Übergewicht und Diskriminierung
Geschrieben am 30. März 2008 von KPBaumgardt
Eine Notiz im Bandscheiben-Blog „Fett diskriminiert“ führt zum Zeit-Blog, wo eine amerikanische Studie zitiert wird, nach der Menschen, die ein gewisses Mass an Übergewicht überschritten haben, Diskriminierungen ausgesetzt sind…
Das Alles sei ja „ein dicker Hund„:
Also, Mädels, zwei Optionen: Esst Salatblätter, treibt Sport, werdet dünn und unterwerft euch. Oder sucht euch Kollegen, die noch alle Tassen im Schrank haben. Es ist ja wirklich nicht zu fassen.
Abnehmen als Freiwillige Unterwerfung
Endlich mal ein neuer Aspekt in der Übergewichtsdiskussion. Wahrscheinlich klappt es mit dem Abnehmen nicht, weil die Mädels Hemmungen haben, sich zu unterwerfen – nicht den Jungs, sondern dem Schlankheitsideal. 😉
Oder sie müssen ihren inneren Schweinehund derart zahm machen, dass der sich freiwillig unterwirft und einfach nur noch ganz brav ist.
Repressiv macht depressiv
Diskriminierung, Stigmatisierung, Hänseleien, Mobbing und Arbeitslosigkeit haben die Schädigung des Selbstwertgefühls gemeinsam.
Bei den „Hänseleien“ werden die Opfer auf üble Weise verspottet und sich über ihre Fehler, Schwächen oder Behinderungen lustig gemacht.
Für die böse Meute auf dem Schulhof es ist leichter, den anderen zu diskriminieren, als sich um ihn zu sorgen.
Verbale Attacken können schlimmere Folgen für die psychische Gesundheit des Kindes als körperliche Angriffe haben.
Weder das Hänseln in der Schule noch das Mobbing am Arbeitsplatz darf als normales Verhalten, dem man keine besondere Aufmerksamkeit widmen muss, abgetan werden.
permanenter Leistungsdruck, Leidensdruck
Den Diskriminierten jedenfalls wird Energie abgezogen. Sie identifizieren sich mit dem Bild, das Andere sich von ihnen machen: „Wer abnehmen will, muss auch wirklich wollen.“ In 95% der Fälle schlägt Jo-Jo zu, und Dicke erweisen sich als Willensschwach.
Anerkennung und positive Zuwendung von außen fallen aus, Lob, bei dem man schon mal die Redensart „das geht runter wie Öl“ gebraucht: Fehlanzeige. Und dabei sind Lob und Anerkennung so wunderbar kalorienarm.
Die Suggestion, die bleibt, heißt „Verantwortungslosigkeit“.
Suche nach Glück
Bei allem Unglück muss es doch Alternativen, gesunde Alternativen geben.
Salatblatt oder Kollegen mit Tassen im Schrank – oder lieber Beides?Sport oder schlemmen, Schwimmbad oder Buffet, Bloggen oder Laufen?
Was „open-minded“ bedeutet, verstehen wir wohl auch ohne Übersetzung: „Vorurteilsfrei“ im weitesten Sinne…
Diskriminierung und Ausgrenzung
Über die Gesellschaftliche Funktion des Vorurteils hat früher einmal die Sozialpsychologie geforscht. Unbeantwortet blieb die Frage: „Fühlt sich derjenige, der diskriminiert, besser als ein armes Schwein?“ Die richtige Antwort lautet vielleicht: Er fühlt wenig. Dumpf. Das lässt sich schlecht sagen. Oft ist es Zynismus.
Dass die Diskriminierung Übergewichtiger mit der der Schwarzen in den USA vergleichbar ist, macht die Sache nicht besser: Das gesellschaftliche Vorurteil lautet nun einmal, dass bestimmte Rassen, Körperformen, Glaubensrichtungen, Denkweisen weniger wert sind als andere.
Neue Zeiten
brechen an, wenn Hautfarbe, Geschlecht, Bauchumfang, Herkunft (Liste bitte selbst fortsetzen) als Kriterien, das Gegenüber einzuschätzen, ausgedient haben.
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[…] Die Diskriminierung Übergewichtiger geschieht in der gleichen Welt, in der ständig und massenhaft Menschen sterben, weil sie nicht genug zu essen bekommen. […]
[…] in unserer Gesellschaft keineswegs abgeschafft, sondern wird sorgsam aufbewahrt und beim Mobbing (1,2) und in ähnlichen Situationen wieder […]