Klimaschutzpläne, Ernährung/Umstieg, Klima-Demo Idstein
Geschrieben am 21. September 2019 von KPBaumgardt
Da der Mensch mit dem Tier verwandt und in Wirklichkeit ein Gewohnheitstier ist, kann schon die Vorstellung, etwas am gewohnten (also nicht gewählten) Lebensstil zu ändern, Unbehagen wie Magenkneifen, Sodbrennen, Hexenschuss, Migräne oder Hautirrtationen verursachen – somit erklären sich Leerstellen und Auslassungen in vielen „zensierten“ Plänen, so wird eine der Wirklichkeit angemessene Planung unmöglich.
Im nationalen Klimaschutzplan gibt es reichlich undurchsichtige Bereiche, flexible „Ungefähr-Zielvorgaben“ und offene Fragen: Wer empfängt den nächsten Subventionsschub, wie tief darf ein Flugtaxi fliegen, wie und womit kommen die Menschenmassen von der Provinz in die Zentren, wo Arbeit, Warenangebot und Gesundheitswesen pulsieren?
Das soll doch der unplanbare Markt regeln und die KFZ-Zulassungszahlen steigen statt zu sinken, wie auch die Schadstoffemissionen des Verkehrs auf Reifen, die verschleißbedingt Feinstaub (Feinstaub, ach, war da was?) in der Atemluft und am Straßenrand verursachen. Beim nächsten Regen wird das Mikroplastik weggespült, landet im Meer, wird vom Plankton aufgenommen, ist in den Zellen von Fischen zu orten und im leckeren Mineralwasser, denn auf unverzichtbaren Plastikflaschen beruht der Plastikflaschentrink-und-Mineralwasserhandel, an den „man“ uns oder unsere Nachbarn gewöhnt hat.
Kolonnen von wasserbeladenen Schwerlastwagen bremsen alles aus, zerstören Straßenbeläge und machen Brücken marode, geduldet vom Verkehrsminister. In Genua hat sich gezeigt, was Ferntranporte bewirken können.Nun könnte man sagen, mit diesem Verkehrsminister und Prügelknaben Andi Scheuer ist nicht viel Staat zu machen, scheut sich dann doch, ihn, der gewiss kein Gärtner ist, als Sündenbock zu behandeln – sind wir doch alle Sünder der Gründlichkeit. Auch zeigt der Klimaschutzplan, dass es noch weitere Sektoren der Untätigkeit gibt:
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, ist mit einem Augen-Blick aufgenommen, es kann jedoch einige Momente dauern, bis man die Botschaft verstanden hat.
„Weniger Emissionen, die mit der Tierhaltung einhergehen“ ist ein vages Ziel, das ein ordentliches Bündel an Maßnahmen erfordern wird, und Julia Klöckner hat es damit nicht so eilig.
Harald Grethe, der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik beim Landwirtschaftsministerium, sagt: „Wir kommen um eine Reduktion unseres Konsums an tierischen Produkten nicht herum“.
„Fleischkonsum“ – Das ist sicher ein prima Klima-Thema, sorgt so zuverlässig für Aufmerksamkeit wie der Vorschlag, das „Tempo“ auf der Autobahn ab 100 Stundenkilometern zu begrenzen. Wir überspringen hier bereits das Problem mit den internationalen Tomaten-Transfers und den Inlands-Weißkrauttransporten, die neben Tier/Fleisch-Verschiebung und globalem Flaschenwasserhandel unsere Verkehrsadern verstopfen, man kann sich ja nicht um jedes Teilproblem gleichzeitig kümmern, es sei denn im Rahmen einer „kollektiven Problemlösungs-Arbeitsteilung und -Koordination“.
„Freitag ist Zukunftstag“ oder „So kann es nicht weitergehen“. Klima-Demonstrationszug in Idstein, kurz vor seinem Start.
Die Kampagne
Insofern empfiehlt Grethe eine
„Informationskampagne, um den Konsum von Fleisch und Milch auf das Niveau zu senken, das Ernährungswissenschaftler empfehlen. Auf solche Produkte sollten nicht wie bisher sieben, sondern 19 Prozent Mehrwertsteuer erhoben werden. Für Ökobauern, deren Produkte dann absolut gesehen besonders stark verteuert würden, und einkommensschwache Haushalte müsse es einen Ausgleich geben.“
Die vorgeschlagene „Informationskampagne“ steht in den Sternen. Vielleicht gibt es in einer Musterstadt A mit repräsentativem Bevölkerungsquerschnitt eine veggie-bio-CO2-Sparkampagne, in Musterstadt B die Fleischrationierung im Supermarkt und in Musterstadt C einen einjährigen Testlauf mit der bedingungslosen Bio-Lebensmittelgrundversorgung?
Immerhin sind Millionen Menschaen auf der Straße, um die politische Forderung „Macht endlich“ zu äußern. Möglich, dass nicht jeder Einzelne das „ÖKO statt EGO“ zutiefst verinnerlicht hat – hingegen scheint das Berliner Klimakabarett an Vorbehalten, die ökologische Vernunft betreffend, festhalten zu wollen.
