Vergesslichkeit oder die Sache mit der Ordnung

Wo die Regelmäßigkeit der Mahlzeiten ein Problem ist, ist vermutlich auch die Ordnung ein Problem. Jedenfalls: Irgend etwas ist nicht in Ordnung, wenn jemand unfreiwillig übergewichtig ist.
Das Messietum oder die Zerstreutheit ist hier bereits Thema gewesen, auch „ADHS vs. Depression“ und individuelles und gesellschaftliches Aufmerksamkeitsdefizit.

Unordnung könnte sich als Folge von Aufschieberitis (Prokrastination) erklären lassen – aus einem „will ich später wegräumen“ ergibt sich schnell ein Liegen-Lassen, und dadurch die Unordnung. So gesehen, kann die Unordnung eine Folge der falschen Zeiteinteilung angesehen werden; wird der Rhythmus nicht eingehalten, folgt die Dissonanz: Das Butterbrot ist zum Beispiel schon längst gegessen, aber die Butter steht noch auf der Arbeitsfläche und verhindert weiteres Wirken, oder ist einfach nur ein unharmonischer Eindruck.

Man könnte natürlich auch von mangelnder Aufmerksamkeit sprechen und nach „Hilfe bei ADHS“ suchen.

 

Hier stoßen wir schnell auf Werbung für Psychopharmaka:

ADHS – emotionale Stabilität statt Achterbahn der Gefühle

soll wohl das Wesen der Krankheit erklären und der Hinweis

Allgemein bekannt ist die Darstellung des Krankheitsbildes als „Zappelphilipp“, den der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann 1845 sehr anschaulich im „Struwwelpeter“ beschrieb.

– dieser Hinweis soll uns vollends in die ärztliche Sprechstunde treiben und motivieren, um eine entsprechende Verordnung zu bitten. Nur – für Heinrich Hoffmann gab es auch noch den ungepflegten Struwelpeter, den bitterbösen Friederich mit der Peitsche, Paulinchen mit dem Feuerzeug, Ludewig, Kaspar und Wilhelm mit Fähnchen, Brezel und Reif, den verschlafenen Jäger, den ungehorsamen Daumenlutscher, Suppenkasper, Zappelphillip, Hans-Guck-in-die-Luft, den fliegenden Robert.

Allemal waren ihm Verwahrlosung, Sadismus, Pyromanie, Fremdenfeindlichkeit, Nachlässigkeit, Selbstbefriedigung/symbolische Kastration, Anorexie, erhöhter Bewegungsdrang und Ungehorsam, Unaufmerksamkeit und Missachtung von Gefahren praktisch bekannt und galten als erzieherisch beeinflussbare Phänomene.

Der Zappelphilipp kann schließlich – systemisch betrachtet – auch als familiärer Symptomträger gelten. In aller Ruhe hören wir uns darum die Geschichte an, und stellen fest: Er ist nicht gestörter als all die Anderen, bei denen – die Folgen zeigen es – etwas „nicht in Ordnung“ ist.

Sicher, Hoffmann hat mit Norm, Verängstigung, Moral und „Gewissensbildung“ gearbeitet. Aber er hat den Eltern auch nicht gesagt, dass sie kein Vorbild sein und einfach nur ein paar Pillen kaufen müssen.

„Mit Feuer spielt man nicht“, „längliche Metallgegenstände gehören nicht in die Steckdose“ und andere Regeln sollten nun mal verinnerlicht sein.

Was die Ordnung betrifft, sehnt so mancher Messie sich ja vielleicht nach ihr. In unserem Zusammenhang – einem einfachen Diätkurs – können wir leider keine komplette Ordnungsschulung durchführen.

Höchstens Ansätze bieten: Etwa den, bei der Zeiteinteilung auch Zeiten für das Aufräumen zu berücksichtigen. Die Ordnung im Kühlschrank – auch dieses Kapitel soll noch kommen.

Die Gefühle auf der Achterbahn; ein auf und ab von Wollen, Erwartungen und Versagen, Vorwärts und Rückwärts, Anziehung und Abstoßung: Das tritt ein, wenn Regeln und  Orientierung fehlt, wenn nicht klar ist, was geht und was nicht geht, was erlaubt ist und was verboten, wo und wie es weitergeht.

