Von Brücken, Geflügel im Ferntransport, Maut und einem bisschen Restvernunft

Sozusagen als Nachtrag zum letzten Artikel, der auch das Fliegen und seinen Anteil am Treibhauseffekt behandelt hatte, hat sich noch eine Notiz gefunden, die die verschiedenen Emissionsquellen benennt und quantifiziert:

Die größten Quellen der weltweiten Treibhausgasemissionen:

  • 25%: Landwirtschaft und Waldrodung
  • 20%: Zement und Stahl
  • 22%: Kohle-, Öl-, Gaskraftwerke
  • 10%: Verkehr
  • 10%: Heizung
Wer so fliegt, kann gar nicht leugnen, dass beim Fliegen Energie verbrannt wird, wird aber behaupten, das sei doch wirklich nicht der Rede wert 😉
 

Zement und Stahl werden ja häufig „nur“ verbaut, um Verkehrswege zu schaffen, also für Brücken und Tunnel – in dem Zusammenhang wird auch auf der Vortrag eines „Tiefbahnhofsgegners“ genannt, der die Größenordnung des Materialverbrauchs für Tunnel mit ungewisser Haltbarkeit veranschaulicht.

Ziegelsteine waren früher das „alternative Bauwerk“ – um damit umzugehen braucht man viele und vor allem qualifizierte Bauarbeiter; so gelang 1846 – 1851 der Bau der Göltzschtalbrücke im sächsischen Vogtlandkreis – die größte Ziegelstein­brücke der Welt.

Die alte Eisenbahnbrücke wird regelmäßig gewartet, erfordert aber keine weiteren Reparaturen, ist stabil und zuverlässig. Foto cc UlrichAAB bei Wikipedia (Ausschnitt)
 
In Genua ist jetzt eine Brücke – sozusagen – ins Tal gekracht; sie war zwar „filigran“ und modern, aber in der gehabten Form und Bauweise wird sie nicht wieder aufgebaut werden.
 

Ingenieure bevorzugen deshalb Brücken, die durch zarte Risse ankündigen, dass sie marode werden, haben momentan aber Schwierigkeiten, auf dem Arbeitsmarkt die geeigneten Sanierer zu finden. Mittelalte Brücken sind zudem nie so ausgelegt worden, dass sie von einer Unmenge 40-Tonner überfahren werden; nach dem Brückeneinsturz von Genua stellt man fest, dass LKW-Transporte zu billig und häufig überflüssig sind:

Es gibt so viele Fahrten, die überflüssig sind: Kartoffeln werden zum Waschen von Mittel- nach Südeuropa und wieder zurück ­gefahren, die Schweineteile für den ­Tiroler Speck kommen aus Belgien. Das ist nur möglich, weil der Transport viel zu billig ist.

Überflüssige Fahrten im Zusammenhang mit Zeitungen – morgens werden sie zu den Kiosken gefahren, abends werden sie zu 90% wieder zurückgefahren – kann man durch Einstellung der Print-Ausgabe reduzieren, mit den Kartoffelfahrten fällt mir keine Lösung ein 😉

So schaut das Motto eines Online-Mediums aus, das das Personal nicht verhungern lassen will; die Herausgeber müssen den LeserInnen schon sagen, was sie wollen…
„Gerne richte ich ein pay-pal-Konto ein, so dass Ihr mich leicht untertützen köönt“ – das war gelogen, denn es kostet mich recht viel Überwindung. Symbolisiert doch auf dieser Ebene jede(r) NichtzahlerIn: „Das ist mir egal!“
 

Hühnchen mit Freilauf

Das Versprechen, dass das Federvieh, das im hiesigen Supermarkt zu finden ist, unbegrenzten Auslauf und Zeit zum Wachsen gehabt hätte, war entscheidend.
Besser wäre es mit „lokaler Herkunft“ gewesen, das gab es aber nicht.
 

Französische Produkte zu konsumieren ist zwar nichts schändliches, aber mit Lebensmitteltransporten über 500 km verheizen wir die Welt eher als mit lokalen Produkten aus einem Umkreis von bis zu 50 km. Um diese Aufheizung noch mal zu illustrieren:

Niemand will allabendlich darauf hingewiesen werden, dass wir klimamässig bereits im roten Bereich sind – aber gut, wenn wir es nicht noch leugnen.

 

Was die Langstrecken-Lebensmitteltranporte betrifft,  könnte die Politik sehr wohl und im Einvernehmen mit der Bauernschaft – und der Kundschaft – für das entsprechende lokale Angebot sorgen.
Im Prinzip sind wir ja eine Nation von Tierfreunden, halten Fische, Vögel, Hunde und Katzen als Haustiere , Schlangen, Echsen, Schildkröten und mehr – nur den „Futtertieren“ hatte (hoffentlich nur vorübergehend) diese „Geiz-ist-geil-Mentalität“ die artgerechte Haltung verhindert.