Dass landwirtschaftliche Subventionen im Prinzip den Besitz von Land belohnen, ist schön für für die Besitzenden, verletzt jedoch den Grundsatz „Eigentum verpflichtet“. Die verfahrene „Symbolpolitik“ unterstützt die Missachtung des Allgemeinwohls:
„Rettet die Meere“ und „rettet die Menschen, die Menschheit, die Schöpfung halt eben“ – das muss niemand akademisch auseinandersezieren, denn es gehört zusammen.„Wir haben große Probleme mit den Nährstoffüberschüssen aus der Tierhaltung und mit dem Verlust an Artenvielfalt. Wir brauchen mehr Tierschutz und mehr Klimaschutz. Deshalb müssen wir Biotope vernetzen, ökologische Vorrangflächen kultivieren, Moore wieder vernässen und vieles mehr. Bei alldem heißt es immer: Uns fehlt Geld. Dabei ist genug da, wir müssten es nur sinnvoll einsetzen.“
Wenn die Nachfrage nach Fleisch aus nicht artgerechter Massentierhaltung einbräche, wäre das schön. Gleichzeitig ist mehr Tierhaltung eine Option: Sicher ist „Esst kein Fleisch“ oder „esst weniger Fleisch“ nicht wirklich verkehrt, doch, wenn es sich zum Beispiel um Fleisch handelt von Tieren, die (öffentliche) Grünflächen pflegen und stinkende, lärmende Rasenmäher überflüssig machen, ist das ein Gegenbeispiel.
„Ziegen in der Landschaftspflege oder rasenkürzende Schafe im öffentlichen Dienst“ – was haben die Leute vom Gartenamt eigentlich gelernt? Auch gegen Fisch aus Aquaponik mit regionaler Gemüseerzeugung, die die engen Grenzen der „Saisonalität“ erweitert, ist aus Klimagesichtspunkten wenig einzuwenden.
Räucherlachs oder geräucherter Tofu beim Kartoffelsalat mit diversen Mini-Paprika und kleinen Tomaten – das spielt geschmacklich kaum eine Rolle, hier geht es im Wesentlichen nur um den „schlotzigen“ Kartoffelsalat, der keine Wünsche übrig lässt (für den Moment jedenfalls).In mehreren Artikeln ist hier schon die Rede von der „Klima-Diät“ gewesen, die mit geringem Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten und einem angemessenen pflanzlichen Anteil global eine gesunde Ernährung ermöglichen würde; die schlimmen Tendenzen der Urwaldzerstörung für Weidezwecke und Monokulturen sind ja bekannt.
Bekannt ist ebenso, dass unser Volk sich keine vegetarische Enährung vorschreiben lässt und schon beim Gedanken daran vor Empörung Feuer und Galle spucken kann. Das soll nicht daran hindern, „vegetarisch“ so zu entwickelt, dass es gefällt, für eine Klima- und Genussbewegung am Esstisch, mit regionalem Qualitätsgemüse und internationalen Gewürzen; gerne auch mit Rezeptentwicklung in globaler Zusammenarbeit.
Natürlich verursachen die negativen Nachrichten Ängste oder „Zukunftsängste“.
Dagegen würde ein solides Ur-Vertrauen, oder ein großes Gottvertrauen vielleicht helfen, und jede(r) kann nur an ihrem/seinem Platz „anpacken“, um zu retten, was zu retten ist, sich in den hoffentlich begonnenen Prozess der „Wende zur Wende“ einzuklinken, zu einer fortschrittlichen Transformation der Gesellschaft, um die eigentlich schon seit hunderten Jahren Auseinandersetzungen toben.
In einigen Städten, die den Klimanotstand ausgerufen haben, wird jede Maßnahme auf ihre Umwelt-Auswirkungen hin „gescannt“. Es wird geprüft und verglichen und nach der umweltverträglichsten Alternative gesucht, wenn es zum Beispiel um die neue Heizung eines öffentlichen Gebäudes geht.
Freiburg will sich zum Beispiel auch um den Notstand kümmern, dass die Wartefristen für Kleingärten bei 15 Jahren liegen. Das ist fraglos von Relevanz – nur nicht, wenn der Magistrat in seinem mittelalterlich-hessisch-nassauischenm Fortschritts-Wachstumsglauben festhängt, aus heutiger Sicht: Ignorant „denkt“. Der Fachwerk-Kern der Stadt wirkt, auch, indem er über die eigentlich unwirtlichen Orte im Ort hinwegtäuscht.
Was jetzt wichtig ist: Dass diese Ansätze sich weiterentwickeln, dass die, die noch vorsichtig-abwartend-skeptisch sind, sich über die ökologischen und ökonomischen Zusammenhänge informieren. Dass mehr Umweltbewustsein Veränderungen bewirkt, dass „der Mensch“ und soziale Zusammenhänge nicht zwischen die Räder kommen, dass fortschrittliche Menschen in fortschrittlichen Aktivitäten zusammenkommen können, weil sie ihre politischen Scheuklappen abschaffen, dass die Internationalität der Proteste zu globalem Austausch der „progressiven Bewegung“ und weiterhin koordinierter Aktion führt.
Die Zeiten ändern sich, das Leben geht weiter. Der Klimawandel – den „die Alten“ gemacht haben, zwingt uns, mehr noch die Kinder von heute zur Anpassung. Die Jugendlichen von heute stehen bälder, als sie denken, selbst in der Verantwortung, bei den Älteren besteht die „Vorbildfunktion“ zu oft darin, sich aus der Verantwortung zu stehlen.
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