Über Ordnung als Gegensatz von Chaos und Beliebigkeit wurde hier schon gesprochen, der Wert der Ordnung also herausgearbeitet. 

Nun noch von System, Struktur (nach Kant: „Lage und Verbindung der Teile eines nach einheitlichem Zweck sich bildenden Organismus“) und Gestalt zu reden – das verschieben wir dann lieber doch noch einmal…

Die Radikal-Diät und der Diätplan

Rund ein Prozent der Suchanfragen zielt auf eine „radikale Diät“ ab. Man möchte also etwas „von Grund auf“ ändern oder mit irgendwelchen „radikalen Massnahmen“ das Übergewicht bekämpfen: Eine gute Idee – doch wie diese umsetzen?

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Leitlinien für Selbsthilfe überarbeitet

Bei dem  Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind die Grundsätze zur Förderung der Selbsthilfe überarbeitet worden.

Diese Grundsätze sollen gewährleisten, dass die Fördermittel sinnvoll eingesetzt werden und die Strukturen der Selbsthilfe effektiv unterstützen, hieß es aus dem Spitzenverband.
Konkreter Anlass für die Überarbeitung ist eine Neuregelung durch die Gesundheitsreform vergangenes Jahr. Sie sieht ab 2008 eine Aufteilung der finanziellen Mittel in Höhe von 0,56 Euro pro Versicherten auf zwei Förderstränge vor: Mindestens die Hälfte der Fördermittel müssen die Kassen und ihre Verbände pauschal als Zuschüsse vergeben.

Die Förderung von Selbsthilfegruppen/ Selbsthilfeorganisationen besteht zum Einen aus einer Basisfinanzierung, mit der sie unter anderem Raum- und Fortbildungskosten bestreiten können; die verbleibenden Finanzmittel können die Kassen oder ihre Verbände vorrangig für Projekte vergeben, die zeitlich begrenzt sind und sich an bestimmte Zielgruppen wenden. („Projektförderung)  [via aerzteblatt]

Zum Weiterlesen:  Papier „Die Fördergrundsätze„.

Kleine Anregung am Rande: Für Selbsthilfegruppen wäre das Medium „Blog“ doch eigentlich auch ideal.
Wahrscheinlich bräuchte es hierzu zunächst noch eine (?) Fortbildung, aber im Anschluss würde diese Kommunikationsform zum Selbstläufer…

Wunschgewicht ohne Diäten, aber mit Diät

Unsere Deutsche Sprache ist unglaublich ausdrucksfähig und im Prinzip auch sehr präzise.

Dass wir Verständigungsschwierigkeiten haben, liegt nicht an der Sprache, sondern am Sprachgebrauch, oder Sprachmissbrauch.

Sprache muss – der Propaganda und der Werbung sein „Dank“, auch Lügen transportieren; da wird ein Angriffskrieg zur Vaterlandsverteidigung, eine unsichere Deponie zum Entsorgungspark, Abzocke zur gnädigen Entgegennahme einer Beratungsgebühr, wie jetzt bei der Bahn, die sich ohne jedes Recht zu der Bezeichnung auch noch Dienstleister nennen darf.

Nicht anders im Diätbereich; der allgemeine Sprachmissbrauch ist schon so weit fortgeschritten, dass man bei einer „Atkins-Diät“ gezwungen ist, das Wort „Diät“ zu benutzen, obwohl Diät schlicht mit „gesunde Lebensweise“ zu übersetzen wäre, und was Atkins vorschlug, als einseitige, riskante Ernährungsweise.

Der Begriff „Wunschgewicht“ ist bis hierher wohl hinlänglich erklärt – hinzu drängen sich allerdings fragliche Begriffe wie Glücks-, Wohlfühl-, Soll-, Normal-, (Wett-) Kampf-, Traum- und Durchschnittsgewicht, Über- und Untergewicht sowieso.

