Du kannst wiegen, so viel Du willst!

Nur mal kurz am Rande: Da macht man sich die Mühe, die verfügbaren Informationen zum Wiegen zusammenzusammeln, textet, schreibt und überlegt, und dann findet sich bei „Psychologie Heute“ so etwas:

Tägliches Wiegen hilft beim Abnehmen

Es war mal wieder eine Studie gemacht worden; Müßig, den üblichen „Versuchsaufbau und die Ergebnisse wiederzugeben:

Zwei Jahre später erscheint eine Studie zum Zusammenhang Waage-Depression, wieder von der gleichen Studienleiterin:

Häufiges Wiegen hatte in der Studie jedoch einen positiven Effekt auf das Körpergewicht der Studienteilnehmerinnen. „Das Ziel der Studie war, den Zusammenhang zwischen häufigem Wiegen, der Anfälligkeit für Depressionen und dem Body Mass Index (BMI) bei Frauen zu untersuchen“, erklärte Dr. Jennifer Linde. „Obwohl wir keine Verbindung zwischen dem Wiegen und Depressionen finden konnten, zeigte sich, dass tägliches Wiegen ein gesunder Weg sein kann, sein Gewicht unter Kontrolle zu halten.“

Lindes Team analysierte die Daten aus einer Umfrage, die eine Krankenversicherung in Washington und Nord-Idaho unter ihren Mitgliedern durchgeführt hatte. Mehr als 4650 Frauen zwischen 40 und 65 nahmen an der Studie teil.

„Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass man jedem Erwachsenen empfehlen sollte, sich regelmäßig zu wiegen, unabhängig von seiner Neigung zu Depressionen“, schlussfolgerte Linde.

Schon merkwürdig, dass zwischen Waage und Depression keine Zusammenhang bestehen soll, ist doch die Klage über die Waage, dieses alte Miststück, dass man jetzt am Liebsten wegwürfe, so häufig…

Aber auch FITforFun beglückt uns mit einer Studie:

Wiegen besonders effektiv

Hier war es um die Zeit nach der Gewichtsabnahme gegangen:

Von den Mitgliedern der Kontrollgruppe hatten 72 Prozent innerhalb des ersten Jahres fünf Pfund und mehr zugenommen. Von denen, die am Internet-Coaching teilgenommen hatten, waren es nur 55 Prozent, und unter den Teilnehmer der Face-to-Face-Gruppe waren es sogar nur 46 Prozent. Als besonders effektives Kontrollinstrument erwies sich das tägliche Wiegen: Von den Studienteilnehmern, die wirklich täglich auf die Waage stiegen, schafften es im Vergleich zu den Wiegemuffeln 82 Prozent mehr, ihr Gewicht zu stabilisieren. Das galt allerdings nur für jene Studienteilnehmer, die das Coaching-Programm absolviert hatten. Fazit: „Wiegen allein hilft noch nicht, die Leute brauchen auch eine gezielte Anleitung, wie sie ihr Gewicht halten können“, resümiert Studienleiterein Rena Wing.

Vielleicht mag uns Frau Wing ein Stück weiter gebracht haben, wahrscheinlich hat auch sie noch nicht den Stein der Weisen gefunden.

Es könnte auch sein, dass nicht das Wiegen so schrecklich entscheidend ist, sondern dass es auf die Reaktion derjenigen „hinter der Waage“ geht, auf „Feedback“ und Übertragung. So etwas lässt sich natürlich nicht messen.

Fügen wir – aus aktuellem Anlass – hier noch die Bemerkung ein, dass die Rolle von Bloggern in diesem Medienrummel (denn um den geht es bei den meisten „Studien“; die Wissenschaftler müssen, um sich als Wissenschaftler zu legitimieren, auf Teufel komm raus irgend etwas publizieren) auch darin bestehen kann, diesen Medienrummel nicht nur zu sortieren und zu filtern, sondern auch mal kritisch zu hinterfragen und den Prozess nach Möglichkeit ein Stück weiter zu treiben.

