Treibhausgasneutral‘ Einig Vaterland, Universalwürzketchup, Mehrweg-Sharing & progressiver Linsensalat

Luisa Neubauer hat die Deutsche Haltung zur Klimakrise so charakterisiert:

Lass mal so tun als würden wir bei #Paris ganz vorne mit dabei sein – und dann ein Klimapaket verhandeln, das es uns unmöglich machen wird, die Pariser Klimaziele einzuhalten.

Das ist ein „Trauerspiel in zwei Zeilen“, und leider ist ein anderes Wort für Trauerspiel „Tragödie“, und wir sind mittendrin, schauen nicht nur zu, sondern spielen mit.

Damit will ich keine schlechte Laune verbreiten, keinen Pessimismus fördern und keine Depressionen auslösen – doch das Schauspiel mit den glänzenden Mitwirkenden beruht auf wahren Begebenheiten.  Wahr ist, dass der Tweet auch kommentiert wurde:

Die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens ist keineswegs eine MAXIMALforderung, sondern eine mühsam ausgehandelte MINIMALforderung (von der viele Klimawissenschaftler behaupten, daß sie zu schwach sei).

Dazu kommen noch Meldungen über einen bereits verlangsamten Golfstrom, empfindliche kilometerdicke Eisschichten, die so gar nicht unangreifbar und ewig sind – kurz, die Angst vor „Klima-Kipppunkten“, mit deren Erreichen die Lawine (erst nach unserem Ableben, wir haben es bloß mit den Vorläufern der eigentlichen Katastrophe zu tun) richtig gewaltig losgeht, wird mächtig geschürt, und Angst ist nicht einfach unvernünftig, könnte auch sehr berechtigt sein, und selbst beim Vulkanausbruch, der Pompej so wunderbar konserviert hat, soll es Vorboten gegeben haben, die aber nicht kommuniziert wurden.

 Pietro Fabris (1740-1792) – Ausgrabung des Isis-Tempels in Pompeji.jpg via Wikipedia.de, gemeinfrei. Auch die Verehrung einer Göttin mit matriarchalem Hintergrund in einer patriarchalischen Gesellschaft schützt nicht vor Natur- und menschengemachten Katastrophen. Hier keine Prognose, was von unserer Kultur mal übrigbleibt.

 

80 oder 95 %?

In Jülich sind schon Deutsche Weichen gestellt worden – immerhin gibt es dort Kernforschung mit Tradition.

Die „Energie-Klima-Allianz“ (@ForchheimEka) hat auf einen Artikel der WELT hingewiesen, der Auskunft über eine in Jülich durchgeführte Groß-Computersimulation zu den ökonomischen Optionen der Klimagasreduktion gibt – in verschiedenen Varianten.
Früher einmal fast unvorstellbar, erscheint eine Klimagas-Reduzierung um 80% heute als eher lax, ambitionierter wären 95% Reduktion oder mehr – klimatisch erforderlich ist mindestens der größere Wert, um die „vollständige Reduktion“, am Besten gar keine Klimagiftgasemission geht es allerdings auch nicht – die zwangsweise Abschaffung des romantischen Kerzenlichts in der kalten Jahreszeit wird also nicht angedacht, und auch auf heiße Suppe oder beispielsweise einen Hibiscustee sollte niemand „wegen der Umwelt“ verzichten.

 

Glas erzeugt keinen Abrieb, mit dem Mikroplastik ins Essen und in die Umwelt gelangt. Für kleine Flaschen gibt es keine Mehrwegsysteme, wir leisten uns also Transportkosten fürs Einsammeln, Energie zum Einschmelzen – um schließlich, was wir zunächst weggeworfen haben, „erneuert“ als Verpackung, deren Preis mit der Ware erhoben wird, zu kaufen. Das ist keine Kreislaufwirtschaft, das ist eine Teufelskreiswirtschaft.
Dem kann man entgehen, wenn man das Mehrwegsystem einfach selbst in die Hand nimmt.

 

„So ist es beispielsweise bei einer 80-Prozent-Vorgabe sinnvoll, den mithilfe von erneuerbarem Strom produzierten Energieträger Wasserstoff in das bestehende Gasversorgungsnetz einzuspeisen. In einem 95-Prozent-Szenario ist hingegen überhaupt kein Platz mehr für die Nutzung von Erdgas, dessen Verbrennung ja Kohlendioxid erzeugt.