Schenken wir uns hier zunächst weitere Diskussionen mit Verweis auf die Taille

Es bleibt nicht aus, dass wir zu dem, was wir müssen, wollen, können, dürfen, und was Mündigkeit und Unmündigkeit sind, kommen müssen. Aber alles zu seiner Zeit. Dann kam da noch die Frage

„woher weiss ich eigentlich mir welchem Gewicht ich mich wohlfühle ??? Gibt es dafür einen Plan, eine Strategie?“

Wohlfühlen wird oft mit „sich behaglich fühlen“ gleichgesetzt. „Sich behaglich fühlen“ ist wahrscheinlich ein Zustand auf einem niedriegen energetischen Niveau, ohne große Spannungen und ohne sonderliche Unlustgefühle.
Das ist eher Mittelmass. Bei denen, die sich wohlfühlen, hängt das auch nicht vom Gewicht ab, sondern das Gewicht folgt aus dem, wie man sich fühlt. Mal als These.

Eher am Rande, und hoffentlich größtenteils unnötig, nehmen wir noch den Exkurs über bösartige Einflüsterungen ins Programm: Mit einer Haltung, die erwartet, dass AKTIVITÄT früher oder später üble Folgen haben wird, einer bewegungsfeindlichen Haltung also, wird das nämlich nichts.

Soviel einmal als Andeutung eines Plans – hier noch die Liste der geplanten Themen:

  • Die Rolle der Gesundheit
  • Diät als „reine Nahrungsaufnahme“?
  • Verhaltensmuster und Sitten
  • „Der Mensch ist, was er isst“
  • Ordnung und Regelmäßigkeit.
  • Geschmackssinn und Orientierung, der Weg
  • Fortschritt und Gelassenheit
  • Optimismus und Vorbildlichkeit
  • Das Trinken
  • Belohnung, Anspruch, Bescheidenheit
  • Der Kopf als Aktivitätszentrum und Erholungszentrum.
  • „Mass halten“ und Masseinheiten
  • Gewohnheiten überlagern
  • Vom Nutzen der Wundermittel und Zaubermittel
  • „Nudeldiät“ oder „Pizzadiät“?
  • Abschied vom Übergewicht – Rituale
  • Extra-Bewegung als Pflicht
  • Diätplan und Ernährungstagebuch
  • Lern- und Merktechniken
  • Ernährung als doppeldeutiger Begriff
  • Die Rolle der Wünsche
  • Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung
  • Die Oralität überwinden – Geben ist seliger als Nehmen
  • Behutsamkeit, Achtsamkeit, Ernährung, Bewegung
  • Depression? Nie gehört
  • Behäbigkeit, Schwermut, Mut und Humor
  • Chaos und Struktur., Ordnung, Abläufe
  • Nach all der Vorrede ist das eigentliche Programm für heute eher Kurz:

    In 28 Schritten zum Wunschgewicht – der Anfang.

    Bei „Pimpyourself“ gibt es noch einen verwandten Artikel…

    Warum abnehmen? Nur noch ein paar Schritte zum Wunschgewicht…

    „Es“ braucht, wie alles im Leben, zunächst einmal einen Anfang, der hier mit der Frage „Warum abnehmen?“ gesetzt sei. Kein Mensch hätte vor hundert Jahren den Begriff „Selbst-Führung“, „Selbst-Leitung“ oder „Selbst-Verwaltung“ benutzt: Entweder man war, von Geburt und Stand, eine Führungspersönlichkeit, oder man wurde geführt; inzwischen ist das Verhältnis zu „Führern“ oder „Lehrern“ oft zwiespältig. In einer Gesellschaft, die die Einzelnen zunehmend isoliert, gilt also häufig das Prinzip des „self-management“: Wo „Führung“ nicht persönlich stattfindet, gibt es immer irgendwo einen kleinen Leitfaden, wo sich die Regeln, die zum Erfolg führen, finden, oder finden sollen. Entweder im Horoskop-Stil – kleine Alltagsweisheiten, die nicht weh tun und meistens stimmen, oder als „Checkliste“, Punkt-für-Punkt Programm. Wichtig ist hierbei der richtige Einstieg, der erste Schritt, ohne den nichts geht, die Entscheidung für einen Weg. Natürlich kann man auch unverbindlich an einem Programm, einem Kurs teilnehmen, kommen und fernbleiben nach Lust und Laune, mal sich einbringen, mal weghören – wie bei einem Vertrag, der zu nichts verpflichtet, einem „Scheinvertrag“. Dann wird auf keine Einhaltung der jeweiligen Leistungen geachtet, Leistung und Gegenleistung nicht eingefordert, aber auch nichts bewegt. Deshalb wird gerne vorgeschlagen, einen Vertrag mit sich selbst abzuschließen – fragt sich, wie oft das schon schief gegangen ist, wie viele Zielbstimmungen schon in den Papierkorb gewandert sind. Auch mutet ein Vertrag mit sich selbst eher schizophren an, weil er eine Zweiteilung der Person verlangt und auf das Glatteis von Diät und Narzissmus führt; Besser ist es, mit einer anderen Person einen Vertrag abzuschließen – wenn eine Gewichtsreduktion gefordert ist, kann das Gegenüber (auch eine Gruppe kann diese Funktion erfüllen) allenfalls als Kontrollinstanz, nicht als Leistungserbringer gefordert sein. Mit einem unbändig starken Willen wären diese „Umwege“ überflüssig, aber wer hat den schon? Dennoch gilt das Motto „Das Leben in die Hand nehmen„, und sei es in Begleitung einer Gruppe oder eines Trainers/einer Trainerin (besser eine Lösung als keine Lösung).