Vielleicht brauchen wir noch weitere Studien, Umfragen, Recherchen. Oder eine simple Frage an die Betroffenen:

Welche Rolle spielt für Euch die Waage – ist sie wichtig, unverzichtbar, oder überflüssig?

 

 



 

Narzissmus und Diät

 
 
 
 

 
 

 

Zwei Jahre Abnehmen-Diät-Blog und immer noch vollschlank sowie Fragen der Motivation

Am zweiten Blog-Geburtstag mal nicht einfach „weiter im Text“, sondern innehalten – auch so ein altmodisches Wort, das aber vielleicht gerade so noch verstanden wird.

Freischwebende Aufmerksamkeit

… das ist hier zunächst einmal eine Assoziation zu einem Foto. Aufmerksamkeit steht im Zusammenhang mit Menschenwürde, kann sich  kontraproduktiv auf Krankheit und Pathologie konzentrieren, oder mit Achtsamkeit assoziiert sein. Wir leben in einer „Welt, die sich in zahllose Erschütterungen auflöst, die alle zu einer ununterbrochenen Kontinuität verbunden sind und wie Wellenringe nach allen Richtungen verlaufen.“

Neben diesem „Interesse für Alles und Nichts“, das doch – man glaubt es kaum 😉 – Energie braucht, kristallisiert sich mit der Zeit so manches heraus:  Dazu erst mal ein Zitat:

Beweglich wie ein Kind

Wir mühen uns ab, weil wir auf das Ergebnis fixiert sind, zwingen uns zur Gymnastik, schränken uns beim Essen ein, wiegen und messen uns. Ihr lasst die Ziffern auf der Waage bestimmen, wie Ihr Euch fühlt. Ich bitte meine Klienten, sich zu erinnern, wie sie sich als spielendes Kind gefühlt haben. Da bist Du herumgerannt, vielleicht auf Bäume geklettert – aber nie hattest Du das Ziel, Gewicht zu verlieren, es ist nur darum gegangen, Spass zu haben. Aktiv zu sein hat Dir ein Gefühl von Freiheit gegeben, von Aufregung und Vergnügen. Du musst an dieses Gefühl wieder anknüpfen.

Vielleicht kommt man mit

Assoziationen – was können wir machen

weiter. Der Hintergrund dieser Collage stammt vom „Blog Action Day“ – was wir daraus gelernt haben, ist wohl, dass „Bloggers United“ in der Masse nicht so funktioniert, wie gewünscht.

Aber das Motto „Denk mal, was wir machen können“ ist nicht falsch.

Denken

Klischees, Vorurteile (kurzer Blick nach links, bitte) und festgefressene Ideale hindern am Denken.

Ein Neues Weltbild

… brauchen wir, wenn wir denken, die Welt sei eine Scheibe und der BMI ihrer Bewohner entscheide über Glück und Gesundheit.  Stephen Blair sagt, die Fitness sei entscheidend – hier ist ein Interview, bitte anhören, aber nicht im Sitzen oder Liegen!
Die Bewegungsarmut ist auch durch die Veränderung der häuslichen und öffentlichen Umwelt verursacht. In der Folge müssten einerseits die Individuen ein Bewusstsein für mehr Bewegung entwickeln, andererseits wäre der „öffentliche Raum“ so umzugestalten, dass er für körperliche Aktivitäten förderlicher ist, eine politische Aufgabe, der „die Politik“ sich allerdings nicht stellt.

Neue Erkenntnisse

… sind, streng genommen, nicht zu erwarten. Eigentlich ist doch alles schon einmal da gewesen. Subjektiv sind – aus der letzten Zeit, als „neu“ hier vielleicht  NutrigenomikBeckenbodentraining  und das Training mit geschrumpften Wasserflaschen zu nennen.

Dass ein (Gesundheits-) blog alleine nichts bewirkten kann, ist wohl auch altbekannt.  Da fällt mir doch spontan so’n alter Hippie-Slogan ein:

Let’s work together

oder von 2007

Doppelt Abnehmen mit neuer Pille?

