Gut verpackt? – Die Masse macht’s

Als ich neulich, um Streusel für einen Kuchen zu machen, einen Rest Butter samt „Butterpapier“ kurz in die Mikrowelle legte, um die Butter schnell weicher zu bekommen, hat sich das Papier entflammt und die Aluminiumschicht der Verbundverpackung freigelegt, womit wir wieder beim Thema „Aluminium-Müll“ wären.

Es heißt, Aluminium unendlich oft wieder einschmelzen sei unproblematisch – aber selbst bei den Getränkedosen, für die ja ein merkliches Pfand erhoben wird, gibt es Schwund, fünf Prozent davon verschwinden, mit unbekanntem Verbleib, und zu den Recyclingquoten, die bei Wertstoffen wie dem oben abgebildeten erreicht werden, gibt es keine Statistik.

Die Herstellung von Aluminium ist risikoträchtig – eine Umweltkatastrophe wie der Kolontár-Dammbruch kann sich in ähnlicher Form wiederholen, der Energieeinsatz ist je nach Betrachtungsweise unverhältnismäßig hoch.

Spuren des  für Lebensmittel-Verpackungszwecke eingesetzten Aluminiums können sich alsbald im Körper wiederfinden, hatte man einst noch Aluschalen beim Grillen empfohlen, um sich vor verbrennendem Fett zu schützen, ist man mittlerweile mit solchen Aussagen vorsichtiger.

Die Annahme, Aluminium sei bei Lebensmitteelverpackungen unentbehrlich, ist falsch: Bei der Butter ist die glänzende Aluminiumschicht nur ein Statussymbol, einfaches Pergamentpapier reicht auch.

Alu-Folien im Haushalt sind durchaus entbehrlich: In Omas Küche kamen sie überhaupt nicht vor, und wer sich über löchrige Folien im Zusammenhang mit selbst verpackten Lebensmitteln wundert, ist nicht mit einem Wunder, sondern mit einer chemischen Reaktion des Aluminium konfrontiert:
Deshalb bekommt Aluminium, das in der Lebensmittelindustrie verwendet wird, oft einen schützenden Lack-Überzug oder eine Kuststoff-Beschichtung, was auch eine minimale Chemie-Weitergabe nicht komplett ausschließen kann.

 

Die „Sache mit dem Yoghurt-Deckel“

Eine Molkerei-Genossenschaft mit bärtigem Hutträger im Logo wollte ihr Umweltbewusstsein dokumentieren und  diesen Satz,  versteckt aufgedruckt, fand sich auf der Verpackung:

Der Aluminiumdeckel ist ebenfalls wiederverwendbar
und gehört in den Alu-Container

Wo der nächte Alu-Container (an sich ja eine gute Idee) zu finden ist, war leider nicht zu ermitteln. Aber dieses „gehört in den Container“ beschäftigte mich, mehr als die Sache wert ist, und ich sammelte Alu-Deckel, um sie ordnungsgemäß dem Alu-Container zuzuführen.

Wir wissen wenig über die Umweltbelastung durch Yoghurt-Deckel, können aber ahnen, dass unsere Müllproduktion insgesamt Nachhaltigkeitsstreben und Umweltziele mit-gefährdet. Zu/Gegen Kaffeekapseln und Kaffeebecher werden Kampagnen unterhalten (und müssen jeweils vor Ort, lokal, initiiert und durchgeführt werden).

Wer, wie empfohlen, Aluminium-Abfall sammelt, muss ihn irgendwann auch wieder loswerden:

es geht ja um eine geordnete, sinnvolle Weiterverwendung des kostbaren Rohstoffs!

 

Klima-Retter

Wir kennen vielleicht die

Umwelt­belastung durch Kaffee­kapseln: 3 Milliarden Kapseln, oder 5000 Tonnen „Material“ – das sind jedenfalls Zahlen von 2014, bei der steigenden Tendenz des teuer erkauften Kapselkonsums kommt aber der Verdacht auf, dass die Abgestumpftheit der entsprechenden Verbraucher ebenfalls wächst.

 

Die Fruchtbarkeit der Erde

Hätten wir wirkliche eine gesellschaftliche Verpflichtung zum Naturschutz, hätten wir auch Gesetze und Vorschriften, die den Mutterboden erhalten – wozu auch gehört, ihm hin und wieder ordentlichen Humus zuzuführen, zu dessen Herstellung wiederum Kaffeesatz brauchbar ist; wäre es faktisch ein Verbrechen, Kaffeesatz zu verbrennen oder zu verschwelen, hätte das auch Auswirkungen auf die Kaffeekpselindustrie 😉

 

Klimaschutz und Klimasimulation

Modellrechnungen, die Angaben über den Effekt eines konsequenten Verzichts auf Verpackungs-Aluminium machen, liegen nicht vor – „Für 1 kg Primäraluminium sind etwa 200 MJ Primärenergie aufzuwenden, dabei entstehen ca. 16 kg CO2-Äquivalen“ (Quelle). Genau diese CO2-Einsparung soll ja das Klima retten.