    „Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer.“

    Friedrich Nietzsche

    Dieser Satz ist zweifellos richtig und zielführend, markiert aber bereits den Punkt, an dem es mit der Allgemeingültigkeit des „kleinen Leitfadens“ vorbei ist. Immerhin sind absehbare und selbst akute gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht immer Grund genug, etwas zu unternehmen. Beim „Warum abnehmen“ nicht die Augen zu verschließen und Gründe, oder den vernünftigen Grund zu finden, und festzuhalten – das wäre also der erste Schritt. Sinnvollerweise findet sich hier ein anerkannter Grund; möglichst ein uneingeschränkt anerkannter Grund. Wünsche wie „Bikinifigur“ werden nämlich von Unterbewusstsein oft sowohl gewünscht als auch abgelehnt und taugen als wirkliche Motivation wenig: Solche Wünsche, einem Ideal zu entsprechen, sind „Ambilvalent besetzt“, zwiespältig und nicht immer frei von gewissen Konflikten, taugen als Hauptmotiv nur selten, sind oft auch nciht wirklich vorstellbar. Wenn wir unser Vorwissen verwenden, kommen wir zu diesem Punkt:

    Die Einsicht in gesundheitliche Notwendigkeit oder der starke Wunsch, sich (wieder) wohler zu fühlen

    Auführungen zu: Gesundheitliche Gründe

    Aus dem „Warum“ ergibt sich also die Selbstverpflichtung, ergibt sich das „Wie“. Das kann im Einzelnen auch wenig spektakulär sein, tausend einzelne Punkte beinhalten, anstrengend und ungewohnt sein – jedenfalls, wenn es dem hier im Folgenden vorgestellten Programm folgt. . . .

    Narzissmus und Diät
    Alles im Lot?

    Perspektiven der Selbsthilfe im Dialog

    Die AOK Hessen veranstaltet regelmäßige Treffen für die Selbsthilfegruppen bzw. deren Vertreter – mit steigender Tendenz, denn das Engagement in Selbsthilfegruppen nimmt zu.

    Somit kann auch der Bericht von einer regionalen Veranstaltung beitragen, allgemeine Tendenzen abzubilden.

    Vorträge mit anschließender Diskussion und Workshops am Nachmittag bieten weiterführende Informationen zur Selbsthilfearbeit.


    Bei der Idsteiner Veranstaltung am 22.08. war der Bürgermeister, Gerhard Krum, anwesend, und brachte zum Ausdruck, dass die Gesundheitspolitik sich bis in die kommunale Ebene auswirkt und „Gesundheit“ zu einem Schwerpunkt der Stadt-entwicklung geworden ist.

    Hier zum Beispiel Krankenhaus, Ärztehaus und die Ausbildung in Medizinischen Berufen, an der Fachhochschule in Idstein Ergo-, Logo- und Physiotherapie, aber auch Gesundheitsökonomie, deren Bedeutung bei der medizinischen Versorgung – ob man es will oder nicht – ständig zunimmt.