13.03.2008 Glücksverheißend – auf den ersten Blick mal wieder eine Meldung im Ärzteblatt:
Ein neuartiges Abmagerungsmittel sei gefunden:
„Neues Abmagerungsmittel doppelt so wirksam“
Creative Commons License credit: zoellner.tk 86

Tesofensin hemmt im Gehirn die Wiederaufnahme von Noradrenalin, Dopamin und Serotonin aus dem synaptischen Spalt.

Ob die Studie wirklich unabhängig erfolgte, kann bezweifelt werden:

Erwähnenswert ist, dass Astrup Anteile des Tesofensin-Herstellers NeuroSearch hält.

Die folgende Studie soll weitere Aufschlüsse über die Verträglichkeit des Medikamentes geben.

Schon die Ergebnisse der jetzigen Studie zeigen, dass die Gewichtsreduktion nicht ohne Nebenwirkung zu haben sein wird: In der Dosis von 0,5mg/die klagten 42 Prozent über Mundtrockenheit, 20 Prozent über Übelkeit, zehn Prozent über Flatulenz und zwölf Prozent über Schlaflosigkeit.

Typisch für die nicht-ganzheitliche Sichtweise, die Fixierung auf die Genetik auch dieses Zitat:

Dopamin ist der zentrale Neurotransmitter in der Belohnungsreaktion des Gehirns und eine genetische bedingte verminderte Freisetzung könnte eine Ursache der Adipositas sein.

Das ideale Abmagerungsmittel ist wahrscheinlich immer noch nicht gefunden – vielleicht ist das ja auch ganz unmöglich.

Beitrag zum Thema:

Appetithemmer auf chemischer Basis

Gefäschte Arzneimittel

Folsäure + Vitamin B12: Schutz vor Schlaganfall

Nahrungsergänzungsmittel, die eine Kombination verschiedener B-Vitamine enthalten, waren kürzlich Gegenstand einer Untersuchung bei Ökotest. Die Tester waren jedoch mit dem Gebotenen nicht recht zufrieden, und meinten, insgesamt werde zu hoch dosiert.

Man könnte sich auch fragen, wozu die Vitamin-B-Präparate überhaupt auf dem Markt sind, zumal Aussagen wie

„“unterstützt Zellfunktion von Nerven und Haut, unterstützt Konzentrationsfähigkeit, Aufrechterhaltung der mentalen und physischen Leistungsfähigkeit“ (Abtei Vitamin B Komplex Supra, Dragees) sind so richtig wie nichtssagend. Da die Versorgung der hiesigen Bevölkerung mit den meisten B-Vitaminen gut ist, dürfte selbst die Einnahme hoch dosierter Vitamine nicht die Leistungsfähigkeit explodieren lassen oder das allgemeine Wohlbefinden verbessern.“

 

eher absurd klingen. Zum Schluss bietet Ökotest noch eine Auflistung von möglichen Vitamin-B-Mangelkrankheiten, wobei neben Beri-Beri, Pellagra und anderen auch das Folgende angemerkt wird:

Mangel an Folsäure -> Blutarmut, Haut- und Schleimhautstörungen, Missbildungen beim Embryo (Neuralrohrdefekt)

Mangel an Vitamin B6, B12 und Folsäure -> wird mit erhöhten Homocysteinspiegeln im Blut in Verbindung gebracht, die wiederum mit dem Auftreten von Arteriosklerose korrelieren.

An anderer Stelle wird genau dieser Mangel als recht kritisch eingeschätzt:

„Nach unseren Ergebnissen ist ein niedriger Vitamin-B12-Spiegel besonders in Kombination mit niedrigen Folat-Werten ein entscheidender Risikofaktor für Schlaganfälle und zerebrale Durchblutungsstörungen“.

Beide Vitamine gehören zur Gruppe der B-Vitamine, sind wasserlöslich und können leicht aus der Nahrung über den Darm aufgenommen werden.
Vitamin B12 und Folat sind unter anderem an der Blutbildung beteiligt.

