“ hat Danone sich nicht selbst ausgedacht, es ist das Modell der französischen Regierung.“
Da die bereits vorhandenen Nährwertangaben ohnehin meist nicht zu entziffern sind, könnte das obige Modell ein wenig Orientierung für Nicht-Orientierte geben – „Beide Systeme haben in einem großen Vergleichstest der französischen Regierung dazu geführt, dass Menschen gesünder einkaufen.“
Alternativ stünde noch das chilenische System der Warnhinweise zur Verfügung – aber in Deutschland muss schon die Industrie auf vernünftige Lösungen pochen, wenn die Politik sie nicht freiwillig einführt.
Eine Regierung, die zulässt, dass vernünftige Regelungen von der jeweiligen Lobby verhindert werden, blamiert sich selbst – aber auch uns alle, redet den „Imageschaden“ für Deutschland gar herbei.
Während hierzulande Böden für Straßenbau versiegelt werden, wird in Südamerika Urwald ziemlich unwiederbringlich gerodet, damit auf diesem Land Millionen Tonnen Soja angebaut werden, die hierzulande als nicht artgerechtes „Kraftfutter“ für überzüchtete Milchkühe eingesetzt werden. Das Bild vom gefällten Urwaldriesen stammt aus dem Film
H.O.P.E: What You Eat Matters seeks to find solutions to the issues faced by Western society, such as obesity, cardio-vascular diseases, diabetes and cancer, by exploring dietary habits. With meat consumption having risen significantly over the past 50 years, author and filmmaker Nina Messinger travels through to several countries to better understand the consequences of […]
Die fleischlastige „westliche Diät“ von heute ist ein Schlüsselfaktor bei der Entstehung der großen Zivilisationskrankheiten, die einem krankhaften und krankmachenden „Lifestyle“ zu verdanken sind.
Warnhinweise auf Lebensmittelverpackungen können also nur am Symptom kratzen, ursächliche Wirkungen werden nur Einsicht und Übung bringen.
Es gibt jetzt ja auch Labels, die das während des kurzen Tierlebensmittellebens erlebte Tier-Wohl klassifizieren, an den erforderlichen Gemütszustand der berufsmäßigen Schlächter wird dabei nicht gedacht, nicht an das Seelenwohl der Züchter, und wie viele Sonder-Antibiotika eingesetzt wurden, ist auch nicht zu erfahren.
Das ist ein „Slowfood-Gedanke“, der im Sinne der authentischen Esslust sicher seine Richtigkeit hat. Politiker mögen es ja selbst lecker und gesund, aber auch feudal und pompös, mit Schampus auf Staatskosten und Kaviar oder Saumagen (wobei der eher eine vergangene Tradition bezeichnet) als Gastgeschenk.Aber argumentieren wir nicht vom Futterneid, sondern von der Genügsamkeit her, dass ein Gläschen zum Anstoßen genug ist, Saumagen sei ein UNO-geschütztes Kulturgut, und dass wir über die Ernährungswende einfach noch einmal sprechen müssen:
Regionale Schweinerassen sollten Hitze vertragen können, Bruderhähne sollten selbst in der Lage sein, sich artgerecht in der freien Natur ihr Futter zu suchen – und muss das sein, dass Rebhühner nur noch in der Fasanerie zu beobachten sind?
Angebratene Spinat-Semmelknödelwürfel auf frischem Salat – die Sauce bestand hauptsächlich aus verquirltem Kefir, Quark, Frischkäse, Essig, Zitronensaft, Olivenöl, Salz.Es muss einmal gesagt werden, dass zu einem guten Spinatknödel nicht zwangsläufig ein Stück Fleisch gehört, auch, dass diese Rundlinge eine feine Suppeneinlage darstellen können und dass Blumenkohl, der mit roter Beete gemeinsam fermentiert wird, Farbe annimmt:
Mit der Wende bei den Lebensmitteln sollte eine Wende des Gartenbaus einhergehen, denn
der Parkplatz-Steingarten ist zwar rührend, aber auch ein Armutszeugnis, allzuviel des Understatements („Keinen zusätzlichen Euro können wir für Gartengestaltung ausgeben!“)Doch das Umdenken, aus dem die Wende-Impulse herrühren könnten, scheint noch in die falsche Richtung zu gehen, wenn für die Parkplatz-Pflege gewohnheitsmäßig Zweitakt-Lärm- und Feinstaubgeneratoren eingesetzt werden:
Dass die Lebensmittelwende nicht ohne Verkehrswende machbar ist, zeigt sich am Beispiel „Parkplatz“:
Erst dieses Gelände, alternativ als Garten genutzt, ermöglicht kurze Wege für Gemüse zum Selbst-Ernten: Vom Fahrrad oder Stadtbus direkt in den Discount-Garten gehen, ernten, shoppen und bezahlen…
Dachgärten statt ausgebautem Hochtemperatur-Dachgeschoss mit regelmäßig blendenden Dachfenstern wären auch der Hit – selbst in der Kleinstadt im Grünen ein Gewinn fürs Mikroklima.
Vielleicht wird dann auch Rohkost wieder attraktiver…
Wo eine Vorspeise ist, sollte es auch einen Nachtisch geben, so dachte ich, weil kürzlich eine Käsekuchen-Blogparade viele TeilnehmerInnen angelockt hatte, könnte ich ja auch auf Vorgefundenes verweisen:
- Mini-Zitronen-Cheescakes mit Beerensauce
(Vom „Ofenbekenntnisse-Blog“ empfehle ich bei dieser Gelegenheit auch das Video zum „versunkenen Apfelkuchen – Apfelkuchen Sehr fein“ – der hätte in der Arche des Geschmacks einen Platz verdient… ) - Käsekuchen, der Omas Käsekuchen auf den zweiten Rang verwies
- Cheesecake-Eis mit Sauerkirsch
(Das habe ich noch nicht nachgefroren – wenn es funktioniert, ist es sensationell) - Zupfkuchen mit Heidelbeeren
- Minikuchen aus saurer Sahne mit Waldfruchtmarmelade
Aus der Zeit, als ich noch „Käsekuchen“ geübt hatte, stammt der Tipp, den Belag mit gepufftem Amaranth aufzulockern.
Damals dachte ich auch, ich müsste vegane Rezepte entwickeln, jetzt weiß ich immerhin ein bisschen mehr darüber, aber der Tag, an dem die Erdenbewohner die nachwachsenden Ressourcen des laufenden Jahres vorzeitig aufgebraucht haben, der „Welterschöpfungstag“, hat sich davon nicht beeindrucken lassen. „Der Mensch überfordert die Erde“ und es ist an der „Zeit für radikales Umdenken„, heißt es.
Wobei Umdenken nur funktioniert, wo keine Gedankenlosigkeit und Gewissenlosigkeit herrscht, und das radikale Umdenken für den Fall, dass Ihr längst radikale Gedanken (im Sinne von menschen- und naturfreundlich) verfolgt, tunlichst zu unterlassen ist 😉
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Abgelegt unter: Bewegung | 2 Kommentare »
Oh, das freut mich aber, dass dich meine Mini-Cheesecakes angelockt haben 🙂 Ich glaube, die sollte es demnächst auch mal wieder bei mir geben!
Sehr interessant auch, wie du das Thema Nachhaltigkeit debattierst.
Liebe Grüße
Steffi
Weil es bei mir den Käsekuchen meist ohne Boden gibt, fand ich Deine Variante recht praktisch.