Nackensteak-Brinkhaus, Kichererbsen-Knabberspaß, Diätziel: Gesundheit

Richtiggestellt heißt es „Nackensteakesser brechen unserer Gesellschaft den Rücken“, die „Bild“ hat es in herkömmlicher Weise übermittelt und Renate Künast („Millionen … [sind] frustriert, sie können nicht das Rückgrat sein.  Arme @cducsubt.“) legt den Finger in die Wunde, die

Ralph Brinkhaus in gruseligem Realismus, maßlos übertreibend beschwört:

Wie kommt Ralph Brinkhaus auf „Nackensteaks„? Gamz einfach: Es gibt da noch ein Zitat:

Der  frühere Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) ist aktuell in Berlin unterwegs, als Wahlkampfberater der CDU.  Als solcher hatte er seine Partei zu einer Imagekorrektur aufgefordert:
„Die CDU gilt immer noch als die Partei des Verbrennungsmotors, des Schweinenackensteaks und des Arbeitens bis zum Umfallen.“

 

Bei Brinkhaus ist eine kleine, opportunistische Permutation eingetreten, indem aus „Arbeiten bis zum Umfallen“ „fleißig arbeiten“ geworden ist. Beim Nackensteak hat Brinkhaus von Beust nicht so hoch gesteigert.

Richtig konservativ ist dieser „kulinarische Stillstand“, bei dem die Schweine noch treuherzig  lachen, selbst wenn die Knochen krachen, nicht – sondern ebenso „unmöglich“ wie das hier vorgestellte Bild – die Pose des siegreichen Denkers ist eine Posse.

 

Das Rückenmark der Gesellschaft

Was „Rückgrat haben“ bedeutet, offenbart etwa ein Skelett, das sich im Biologieunterricht nützlich macht, ohne allzu lebendig zu sein. So gesehen, ist die Brinkhaus-Aussage echt nicht gelogen. Welcher Gruppe werden wir demnächst die Rolle der „Rippen der Gesellschaft“ zuordnen?
Das wäre ein Gesellschaftsspiel um Knochen und deren  Funktionen; im richtigen Leben ist eine Wirbelsäule erst vermittels des Rückenmarks voll funktional, hier fließen mehr Informationen als im Intranet des Bundestags, wo das Schweine-Nacken-Steak – „… Fleisch von guter Qualität und mit verantwortbarer Herkunft …“ im Ausschuss für Lebensmittelkontrolle begutachtet wird – ob  der Nacken schön durchwachsen ist, damit das Steak  besonders saftig und aromatisch werde. 😉

Doch sollten wir das vorwissenschaftliche Spiel um die gesellschaftspolitische Symbolik der Anatomie und ihrer Klischees hier beenden, zumindest pausieren – die Gesellschaft hat auch ihre veganen Aspekte:

 

 

Kichererbsen-Knabberspaß

 

Eingefleischte Fleischesser werden sich fragen, ob die New-York-Times, wenn sie einen veganen Snack hochlobt, damit vielleicht subtil das neck-steak of pork sabotieren und damit die konservativ-konservative Grundhaltung der CDU-Fraktionsführung untergraben will – doch es geht bestimmt nur um den Knabberspaß vor dem Fernseher, der doch nur dem Kino-Modus, vor der Leinwand zum Beispiel Popcorn zu naschen folgt.

Diese wandlungsfähigen Kichererbsen sind zwar nicht kalorienarm, aber „vegetarisch“,  und satt- statt dick machend.

„Chickpeas are fried in a little olive oil, then butter is added, which turns browns and nutty. Crushed fennel seeds and red-pepper flakes season the brown butter, but feel free play around: Add a sprig of thyme or rosemary, a few tablespoons of olives or capers, some grated garlic and ginger, or a drizzle of tahini or honey. You can also toast some nuts or seeds, like cashews or sesame, in the browning butter. Just before serving, add a little lemon juice or vinegar to offset the richness. Serve over yogurt, orzo or rice, or top with a fried egg.“

