Low fat, vegan und ziemlich mobil
Geschrieben am 15. September 2019 von KPBaumgardt
Die herrschende Verwirrung auf dem Feld der Diäten beruht auf Missverständnissen: Da meint zum Beispiel ein Low-carb-Jünger:
„Low-Carb funktioniert!
Ich habe jetzt die „Carbs“ von Pommes, Hamburgern, Kuchen und Chips gekappt und damit eine Menge Gewicht verloren“
– doch tatsächlich sind die aufgezählten Beispiele voller Fette, und die hat der Low-Carb-Fan in einer großzügigen Laune mit-gestrichen.
Was im Endeffekt egal ist: Die Kombination „Süß und fettig“ oder auch „Knusper-paniert“ (mit zuckrigem Ketchup-Topping) erscheint vielen einfach „himmlisch“, super-schmackhaft, und die Chips-Tüten knistern ganz nebenbei, bis die Frischhaltetüten zerknüllt im gelben Sack landen und ihrem Recycling entgegenblicken, das dann doch nicht zustande kommt.
Dementsprechend kann schon der Anblick solcher Speisen das Wasser im Mund zusammen laufen lassen, einen Speichelfluss im Sinne eines Pawlow’schen Reflexes auslösen. Gegen solche unbedingten Reflexe hilft wenig, die Idee, ein Buch mit dem Titel „Die Zucker-Fett-Falle“ zur Grundlage eines persönlichen Abnehmprogramms zu machen, ganz bestimmt nicht – trotz ergänzendem Rezeptteil und lecker und schnell zubereiteter Beispiele, die den Sprung vom Foto auf den Teller doch nicht schaffen.
Die Zeit der Diäten-Ratgeberschriften und der „Diäten-Vergleiche“ ist vorüber, wozu vergebene Liebesmüh‘ in die Zukunft mitschleifen, am Besten das Ganze vergessen – schließlich soll die Zukunft nicht unter der Last der Vergangenheit zusammenbrechen…

Dass Knödel im siedendendem Wasser treiben müssen, bis sie zum Zeichen, dass sie gar sind, oben schwimmen, ist nicht ganz falsch, aber nicht die einzige Wahrheit übers Knödel-Garen: Auch das Dämpfen ist eine gute Option.
Die Wahrheit übers Abnehmen besteht für Patentrezept-Experten aus drei in einem Satz zusammengefassten Teilwahrheiten:
Du
- musst (nur)
- weniger essen und
- mehr Sport treiben.
Es kommt zu selten vor, dass ein Schiffbrüchiger einen Ertrinkenden rettet…
Andererseits: Die „Ertrinkenden“, um die es gerade geht, haben ihren Rettungsring einstweilen dabei und brauchen vor allem wieder Boden unter den Füßen, brauchen keinen Strohhalm („Wie wäre es mit 16 nachhaltigen, günstigen, fleischfreien Rezepten???“), sondern einen soliden Halt.
Wie wir uns ernähren, kann als politisches Projekt verstanden werden.
Aus der Rubrik „Skurriles“ stammt diese Meldung:
Die CSU will den Kauf energiesparender Haushaltsgeräte kräftig steuerlich fördern: Wer sich höchst energieeffiziente Waschmaschinen, Trockner oder ähnliche Geräte zulegt, soll 20 Prozent der Kosten bei der Steuer erstattet bekommen.
Der schlechte Witz hat mehrere Komponenten: Wer kein Energiespargerät kauft, ist selbst ohne (Mehrwert?-) Steuerersparnis „schön blöd“, weil meistens die Amortisation durch die Energieersparnis schneller greift – von gefakten Energiesparern (wie Waschmaschinen mit ewig dauernden Waschgängen, und Temperaturen, die weit unter dem Sollwert bleiben) abgesehen. Wäschetrockner sind eigentlich dekadenter Luxus, während eine Wäscheleine und ein paar Wäscheklammern so ziemlich das einzige nachhaltige Equipment darstellen.
Der CSU geht es auch um (Steuer-) geschenke für die eher Wohlhabenden mit Eigenheim, die eine neue Ölheizung brauchen. Motto: Wer hat, dem wird gegeben. Wieviel Abgase verursacht die häusliche Heizung?
Positiver Effekt: Die Verbreitung von Multicookern könnte gefördert werden.
Ganz ohne Förderung kommen Deutschlands Monsterautos, kurz „SUV“, aus: Besser Situierte kaufen die auch ohne Förderung, gegebenenfalls wird geleast oder auf die Firma zugelassen:

In der „Welt“ meldet sich Gastbeitragsautor Scheuer: Er spüre „Arroganz und Verachtung“ bei den SUV-Kritikern, sagt der Autofürsprecher, und baut auf diesem „Argument“ auf. Er tut als ob, was er zu spüren vorgibt, die Wahrheit sei.