    Krum sprach die Präventionsarbeit der „Gesundheitskasse“ und auch die Bereiche Ernährung und Bewegungskultur an, denn die Gesellschaft wird einerseits älter, andererseits werden Bewegungsmangel und Ernährungsprobleme bei den Kindern Spätfolgen mit sich bringen.

    Die Arbeit der Selbsthilfegruppen sei eine gesellschaftliche Notwendigkeit.

    Ralf Metzger, Abteilungsleiter Politik und Presse bei der AOK Hessen, erläuterte die Gesundheitsreform bzw. den kommenden Gesundheitsfond.

    Der Teufel wird hier wieder mal im Detail stecken – Die Diskussion von Therapietreue (compliance) bei chronischem Übergewicht jedenfalls wäre schwierig…

    Die Arzt-Patienten-Beziehung

    … war das hierzu passende Thema, vorgetragen von Dr. Friedhelm Meyer von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland in Gießen.

    Es ging um unterschiedliche Behandlungs- und Beratungsstile, die Möglichkeit, konsensuell über die Therapie zu entscheiden und – mehr am Rande – Fragen der Persönlichkeit des Behandlers.

    Als „Versuchsleitereffekt“ bezeichnet man ein Phänomen, das sich bei folgendem Experiment gezeigt hat:

    Hundert Ratten wurden in zwei Gruppen auf- und Studenten zugeteilt. Die Studenten sollten den Ratten bestimmte „Kunststückchen“ beibringen und ihnen wurde gesagt, dass die Ratten aus Gruppe eins besonders intelligent, die aus Gruppe zwei eher „dumm“ wären – in Wirklichkeit war an dieser Eingruppierung nichts Wahres dran.

    Im Ergebnis jedenfalls lernten die Ratten aus Gruppe eins besonders schnell, weil die Studenten von ihnen überzeugt waren.

    So haben im Bereich der Psychotherapie Studien über die Wirksamkeit der unterschiedlichen Studien das Ergebnis erbracht, dass die Person des Therapeuten entscheidend ist, nicht, welcher Methode er anhängt.

    Zu umfangreich für eine Darstellung in diesem Rahmen war auch der Workshop zum Thema

    Foundraising

    Für gemeinnützige Gruppen und Initiativen gibt es – Phantasie und Engagement vorausgesetzt – im Kleinen und im Großen noch viele Mittel-Quellen, aus denen geschöpft werden könnte. Dr. Karl Friedrich Rittershofer informierte sehr überzeugend und hat auch angeboten, im Bedarfsfall eine persönliche Rücksprache zu ermöglichen.

    Weitere Links:

    Selbsthilfe – Lobby für Patientinnen und Patienten

    Adipositas-Selbsthilfegruppen stark unterrepräsentiert

    Selbsthilfegruppen – Suche für Hessen (AOK)

    Selbsthilfe Adipositas/Übergewicht

    Abnehmen, Diät und Evidenz

    Seit gut zehn Jahren dringt ein neues Wort in unseren Sprachgebrauch ein, bei dem man sich fragt, wie die Wissenschaft früher ohne diesen Begriff auskommen konnte:

    Evidenzbasierte Medizin (EbM, von englisch evidence-based medicine „auf Beweismaterial gestützte Heilkunde“)

    Die EbM erlaubt Aussagen, die auf der Grundlage von nachgewiesener Wirksamkeit getroffen werden. Der Wirksamkeitsnachweis erfolgt dabei durch statistische Verfahren.

    Was Evidenz bedeutet, liegt ja eigentlich auf der Hand und ist „augenfällig„; bei einer Studie des „Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWIG) spielte sie eine besondere Rolle:

    Das Institut hatte vom „gemeinsamen Bundessausschuss“ (?) den Auftrag bekommen, „bereits bestehende Disease-Management- Programme (DMP) um ein Modul zur Adipositas-Therapie zu ergänzen.“
    [Ärzteblatt]

    Auf Deutsch gesagt, geht es um einen Baustein zur Verringerung des Übergewichts in der Bevölkerung, das seuchenartige Ausmasse annähme.