Eine saure Variante aus dem Backofen präsentiert sich mit dem Versprechen: „Besser als Chips“, und außerdem vollwertig!“
Ein ‚Kichererbsen-Linsen-Curry-Rezept‚ sieht vor, die Kichererbsen im Multicooker energiesparend zu garen, was auch den Übertritt von Chemie aus der Dosenbeschichtung („BPA„)  ins Lebensmittel verhindert  und Hausmüll vermindert:  Über ein Mehrwegsystem bei glasverpackten Lebensmitteln müssten wir auch mal reden…

Bauchgefühle

Vom Nackensteak zum Bauchfleisch – das ist nur ein kleiner Schritt, der den Gedanken an das „Bauchgefühl“ nahelegt, diesen Reaktionskessel der Emotionen und (An-)Triebe, der bei Sigmund Freud noch ein wenig abstrakt als das „Es“ firmierte – nicht nur die Arbeitsmoral spricht Brinkhaus an, sondern extrem auch das Bauchgefühl, samt allgemeinem Bedürfnis nach Ernährung, wenn auch hier einer spezifischen Nahrung.

Emotionen und Bauchgefühle mobilisiert auch „das Auto“, wenn wir uns in seine blecherne Hülle begeben und es beginnt, Kalorien von Benzin oder Diesel reichweitenstark zu verbrennen.

Wenn Bauchgefühle  mit unseren rationalen Interessen im Widerspruch stehen, wird die Aussage „Wer den Bauch (das Fleisch) zum Kompass für sein Leben nimmt, ist verloren“ relevant. „Oftmals ist der Kopf vom Bauch überwältigt – das ist wie ein gordischer Knoten…“

Maultaschen mit Semmelbrösel-Ei-Käsefüllung auf zart gedünstetem Pak-Choi, begossen mit Safran-Ólivenöl.

 

Raphael M. Bonelli nennt hier auch die „digitale Demenz“ – das ist, wenn man zum Beispiel die Orientierung an den elektronischen Wegweiser delegiert und hinfährt, wohin das Navi den „Piloten“ schickt; die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, gekennzeichnet durch chaotischen Aktionismus, sei aktuell die moderne Krankheit und weit verbreitet.
Die Angst vor ADHS führt dazu, dass manche Infizierte ihr Essen fotographieren, um sich jederzeit vergewissern zu können, dass und was sie gegessen haben.  😉

 

Notiz: Ich-Haftigkeit und Sachlichkeit

Zu den modernen Ängsten zählt die Angst, ausgeschlossen zu sein. Der moderne Mensch braucht die Bestätigung von außen, wünscht sich mehr „Wertschätzung“ – doch welchen Sinn hätte es, den Wert des Menschen zu schätzen?

Im Gegensatz zu einem Kunstwerk, das ganz und komplett verkauft wird, kann der Mensch „nur“ seine Leistung verkaufen. Dabei kann die Gier nach Bestätigung den Blick auf den Anderen verhindern,  verhindert ergo dessen „Bestätigung“, und die Gier „lähmt das Herz“.
Angstvoll fixiert auf sich selbst, fast schon selbstverliebt-narzisstisch, verliert MenschIn die Ordnung, wird Kopf- und herzlos.

Der/Die/Das Sachliche sieht die Dinge, wie sie sind, dabei sich als einen Teil der Gemeinschaft.

 

Reis mit Wildreis, Gemüse und Salat: Es kommt auf die ausgewogene Mischung der Zutaten, ihren jeweils abgestimmten Garpunkt und das angemessene Würzen an. Der in Streifen geschnittene Frisee-Salat zum Beipiel darf nicht verkochen, wird deshalb erst kurz vor dem Servieren hinzugefügt. Der insgesamt runde, volle Geschmack kommt kommt von einer selbst gemachten, konzentrierten Gemüsebrühe mit der angemessenen, vorsichtig dosierten Menge an Salz.

 

Wenn möglich, sollte noch etwas „würzendes Grünzeug“ dabeisein – hier Petersilie, dank der milden „Wintertemperaturen“ nicht aus dem Gewächshaus.

