Das Gefühl, bei Tempo 100 zu fliegen und andere Konzepte und Rezepte des gehobenen Minimalismus

Cem Özdemir hat für Deutsche Autobahnen ein „Tempo 100“-Limit gefordert, weil das in den Niederlanden so  kommt, und möchte die Begrenzung mit der Cannabis-Freigabe koppeln. Wie wissen nicht, ob die, die dann über die Autobahn schleichen und sich das Lenken von einer elektronischen Assistenz abnehmen lassen, künftig bekifft am Steuer sitzen…

– aber nehmen wir mal, das war ganz bestimmt nicht so gewollt, sondern nur als heiterer Samstag-früh-Blödsinn gedacht.

Die Freigabe hätte immerhin den positiven Nebeneffekt, dass die Nutzpflanze „Hanf“ dann vermehrt angebaut wird und vor allem die Landwirte keine Probleme wegen bürokratischer Reglementierungen haben – Hanföl wird billiger, Pflanzenfasern für Garne oder Isolierungen sinken auch im Preis, und Hanf ist eher anspruchslos auf dem Acker, das ist gut für die Umwelt, wenn weniger Gift und Kunstdünger ausgebracht werden.

Das Grüne Denken könnte neben dem Tempolimit zur Schadstoffreduktion dieses Problem gerne an der Wurzel, oder beim Verursacher, dem Auto, packen: Das Auto ist ja seit den Wirtschaftswunderjahren immer nur gewachsen, hat an Gewicht und Endgeschwindigkeit, dank Leistungssteigerung, zugelegt – ohne Not, sondern als Ausdruck des Überflusses. Was früher noch eine Staatskarosse für die ganz Mächtigen war, fährt heute der Leiter der Bankfiliale, ersatzweise in der koreanischen „Kia-Version“.

Karl Lauterbach würde die unförmigen Dinger also höher besteuern, das wird teuer – nach dem Verursacherprinzip. Nachträgliche Steuererhebung ist im System nicht vorgesehen, das würde interessant…

 

Ein „Käfer“ wäre heute unverkäuflich, das früher mal relativ günstigste Auto, die „Ente“, wird auch nicht mehr gebaut, obwohl oder weil sie geeignet war, einen Korb Eier über eine bucklige Wiese zu tranportieren, ohne Schäden an Fahrzeug und Transportgut.
Abgesehen davon, dass der VW eine spritsaufende, überschätzte Entwicklung war, die nur von einer schamlos verlogenen Werbemaschinerie verkäuflich gemacht war, gilt, dass „klein und leicht“ auch „sparsam im Verbrauch“ bedeutet, was wiederum „weniger Schadstoffe“ bedeutet. „Wenn Auto, dann wenigstens Kleinwagen mit geringer Leistung“, meint auch Karl Lauterbach, aber auf den hört das Volk nicht. Der typische Sozialdemokrat hat zudem gelernt, durch Leistung zu glänzen, da kann man als Genosse nicht plötzlich „geringe Leistung“ als Wert propagieren, ohne das Geschäft zu schädigen, und wenn man dreimal im Recht ist.

Gehen wir einen Schritt weiter: „Es hat drei Räder und fährt auch. Man kann sich hineinsetzen, hat etwas zum Steuern, und nur Fliegen ist schöner!“

Was das betrifft, haben wir nämlich eine Fahrzeugklasse komplett unter den Teppich gekehrt: Die Kabinenroller.

Wenn auch das historische Fahrzeug in Wirklichkeit viel winziger war, als die Fotomontage (vermutlich noch mit Schere und Klebstoff entstanden) suggeriert,  hat ja die kleine visuelle Lüge einen wahren Kern: Man könnte das „fahrende Cockpit“ etwas strecken, eventuell auch in der Länge erheblich für einen dritten Sitzplatz (das ändert am Luftwiderstand fast garnichts, weil die Stirnfläche gleich bleibt) und erzhält einen vielleicht unschönen, aber praktischen Mobilitätsgaranten.

