Kichererbsen auf Rezept – Kichererbsen-Linsen-Curry + Kulinarischer Fake-Test
Geschrieben am 13. November 2019 von KPBaumgardt
Das Fleisch ist beim Essen vergleichbar mit dem Auto beim Verkehr: Man würde gerne verzichten, sogar öfters, aber solange es dazu keinen Zwang gibt und scheinbar auch keine Alternative, bleibt alles, wie es ist.
Oder kennen wir bloß zu wenig alternative Rezepte, und haben eigentlich Lust, etwas Neues zu versuchen?
Beim Kochen können wir die Rezepte mit dem Pfunds-Steak aussortieren, beim Grillen Gemüse auf den Fleischspieß spießen, wir können vegetarische Bratlinge machen und Tofu oder Tempeh erkunden.
Es darf auch mal Fleisch beim Essen sein, aber bitte nicht dominant. Das erfordert einen unorthodoxen Umgang mit den Lebensmitteln, ziemlich viel Gewürz und eine Hinwendung zu Hülsenfrüchten, die so gesund sind, dass sie der Arzt vorschreibt: Der „vegane Topf“ Spinat pur, der satt macht, könnte auch gar nicht groß genug sein und man hätte ihn satt, bevor man satt ist.
Mit Geflügelhackfleisch zur Pflanzenbetonten Ernährung
Die Freunde des Wirtschaftswachstums mit ihrer Devise „Immer mehr, immer mehr, immer mehr“ haben die Schwierigkeit hervorgebracht, dass die Überproduktion im Wohlstand, der auf den natürlichen Ressourcen der Erde und deren Ausbeutung beruht, zur Überlastung des Ökosystems geführt hat, so dass „Bitte, deutlich weniger!“ als vernüntige Reaktion und Überlebensstrategie wieder auf ein normales Niveau führen wird.
Das Linsen-Kichererbsen-Curry mit Hackfleisch erfordert gar kein Fleisch, kann zwischenzeitlich jedoch problemlos auch welches enthalten. Wo der Mythos Fleisch noch so mächtig ist, dass dem Fleischesser „ohne“ vermeintlich etwas fehlt, greift ein „Ja zum Fleisch“ (in kleineren Mengen, aber das müssen wir nicht „breittreten“) eher als die „Nummer: Veganer-will Fleischesser argumentativ umerziehen und scheitert“.
Kichererbsen-Linsen-Curry-Rezept
Zutaten:
- Kichererbsen, Rote Linsen, Bulgur, Dinkel geschrotet (oder Grünkern)
- Zwiebel, Geflügelhackfleisch, Knoblauch, Chili, Gemüsebrühe, Öl
- Kurkuma, Weckmehl, Koriander, Honig, Zucker, Meersalz, Curry (Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel, Fenchel, Bockshornklee, Salz, Cayennepfeffer, Ingwer, Zimt, Anis, Kardamom), Mango-Chutney oder Vergleichbares, Kräuteressig.
- Petersilie, Sesamöl
Zubereitung:
Wenn Dir daran liegt, die Menge an Verpackungsmüll zu schrumpfen, wirst Du bei den Kichererbsen nicht zur eingedosten Ware greifen – eine kleine Zellophantüte bei den „Trockenerbsen“ oder ein, zwei Blechdosen Fertigware, bei der auch das enthaltene Wasser Energiekosten beim Warentransport verursacht, ergeben einmalig einen winzigen Unterschied – denkst Du aber global und langfristig, kommen abertausend Tonnen zusammen.
Insofern die Kichererbsen 12 Stunden einweichen, falls möglich, das Wasser mal wechseln, abgießen und garkochen – in leicht gesalzenem Wasser oder, wenn Du die Kichererbsen wie Reis zubereitest, ein Teil Kicherbsen plus zwei Teile Wasser, oder Gemüsebrühe und Wasser. Gleich etwas mehr zu kochen, mit genug garen Kichererbsen „zur späteren Verwendung“, ist kein Schaden.
Nach der Koch- und Ziehzeit abgießen.