 

 

Scrollt man hier im Fressnet-Blog zurück, findet sich (nicht auf Anhieb, deshalb hier noch einmal hervorgehoben) ein Beitrag zu „dem“

 

Diätziel:

Das kann lauten:

Essen und Trinken mit Maß und Ziel, mit Vernunft, Genuss und Verstand

Schwierig hierbei ist, dass nicht „10 oder 20 Kg Abnehmen“ als Diätziel genannt werden – und dass nichts versprochen wird. Wer Rattenfängern auf den Leim geht, „die Masse“ also, findet hier keinen Lockstoff. Zudem deutet sich an, dass „Mässigung“ und Zurückhaltung gepredigt oder propagiert werden, und da will das Bauchgefühl, das „Es“, das Lustprinzio nicht unbedingt folgen, also folgern viele „Das ist nichts für mich, da mach‘ ich nicht mit“.

„Mäßigung für die Ohren“ gibt es – hier nur für Neugierige und Mutige hinter diesem Link:  chamisso-maessigung-mass

 

Dienerin des Klischees

Von der Hamburger Morgenpost kam noch der Zusatzgedanke, dass die CDU gern auch mit der Zeit gehen könnte/müsste, zum eigentlichen Wohl ihrer und aller Wähler vom bauchfleischbetonten Lustgefühl und Konsumismus herunterkommen sollte:

 

Von Beust sagte im Radio über die modernen CDU-Wähler, „dass heute eine Generation, sagen wir mal, bis 40, 50 Jahre gerade im städtischen Bereich mehr Lust und Interesse hat an einem klimafreundlichen Verkehr, an einer gesunden Ernährung und einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit, Familie“.

„Man denkt: Der Kernbestand, das sind zum Beispiel diejenigen, die großen Wert auf eine unkontrollierte Nutzung des Autos legen. Mag ja sein, dass das eine CDU-Klientel ist, aber die Gesamtbevölkerung ist aus meiner Sicht viel weiter“

 

Von Beust kritisiert die Fans von „Viel und Geizig“ eingekauftem Fleisch und ungezügeltem SUV-Fahren zu Recht, denn auch CDU-Wähler wollen sich eigentlich irgendwie bewahrend gegenüber der Natur verhalten, wenn sie auch noch nicht wissen, wie.

Das klingt wie eine „Ohrfeige“ für den „Rückgrat-Brinkmann“. Es klingt auch paradox, weil „Rückgrat beweisen“ eine Metapher für Unbestechlichkeit und Eigenständigkeit ist …

Es ist ja kein Zufall, dass ein vegetarischer Dip wie „Baba Ghanoush“ reges Interesse weckt, während die mit Industriemarinade eingeschweißten, undefinierbaren „Nackensteaks“ aus dem Supermarkt mit reger Skepsis der KäuferInnen auf den Grillrost finden.

 

„Fettucine“ heißen die schmalen Bandnudeln mit der kurzen Garzeit, die es mit und ohne Spinat gibt. Hier mit der minimalen und optimalen Menge umhüllender Sauce aus konzentrierter, selbstgemachter, meerettichhaltiger Gemüsebrühe, griechischem Olivenöl und koreanischer Chilipaste und Salz ganz einfach zusammengerührt. Welches Fleisch könnte diesen Teller noch verbessern? Und selbst wenn: Nicht umsonst soll unser „Exkurs zur Mäßigung“ gewesen sein!

 

„Diäten müssen scheitern!“

Gesundheitsbewusstsein beim Essen ist „stets präsent“, auch wegen der „Seuche Übergewicht“, die – so wäre es interessierten Kreisen am Liebsten – nicht von unserem Verhalten und gesellschaftlichen Bedingungen und dem Warenangebot, sondern von unseren Genen zu verantworten ist.