Bei bewusster Wahrnehmung dessen, was wir essen, haben nun auch Einstellungen wie „Weniger ist mehr“ und „Besser ist besser“ eine gute Chance.

 

Das Schöne an dem Freilandfedervieh ist auch: Das Huhn, das auf der Wiese herumläuft, hat schlankere Schenkel als das Mithuhn, das aus Platzmangel nur herumstehen kann.
Insofern ist das Fleisch bei artgerechter Haltung auch nicht fett.

 

Drum meint ja auch die Süddeutsche:

Wir bräuchten eine Revolution der Vernunft

– wobei wieder dieser entsetzliche Konjunktiv lähmt, es geht weiter mit

„Staaten müssen wieder die Kontrolle übernehmen“ .

 

Allerdings ist die Demokratie nicht geeignet für Massnahmen, die bei den Wählern nicht gut ankommen, so der Artikel weiter. „Die Politikerinnen und Politiker sollen es richten, dafür werden sie gewählt. Sie sollen es aber nicht so tun, dass es wirklich weh tut.“

Wofür haben wir eigentlich unsere Qualitätsjournalisten? Sind die nicht in der Lage, dem Publikum zu erklären, dass es nicht mehr weitergeht, wie gehabt – dass Dinosaurier-Autos mit mehr als 10 Litern Verbrauch nicht mehr gehandelt werden dürfen, dass eine Höchstgeschwindigkeit, die wehtuend langsam (im Empfinden der Raser) ist, genug sein muss, und eine spritsparende Technik nur durch „Downsizing“ machbar ist?

Warum kann nicht die „freie Presse“ auf die Idee kommen, zum Stornieren der Flugreisen aufzurufen?

Warum bringen die TV-Sender lauter Profi- „Star“- und Hobbyköche, die sich nur noch mit hochpreisigem und kompliziertem Leistungskochen beschäftigen, nicht aber mit „massentauglicher veganer Bolognese“ wie „veganes Lupinenschrot und Linsen über Nacht einweichen und am nächsten Tag wie Hackfleisch verwenden“ oder „Rote-Linsen mit Tomaten-Zubereitung„?

Das gewohnheitsgesteuerte intuitive System des Menschen alleine kann eigentlich nur im alten Gleis fahren, keine neuen Lösungen hervorbringen. „Neugier“, die Suche nach neuen (besseren) Möglichkeiten ist angeboren, wird aber auch von der Konvention in Schach gehalten. 

 

Dass Politiker und andere Funktionäre den fürstlichen Lebensstil schätzen und schützen, hat unlängst eine „Toll-Collect-Affäre“ gezeigt.
Wenn der Staat mit der Wirtschaft kuschelt“ wächst der Unmut der Bevölkerung, und der Verkehrsminister kann froh sein, dass die französische Revolution vorüber ist, niemand seinen Kopf fordert. Zwar scheint er sich angeschnallt zu haben, doch der Sessel wackelt schon.

„Maut-Einnahmen“ sollen fließen, machen „Einnahmen“ doch im politischen Rechenschaftsbericht einen guten Eindruck – so geht die Milchmädchenrechnung, die nicht aufgehen wird:

Wäre Sauerstoff so knapp wie Wasser in Kapstadt, würde ein Politiker, der die letzten Reservoirs ausverkauft, mehr am Pranger als sonstwo zu finden.
Letztlich ist Sauerstoff auch als knappes Gut zu behandeln, denn es gibt die Verpflichtung, den Co2-Eintrag in die Atmosphäre zu regulieren. 

Was die „Rechnung“:

Viel Autoverkehr, mit intelligenter Steuerung, Klimaanlage und trallala = gut für die Wirtschaft & Steuereinnahmen = nützlich

betrifft: Überflüssige Fahrten sind allgemein nutzlos, besonders nützlich nur für die Party-Macher und Geschäftsführer.

Wenn es ums Überleben der Menschheit und das Bruttosozialprodukt geht, sind umweltschonende regionale Konzepte vorzuziehen.

„Seelachs“ gäbe es vernünftigerweise vielleicht bald nur noch an der Küste – obwohl frischer Fisch sogar dort Mangelware ist…
 

Alternativ habe ich kürzlich noch ein leckeres vegetarisches Gericht gefunden: Ein
– Salzzitronen-Risotto –

Wobei ich, bei dieser Gelegenheit, erwähnen möchte, dass die fermentierte Salzzitrone besser schmeckt als die schnöde eingekochte – die hatte ich auch mal gemacht…

Auf der Portionsdiät-Seite, die im Moment pausiert, könnt Ihr auch ein wenig schmökern – gerne in der Rubrik „Nachhaltigkeit„, die dabei mit das Wichtigste ist.

 

 

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