    Man will also vielleicht politisch handeln und hätte gern eine verbindliche Richtschnur, eine Leitlinie:

     

    Keine eigene Prüfung der Evidenz

    Zusammen mit externen Sachverständigen haben die Kölner Wissenschaftler systematisch nach evidenzbasierten Leitlinien zum Thema Adipositas recherchiert. In einem ersten Schritt bewerteten sie deren methodische Qualität. Danach extrahierten sie die darin enthaltenen Empfehlungen und prüften, inwieweit diese … auf hochwertigen Studien beruhen. Insgesamt konnten die Wissenschaftler 10 Leitlinien einschließen. Erneut überprüft wurde die Evidenz, die den einzelnen Empfehlungen zugrunde lag, allerdings nicht.

    Man hat also Studien und Anleitungen zum Abspecken im Hinblick auf erwiesene Wirksamkeit durchgesiebt, wobei das Kriterium „Evidenz“ von den geprüften „Leitlinien“ selbst mitgebracht werden musste.

    Somit

    konnten die Wissenschaftler in den Leitlinien vergleichsweise viele evidenzbasierte Empfehlungen zur Gewichtsreduktion identifizieren.

    Anders stellte sich die Situation bei den Versorgungsaspekten Einteilung, Monitoring, langfristige Gewichtsstabilisierung sowie bei Qualitätsindikatoren und der Koordination der Versorgung dar. Hier gibt es nur wenige Empfehlungen, die … durch hochwertige Studien belegt sind.

    Üblicherweise ist es kein besonderes Problem, einem Patienten Ratschläge, wie er abnehmen kann, zu geben, aber schon schwieriger, sein weiteres Schicksal im Auge zu behalten. Wie der Verlauf sich langfristig entwickelt, und was eine gute langfristige Betreuung wäre – dazu gibt es zu wenige Aussagen.

    Und auch, was hilft, teilt das IQWIG mit:

    Zur Gewichtsreduktion gelten kalorienreduzierte Ernährung, körperliche Bewegung sowie verhaltenstherapeutische Verfahren als Mittel der ersten Wahl. Sie sollten möglichst kombiniert werden. … Bestimmte Erkrankungen können eine Gewichtsreduktion schon bei relativ geringem Übergewicht erfordern.

    Es scheint, als ob diese (kommenden) Leitlinien nicht viel Neues bringen. Formal haben die Wissenschaftler sicherlich korrekt gearbeitet, auch offengelegt, wie sie ermittelt haben.

    Wenn Patienten professionell betreut werden sollen, kann man mit Leitlinien und Qualitätsmanagement etwas erreichen, vorausgestzt, die Leitlienien stimmen und das QM greift – so die Annahme.

    Faktisch ist der Umfang der ärztlichen und therapeutischen Betreuung jedoch begrenzt und unter den gegebenen Umständen nicht ausbaufähig, und die Übergewichtigen, die eigentlich in Behandlung gehören würden, betreiben „fröhliche Selbstmedikation“.

    „Leitlinien zur Vorbereitung strukturierter Behandlungsprogramme“ greifen – gemessen am tatsächlichen Verhalten der Zielgruppe und den beschränkten Ressoucen bei der geforderten Behandlung – voll daneben.

    Die „Krankheitseinsicht“ hat bei den Übergewichtigen etwas schizophrenes: Heilung wird zum Teil auf eine Art gesucht, die krank macht. Wir sehen das an den Fragen, die „die Leute“ haben; diese Fragen sind zum Teil vernünftig, zum Teil zeugen sie von äußerst unrealistischen Erwartungen:

    „die besten tipps schnell und viel abnehm“
    „mayo 1 el gramm“
    „abnehmen kostenlos“
    „ingwer diät“
    „nudel diät“
    „rezept kürbis kartoffel“

    Dies war eine zufällige und unsortierte Stichprobe aus den Suchanfragen. „Schnell und viel abnehmen“ ist ein häufig geäußerter Wunsch, der bekanntlich auch ständig geschürt wird (gelbe Presse usw.), und es werden Erwartungen geweckt, die ziemlich direkt zum Jo-Jo Effekt führen.