Doch das kann alles nicht so wild sein, denn, wenn auch die Gene für schuldig befunden werden –
„… Auf der Waage machen allerdings selbst die stärksten Gene nur bis zu zwei Kilogramm aus.“
Insgesamt gibt es zu „Adipositas“ zu viele widersprüchliche Halbinformationen und zu wenig praktische Veränderungen des Verhaltens.
Widersprüchlich und in die Irre führend ist folglich auch die Diskussion des Tatbestands, sind die Angebote, die eine Unterstützung darstellen sollen („Bewegung, Ernährungsberatung, bariatrische Operationen …“), eindeutig verantwortungslos das unendliche Warenngebot an „Zuckerkram“, geschmacksverstärkten Fett- und Weißmehlbomben wie auch Getränken, die ihren Job, Durst zu löschen, nicht anständig erledigen, sondern eher „Lust auf mehr“ machen.
Wir lesen, hören und gezeigt wird es uns auch, dass Diäten meistens scheitern. Zu 95% oder zu 99% – die Wahrscheinlichkeit ist so hoch, dass sie zur Überzeugung wird: „Abnehmen funktioniert nicht, das schaffe ich nicht„.
Wenn eine Susanne Fröhlich ihr „Abnehmen mit Joghurt“ schafft, bedeutet das nicht, dass Rita Missgelaunt in die Fußstapfen der Fröhlich treten kann – denn der Unterschied ist, dass die eine  beim Plaudern ihre Kalorien verbrät, der Anderen „das Gebabbel“   in die Ohren dringt und dort aufquillt.
„Die Steckrübe an sich“ hat nicht gerade den Ruf, intensive Geschmacks- und Geruchserlebnisse hervorzurufen, könnte als Basis original geschmackloser, fader Speisen Verwendung finden, doch sie wird immer wieder gewürzt, bis es schmeckt – und ist eher das Mauerblümchen der Frisch-Gemüseabteilung, wenn sie überhaupt angeboten wird.
Der Versuch, beim Kauen mehr Kalorien zu verbrauchen als einzunehmen, wird scheitern, doch „25 Kilo weniger mit Yoga und Quark“ hatte ein „Fröhlich-Ratgeberbuch“ zum Titel.
Mein Verdacht: Der Verstand stellt uns das Bein. Denkfehler unter dem Banner des Fetterhalts führen zu Fehlschlüssen wider jede sachliche Logik, („Wenn ich jetzt schon mit den Pommes gesündigt habe, kommt es auf ein paar Scheiben Käse auch nicht mehr an“).
Verwandtschaften zur „selffulfilling prophecy“ tun sich auf, und Watzlawik lässt, vom Standpunkt der selbsterfüllenden Prophezeihungen aus, grüßen. Hat er nicht auch gesagt, dass es keine selbsterfüllenden Wünsche gibt?
Es gibt eine paradoxe Diskussion – auf der einen Seite
  • „Dicke sind krank, ganz klar! Jetzt müssen wir nur noch die exakte Krankheit formulieren.“
– auf der anderen Seite:
  • „Eigentlich, genaugenommen: Häufig,  ist das keine Krankheit, sondern eine von Unlogik und Regellosigkeit geprägte Verhaltensstörung.“
Im Falle der Krankheit (und überhaupt) kann man dementsprechend eine gesunde Lebensweise empfehlen, im Falle der Verhaltensstörung muss man sich um die Störungen, die diese verursachen, kümmern und zu einer vernünftigen Regelhaftigkeit finden.
„Umschalten“ statt „weiter so“  gilt auch für die auch die Gesellschaftspolitik, hier stehen  „Energiewende“, „Agrarwende“, „Verkehrswende“ und vieles mehr auf der To-Do-Liste.
„Ralph Brinkhaus‘ Nackensteakesser taugen nicht zur Identifikation“, war eine vom Tagesspiegel verbreitete Meinung, der Mann habe sich verrannt, und „Der Kampf um mehr Gemeinsinn wäre wichtiger.“ Die Gesellschaft wird eben vielschichtiger, der Fleischverbrauch wird nicht nur wegen zunehmendem Vegetarismus, sondern auch durch mehr und mehr „Reductarians“, Personen, die das Fleisch nicht verachten, und desghalb sparsam damit umgehen, heruntergefahren.
Ein Zeichen des gewollten Gemeinsinns wäre auch die (Bedingungslose) Bio-Lebensmittelgrundversorgung – hier brauchen wir noch viele populäre, begabte Propagandisten.
„Kunden, die „Nackensteaks“ anschauten, haben auch geschaut: Gefüllte Kohlrabi, dampfgegart“.  😉

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