 

Die sogenannten Fachleute sind, was das betrifft, allzu betriebsblind. Auf eine Frage wie „Wäre es [technisch/sozial/ökologisch/gesundheitspolitisch] nicht optimal, den energieeffizienten (gern hybriden) Kabinen-Tretroller massiv zu fördern?“ kommen dann Antworten wie:

„Das einzige, was Berlin zur Elektromobilität noch einfällt ist jedes Problem mit Steuermilliarden zuschütten. Plan- und konzeptlos fabuliert die Kanzlerin von einer Mio. Ladesäulen. Sogar die Tweets von Donald Trump haben höhere Glaubwürdigkeit!“

Ein klassischer Fall von „aneinander-Vorbeireden!“ Das ist, wie wenn ich in einem Kochkurs auf eine konkrete Frage zu Roter Beete eine Antwort bekomme, die den Schlüssel zur Lösung der Welternährungskrise enthält – für eine Bevölkerung, die bloß noch Suppenwürfel in heißem Wasser auflösen kann, aber nicht in der Lage ist, eine Gemüsebrühe selbst zu kochen.
Für die Fälle, in denen das Stromtanken topographisch unmöglich ist, entwickeln wir teure e-fuel-Technologien, eigentlich wohl wissend, dass das Wasser für die Metamorphose zum Treibstoff in den sonnigen Wüstengebieten, aus denen der umweltfreundliche Strom (und Sprit) kommen soll,  gar nicht sprudelt.

„Knoepfle mit Pilz-Gemüsecremesauce und roter Beete“. Knoepflepackung nach Anleitung öffnen und Inhalt mit wenig Öl in Pfanne „anrösten“, also erhitzen. Die Rote Beete wird üblicherweise in der Schale gegart (was mindestens 20 Minuten braucht), abgeschreckt und geschält. Hier hatte ich sie roh geschält, gewürfelt, in gesalzener Gemüsebrühe gegart, nach dem Kochen abgegossen und mit wenig Oliven-Öl auf dem Teller drapiert. Die Brühe wird natürlich aufgefangen, ergibt mit mehr Brühe eine wunderbar süßliche rote Brühe zur späteren Verwendung.
Die Sauce wiederum besteht aus eingedampfter Gemüsebrühe, in der feingeriebene Shitake-Pilze gekocht wurden. Dazu ganz wenig Mehl und etwas von Semmelmehl mit Curcuma zum schöneren Binden sowie Öl und saure Sahne + Salz- kräftig rühren beim Erhitzen – das klappt dann auch.
Die grüne Diagonale besteht aus gehackter Petersilie – unverzichtbar für alle, bei denen „Peter“ Namensbestadteil ist, sowie auch für Petras!
 

In wenigen Großstädten gibt es eine Szene, die sich intensiv mit Lastenfahrrädern auseinandersetzt – da geht es um „die letzte Meile“ beim Lieferservice, aber auch die private Nutzung für den (wöchentlichen) Großeinkauf, den Transport einer Waschmaschine und Anderes.
Die Transportkapazität durch einen Anhänger zu erweitern, ist dabei ein Trick, der so vor Jahren noch nicht möglich war: Heute kann man dem Anhänger auch Elektromotoren verpassen, die natürlich auch irgendwie mit Strom versorgt werden müssen, was aber für eBikes schon gelöst ist, im Übrigen trotzdem noch weiterentwickelt werden kann.

Man könnte den Anhänger mit Allradantrieb ausstatten – wenn das rechte Rad (für zwei-Achser die rechten  Räder) bei einer Linkskurve mehr Umdrehung braucht/brauchen als das linke, kann das über eine „intelligente“ Sensorik und Datenverarbeitung gesteuert werden, wie auch das situationsgerechte Drehmoment oder die Bremswirkung: Wenn schon ein modernes Handy mit Radarsensorik ausgestattet wird, um besser mit dem Besitzer zu „kommunizieren“, sollte das für Kabinenroller + Anhänger auch nur billig sein.

Ein kooperativer Lebensmittel-Supermarkt ist eine real existierende Option, funktioniert  in New York derart gut, dass der Laden schier aus den Nähten quillt. Hierzulande könnte so etwas auch in jeder Stadt entstehen, auf dem Land ist es, wo es zu Gründungen gekommen ist, Voraussetzung für das Überleben samt Dorfleben.
 