    Was eine evidenzbasierte Meta-Studie auch nicht leisten kann, ist, die Perspektive, übergewichtige Individuen als Subjekt mit der Fähigkeit zur eigenständigen Lösung ihres Problems zu sehen.

    Zudem: Niemand, der im Gesundheitssystem arbeitet, scheint Zeit übrig zu haben. Wer soll denn da Programme durchführen?

    Sind Übergewichtige in der Rolle als Subjekt und nicht als Objekt,  bekommt „Helfen“ und „Behandeln“ eine etwas andere Bedeutung, und der „Experte“ gibt, den Umständen entsprechend, seinen Status weiter.  

    Wo „das Phlegma“ ursächlich ist, muss heutzutage natürlich differenzierter diagnostiziert werden. Depression, ADS, psychosomatische Probleme, ein „Entwicklungsrückstand“ auf der oralen– oder Trotzphase, narzisstische Defizite und Langeweile sind hier schon genannt worden.

    Die Unordnung, die mit dem ADS verbunden ist, wird manchmal gar nicht, und selten als mentales Problem verstanden.
    Im Hintergrund scheint hier ein Gefühl von Hilflosigkeit und Abhängigkeit, eine passive Haltung mit überstarken Wünschen, geholfen zu bekommen, zu bestehen. Gleichzeitg gibt es starke Widerstände und Schamgefühle, diese Wünsche zu äußern.

    Eigeninitiative wird allenthalben nur theoretisch gefordert, aber nicht praktisch gefördert – wahrscheinlich, weil es hierzu keine evidenzbasierten Studien gibt.

    Die Seuche, gegen die das DMP sich richten wird, wird von einem eigenartigen Virus verursacht: Fragt sich, ob auch die stärkste Medizin, die das DMP bereithält, bis zu den tiefen Strukturen, in denen die Krankheit verwurzelt ist, vordringt und etwa Einsicht ermöglicht, und hilft, gesündere Strukturen zu errichten.

    Ein wenig Zuspruch und Trost kann da nicht schaden:

    Abnehmen kann also auch nicht automatisch all diese Probleme lösen, und man kann nicht erwarten, dass das Leben allein durch Gewichtsverlust leichter wird.

    Es ist nicht einfach, abzunehmen und das erreichte Gewicht zu halten. Wenn Sie dies schaffen, ist das eine große Leistung. Ein solches Ziel erreicht zu haben, könnte Ihnen auch für zukünftige Herausforderungen mehr Kraft und Selbstvertrauen verleihen.

    Durch „Abnehmen und Gewicht halten“ eine Zunahme an Selbstvertrauen zu versprechen, ist angesichts des allgemeinen Jo-Jo Effekts nur bei einer Minderheit gerechtfertigt. Die Mehrheit braucht eine qualifizierte Begleitung von unbestimmter Dauer.

    Vielleicht gälte es auch, Konzepte der Psychoedukation noch einmal zu überarbeiten und für funktionierende Selbsthilfegruppen Konzepte zu entwickeln; aus dem Pool der „halbwegs bewährten Maßnahmen“ das Beste herauszufiltern, kann nicht genug sein.

    Spammen – aber bitte richtig!

    Spam ist mit Arbeit verbunden. Da ist es doch schade, wenn die  viele Arbeit ohne Effekt bleibt. Zum Beispiel so etwas:

    Interessanter Beitrag. Ich glaube auch, dass Abnehmen eine Selbstbeherrschungssache ist…

    „Interessanter Beitrag“ – das ist doch ein alter Hut, über den sich nur noch Anfänger freuen. Normale Menschen fragen sich da doch: „Was, bitteschön, findet der Schreiber hier interessant?“

    Der Versuch, einen ganzen Beitrag auf einen kurzen Satz zu reduzieren, ist ja auch drollig, besonders, wenn es sich um den letzten Satz des Artikels handelt.

    Klar, dass Abnehmen „Selbstbeherrschungssache“ ist – aber für diese Binsenweisheit  hatte ich den Artikel auch gar nicht geschrieben, und was unter „flexibler Selbstbeherrschung“ zu verstehen ist, in dem besagten Artikel ein wenig thematisiert.

