Palmen, Sonne, Fleischverzicht – Lobbyismus wolln wir nicht!

Urlaubs-Feeling, alleine schon beim Gedanken an Sandstrände, Palmen, sanfte Wellen, frischen Meeresfisch zum exotischen Cocktail auf der Terasse – und dann diese Sonnenuntergänge, die von Natur aus gastfreundlichen Ureinwohner mit ihren rituellen Tänzen, Muschelketten und der sanften Musik…

Wie viele genießen das in der Realität, oder lassen sich vom Fernsehen in so eine Welt entführen, nehmen per Bildschirm Teil an Reisen auf dem Traumschiff, begleiten Kapitän und Personal bei ihrer schweren Arbeit und den wenigen Landgängen?

Natürlich sind das alles nur Hypothesen, die zudem schwierig zu prüfen sind. Was will man auch machen? Zu einem möglichen Problem mit diesem Ei-Zucker-Cocktail kommen wir später.

 

Die Ureinwohner, die in der Nachkriegszeit die Atolle, die für Atombombentests missbraucht wurden, hatten verlassen müssen, können sich heute auf eine weitere Umsiedlung einstellen, weil die Meeresspiegel tatsächlich steigen und nicht nur gerüchtweise, und dieser Anstieg ist zu  vielleicht 93,x Prozent durch menschengemachte Treibhausgase verursacht.

Die haben weltweit und im Allgemeinen ihre Quellen:

  • 25%: Landwirtschaft und Waldrodung
  • 20%: Zement und Stahl
  • 22%: Kohle-, Öl-, Gaskraftwerke
  • 10%: Verkehr
  • 10%: Heizung
Landwirtschaft finde ich ja unverzichtbar – mit Wildkäutern kenne ich mich nicht aus – und wenn alle Gänseblümchen essen, sind die ganz bald ausgerottet. Lebensmittelreste „retten“ – kein Problem. Hier (Sauerrahm-Quark-Zucker–Kuchen) ist im frischen Hefekuchenteig ein geriebenes altbackenes Brötchen verbacken.

 

Jetzt können wir trefflich überlegen, wo wir den Hebel ansetzen, oder „woher den Zweit- bis Fünfthebel nehmen“, um angemessen diese Probleme synchron auszuhebeln. Prinzipiell aber gilt:  Die Technikfolgen sind auf der Überholspur, die globalen sozialen Probleme scheinen sich zu verschärfen, weil Kommerz und Regierungen nicht angemessen reagieren.
Die allgemeine Aufklärung und entsprechende Neuorganisation bei Individuen und Gesellschaft hat nicht stattgefunden, was sie bringen könnte, ist eine nette Frage, aber auch kein Grund für sonderlichen Optimismus, so meine Einschätzung.

Fangen wir einfach bei der Ernährung an, denn

According to the UN’s Food and Agriculture Organization, the greenhouse gases from livestock account for 15% of the world’s total emissions. Of these, cattle (raised for both beef and milk) are the biggest offenders, accounting for 65% of the livestock sector’s emissions.

Logischerweise, so die klare Milchmäd*bübchenrechung ist die Fleisch- und Milch- sowie Käsearme Diät angesagt, und welchen Erfolg Diäten haben, ist bekannt. Nur: Diesmal muss die Diät funktionieren, weil in Bangladesh die Bevölkerung schon auf den Tischen sitzt, wenn der Monsumregen mehr als früher die Ebenen überschwemmt.

 

„Irgendwie“ weniger Fleisch auf dem Teller – dafür mehr Gemüse; Kochbananen gibt es hierzulande nur selten auf dem Markt, sind ja auch entbehrlich.