Lebensmittelquellen für Vitamin B12: Leber, Fleisch, Fisch und Eier.
Lebensmittelquellen für Folsäure: Blattgemüse, Salate, Vollkorn-produkte, Nüsse, Tomaten, Eigelb und Leber.

 

An dieser Stelle sei auch noch die Medizinauskunft hinzugezogen. Sie führt aus, dass das Stoffwechsel-Abbauprodukt  Homocystein die Wände der Blutgefäße angreift und so die Arterienverkalkung in erheblichem Maße fördert.

Untersuchungen zeigen: Ein Zuviel an Homocystein steigert das Herzinfarkt-Risiko um 70 Prozent, die Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden, erhöht sich sogar um 150 Prozent.

Als „natürlicher Gegenspieler des Homocysteins im Körper“ wirkt das Vitamin Folsäure. 

„Der natürliche Gegenspieler des Homocysteins im Körper ist das Vitamin Folsäure. In einer großen Studie mit 10.000 Männern und Frauen im Alter zwischen 25 und 70 Jahren konnte bewiesen werden, dass diejenigen, die täglich mehr als 400 Milligramm Folsäure zu sich nahmen, deutlich seltener von Herz-Kreislauf-Erkrankungen heimgesucht wurden. Verstärkt wird der Schutzeffekt der Folsäure noch, wenn man sie mit den Vitaminen B12 und B6 kombiniert.“

Folsäure-Unterversorgung?

Mehr als 90 Prozent der Bundesbürger nehmen allerdings nicht einmal die Hälfte der notwendigen Menge an Folsäure zu sich. Deutschland ist ein Folsäure-Mangelland, lautet das alarmierende Urteil der Ernährungsexperten.

Wenn auch Folsäure in vielen grünen Gemüsesorten vorhanden ist, müsste man  täglich etwa 700 Gramm Obst und Gemüse essen. „Zudem ist Folsäure sehr empfindlich und kann schon beim Kochen und Lagern zerstört werden.“

Deshalb wird hier der Rat gegeben, unter Anleitung des Arztes Selbstvorsorge zu treffen:

 Wer älter als 50 ist, sollte zunächst eine Homocystein-Bestimmung bei seinem Arzt vornehmen lassen.

Fällt der gemessene Wert zu hoch aus, wird der Arzt entweder dazu raten, die fehlenden Vitamine Folsäure, B12 und B6 mit einer Spritzen-Intensivtherapie zuzuführen oder ausreichend hoch dosierte Vitamin-Tabletten empfehlen. Mit einer solchen Behandlung kann der Homocysteinspiegel wirkungsvoll gesenkt werden. (Kursive Hervorhebungen d.A.)

Bei korrekter Interpretation der Quellen ergibt sich das folgende Bild:

Vitamin-B-Präparate als Nahrungsergänzung sind eher fragwürdig und würden – als Selbstmedikation – nur „auf Verdacht“ eingenommen, etwa, weil man sich unkonzentriert fühlt und etwas dagegen tun will.

Mit der entsprechenden Diät (siehe Kasten) sollte nach menschlichem Ermessen der Vitaminbedarf zu decken sein. Wer sagt, Vollkornprodukte seien „überflüssig“, leistet möglicherweise dem Schlaganfall Vorschub.

Über 50 – und gegebenenfalls auch jünger – ist die Bestimmung des Homocysteinspiegels ratsam. Dies kann dann mit einer Überprüfung des LDL-Wertes verbunden werden (Dabei gleich mal den Hausarzt nach der Bedeutung des oxidierten LDL Cholesterin fragen).

Die Sucht nach Zucker

Eine Meldung vom 26.09.08:

„Wissenschaftler der Universität Princeton haben Ratten täglich mit Zucker gefüttert, die Portionen kontinuierlich gesteigert und dann den Zucker ganz weggelassen. Die Tiere zeigten daraufhin ähnliche Entzugserscheinungen wie Morphiumsüchtige. „

Die Meldung wurde eifrig weiter verbreitet. Im gleichen Atemzug wurde erzählt, dass mittlerweile jeder Deutsche im Schnitt über 34 kg Zucker pro Jahr verzehrt,  bei  78 kg liege der US-Pro-Kopf-Verbrauch.

