Von der Hackordnung und der Adipositas

Was eine Hackordnung ist, lässt sich sowohl für den Hühnerhof, als auch für “Betriebskulturen” beschreiben.
Ansatzweise ist hier auch schon herausgearbeitet, dass “die Adipositas” als gesundheitliches Problem, das die Sozialsysteme sprengen könnte, übertrieben dargestellt sein mag, “die Dicken” also zum Sündenbock gemacht werden.

Womit sie in einer gesellschaftlichen Hierarchie, die dem Schlankheitsideal huldigt, nach unten rutschen.
Relevanter ist aber das, was im “Mikrokosmos” Familie geschieht; also in der Kleingruppe, in der man aufwächst und sich wohlfühlen sollte.

Nur: Welche Familie ist nicht wenigstens zum Teil problematisch? Das liegt wohl an unvermeidlichen Konflikten, die “systembedingt” sind und/aber  jeweils handhabbar und zu lösen sind.
Es gibt aber auch Familien mit einem ausgesprochen schlechten “Betriebsklima”.

Meine Mutter hasste mich, weil ich

  1. ein Mädchen war
  2. das hässliche fette Mädchen überlebte während mein Zwillingsbruder bei unserer Geburt starb
  3. sie etwas brauchte das sie hassen konnte und was wäre besser geeignet gewesen als die eigene Tochter die all das repräsentierte was sie an sich selbst verabscheute.

Ich wuchs damit auf dass ich nur ein hässliches fettes "verfressenes" Monster war – wobei es schon "verfressen" war wenn ich beim Familienessen wagte etwas abhaben zu wollen – normal bekam ich von meiner Mutter gar nichts, da ich ja so fett wäre dass ich besser gar nichts essen solle. Mir wurde also schon sehr früh eingetrichtert (auch eingeprügelt) das ich "verfressen und deshalb so fett wäre" – nur dass ich mit ca. 5 1/2 von einem Arzt als extrem untergewichtig bezeichnet wurde – während meine Mutter mir immer noch erzählen wollte dass ich ein "verfressenes fettes Monster" wäre. (Quelle)

Der Autorin wurden Schuldgefühle eingeimpft, und als später ein Arzt (“selbstverschuldete”) “Adipositas durch zu große Kalorienzufuhr” diagnostizierte, brachte diese “Verurteilung” sie schier an den Rand der Verzweiflung.

Hier hat es offensichtlich zu wenig Mutterliebe gegeben. Das Prinzip der Hackordnung: “Immer auf den Schwächsten” wird überdeutlich.
Auch innerhalb einer Geschwisterhierarchie gilt das Prinzip, scheinbar unausweichlich, wird teils heftig und grausam durchgezogen.

Der Schwächste wird unterdrückt,  an den Rand gedrängt, isoliert, zum  Außenseiter gemacht. Physische und psychische Gewalt kann sich noch mit emotionaler Ausbeutung verquicken. Die starken, schlanken, fitten, klugen “Vorbilder”  lassen sich von den “Underdogs” bewundern und idealisieren.

Dem Schwachen wird so Manches zugeschoben, eingeredet, eingeflüstert, zugeschrieben. Er wird auf freiwillige Anpassung getrimmt, bekommt nie die Möglichkeit, Führungsqualitäten zu entwickeln, darf aber Handlanger und Versager sein. Überforderung und Verachtung gehen Hand in Hand: “Das kannst Du (noch/sowieso) nicht!”
Um als Opfer mit den aufs Ich, auf das Selbst gerichteten Angriffen zurechtzukommen, wird notgedrungen der Mechanismus der Identifikation mit dem Angreifer “gewählt”. Deren Urteile werden übernommen, es entsteht ein Sektor im Selbst, der eigene Aktivitäten entwickelt und doch fremd und feindlich ist, ein innerer Saboteur mit mal mehr, mal weniger Macht.  Häufiges Beispiel für dessen Sabotageakte: Man stellt “sich selbst” ein Bein.
Oder definiert sich als Esslust" href="http://fressnet.de/blog/?p=164" target=_blank>fresssüchtigen Fresssack, und eine innere Stimme meldet sich angesichts des Stolzes auf Abnehmerfolge: “Hochmut kommt vor dem Fall”; übersetzt: “Dir steht es nicht zu, stolz auf Dich zu sein”. In der primitiven Ausformung “Eigenlob stinkt” ist so etwas Bestandteil der “schwarzen Pädagogik”, die auch Kinder sich gegenseitig antun – doch das wäre ein eigenes Kapitel; die Lehre von der “schwarzen Pädagogik” kennt nur gute Kinder und böse Eltern, also nur schwarz und weiß, und weiß wenig von Vergeben und Verzeihen.

Finden Dicke sich als Gruppe zusammen, kann innerhalb der “Subkultur” eine eigene Hackordnung entstehen: “Hach, wenn ich mir die Martha anschaue – da bin ich doch richtiggehend schlank, im Vergleich.’’ Noch vernichtender: “Wenn …, habe ich doch keine Selbsthilfegruppe nötig”.

Beim Mobbing wirken solche Faktoren mit. Das Mobbing hat etwas von einer Steinigung: Eigentlich war es doch niemand. Oder jeder hat nur ein kleines Steinchen geworfen. 
Gemeinschaftlich eben. Zivilisiert, kultiviert: Hatte es nicht ein rechtmäßiges Urteil, zumindest ein glaubhaftes Vorurteil gegeben, so dass die Steinewerfer im Übrigen im Recht waren?  
Gerne wird Mobbing schließlich mit einer betriebsbedingten Kündigung verklärt – das ändert nichts daran, dass es sich im Prinzip um einen barbarischen Akt handelt.

Intrigen, Sticheleien, Hänseleien, Neid unter Geschwistern, das übliche Hick-Hack kann man als durchaus normal ansehen; es kommt auf das “Volumen” und auch auf die Gegenkräfte: Solidarität, Geschwisterliebe zum Beispiel, an.
In Krisenzeiten, wenn ein Machvakuum und Führungsdefizit entsteht, wird “gerne” kopflos und chaotisch reagiert; bei Geburt und Tod stellt sich die Frage der “Nachfolge”  (“Stammhalterschaft” ist heutzutage ein belächeltes Randphänomen) und, wegen der Fußstapfen, in die man tritt, nach den kulturellen Werten, Leitlinien.

Um die ist es ja schlecht bestellt: Wir benehmen uns teils schlimmer als die Viecher im Hühnerhof. Vernunft und gegenseitiger Respekt wäre das passende Rezept, um da herauszukommen.

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Ein Kommentar zu “Von der Hackordnung und der Adipositas”

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