 

Wenn so eine Diät (die ohnehin nur einen Teil des klimaschädlichen „Outputs“ reduzieren kann) noch nicht greift: Beton-Großprojekte brechen zwar ein,  sind jedoch wegen einer Verschwörung der Betonköpfe nicht zu verhindern, wie das Beispiel „S 21“ zeigt:

„Nach dem heißen Sommer 2018 ist das Wasser im Rhein knapp geworden, aber in Stuttgart fließt wenigstens der Reibach!“

„Verschwörung“ ist vielleicht die falsche Begründung für die Malaise, es kann auch am Lobbyismus liegen. Der wiederum kann nicht verhindern, dass Tunnel wieder einstürzen werden und moderne Brücken nicht so lange halten wie zum Beispiel altrömische.  Da haben wir doch gleich den passenden Inhalt:

 Sauer-Blumenkohl, oder Blumenkohl in Milchsäure war Bestandteil des Salats, der, wie der folgende Abschnitt beweist, in die Geschichte eingehen wird 😉

 

Vortrag von Marco Bülow über Lobbyismus

Nicht die gewählten Abgeordneten haben das Sagen, sondern Lobbyisten schreiben Gesetzestexte, forcieren Waffenexporte, Verbrennungsmotoren, Atom- und Kohlekraftwerke – das mal als unvollständige Zusammenfassung eines Vortrags, dessen Abrufzahlen in keinem Verhältnis zum Inhalt stehen.

Der kritische Abgeordnete, laut ZEIT also

Marco Bülow – der Mann, der zu viel wollte

beklagte zu Recht die Betonkopfmentalität, die durch Fraktions- und Anpassungszwang die freie Entfaltung der Abgeordnet*innenpersönlichkeit hindert und progressive Politik hemmt ist aus seinem „Verein“ ausgetreten, was ich mir so vorstelle:

  • Bleib‘ ich dabei?
  • Soll ich abspringen?
  • Werde ich abgesprungen?
  • Jetzt, wo der Zug immer langsamer fährt, könnte ich auch abspringen!
  • Au, das hat weh getan!

Zwar hatte ich ihm spontan und zeitnah den Bülow-Salat gewidmet, der ist aber beim Adressaten nicht angekommen – der fleischarme Fortschritt ist halt nicht selbstverständlich. Das darf man nicht zum Grund nehmen, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen – will man zu viel, kann die passende Einsicht dauern.

Als „einzelnes Rädchen im Getriebe“ „die Verhälnisse ändern“ zu wollen riecht nach Überforderung, mag der Grundgedanke so richtig sein, wie er will. Zudem kann nicht alles mit Lobbyismus erklärt werden. Stolpersteine zum Beispiel sind ein rein mentales Phänomen.

 

Hier ist der fermentierte Blumenkohl besser zu erkennen: Nach 10 Tagen Fermentation bei Zimmertemperatur noch „knackig“, herstellungsbedingt säuerlich-salzig und auf Wunsch auch scharf oder sonstwie (hier war etwas an Ingwer beteiligt) „aromatisiert“.
Weniger Fleisch => mehr Gemüse; mehr interessantes Gemüse => weniger Fleisch – oder?

 

Ganz ohne Lobbyismus hatte es Herr Herz geschafft, mit der Firma

Tchibo

in den Kreis der reichsten Deutschen zu kommen. Das

Nachkriegswirtschaftswunder

mit Gold-Mocca (Blend aus acht Kaffeepartien), die beim Cupping im Zweifelsfall mit dem Rat der Ehefrau beurteilt wurden, beruhte offenbar auf kaufmännischem Verstand, Geschick und sparsamer Unaufgeregtheit, viel Postversand und später vielen Filialen mit „Direktausschank“.

Marketing und Werbung im amerikanischen Stil, Extras zum Mitbestellen – Taschentücher oder Geschirrtücher – was man so brauchte,  Rosen für die Kundinnen, junge, ansprechende Verkäuferinnen, der Slogan vom meistverkauften Kaffee in Deutschland gehörten zum Erfolgsrezept des Selfmademanns, dessen „kleine Sünde“ Rohes Ei, mit Zucker schaumig gerührt, angeblich zum Herzinfarkt mit 59 Lebensjahren  und zum Tod des „Kaffeebarons“ führte.
Möhre, Zwiebel und Petersilienwurzel aus der Pfanne neben regionalen Spätzle auf der in bester Gemüsebrühe gegarten Linsensuppe – das braucht keine „Fleisch- oder Wursteinlage“, kann brauchen: einen edlen, milden Bieressig: Geschmack muss ja sein!
 