Deshalb fordern die Wissenschaftler, sich frühzeitig auf ein anvisiertes Ziel festzulegen. „Wir müssen daher bereits früh die Weichen stellen – auch um nicht später in teurere Transformationspfade wechseln zu müssen“, sagt der Leiter der Studie, Martin Robinius vom Jülicher Institut für Techno-ökonomische Systemanalyse. „Wir haben keine Zeit mehr für Brückentechnologien.““

Die „Pipelines aus Russland“ sind offenbar eine Fehlinvestition mit kurzer Lebensdauer. Kaum istalliert, muss der Gashahn zugedreht werden. Putin wird dafür ein tiefes Verständnis entwickeln.
Was wir da vorhaben, Deutschland als „treibhausgasneutral‘ Vaterland“, ist nur noch als Herkulesaufgabe zu verstehen, mit dem Unterschied zum Herkulesmythos, dass heute kein Superheld für die Anderen die Arbeit übernimmt, sondern wir alle „dürfen“ aktiv werden.

 

Linsen geben Kraft! Herkules muss ein Linsenesser gewesen sein! Die vegane Version der Spuppe findet ihr in einem Artikel über „Umweltbewusstsein von unten„, der „rein zufällig“ am Rande auch von einem „Lebensmittel-Gläschen- Mehrwegsystem“ handelt. Wie beim selbst gemachten „Ketchup“ ist es nicht nötig, Staat und Wirtschaft anzurufen mit der Bitte, doch das umweltfreundliche Verfahren einzuführen, wenn man es einfach praktiziert. Man kann ein regionales Food-Sharing mit selbst gemachten Fertig- und Halbfertigprodukten einrichten, dazu gut-nachbarschaftliche Beziehungen aufbauen – das Teilen müssen wir zumindest teilweise erst noch lernen…
 
  • Schon heute  muss sich die Landwirtschaft an die veränderten klimatischen Bedingungen anpassen – die Überlegung Soja statt Kartoffel bleibt nicht aus, wenn die Kartoffeln immer weniger und kleiner werden.

Am Rande der tausendfachen medialen Dauerberieselung kommt auch mal eine Dokumentation  zu Umwelt und Klima. Aber allgemein?

Die Suche nach dem Top-Model oder angehenden Künstler*innen mit guter Stimme, die running Gags um den Brexit, Wettbewerbe um das beste Konzept zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung sind wie Krimi und Ratesendungen geeignete Alltags-Drogen, um von den wichtigen Fragen abzulenken, anders gesagt

„jedes Thema, das Medien wählen … , wird in den Köpfen vieler Menschen automatisch wichtig, und Prioritäten verschieben sich.“

Ganz so automatisch wird die Medienwirksamkeit sich kaum einstellen, diese Mechanismen zu untersuchen, hat der Autor sich erspart.

Der Satz stammt aus der Feder eines „bläulichgelockten Jünglings“, diese Charakterisierung fiel mir beim Blick auf Rezos bläuliche Frisur ein – dabei hatte ich an den Mythos von Narziss denken müssen:  Dessen Mutter  war die bläulichgelockte Nymphe namens Liriope. Das Gegenstück zu bläulich-behaart ist ein roter Kamm zwischen den geteilten Hälften der Glatze – das sind Äußerlichkeiten, die im Medien-Milieu, neben der Stimme, entscheidend sein können. Einen gewissen, wahrscheinlichen Zusammenhang zur Selbstverliebtheit, zum Narzissmus, habe ich bereits angedeutet.

Nehmen wir an, diese Doppelspitze der alternativ-frechen Demokratie habe sich offiziell der veganen Lebensweise verschrieben und tatsächlich immer eine Beefy für heimliche Exzesse in der Tasche, können wir noch den phantasiebegabten Relotius als Dritten im Bunde aufnehmen, und der mediale Teller ist vollgestapelt mit alternativem, undefinierbarem Brei. Wo bleibt dessen Nutzwert?

 

Spätzle mit Tofu und diversem Gemüse – genauer gesagt, mit viel Gemüse, das hier plangemäß noch knackig-frisch, nur mit etwas Salz und Olivenöl serviert wird – und überhaupt keine Sauce braucht. Kurz gedämpft, sind Mangold, Chinakohl, gelbe Paprika Möhre und Zwiebel auch nicht ausgelaugt und bieten so viel Eigengeschmack, wie sie hergeben können. Also fast schon minimalistisch…

 

Was schmeckt und nicht die Umwelt belastet, ist nützlich.

Brauchen wir diesen Satz für eine progressive Ernährungskunde? Ich denke schon; meiner Meinung nach ist das jedenfalls wahr. Die Kulinarik von Gestern, die auf Fleisch basiert, umzuformen und dem pflanzlichen Anteil die Hauptrolle in der Ernährung zuzuweisen, ist daraus eine Konsequenz.

Wenn es darum geht, nicht auf den gewohnten Wohlgeschmack zu verzichten: Das Turbofleisch, das die Mehrheit sich heute nur noch leisten kann oder mag, hat längst nicht die Qualität, die in alten Zeiten noch die Norm war.

Der „Begriff“ „Sättigungsbeilage“ war ja ideologisch verseucht und hat das Vorurteil, pflanzliche Nahrung sei eigentlich nichts „wertvolles“, mitgeprägt.