Man kann bei 2 Tonnen Fahrzeuggewicht auch Geltungssucht, Machtstreben und eine gewisse Überheblichkeit empfinden – oder einfach die Proportionen von Inhalt und Behältnis als verquert wahrnehmen. Selbst bei königlichen Kutschen war doch bei sechs Pferden Schluss, man wusste, wann es zu viel wird!
Vor 20 Jahren wollte Greenpeace noch eine Wende bei der Effizienz der Autos herbeiführen – doch will sich bis heute kein Autohersteller von denen belehren lassen.
So interessant solche Autothemen auch sein mögen, so schneckengleich langsam findet hier Fortschritt statt, und die Ideen aus der Vergangenheit wirken moderner als futuristische Entwürfe von heute.
Parallel gibt es aus der „guten alten Zeit“ Dankansätze, die schlicht nach Mottenpulver riechen: Vom Bundestags-Ausschuss für Umwelt und so weiter gibt es eine „Gutachterliche Stellungnahme … zur Festlegung von CO2-Emissionsnormen für neue schwere Nutzfahrzeuge …“.
[Die] moderne [Nutzung der Windkraft] … ist wegen der dünnen Windenergie nichts anderes als ein Rückschritt zu den mittelalterlichen Methoden der Windmühle und des Segelschiffs.
„Mittelalterlich“ wird hier als rückschrittlich gebrandmarkt, das ließe sich mit „Steinzeitlich“ sicher noch steigern – fortschrittlich wäre in diesem Verständnis die zur Einmalnutzung bestimmte Plastik-Einkaufstüte, rückschrittlich der ein Leben lang haltbare geflochtene Einkaufskorb aus Weide.
Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke, geladener Sachverständiger, Feb. 2019
Der gleiche Spezialist hatte schon ein knappes Jahr zuvor über „Nachhaltigkeit in der Schifffahrt“ referiert – bei „Handelsschiffen“, also einen möglichen Linienverkehr für Passagiere, die (entspannt, bequem, ohne Jet-Lag???) von A nach B reisen wollen ausgeklammert: Die schlechte Nachricht:
Reine Segelschiffe als Handelsfrachtschiffe gibt es bis auf eines weltweit nicht. Dabei handelt es
sich um das Segel-Frachtschiff “Tres hombres” der niederländischen Firma Fairtransport, die
sich explizit dem Ziel verpflichtet hat, klimaneutral Waren nach Europa zu transportieren, und
dafür das Segelschiff einsetzt. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit werden dabei aber zusätzlich
Passagiere (ca. 3.000 Euro pro P/Törn) befördert.
Die gute Nachricht steht zwischen den Zeilen: Es gibt einen Markt auch für ein „engagiertes Mitsegeln“, der noch längst nicht gesättigt sein dürfte. Drehte man hier an der Preisschraube – was würde sich wohl bei der Nachfrageseite ändern, wenn gleichzeitig das Angebot ans solchen „Törns“ erweitert wird? ?
Eine Sauce und etwas Gemüse machen so einen Knödel dann doch genießbar – Gemüsebrühe, Tahin, Miso und etwas Mehl zum Binden waren hier die Zutaten.
„Wir leben in schwierigen Zeiten“ das passt doch immer, zum Beispiel bei der Behandlung unserer schwergewichtigen Mitbürger:
„Wir haben längst angefangen, … Fettsüchtige dadurch zu behandeln, dass ihnen ein Stück Dünndarm herausgeschnitten wird.“
Ich lese hier „Greta isst vegan – und Du?“ auf dem Schild – und fände eine freundliche Einladung zu etwas Veganem, vegetarischem besser als ein belehrendes Transparentchen. Eine Einladung zu einer progressiven Tafelrunde also – die kann ich natürlich auch selbst aussprechen, oder als Möglichkeit anderenorts vorschlagen.
Im Zuammenhang mit der Einführung des „Grünen Knopfs“, einer Art „blauer Engel“ im Textilbereich, ist eine Petition in Umlauf gesetzt worden:
Bislang müssen Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen in globalen Lieferketten kaum Konsequenzen fürchten. Das wollen wir ändern: Menschenrechte dürfen nicht länger Profitinteressen von Unternehmen untergeordnet werden. Deshalb fordert Brot für die Welt die Bundesregierung auf, einen gesetzlichen Rahmen für menschenrechtliche Sorgfaltspflichten deutscher Unternehmen im Ausland zu schaffen!
Wahrscheinlich wird es zunächst mal ziemlich ruhig um das neue „Fair-Production-Label“. Vielleicht gibt es bei solchen Produkten einen erweiterten Bedarf an Beratung…
Werben für Nachhaltigkeit? Bei Tomaten im Selbstanbau ist häufig zu hören „Das bringt nichts“. Dabei bringt es eine ganze Menge, je mehr Beteiligung, desto mehr. Jedenfalls während der Erntesaison, und die ist lang. Die selbst angebuate
Tomate vermeidet jede Menge Transportwege, macht „Chinatomaten“ verzichtbar, ist frisch, vollaromatisch…
In Brasilien haben sich doch noch die Bischöfe zu Wort gemeldet – dumm, dass Beten kein Feuer löscht.
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