„Die Hersteller von Big Mac & Co., die damit den Geschmack ihrer Brötchen, Hackbuletten und Hühnchenstücke perfektionieren, lösen durch die Kombination von Zucker und Glutamat im Gehirn eine Art kulinarischen Orgasmus aus.“

Es handelt sich bei dieser Meldung um eine Pressemitteilung von Gruner  Jahr, die auf das Erscheinen von „Wunderwelt Wissen“ hinweisen sollte. Bei wissenschaft.de hat es die Überschrift

Ratten-Studie bringt Beweis für „Zucker-Abhängigkeit“

allerdings schon im Juni 2001 gegeben…
Nichts Neues also an der „Zuckerfront“, aber das Aufwärmen alter Meldung, frisch dekoriert, scheint lukrativ.

Wer auch immer den Artikel zusammengeschrieben hat: Irgendeine Ahnung muss er gehabt haben. Sogar den Ausdruck „alimentärer Orgasmus“ gibt es, in der Psychoanalytischen Neurosenlehre, seit 1926:

„Normale Entwicklung: Lustvolle orale Befriedigung beim Stillen und bei der Pflege. Entwicklung der Fähigkeit, sich etwas zu nehmen und zu genießen. RADO: alimentärer Orgasmus.“

Es handelt sich um die Orale Phase (FREUD: Entwicklung von sexuellen Empfindungen über den Mund)… 

Die pseudo-Kritik an den Hamburger-Brätern, die uns da so hinterrücks zu Kopf-Orgasmen verhelfen, geht voll an der Sache vorbei: Natürlich ist Essen (fast) immer mit Befriedigung verbunden – auch, wenn es gesund ist…

Ansonsten sollten wir den Zuckerkonsum doch lieber nicht so abstrakt diskutieren, sondern praktisch verringern.

Wellness für das Gewissen

Esskultur, Gutmenschen und Proleten

Beim Essen geht es  eben nicht nur um Sättigung, sondern um Kultur – ein echter Demokrat mampft keine Dosenravioli, sondern hat massenkompatiblem Fast-Food so kritisch zu begegnen wie politischer Volksverblödung.

So weit ein Zitat, das Wolfgang Siebecks Einfluss auf unser Denken belegen sollte.
NutriCulinary hat gratuliert, und dem Glückwunsch möchte Fressnet sich anschließen.   

Gewissens-Wellness, käufliches Gewissen

Beim Essen und Trinken sieht Professor Wolfgang Ullrich, Medientheoretiker der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, Bio- und Fairtrade-Produkte im Fokus.

Da sie meist  teurer als konventionelle Güter sind, scheint hier gutes Gewissen besonders käuflich, so Ullrich auf der Tagung des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen über nachhaltigen Konsum in Mainz.
Mehr zu zahlen als man zahlen muss, beweist die besondere Opferbereitschaft für Ökologie und Nachhaltigkeit, obwohl meistens doch der eigene Egoismus vor der Sorge um die Umwelt stehe.
Problematisch: Ärmere seien so von vornherein ausgeschlossen, haben also keine Chance auf ein bisschen Erleichterung für ein reines Gewissen.

„Man kann von einem modernen Ablasshandel sprechen“

meinte Ullrich. Wie im Mittelalter versuche man, sich vom „Fegefeuer freizukaufen“.

