Loslösung vom Billigwahn – Alternative Lebensmittelpreise

Am 02.02.2020 war beim ARD-„Presseclub“ das Thema:

„Bauernwut und Billigwahn – Welche Landwirtschaft brauchen wir?“
Jörg Schönenborn @ARD_Presseclub diskutierte  mit @JuliaLoehr von der FAZ, Matthias Schulze Steinmann von @topagrar, dem Dokumantarfilmer und Autor @ValentinThurn und der freien Journalistin Tanja Busse.

Fragen kann man ja viel – auch: „Brauchen wir eine neue Ernährungspolitik, wenn Übergewicht und Fast-Food zum Standard werden?“ ist aufgetaucht, ist jedoch nicht zu beantworten. Es werden so um die 100 Thesen genannt worden sein, wenn auch komplett unverbindlich, weil die eigentlichen Entscheider so wenige Spielräume haben und so viel Untätigkeit und Verzögerungspolitik betreiben. Außerdem ist Landwirtschaft vom Wetter abhängig, Verbraucher sind süchtig nach Fleisch, von dem sie krank werden und erst die Ketten des Handels – das ist nicht artgerecht, wie die Bauern-Produkte gehandelt werden!

Die herausgehobenen Statements vermitteln einen Eindruck von der Diskussion:

Das hat wenig mit der zentralen Frage, welche Landwirtschaft wir definitiv brauchen oder bräuchten und wie dieses Ziel erreicht werden kann, zu tun. Mindestpreise hatte schon einmal zu Milchseen und Butterbergen geführt – brauchen wir nicht.
Hätten wir ein engmaschiges Netzwerk von Ernährungsräten, könnten wir ja die befragen.

200 ml Gemüsebrühe, 50 ml Cashewnuss-Sesam-Brotaufstrich und 50 ml Kokosmilch ergeben eine Portion Suppe, die per Pürierstab blitzeschnelle zubereitet ist – hier im Mixbecher fotographiert: „Kein Teller nötig“. 

Ernährungsräte (engl.: food policy councils und food board) sind Plattformen, mit denen Bürger die Ernährungspolitik auf lokaler Ebene gestalten können.“

Die Vokabeln „Food“ und Fool“ – das Essen und der Narr – unterscheiden sich nur in einem Buchstaben: Beim momentanen Zustand der Politik ist es wohl das Einfachste,  „fool policy councils“ einzurichten, denn  „liberal“ wird politnärrisch gerade in „rechtsopportunistisch“ verwandelt und, so lautet eine Befürchtung, der Unterschied zwischen „demokratisch“ und „antidemokratisch“ soll vorläufig zugekleistert werden, um hinter der trügerischen Fassade bequem die  demokratische Seite aufzulösen.

 

Merkel regt sich über billige Lebensmittel auf? Kaum zu glauben. Sie sollte sich lieber darüber aufregen, dass Industrie-Lebensmittel „Billig gemacht“ sind, etwa mit zu viel Salz, Zucker, Fett und Geschmacksimitatoren. Oder mit der Aufgabe, Geschmacksverstärker zu eliminieren,  ihre begnadet-begabte Landschaftsministerin in die Pflicht nehmen.

Die einen denken über eine „Regulierung“ der Fleischpreise nach, die anderen über eine Zuckersteuer. „Süß“ bleiben Limonaden und Puddings dabei ohnehin, weil der Gaumen das verlangt, nach langer Gewöhnung. Jegliches  natürliche Geschmacksempfinden wird zerstört, wenn Kinder von ganz-früh-an an Zucker gewöhnt werden, wie sollen die so „Verwöhnten“ je einen ungesüßten Frischkornbrei schätzen?

Fertig-Yoghurt mit 16 Gramm Zucker pro 100, oder selbstgerührt, mit handgeschnippeltem Obst und frei von Zucker-Zusatz: Bedingt haben wir ja die Wahl.

 

Die moderne Landwirtschaft hat Natur  schon längst nachhaltig beeinträchtigt. Gift aus längst vergangener Zeit taucht Jahrzehnte später wieder auf, weggeschwemmter Humus ist nicht mal eben schnell zu ersetzen. Monokultur und Massenaufzucht des Fleischviehs ermöglichen relativ niedrige Preise wie die Panschereien bei der Wurst. Wird das abgeschafft, muss die „Preisbremse“ beim Fleisch über die Menge erfolgen. Wir sollen ja sowieso mehr Gemüse essen…

Keine 30 Gramm Hackfleisch und eine Scheibe Käse: So kann „weniger Fleisch“ aussehen – und es schmeckt hervorragend. Rezept auf Anfrage: Gedämpfte Steckrübe mit Sriracha-Tomatenmarmeladenwürzung mit gefüllter Bratpaprika und Ruccola-Spinat.

 

Zu viel Dünger wird nicht verwendet, um Lebensmittel „billig“ zu machen, sondern zum Beispiel, um dicke Kartoffeln zu ernten.

Das haben wir mit den Nordamerikanern gemeinsam – wie auch die Not an sich bei den verarmten Bevölkerungsgruppen und die mehrheitlich geringen Qualitätsansprüche, bei denen es auf die Optik mehr als auf den Geschmack ankommt und Rückstände als normal akzeptiert werden.

Ob die Kücheneinrichtung ihren drei-, vier- oder fünfstelligen Preis hat, besagt über die Verwendung der Küche: Nichts. Es geht ums Prestige. Matthias Schulze-Steinmann wäre der ideale Propagandist für den modernen Multicooker, könnte preisbewusste Kücheneinrichtung im Tausch gegen bessere Lebensmittel anbieten – das tut er aber nicht.

„Och – da ist eines wie das Andere“ – und zum Ausgleich kaufen Viele das zusammengrührte, geschönte Markenöl aus diversen Ländern.  Am Beispiel „Olivenöl“ wird vielleicht deutlich, dass es wichtig ist, die Herkunft des Produkts nachvollziehbar zu gestalten.

Und geben nicht „Die Deutschen“ mehr Geld für den Liter Motoröl als für ein Fläschchen Salatöl aus?

 

Das Beste wäre doch – für die Landwirtschaft, die Landschaften und die Volksgesundheit – wenn sich alle Bürger, die hier nun mal zu Hause sind, in welcher Generation auch immer (es ist vielleicht schön und stolzerfüllend, jedoch kein Verdienst,  Originaldeutsche Ur- ur- urgroßeltern und Eltern zu haben), ordentliche, biologisch angebaute und regionale Lebensmittel leisten könnten.

Mit anderen Worten: Wir brauchen eine Lobby für die bedingungslose BioLebensmittelgrundversorgung!

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