Vor uns die Sintflut!

Paradox schönes Wetter neben schlimmen Unwettern, Wald- und Moorbrände, die mit normalen Niederschlägen so nie geschehen wären: Das ist Klimawandel, der in vollem Gang, bestenfalls nur noch zu bremsen ist. Es gibt „Kippelemente“, die einen Domino-Effekt bedingen können – ist doch alles längst bekannt.

Zwischen 1979 und 1989 waren die USA mehrmals kurz davor, eine Klimawende einzuleiten. Und der Rest der Welt …  hätte mitgezogen. Doch letztlich wurde alles, was Lebensstil und ökonomische Vormacht der Amerikaner hätte einschränken können, von der Mineralöllobby und einigen republikanischen Hardlinern unter Reagan und Bush abgeschmettert. Es begann die größte Desinformationskampagne der Geschichte.

Irgenwie muss man sich das Festhalten am Massen-Massenkonsum ja auch erklären, notfalls durch den „Informationskrieg“ (Essay: Tobias Haberkorn) der Öl-Industrie – warum auch nicht, wenn die Tabakkonzerne einst Zigaretten als Arznei verkauften, die Chemische Industrie Massenvernichtungsmittel (für bzw. gegen Insekten) als Pflanzenschutz handelt und Risken und Nebenwirkungen überzuckerter Nahrung und Getränke immer und immer wieder heruntergespielt werden.

Nehmen wir mal an, die linke Porzellandose enthielte Zwetschgenmarmelade, die auch auf der Quark-Creme im Glas „on top“ ist, und zwar auf geriebener und mit den übrigen Zutaten pürierter dunkler Schokolade (100 gr), „Sahnequark“ (150 gr) und einem rohen Ei: Das war schon das ganze Rezept 😉
 

Mit Informationen kann man relativ beliebig umgehen – „Hauptsache, die Adressaten fallen darauf herein“. Bei weniger wichtigen „Nachrichten“ ist das nicht relevant – wenn die Porzellandose eigentlich für Senf gedacht ist, betrifft das „nur“ ein Konzept für eine Qualitäts-Zutat und Reduktion von Verpackungsmüll, wenn Fake-News synchronisiert, intensiv und permanent verballert werden, „… erlangen Informationen, auch wenn sie falsch sind, eine Art Stimmigkeit, die es erlaubt, die psychischen und sozialen Verhaltensweisen des Einzelnen in der Kommunikationsgesellschaft weitreichend zu manipulieren“.

Im Bereich „Küche“ lässt sich schön aufzeigen, wie das Umfeld Vorlagen und Vorbilder, Moden bereitstellt. Ein 800-Seiten-Lehr- und Nachschlagewerk für den gepflegten Haushalt und die begeisterte Köchin muss ja einfach Spuren hinterlassen! (Hier auch ohne Buch: Gefüllte Champignons mit selbst geriebenem Weckmehl,  Kurkuma, Salz und Pfeffer, Backofenkartoffel von der Pellkartoffel, Möhren-Petersilienwurzelsalat: Das Wurzelgemüse wurde samt den Kartoffeln in Salzwasser gegart, dann geschabt und mit Essig und Öl mariniert).
 

Die begeisterte Köchin von heute tummelt sich inzwischen vielleicht mit ihrem Food-Blog im Internet, um ihre Kreationen anderen begeisterten Köchinnen vorzustellen und sich über neue Entwicklungen zu informieren. Da wäre Baumwollsaat-Öl zu nennen, das könnte den Cholesterinspiegel senken, so eine Studie mit 15 Teilnehmern und einer Dauer von fünf Tagen, verbreitet die Interessengemeinschaft amerikanischer Baumwollfarmer.

Bei „Healthnewsreview.org“ mahnt man deshalb zur Skepsis – offenbar haben deren Leser  nur angeleitetes Denken gelernt und solche Hinweise nötig…

 

E2-Hexanol – das könnte ein Reinigungsmittel, ein Konservierungsmittel oder auch Raketentreibstoff sein. Es handelt sich aber um ein Aroma, das im Olivenöl vorkommt und angeblich „den Appetit vertreibt“. Und schon wird das Abnehmen ganz einfach:

„Man isst also einen Salat mit Thunfisch, Walnüssen und frisch gepresstem mallorquinischen Olivenöl und das Fett verbrennt auf der Hüfte. So einfach ist das.“ (Marion Grillparzer, die Erfolgsdiät simple glyx, S. 45)

Im gleichen Buch wird auch das gesunde Fett der Avodado empfohlen und zwar uneingeschränkt empfohlen, sogar, falls der Thunfisch gerade wegen Überfischung ausstirbt – aber so wird das nicht gesagt.

avocadosuppe
Niemand isst täglich oder wöchentlich Avocado – vor allem müsste der Verzehr abnehmen, nachdem bekannt wurde, dass für Avocado-Anpflanzungen Bauern enteignet oder von einer Mafia des für ihre eigenen Beüfnisse benötigten Wassers beraubt werden. Äußerst ärgerlich, wenn die Frucht keine Kennzeichnung betreffend der Produktionsweise hat.
Die Forderung, dass „die Politik“ sich doch mal kümmern möge, ist da fast schon ein Vertrauensbeweis 😉

 

Was so ein Avocadosüppchen betrifft, wird den Veganern neuerdings gerne ein Schrecken eingejagt: „Avocados sind gar nicht vegan„. Das liege an den Bienen:

“Weil die Pflanzen schwer zu kultivieren sind, müssen Bienen auf Lastern weite Wege durchs Land gefahren werden.”