Ullrich warnte, man müsse tatsächlich um den gesellschaftlichen Frieden bangen.
Immer mehr drohe ein sozialer Antagonismus zwischen selbstbewussten Konsumbürgern mit ihrem guten Gewissen als oberstem Statussymbol und disqualifizierten Konsumversagern. Er halte es für unwahrscheinlich, dass sich bewusster Konsum nach und nach gesamtgesellschaftlich durchsetzen kann.

aid infodienst, aid-PresseInfo Nr. 38/08 vom 17.09.2008

Also, ich finde das zu kompliziert gedacht: Erstens weiß niemand, was ein Antagonismus ist, zweitens müsste man, will man schon das Wort verwenden, auch noch zwischen Haupt- und Nebenwidersprüchen unterscheiden. So hat das doch keinen Zweck. Und das Wort „Konsumversager“ ist doch auch ein bisschen arg abwertend: Sind das nicht eigentlich die Verlierer, deren Einsatz jetzt die Gewinner eingestrichen haben?

 

 

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?


Die Radikal-Diät und der Diätplan

Rund ein Prozent der Suchanfragen zielt auf eine „radikale Diät“ ab. Man möchte also etwas „von Grund auf“ ändern oder mit irgendwelchen „radikalen Massnahmen“ das Übergewicht bekämpfen: Eine gute Idee – doch wie diese umsetzen?

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Männer! Typologie des Mannes nach Stemplinger

Unter Männern wird recht selten die doch interessante Frage gestellt, wer welcher Typ ist. Mag sein, das liegt nur am Fehlen einer geeigneten Typologie – wer mag sich schließlich auch mit dem Psychologenlatein abgeben, das doch meist nur von „Störungsbildern“ handelt.

Auch Frauen haben oftmals Schwierigkeiten, das Objekt ihres  Interesses kurz und prägnant zu bezeichnen. Dem kann jetzt abgeholfen werden, dank einer bewährten Typologie, die gerade ihre Renaissance erfährt   – den einen zur Selbsterkenntnis, den anderen zum besseren Verständnis.

1.) Der Muckel

… ist eitel wie ein Pfau, Steht stundenlang am Spiegel,

ob all’s gnau
Und richti sitzt, der Schnauzbar sauber draht,
der Halsschlips in der Mitten hängt akrat.

Muckels lassen sich besonders durch das Lob ihres guten Aussehens beeindrucken, werden heut wohl als Narzissten bezeichnet.

2.) Der Martel

… is a seelenguater Lapp,
Der geht im Schritt, und willst Du’s rennt er Trab;
Den wickelst um Dein Finger, stellst Di g’scheit,
Nur mach ihn ja öt narret, saonst is’s gfeit.

3.) Der Toni

Männer vom Typ „Toni“ sind recht gepflegt, aber nicht sonderlich intelligent und deshalb leicht verführbar oder irrezuleiten.

Er schwatzt an Stiefel: schaug‘ ihn an ganz seli,
als wollt er Dir ausdeutschen ’s Evangeli:
Dös taut ihm wohl, wennst aufpaßt auf sein Schwatzen.
Und bist nöt von die andren, die ihn tratzen.

4.) Der Sepperl

Ebenfalls ein gepflegter Typ, aber streitbar bis streitsüchtig.

Beim Widersprechen wird er leidi;
Der streit‘ Dir d‘ Sunn weg am helliachtn Tag,
Da hilft koa Btten, wenn er halt nöt mag.
Wennst etwas aus ihm pressen möcht’st recht gern.
So därfst grad’s Gegenteil von ihm begehr’n.

5.) Der Anderl

Ein – genetisch bedingter –  jähzorniger Hitzkopf, der schnell in Wut gerät und unangenehm laut wird –

Du laß ihn brüll’n und werken, packt ihn d’Wuat,
Und geh ihm aus dem Weg, i rat Dir guat.
Und schimpft er Di selber hin, sei stad,
und wenn er alle Sakrer abadraht.
Er hört schon wieder auf, der wilde Kampel
Und ist darnach so zahm als wia-r-Lampel.
Und woanst a bissel, Dirndel, da wirst Schaug’n,
Alls tuat er, was er absiecht von die Aug’n.

6.) Der Peter

Ein Freund vom guten Essen,

Dös därfst mir bei dem Mannderl nia vergessen.
Da kimmt er granti hoam und schneidt’t a G’sicht,
Schnell d‘ Pfanna her, an guaten Schmarrn’n ang’richt,
A Glaserl Enzian, an Kerschscchnaps g’schluckt,
Der Peter hat sein Ärger scho‘ verdruckt.