Ein von der Kundschaft getragener und betriebener Laden muss ja kein „Konsumtempel“ sein – es reicht schon, wenn man dort ganz normal einkaufen kann – oder auch das größere Angebot findet, wenn der nächste Asia-Markt weit entfernt ist. In Berlin ist die Iniatiative für das Projekt „Supercoop“ angelaufen.
Auf die Idee kommt man wie von selbst, oder man nimmt sich das Beispiel in New York zum Vorbild…
 
 

Mit dem Kabinentretroller hat dieses eigene Thema weniger zu tun, mehr jedoch mit dem („halbautonomen“?) angetriebenen Lasten-Anhänger. Denn eine Rentnerin schnallt sich nur selten ihre Einkäufe auf den Buckel – oft wird „tragen“ doch als Last empfunden, und man/frau ist über einen „Lastenesel“ nicht unfroh.

 
Eine vegane Lasagne – als Einschub. Mehr zu diesem köstlichen Gericht unter „Lasagne-vegan„. Weil es in diesem Rezept auch zur Fermentierung gekommen ist, ist jetzt vielleicht der Moment für einen Kurzfilm:  Fermentierte Klettenwurzelsuppe  –  Gemüse fermentieren: Haltbar machen durch milchsaure Gärung | Zwischen Spessart und Karwendel | BR. Von hier aus betrachtet, ist das ein Blick in eine heile Welt, und ich bin so was von gerührt… 
 

Aus dieser Stimmung heraus könnten wir jetzt noch über nachwachsende Rohstoffe nachdenken – die verantwortungsvoll zu verwenden, nachhaltig und ökokorrekt, energie- und ressourcensparend, sollte uns auch im Sektor „Transportwesen“ gelingen, wenn wir uns auf regionale Lebensmittel beschränken, die wir umweltneutral besorgen – und, wenn nicht auf dem Rücken oder in der Schubkarre, dann im „teilautonomen Lastenanhänger“ transportieren. Auch der sollte zum Großteil aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt sein – beim Fahrrad aus Bambus geht das ja auch, warum also nicht beim Anhänger?

Gerne darf hier auch die Weiden-Flechttechnik für den „Auflieger“ zum Einsatz kommen. Ob die Weidenflechter, wie Besenbinder und Kesselflicker ein Berufsstand mit Schwundpotential, mit Einführung des Mindestlohns von 12 Euro wie die gesellschaftlich unverzichtbaren Zeitungsausträger in den „Genuss“ staatlicher Subventionen kommen werden? Man könnte doch auch behaupten, „Flechten ist Privatvergnügen, niemand ist dazu gezwungen, und auch Kulturschaffende wie Blogger und andere Schreiber haben keinerlei Anspruch auf Nichts“.

Wenn Flechten mehr Hobby als Profession ist, ist Spinnen eine Frage der Veranlagung, manche können es nicht lassen:

 

Dies also ist ein ökologisch vertretbares Haustier – es hat überhaupt keinen Fußabdruck und vernichtet unerwünschte Fluginsekten völlig ohne Gift. Als erfahrener Kulturfolger hat die Spinne gelernt, zu ihrem Wirt eine förderliche Beziehung aufzubauen – wenn es auch Ausnahmen mit besonderer Phobie gibt.
Anders gesagt: „Wenn alle Fotos ihrer Haustiere veröffentlichen, muss ich das auch.“

 

Wir neigen offenbar dazu, die immer gleichen Verhaltensmuster aufzuzeigen, und die Wirtschaftspolitik fördert diese Scheu vor Veränderung. Nur die Grünen wollen verbieten, was verboten werden kann: Verbrennungsmotoren zuallererst. Faktisch bleibt dem Flugverkehr die Mehrwertsteuer erspart – und auch das Abschalten der Turbinen, obwohl „verbrennen“ deren Königsdisziplin ist.

„Grün“ bedeutet eben auch: Keine fadenscheinige, marktliberale Technologieoffenheit, sondern deutliche Grenzen. Das ist dann auch das Aus für den niedrigvolumigen Hanföl-Dieselwankelmotor aus dem ultrapräzisen 3-D-Drucker, der mit klimaneutralem Kraftstoff und höchstoptimierter Verbrennungssteuerung weniger Abgase freisetzt als die Pferde, die noch vor 55 Jahren die Brauereiwagen von der Brauerei zu den Wirtschaften zogen.

 

Die Gemüsebrühe mit rote-Beete-Sud, abgeschmeckt mit Miso. Die Gemüseeinlage mit Chilisalz gewürzt und seperat gedämpft, die Nudeln in Salzwasser gegart und im Suppenteller mit der Brühe übergossen.

 

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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