Kichererbsentofu-Praxis – 100 KG MINUS – Mittellosigkeit – „Ambiguität“

Es gibt ja Gewohnheiten und Angewohnheiten, mit Schnittmenge und Gewöhnung, und häufig so gut wie unabänderlich. Gewöhnlich poste ich keine Rezepte, ohne sie selbst auszuprobieren, und nicht zu Allem, was ich zubereite, gibt es eine Veröffentlichung.

Der „Kichererbsen-Tofu“ aus dem letzten Artikel hat jedenfalls eine Empfehlung verdient, auch wenn es kein echtes Tofu ist, sondern auch eine Polenta sein könnte, also irgendetwas mit „Trans“ und „Inter“, welches aber auch Anteile von „Mega“ und „Meta“ hat –  lassen wir der Einfachkeit halber das Narrativ der speziellen Morphologie beiseite…

Eine Lobby des Kichererbsen-Tofu gibt es jedenfalls nicht, und ohnehin muss man, um es zu bekommen, etwas tun:

150 gr. Kichererbsen 24 h einweichen (ergibt 320 gr.), abspülen, mit 375 ml Wasser, Kurkuma, Kreuzkümmel, Salz pürieren, 8 min unter Rühren köcheln und in gefetteter Form ausstreichen, abkühlen und ruhen lassen, dann weiterverarbeiten…

Bei der Kichererbsentofu-Algen-Gemüsesuppe mit grüner und roter Paprika, Champignons, Lauch und Schnittlauch hatte ich „Kofu-Würfel“ mit wenig Sojasauce besprenkelt und allseitig angebraten, und so samt per Küchenschere zugeschnittenen Algen erst Minuten vor dem Servieren zur Suppe gegeben.

 

Es ist eigentlich normal, bei den Kofu-Würfeln nicht an Fleischersatz, z. B. Gulasch zu denken, beim krisenbewussten SPIEGEL  werden flachere Haferflocken-Frikadellen, die der Chefredakteur verschmäht, als „Schnitzel“ verkauft. Der FOCUS macht Meinung mit Sprüchen wie „Wer am Monatsende nur noch Toastbrot isst, kann mit Geld nicht umgehen“; „Die Botschaft lautet in etwa: … [die sind] selbst schuld an ihrer Armut, und eigentlich kommen sie doch ganz gut auf Kosten der Allgemeinheit klar“.

Anni W. hat den Hashtag „#IchBinArmutsbetroffen kreiert, der Deutschlandfunk hat darüber berichtet.

Ist der Geldbeutel leer, wird es auch mit „billigen“ Lebensmitteln schwer – und wer fragt schon nach dem Lebensgefühl, das sich mit mit der Orientierung des Konsums am „immer das, was am wenigsten kostet, nach Qualität darf man da nicht fragen“ einstellt?

Allerdings – man darf, sollte sogar unbedingt die Qualitätsfrage stellen: Qualität für alle kann im Ernährungsbereich keine überzogene Forderung sein, und das Bio-Siegel kann sich nicht grundlos zum Qualitätssiegel gemausert haben. Demnach ist es auch logisch, die Einführung der Biolebensmittelgrundversorgung vorzuschlagen.

 

Dass „exotische Essgenüsse“ häufig ohne Fleisch auskommen, könnte auch mit der Ökonomie zusammenhängen: Günstig wird die Ernährung, wenn der Aufwand gering ist, und Tiere machen überproportional viel Arbeit.

Und manches, was nach viel Arbeit aussieht, wird mit etwas Routine ganz einfach. Diese „Pilz-Tofu“-gefüllte Paprika noch gar zu dämpfen, übernimmt der Multicooker. (Servieren dann bitte mit selbst gezogener Kresse (das war ein „gutgemeinter Spartipp).)

 

Während es im Spannungsfeld von Not und Überfluss dieses Jonglieren ums Kaloriensparen gibt, erfahren wir aus den Medien mehr darübr, wie man mit Extremen umgehen kann: Ganz einfach, extrem.  Damit erhöhen sich die Zahlen der Aufrufe, das bringt „Erfolg“, Erfolg durch distanzierte Unterhaltung.

 

Wie ist das 100 KG ABZUNEHMEN?

So eine Mega-Abnahme ist auf jeden Fall interessant, nachweisbar interessant, die Abrufzahlen bei YouTube lügen nicht und besagen, dass 2  1/2 Millionen Zuschauer bei diesem Interview hereingeschaut haben:

„Jelena ist 24 Jahre alt und wog vor 2 1/2 Jahren noch 160 KG!

In ihrer Kindheit fing sie an vermehrt zu essen und das setzte sich bis ins Erwachsenenalter fort.“

 

Die „Kur“ bestand in einer Magenoperation, deren Funktion, zusammenfassend gesagt, nach dem Motto „Kleiner Magen – kleiner Hunger, Sattsein und Hunger sind wieder da“ verläuft.

Ob die Nierenprobleme, unter Anderem mit einem Vierwochen-Krankenhausaufenthalt einhergehend, als Nebenwirkungen aufzufassen sind, blieb offen, und bei der Unterscheidung von Geist, Verstand, Vernunft und Psyche hatte das Gespräch nicht gerade seine starken Momente.

Müßig ist wahrscheinlich die Frage, ob Prävention hier nicht sinnvoller gewesen wäre als keine Essstörungstherapie  und dann Operation – man kann aber auch nicht einer ganzen Gesellschaft eine Therapie gegen ihr Aufmerksamkeitsdefizit verordnen …

Mehr Gemüse auf dem Teller und mehr spezifische Aufklärung im Kopf – das wäre ja nett, aber können wir das leisten?

„Wir werden, um bei der Lösung unserer Krisen zu bestehen, mehr Ambiguitätstoleranz brauchen und müssen uns besser organisieren“ – das war kürzlich so eine Anregung vom virtuell-social-Stammtisch, und auf die Frage, was er da gesagt hätte, verstummte der kluge Redner, der wohl Angst vor der eigenen Meinung bekommen hatte. Vielleicht war da auch die Ahnung, dass „Organisation“ Führung braucht, und dass Führung eine verständliche Sprache braucht.

Die Frage „Wer erzieht die Erzieher?“ ist alt, aber un-aufgelöst, leichter ist  es bei „Wer leiert den Nudelteig durch die Nudelmaschine und was gibt es dazu?“

Dinkel-Vollkorn/Weizenmehlpasta mit einem Pesto aus Tahin, Cashewkernen, Hartkäse, Basilikum, Olivenöl, Balsamico-Essig, Knoblauch, Salz.

 

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
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