    Sehr schade, wenn sich nur Spammer dafür interessieren. Dabei kann man so elegant spammen – spammen, als spamme man nicht, etwa so:

    Hey, Klasse, Dein Beitrag! Und Dein Blog insgesamt: Ganz toll! Und so erfrischend frei von Spam und Schleichwerbung – Gott, wie ich Spam hasse!!! Ich habe übrigens auch n Blog zum Thema Ananas-Diät, ganz uneigennützig und ….

    Brechen wir das völlig frei erfundene Beispiel lieber hier ab. Ich will ja niemandem eine copy-und paste Vorlage liefern.

    Andererseits fürchte ich, es gibt manche, die diese Form der Unternehmenskommunikation noch wesentlich besser beherrschen, so dass ihnen manche doch noch auf den Leim gehen.

    Wahrscheinlich um die 90% der Diätratgeber sagen, dass ein paar Tage Ananas-Diät harmlos seien. Mit dem „Prinzip Verantwortung“ verträgt sich das nicht:

    Mono-Diäten begünstigen Essstörungen, und Ananas-Anbau gefährdet den Urwald. Kann mir mal jemand erklären, was an der Ananas-Diät ideal ist, oder welcher Teufel diese „Ratgeber“ geritten hat?

    Subtilen Spam erkennen

    Es ist relativ einfach, subtilen Spam zu erkennen: Wenn sich nämlich beim Kommentar-Lesen ein Bauchgefühl einstellt, als würde gerade dieses Gerät eingesetzt…

    Abnehmforen im Dschungel der Diäten: Hilfreich oder sinnlos?

    Mein Fall sind sie nicht: Die Foren, in denen über das Abnehmen geschrieben wird. Die vielleicht wichtigsten (größten) und ein paar kleinere hab‘ ich hier einmal notiert; vielleicht möchte ja jemand seine Erfahrungen dazu schildern.
    Weiterlesen »

    Noch keine Konzepte für Adipositas-Selbsthilfe

    Wenn die Fraunhofer-Gesellschaft einen PDA entwickelt, der Daten sammelt und Abnehmwillige mit Informationen versorgt, dürfte das ähnlich zu bewerten sein wie das Mandometer. Dieser „Adipositas-Begleiter“ ist so lange treu, wie seine Akkus halten, aber keine Sekunde lang menschlich.

    Aber dieses technische Gerät wird unter der Überschrift „Hilfe zur Selbsthilfe“ beschrieben.

    Punktuelle Artikel zur Selbsthilfeproblematik:

    Wenn auch ein Drittel der Bevölkerung adipös sein mag – auf einer Versammlung hessischer Selbsthilfegruppen erschien ein einziger Vertreter einer Selbsthilfegrupe bei Adipositas.

    „Schreiben als Therapie“ (z.B. bloggen) ist keine Lösung für die breite Masse.

    Selbsthilfegruppen müssten sich als Arbeitsgruppe verstehen – aber es gibt praktisch keine, und somit auch keine Kommunikation von Gruppen untereinander.

    Abnehmkurse oder Selbstbehauptungstrainings sind kein Ersatz, und auch die Weight-watchers verfolgen kein kompatibles Konzept.

    Individuelle Beratung und Selbsthilfegruppe wird als suspekt beargwöhnt.

    Der Bezug auf die klassische Diät und die Ausgewogenheit von Arbeit und Ruhe, Wachen und Schlafen,  Gemüt usw. ist nur schwer zu vermitteln.

    Arges Übergewicht ist regelmäßig mit Schuld- und Schamgefühlen verbunden. Gäbe es Selbsthilfegruppen, wäre die Teilnahme schon eine Art Outing, bedingt ein Eingeständnis einer gewissen Hilflosigkeit, evtl. einer Sucht, wie bei AA oder Overeaters A.

    Gäbe es Selbsthilfegrupen für Übergewichtige, könnte die Teilnahme aber auch relativ selbstverständlich sein.

    Nur – bis Selbsthilfegrupen für Übergewichtige selbstverständlich sind, ist die Anstrengung, eine zu gründen und zu betreiben, unverhältnismäßig außerordentlich groß.

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