Die Trockengewürze und das Paniermehl (gern selbst geriebenes vom Körnerbrötchen, das bringt subtile Röstaromen ein: bei der Menge richtest Du Dich danach, wie „sämig“ Du es gerne hättest) in Pfanne ohne Öl vorsichtig anrösten.
Im Kochtopf gewürfelte Zwiebel, Knoblauchscheiben und gemörserte Chili und gegebenenfalls das Hackfleisch in Pflanzenöl anbraten, mit Gemüsebrühe ablöschen. Spätestens jetzt an das Salz denken!
Kichererbsen, Rote Linsen, Bulgur und Dinkel einrühren, Deckel auf Topf, bei kleiner Hitze knapp 30 min garen lassen – im Multicooker (unter Dampf-Druck) waren es 12 Minuten plus Aufheiz- und Nachziehzeit. Gegen Ende dieser Zeitspanne nicht zu wenig frische Petersilie pflücken, zupfen, fein hacken.
Dann darf serviert werden. Die Petersilie ist übrigens tatsächlich Rezept-Bestandteil und nicht nur reine Deko.
Gut verpackt und gekühlt, ist dieses Curry auch ein paar Tage haltbar und, wie das von der obigen Abbildung, sehr gut zum schonenden Wieder-Aufwärmen geeignet.
Die Restkichererbsen und der fruchtige Salat
Eine Portion der Rest-Kichererbsen hatte ich dann zu Testzwecken mit 2 TL der scharfen Gewürzsauce aus dem Vor-Artikel mariniert – das passt ganz gut, weil die Schärfe damit „verdünnt“ wird, ergibt sich ein harmonischer Grundgeschmack.
Es kam hinzu eine mittelgroße Zwiebel, in eher grobe Würfel geschnitten, Orange wie abgebildet, Zuckermais, bissfest gedämpfte, gewürfelte Karotte, frischer, feingewürfelter, scharfer Ingwer, essigsaure Habaneros – und reichlich Salatsauce aus Gemüsebrühe, Essig, wenig Öl, einer winzigen, gemörserten roten Chili und Salz.
Das könnte ein idealer Sommersalat sein – was wir in paar Monaten ja mal ausprobieren können…
Zum Schluss: Der kulinarische Fake-Test
Sagen wir: „Wir werden den Sommersalat im Sommer auf seine Eignung als Sommersalat prüfen“: Ist das wahr oder falsch? Diese Frage gilt auch für das Folgende:
Der Sommersalat-Test ist kein „Muss“, wir können es auch lassen, wie so vieles, weil uns so wenig kümmert, vermutlich wegen verstecktem Kummer (Fachsprachlich „Hidden sorrow“) .
Der Sommersalat mit überbackenem Feta
Der Mensch liebt die Geschmacksrichtungen „fett und süß“ oder auch „fett und knuprig“. Deshalb hat der Leibkoch Ludwig des XIV, Marquis de Panis, die „Panade“ erfunden, die, sehr zum Bedauern des Sonnenkönigs, nicht pur zu haben war, aber als „King“ konnt er es sich erlauben, sie von den Fischstäbchen zu pellen und, mit einem Spritzer Zitrone und etwas Salz, nach sublimierter Lust und purifizierter Laune nicht zu verschlingen – ein manierlicher Monarch genießt gesittet – sondern zu verspeisen.
Ein griechischer Höfling brachte die Kunst des Panierens dann nach Griechenland, von wo aus in den 70-er Jahren der überbackene Schafskäse Deutschlands Tavernen eroberte.
„Hauptsache, paniert“ – das funktiniert auch mit „Gemüsestäbchen“, wenn auch nicht perfekt. Dann und wann mal panierter Schafskäse gefällt mir persönlich jedenfalls gut – was mir nicht gefällt ist, dass „das“ griechische Milchschaf – bedingt durch EU-Subventionen – heutzutage auch schon mit „Kraftfutter“ abgespeist wird und der Mythos, Feta hätte viel mit wilden Kräutern aus der unverfälschten Natur zu tun, inzwischen eher ins Reich der Märchen gehört: Man kann sich den perfekten Käse wünschen, doch wünschen allein genügt nicht mehr.
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