Solche Nachrichten sind zwar nicht der reine Fake, aber auch nicht die reine Nachricht. Kaum eine halbe Nachricht, denn: Alles, was blüht, will auch bestäubt werden, irgendwie. Solche Halbnachrichten oder „Pseudo-News“, solche Zeitverschwendung lenkt vom Wichtigen ab – zum Beispiel der Notwendigkeit eines Herkunfts- und Wasserverwendungsnachweises bei sensiblen Früchten.

Die Urmeldung, verbreitet vom STERN, findet häufig noch „Zweitverwerter“, die sich nicht bewusst machen, welch dünnen Kleister sie da verbreiten.

Im Bereich „Ernährung“ herrscht die babylonische Sprachverwirrung – „Chakalaka“ muss es sein, nicht „Gemischter Salat mit Kohl und Paprika“.

 

Es wird also mehr vernebelt, als geklärt und aufgeklärt, wenn auch so getan wird, „als ob“. Dieser Pseudo-Aufklärung haben wir zu verdanken, dass es mehr Artikel in den Medien gibt, die das Abnehmen (samt „Patentlösung“) thematisieren, als Übergewichtige im Heimatland.

Die Übergewichtigen“ sind keine Gruppe, sondern differenzierte Individuen. Nichts vereint sie, außer – vielleicht – eine bedingte Mobbing-Erfahrung. Werden Witze gemacht, macht die die Eine selbst („Ich darf das, ich bin selber dick“), analysiert die Andere die blasierte Einstellung, die „Hänseleien und blöden Blicke“ der „Mehrheit“.

Die Mehrheit würde, vor die Alternative „Haben oder Sein?“ gestellt, sich fürs „Wohlhabend-Sein“ entscheiden und, vor die Aufgabe gestellt, sich etwas „tierfreies aus eigener Herstellung“ aufs Brot zu streichen, dumm aus der Wäsche gucken.

Bei mir gibt es keine gefakten Rezepte, sondern nur ausprobierte, bewährte. Die Auswahl müsst Ihr dann schon selbst treffen, oder abwandeln, zum Beispiel beim Grünkern-Kürbiskern-Brotaufstrich.
 

Statt klarer Worte, Töne und erkennbaren Melodien bieten die Medien ein permanentes Rauschen, eine Unzahl verschiedener Stimmen, die zu diesem Rauschen vermischt wird – teilweise durch massenhafte, aktive Förderung von „freilaufenden Trollen“. Die Trolle stören Diskurs wie Demokratie am Rande, während die beim entspannten Plausch genossene Tasse Kaffee oder Tee den meisten Demokrat*innen aus Konkurrenz- und Missgunstgründen nicht möglich erscheint.

Irgendwo wird eine  destruktive Machtgier dahinterstecken, ein nicht mehr zeitgemäßer Egoismus in der Art von „Erstmal ICH, dann unser Land“ – auch bekannt als „America first“:

Seit Monsanto Bayer-zugehörig ist, gibt es dort auch erfolgreiche Prozesse um Produkthaftung und Gesundheitsschädigung, als gäbe es juristische Mittel, Konzerne (oder auch Regierungen) für die Folgen ihres Tuns und Nichttuns verantwortlich zu machen. So könnte Esso an schmelzenden Gletschern schuld sein, die Bundesregierung zu verantworten haben, dass „unsere Halligen“ verschwinden:

Das bringt eine neue Dynamik in die Klimadiskussion, wenn der Staat der Wirtschaft Grenzen aufzeigen muss, Produzenten und Konsumenten an die Kette legt, gegebenenfalls per Kriegswirtschafts-Ordnung, mit digitalen Bezugsscheinen und Grenzen beim CO2-Ausstoß.

Meine Ideen sind das ja nicht, das Wort „Kriegswirtschaft“ fiel im o.g. Zeit-Essay, diese Vorstellungen könnten aber wahr werden, wenn zum Beispiel die Sand-Vorspülungen bei Sylt nicht mehr helfen, also wenn auch CDU, SPD, die GRÜNEN, die LINKE, AFD und Piraten sich unter „Sintflut“ etwas konkretes vorstellen können, weil ständig Dämme brechen oder Berlin die Weltausstellung der Kakteen ausrichtet.

Das doofe an diesen apokalyptischen Prognosen ist, dass einem jede Mahlzeit wie eine Henkersmahlzeit vorkommt – das ist natürlich übertrieben, zumal „nachhaltiges Essen“ ja sogar gut sein müsste für den Naturschutz.
 

 Gedämpfte Spitzpaprika, gefüllt mit Butter-gegartem Chicoree, Fischfrikadelle (Seelachs, Ei, Zwiebel, Semmelmehl, Salz, Pfeffer) aus der Pfanne, fermentierte Tomaten-Chilisauce, Bratkartoffel von der Pellkartoffel (Kartoffel, Olivenöl, Salz).

 

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