7.) Der Franzel

… ist ein ziemlich verliebter „Gischpel“,

Da hört er irgendwo a Weiberg’wischpel,
Glei muaß er hin und muaß a bisserl fratscheln,
A bisserl umaschmiern’n, a bisserl Tatscheln.
Bist g’scheit, so laßst ihm halt die Narretei
Und zoagst koa bissel Eifersucht dabei.

8.) Der Hiasel

Fast unglaublich, was für ein „Latschi“ :

Der möcht‘ am liabsten um Erlaubnis frag’n,
Ob’s allen recht ist, daß er auf der Welt,
Der traut sich kaum was z’kaufen um sein Geld.
Dem muaßt scho‘ selber in Versuchung führ’n,
Der Gimpel traut si sonst koa Finger z’rühr’n.

 

9.) Der Nazi

Ein Lügner, wann immer er dazu die Gelegenheit hat: Also ständig..

Er kann nöt d‘ Wahrheit sag’n, dös liegt im Bluat.
Gehts nach sei’m Red’n, so bringt er alles um,
So drah’n si alle Dirndeln ’s Halserl krumm.
Mei, Dirndel, laß ihn red’n, sag nix dawider,
Am nächsten Tag erzählt er’s anders wieder.
Und fürchttt ihn nöt: is lauter G’wasch und G’red,
Die Hund‘, die recht viel bell’n, die beißen nöt.

Nach: Eduard Stemplinger, Vom Dirndl- und Buab’nfang, . 2. Auflage o.J., (1974 ?) Rosenheimer Verlagshaus, S. 111-115.
Diese volkstümlichen Typologie greift auf die Liebeskunst von OVID zurück, und ist, gerade durch die eigenständige Betrachtungsweise, ein origineller Beitrag zur OVID-Rezeption.

Mag Stemplinger OVID auch in Teilen „verwässert“ haben, so war sein Buch doch auch Beleg für die Unsterblichkeit der wahren Dichter und günstigenfalls Anlass, Neugier auf das Original zu wecken.

Der innere und der äußere Schweinehund, sich arrangieren oder etwas ganz Anderes tun?

„Och nööh – schon wieder so eine Suggestivfrage, wo bleibt da meine freie Entscheidung?“
Könnte sein, dass jemand auf diesen Gedanken kommt; bei der Diät-Umfrage wurde die Aussage „Diät ist für mich ein ausgewogener Lebensstil mit Maß und Ziel“ jedenfalls schon mal derart kommentiert.

Aber die  Schweinehund-Frage ist doch nicht suggestiv? Vor allem: Sie ist noch längst nicht gelöst… Offenbar stellt der „innere Schweinhund“ uns immer wieder vor neue Probleme:

sich mit “sonderportionen” zu BELOHNEN ist schon das ende. ich rauche seit 1/4jahr nicht mehr… das ist ähnlich, ich hatte auch tage, an denen ich mich mit einer zigarette belohnen wollte. völliger schwachsinn, sich alte und “schlechte” gewohnheiten, die man ja loswerden will, als BELOHNUNG zu nehmen! den inneren schweinehund, der von haus aus träge, faul und uneinsichtig ist, muss man zum schweigen bringen oder überhören. [ Stephanie ]

Während der „innere Schweinehund“ (der verinnerlichte Schweinehund?) schwer zu fassen ist, ist zumindest die Wortherkunft erklärbar:

Im Mittelalter wurden „böse Menschen“ nicht nur als Hexen und Hexer verbrannt, man kannte auch zahlreiche „Ehrenstrafen“, mit denen die „Deliquenten“ letzlich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden. So den Pranger, (hier eine mobile Version, die „Schandgeige“)

oder Schandmasken – hier ein Modell mit Eselsohren und klapperndem Schnabel, das für „zänkische Frauen“ vorgesehen war.