Welche Auswirkungen auf das Weltklima welche CO2-Reduktionen haben, ist vielleicht nicht genau zu bestimmen – das Verhalten der Bürger aufgrund welcher Interventionen fiskalischer Art, aber auch und vor allem durch die Meinungs-Industrie aber wird fortwährend erforscht. Für die Simulation des Verhaltens genügen schon – ähnlich wie beim statistischen Verfahren „Mini-Census“ relativ kleine Stichproben – ohne dieses Wissen stochern wir nur im Trüben. Die einfache, lineare Hochrechnung sollte im digitalen Zeitaltereingemottet werden.

Fakt ist: Die Prioritäten einer Nachhaltigkeitsstrategie müssen klar sein, dazu gehört, dass die Nachhaltigkeitsstrategien Priorität haben müssen.  Wie wichtig dann die einzelnen Facetten des Gesamtbildes sind, ist zu ermitteln, und auch die kleinen Puzzle-Teilchen könnten mitentscheidend sein.

 

Klimaschutz und Leichtbauweise

Eine Abgasreduktion beim Automobil um 90 Prozent ist möglich, wenn die bewegte Masse, sprich das Fahrzeuggewicht, nur genügend gesenkt und die Aerodynamik optimiert wird. Gegebenenfalls kann man noch Solar- und Muskelkraft ergänzend einsetzen.
Zahlreiche Journalisten sind neulich zu einer Pressekonferenz zu diesem Konzept erschienen, haben aber nur von „drohenden Fahrverboten für ältere Diesel“ berichtet, nicht von Lösungen, nicht von neuen Perspektiven 😉

Verringerte Fahrleistung und verlängerte Lebensdauer (Warum eigentlich sollen nur Menschen älter werden als in der Vergangenheit und nicht auch Autos?) sind weitere rationale Maßnahmen zur CO2-Reduktion – bedingt auch der Einsatz von Aluminium in der Fertigung – eigentlich gibt es Besseres: Nachwachsende Rohstoffe.

 

Hölzer und Gräser im Fahrzeugbau

Es sind schon Flugzeuge,

 

Autos

und andere Fahrzeuge aus Holz gebaut worden,  bei Fahrradrahmen könnte sich Bambus etablieren – eine moderne Kombination alter und neuer Elemente in Verbindung mit Sicherheits-Zugewinnen durch „untereinander kommunizierende Fahrzeuge“ wäre durchaus zeitgemäß und zukunftsträchtig.

Aluminium einsparen und besser recyceln sollte den Energieverbrauch reduzieren oder auch mehr Aluminium für produktive Zwecke bereitstellen – in besonderen Legierungen ist es ja ein für die Technik außerordentlich interessantes Material, während gerade Lebensmittelverpackungen so überflüssig wie  beispielsweise „Fruchtjoghurt“ sind.

Das Teelöffelchen Obst und die paar Tropfen Aroma und Farbstoff, die neben dem ohnehin separat erhältlichen Zucker den Geschmack ausmachen, könnte man auch separat erstehen und mit selbst gemachtem Naturyoghurt verrühren…

 

Zu verschenken: Wertvoller Rohstoff – Bestes Recycling-Aluminium

Wer hierzulande Aluminium getrennt und geordnet (also auch gereinigt) sammelt, hat schlechte Karten, wenn es darum geht, das nun wider loszuwerden. Beim Schrotthandel gäbe es vielleicht noch Möglichkeiten, aber da wird es erst in der Region von Zentner- und Doppelzentnermengen interessant.

Dass das „Duale System Deutschland“ sich wirklich und effektiv um etwa Deckel von Yoghurtbechern kümmert, die noch zur Hälfte am Plastikbecher kleben, halte ich für unwahrscheinlich – und Aluminium aus Verbundverpackungen wird wohl auch vorwiegend als Restmüll verfeuert.

 

Nun will ich aber nicht auf meinem Alu-Müll sitzen bleiben, sondern ihn loswerden. Wenn ich ihn nicht verkaufen kann, muss ich ihn wohl verschenken – am Besten an Persönlichkeiten, die sich mit so einem Müll auskennen (sollten).

Die leiten den Schrott „mit links“ an die zuständigen Stellen weiter und erklären uns dann freundlich, wie wir das „Aufkommen“ an Alu-Schrott begrenzen, seinen Schwund bekämpfen und überhaupt den im Zusammenhang mit der Lebensmittelversorgung allgegenwärtigen CO2-Ausstoß so richtig begrenzen.

Klar ist: Wir könnten jetzt auch sagen, dass der Klimawandel ohnehin schon so weit fortgeschritten ist, dass irgendwelche Bemühungen um Nachhaltigkeit längst zu spät sind und nicht mehr greifen. Wenn Gletscher schwinden, die Alpen zerbröseln, weil das „ewige Eis“ sie nicht mehr stabilisiert, wenn in Grönland die Tundra brennt, sind das Ereignisse innerhalb einer globalen Kettenreaktion, die damit begonnen hatte, dass „niemand“ an die Folgen unserer immensen Waren-und Güterproduktion gedacht hat.

Oder wir retten, was zu retten ist. Beim Verzicht auf Tomatenmark in Tuben – beispielsweise – verzichten wir übrigens nicht auf den Inhalt, sondern nur auf die Illusion, das sei ja alles so schön praktisch: Ist es in der Summe gar nicht.

 

 

 

 

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