Trotzdem kann es Spaß machen, einerseits traditionelle Varianten der vegetarischen und vegangen Küche, auch aus anderen Kulturkreisen, kennenzulernen. Andererseits ist es ebenso spannend, neue Varianten zu (er-)finden. „Wertvoll“ wird eingeschätzt, was rar ist, und ein paar seltene Zutaten waren beim „Ketchup“ dabei:

Die Bezeichnung „Ketchup“ ist hier übrigens ein wenig irreführend – es handelt sich mehr um eine Würzpaste, könnte wie „Pesto“ zu Nudeln verwendet werden, oder auch als Brotaufstrich – „im Rahmen der Herstellung eines veganen oder vegetarischen überbackenen Baguettes“:

Beim vorderen Teilstück habe ich statt Käse Knoblauchscheibchen mit „ein paar Tropfen“ Olivenöl und einer Prise Salz verwendet. Auf der Würzpaste sind Champignons, leicht vorgebraten aus der Gusseisen-Pfanne.

 

Entwickler und Entwickler

Wenn wir die Frage stellen, was unsere zur Gefahrenabwehr und Fürsorge gegenüber der Bevölkerung verpflichteten Regierungsorgane tun, um die Entwicklung solcher Rezepte zu fördern, kann ich nicht behaupten, diesbezüglich eine „Entwicklungsförderung“ zu erfahren.
Es gibt die Strategie, Ernährung zu verbessern, indem die Industrie sich vielleicht zu gegebener Zeit zu einer freiwillen Zuckerreduzierung bewegen lässt, es gibt ein paar Vorzeigeprojekte in Kitas oder Mensen – wobei Ausnahmen bekanntlich die Regel bekräftigen. Hier geht es nicht zm den großen Wurf, sondern um viele kleine Schritte im lokalen Rahmen.

Es gibt eine massive Ignoranz gegenüber Außenseitern, die den tretmühlenartigen Weg über die institutionellen Zwänge nicht betreten haben, und die Förderung von Luxusautos, die – „fortschrittlich“ – mit Akku betrieben werden: Die werden gebraucht, weil wir eine Nation der Dichter und Pendler sind und das Land komplett gemäß der Ideologie vom „automobilen Menschen“ eingerichtet ist.

 

Wegen der Förderung von E-Autos, Baukindergeld und Gebäudesanierung, alten und neuen staatlichen „Fördermaßnahmen“ werden die Staatsausgaben drastisch gesteigert;  [„Insgesamt wurden 29 Finanzhilfen neu eingeführt“, so das „Handelsblatt“.]

„Das … Subventionsvolumen der Finanzhilfen und Steuervergünstigungen des Bundes steigt … von 21,8 Milliarden Euro im Jahr 2017 auf 31,4 Milliarden Euro im Jahr 2020″.

Es kann sich das Gefühl einschleichen, manche Interessensgruppen brauchten nur in die Hände zu klatschen, und sofort erscheint ein (livrierter?) Bote mit dem Geldkoffer, besonders, wenn es um „das Auto“ geht:

Die Bundesregierung hat gute Ideen, um Elektroautos konkurrenzfähig zu machen. Sie muss aber aufpassen, dass sie keine bedingungslosen Geschenke verteilt.

Das Zitat ist so allerliebst wie „Leistung muss sich wiederholen“ (oder so ähnlich; wer „lohnen“ fordert, sollte dazu auch definieren können, was Leistung ist – und wird sein blaues Wunder erleben).

Der Zeit-Autor  muss selbst wissen, wie er auf die Idee, das Adjektiv „bedingungslos“ zu verwenden, gekommen ist, jedoch darf die Regierung  Geschenke weder annehmen noch machen.

Linsen aus dem gleichen Einkochtopf, in dem auch diese eingekochten Linsen im Glas gegart worden sind, müsstet Ihr hier schon einmal gesehen haben. Sie stammen „von der Alb“, sind also im Taunus und für Taunusbewohner nicht regional. Roher Apfel und gekochte Linse, gefärbt mit fermentierter roter Beete, „schwimmend“ in einer Sauce, die viel milden, gut gelagerten, selbstgemachten Kräuteressig als Geschmacksgeber enthält, hat eine Empfehlung verdient!
 

Der Anbau von Hülsenfrüchten hat ja ökologische Vorteile, aber auch seinen Preis. Das geht so weit, dass Viele sich keine Bio-Lebensmittel  leisten können – manche sind vielleicht auch „nur“ zu geizig oder ignorant dazu.

Werden Bio-Lebensmittel über weite Strecken transportiert, „verzehrt“ das Energie, und der ökologische Bio-Vorsprung ist dahin. „Hin“ und vertan ist dann auch die emissionsmäßige Klimaneutralität – was wir ja nicht wollen. Die Regionalität hat deshalb einen ganz großen Stellenwert, auch bei dem Konzeptentwurf „Bedingungslose BioLebensmittelgrundversorgung„.

 

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