Die ketogene Diät – als „Challenge“

Wenn ErnährungsberaterInnen oder studierte Biologen, gerne mit Dr.-Titel, sich mit oder ohne weißen Kittel vorstellen und Ernährungspläne verkaufen: Dann sage ich mal „Gute Nacht“.

Kürzlich habe ich das Angebot gesehen, zu einer extemen „Wenig-Kohlenhydrate-Viel Fett-Diät“ oder auch „LCHF Ernährung“ den entsprechenden Plan für rund drei Euro pro Tag zu erstehen.

Der Shop zur Diät hat dann aber dem Fass den Boden ausgeschlagen: Dubiose („mittelkettige“) „Speiseöle“ zu Preisen, die jedem Olivenanbauer die Tränen in die Augen treiben, und allerlei „Nahrungsergänzungsmittel“, um den Verschlankungsprozess zu unterstützen.

Zu dieser „Ketogenen Diät“ schreibt die Ernährungs-Umschau:

Wie beim Fasten führt die ketogene Diät (KD) dazu, dass anstelle von Kohlenhydraten Ketonkörper zur Energiegewinnung genutzt werden. Allerdings werden diese bei der KD aus den Fettsäuren der Nahrung und nicht aus den körpereigenen Fettreserven gebildet. Die KD ist eine anerkannte Therapieform für pharmakoresistente Epilepsien im Kindesalter und verschiedene seltene Stoffwechselstörungen. Bei verschiedenen anderen Erkrankungen wird ihr Einsatz diskutiert. Die Durchführung dieser Ernährungsform ist zeitaufwendig und mühevoll. Viele Esssituationen im Alltag, wie der Besuch im Restaurant oder das Essen bei Freunden und Verwandten, gestalten sich für die Patienten sehr schwierig.

Nun wissen zwar normal unbedarfte LeserInnen nicht, und es wird auch nicht erklärt, was „Keton-Körper“ sind, der Abschnitt erhellt auch nicht, wo bei dieser „Gleichung“ Körperfett abgebaut wird, und an anderer Stelle wird ja das „Low-carb-Bashing“ gebranntmarkt – das alles interessiert mich aber gar nicht brennend, und ist im Altag auch nicht entscheidend.

Entscheidend ist der Spaß am Kochen, das Interesse an saisonaler und regionaler Ernährung, sind persönliche Vorlieben, ist die Abwechslung auf dem Teller – wobei man auch mal an zwei Tagen das Gleiche essen kann…

Wer es braucht, soll sich meinetwegen noch ein paar Löffel Öl über den Handkäse

schütten – das ist dann ordentlich LC, HF.

Bedenklich ist, dass die jungen Frauen, die meinen, ihren Körper definieren zu müssen, von (geschäfts-) tüchtigen Vorbildern auf einen Weg geführt werden, der nicht wirklich der eigene ist und in der Essstörung enden kann.

Bedenklich ist, dass dogmatische Diätvorschriften, wo sie gar nicht nötig sind, nicht zu einem besseren Verständnis der Ernährungskultur führen.

Bedenklich ist, dass in der Ellenbogen-Gesellschaft niemand davor geschützt ist, Diskriminierungen zu erleben, und dieses und anderes „Unheil“ möglicherweise mit Essen zu kompensieren.

Bedenklich ist, dass Vorschriften (erst recht die falschen) keine Einübung sinnvollen Verhaltens sind.

Äußerst bedenklich ist, dass ein  primitives Konzept zum Allheilmittel hochstilisiert wird, als derart alternativlos erfolgreich dargestellt wirddass andere Konzepte gar nicht mehr in Betracht gezogen werden.

Wenn also das „Ketogene-Diät-Prinzip“ im Zeitalter der Aufmerksamkeitsökonomie derart mit „Tamtam“, Gaukelei und großem Theater anderen Konzepten die Show stiehlt, werden diese – im „Scheinwerferlicht der Gesundheitsbühne“ – bestohlen.

Mitsamt der entwendeten, vorenthaltenen Aufmerksamkeit wird auf diesse Weise ein Konzept wie „Kompetenznetz Gegengewicht“ unter den Teppich gekehrt.

Gleichfalls unter dem Teppich enden hier Aspekte der Nachhaltigkeit. Die Verbindung zu Natur und Gesellschaft wird nicht hergestellt bzw. berücksichtigt oder aufgezeigt.

 

 

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