Aus einer ähnlichen Kombination von Schwein und Hund entstand der „Schweinehund“ – und war zunächst eine äußerliche Angelegenheit, ein Mittel zur Bestrafung von unangemessenem oder unsittlichem Verhalten.
Schande, Scham, Beschämung und Entehrung hatten damals wie heute nicht das Ziel der Resozialisierung, sondern der exemplarischen Bestrafung, der Abschreckung, und waren auch Ventil für den „Sadismus“ der rechtschaffenden Bürger und des Klerus.

Wie es von diesen realen „höchstrichterlichen“ Maßnahmen zur „allgemeinen Verbreitung“ eines „inneren Schweinhundes“ gekommen ist, darüber kann nur spekuliert (besser geforscht; das wäre eine Frage an Sprachwissenschaftler und verwandte Disziplinen) werden.

Da eine solche Instanz, deren Existenz ja aus Literatur und mündlichen Äußerungen belegt werden kann, kaum angeboren sein kann, wird sie irgendwie den Weg von außen nach innen gefunden haben. Lästereien, Hänseleien, auch körperliche Strafen, Misshandlungen, Vernachlässigung, Missachtung hinterlassen psychische  Spuren.

Aus dem „Du bist …“ (gefrässipg, ein Schwein, unfähig, klein u.v.m.) wird ein „Ich bin …“ oder eine kleine, verkapselte Instanz, die immer mal wieder, meist im denkbar ungeeigneten Moment, ihre Störsignale sendet und dabei allzu oft genau den „schwachen Punkt“ trifft.

Angeboren sind solche Einstellungen jedenfalls nicht. Es mag auch Erinnerungen an traumatische Erlebnisse „rund ums Essen“ geben, die eine zuvor vielleicht unverkrampfte Einstellung dazu zerstört haben.
Notwendigerweise muss das Kind irgendwie auf solche Ereignisse von Zwang und Schuldzuweisung reagieren. Es bildet sich ein „falsches Selbst“.

Merkwürdigerweise wird der „innere Schweinehund“ sehr oft im Zusammenhang mit Belohnung und  Entschädigung erwähnt, die aber schließlich, im Übermass „genossen“, auf eine Bestrafung hinauslaufen.

Solche verstörende Mechanismus sind häufig, und, bis hin zur posttraumatischen Verbitterungsstörung, wirksam.
Der Pranger ist in unserer Gesellschaft keineswegs abgeschafft, sondern wird sorgsam aufbewahrt und beim Mobbing (1,2) und in ähnlichen Situationen wieder herausgeholt.

Wo der Schweinedackel einmal wirksam ist, ist es auch zu einem gewissen Arrangement mit ihm gekommen. Es gibt Konzessionen und Nachgiebigkeiten den Einflüsterungen gegenüber. Etwa so:

„Bewegung ist nicht gut – das ist nur etwas für Sportler, und außerdem wirklich unbequem. Hey: Abnehmen: DU doch nicht!“

Fragt sich, ob jemand, der dementsprechend träge (geworden) ist, einer inneren Einstellung oder einer inneren Einflüsterung folgt.

Das eine wie das andere hat man lieber früher als später zu bereuen. Und, eine gewisse Freiheit des Willens vorausgesetzt, kann dieser falsche Gehorsam auch mit einem starken Entschluss beendet werden.

Das sind ja alles keine allzu neuartigen Probleme:

„Aufsteigend mußt du dich bemühen,
doch ohne Mühe sinkest du.
Der liebe Gott muß immer ziehen,
dem Teufel fällt’s von selber zu.“

So sagte schon Wilhelm Busch; sagt
Schmollfisch.

Mit dem Schwein spielen

Vom „Warum abnehmen“ zum „Was abnehmen?“

Nach dem Einstieg ins Abnehmen, der Frage nach dem „Warum abnehmen„, kommen wir noch nicht sofort zu der Frage „Wie abnehmen“, sondern zunächst zu der Frage, was das Ziel, welches das Wunschgewicht sei. Weiterlesen »

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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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