 
In den aufreibenden Wettbewerb der Erben scheint Ruhe eingekehrt zu sein, das Sortiment umfasst auch ein teilautomatisiertes Kaffeezubereitungsgerät; man kann
  • Mit der Qbo-App Getränke nach … Geschmack kreieren, auf der Maschine speichern, Zubereitungen aus der Ferne starten oder für die Zukunft planen [und hat die]
  • Möglichkeit der Anbindung an Alexa Sprachassistenten

Das ist der Stil der neuen Zeit, und Big Data lauscht mit, von Fair-Trade-Kaffee ist nicht viel zu finden, an gekapseltem Kaffee (eine verpackungsmäßige Umweltsünde) desto mehr.

Die Aussage „Neun von zehn Kunden empfehlen diesen Konsumstil“ wäre zwar frei erfunden, scheint dennoch symptomatisch.
Marketing-gelenkter, gelangweilter Massenkonsum schafft Identitäten, genauer Pseudoidentitäten, denn „Was man hat, hat man, doch Kapsel-Kaffetrinken macht keinen Gourmet“, verbindet sich leicht mit dem verzweifelt selbstverliebten, „narzisstischen“  „Meine Frau und Ich sind meine größten Bewunderer…“. Ganz ohne Lobbyismus.

 

1968

 

„Das Erbe der 68er Bewegung gegen die Rechts-Autoritären verteidigen und den Kampf für Emanzipation und Selbstbestimmung würdigen“  lautete ein  Antrag der Linksfraktion, ein Rudi-Dutschke-Stipendium für kritische Sozialwissenschaft betreffend.

Die LINKE will „… die Mittel des gefloppten Deutschlandstipendiums umwidmen und Studierende unterstützen, die sich mit kritischer Gesellschaftstheorie beschäftigen.“

Was das „Deutschlandstipendium“ betrifft:

„Das Deutschlandstipendium funktioniert nach dem Prinzip „Halbe-halbe“: Die eine Hälfte der monatlichen Zuwendung kommt vom Bund und die andere von Ihnen als Förderer. Mit nur 150 Euro im Monat unterstützen Sie eines unserer jungen Talente und werden Teil dieser wertvollen Partnerschaft zwischen Bund, privaten Förderern und Hochschulen.“

Wenn die Opel-GmbH begabte Techniker unterstützt (und offenbar hilft die Universität beim „Matching“, beim Aussieben) haben die noch eine winzige Chance auf dem Arbeitsmarkt.

 

Erfreut den Stipendiaten und die Stipendiatin: Standart-Maultasche, gegart in Fleischbrühe der Extra-Klasse. Wenngleich schon die Zwölftonmusik Objekt der kritischen Kulturforschung war bleibt festzustellen, dass noch Vieles unerforscht ist.

 

„Kritische Sozialwissenschaft“ ist an den Universitäten vielfach schon längst vom Lehrplan gestrichen und für Sozialwissenschaftler, gar für „Philosophen“ gibt es keinen Broterwerb; für freie Autoren ist der Markt schnell gesättigt, wenn nicht schon längst übersatt. Wie sollen die künftigen kritischen Gesellschaftswissenschaftler im solidarischen Arbeitsmarkt der Zukunft integriert werden?

Vielleicht wäre mehr kritische Gesellschaftspraxis  nachhaltiger zu erwerben in Mehrgenerationen- und Kulturenhäusern mit integriertem Urban Gardening auf dem Dachgarten, Theater-AG,  Aquaponik in Selbstverwaltung und gemeinschaftsgewarteten Fahrradrikschas im kollektiven Besitz. Für die „Kritische Theorie“ hatten die ’68-er kaum den nötigen langen Atem – die wäre jederzeit im Selbststudium zu erwerben.

Kritische Praxis ebenso, jedoch nur in der Praxis und im Kollektiv. Hier bestehen noch erhebliche lebenspraktische Defizite, müsste doch diese „ideale Praxis“ jenseits eines subventionierten Modellversuchs Bestand halten und zu einer möglichst gesunden Lebensweise verhelfen!

 

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