Genussdisziplin und das Dymaxion-Prinzip

Im Bestreben, Luthers Thesen auf das Heute anzupassen, hatte Slow-Food bekanntlich „95 Thesen zur Ernährungssituation“ entwickelt; die 95 Thesen der Tageszeitung „TAZ“ sind dagegen längst wieder verpufft, was kein Wunder ist, denn Aussagen, wie

  • „Wer die SPD reformieren will, muss eine Atombombe auf Niedersachsen werfen“

zementieren nur die eigene Ohnmacht, die man angesichts der betonierten Verhältnisse beklagt.

 

 

Die Forderung nach Genussdisziplin –

wird heute niemand mehr an eine Kirchentür nageln wollen, vielleicht aber findet sie noch mal ein Plätzchen in unserem Werte- und Pflichtenkatalog…

 

Ein heißes Eisen ist „der Genuss“ ohnehin, für „den Protestantismus“ zähle „der Erfolg“ im Leben nebst Selbstdisziplin mehr als als fröhliches Schlemmen, wie es bei der rheinisch-römisch-katholischen Frohnatur üblich und erblich sei, munkelt man – wobei der römische Aspekt penibel erforscht sein will, erlebt, erfahren und erkocht sowie genossen, und zwar im Liegen:

„Hähnchen nach Art der Parther“ lässt mir schon beim Lesen den Mund wässrig werden; Sabine Schlimm hat es auf dem Blog „Schmeckt nach mehr“, das klare, nachvollziehbare Rezepte bevorzugt, veröffentlicht – dafür möchte ich hier zumindest „Danke“ sagen.

Bis so ein kulinarischer Höhepunkt – wiederentdeckt und rekonstruiert – auf dem heimischen Tisch steht – das dauert, und einstweilen kommen eben die „einfachen Genüsse“ zur Geltung –

 

die hausgemachte Rinderbrühe mit Dinkel-Fadennudeln und handgerollten Markklößchen etwa war für mich persönlich auch so ein Hochgenuss, der, wie alles Kulinarische, mit dem Verzehr und zu schnell schwindet – sei’s drum…

 

Dabei wäre es mal eine interessante Frage an die real existierenden „Selbsthilfegruppen bei Adipositas“, wie es sich mit dem Essgenuss in Relation zur verzehrten Menge verhält, ob hier die Devise „Weniger ist mehr“ als glaubhaft gilt und je fest verwurzelt werden kann.

 

Ohnehin haben wir ja noch die Aufgabe, das Klima, also auch die Welt zu retten – deshalb heißt es in der Küche: Recht nachhaltig wirtschaften, bitte!

Dass der Sektor „Landwirtschaft und Ernährung“ zum Treibhauseffekt sein Scherflein beiträgt, ist betrüblich, dass Kühe, die nun mal nicht nur einmal rülpsen und furzen, Methan freisetzen, ist es nicht minder – warum dieses Treibhausgas nicht aus der Stallluft herausgeholt wird oder durch entsprechende Fütterung gleich vermieden wird, sollten mal autorisierte Agrarbiologen und -Ökonomen erklären, wenn die entsprechenden Stellen eingerichtet sind (Wir haben ja nicht einmal genug Lebensmittelüberwacher) und, wer zuständig ist, müsste sich um Änderungen kümmern.

Veränderungen brauchen wir an allen Ecken und Enden, bei „Bechern und Deckeln„, denn „Kleinvieh macht auch Mist“, und genug ist genug, auch bei den ewigen Spendenaufrufen der Weltverbesserer.

 

Bürger, die fürs Klima eintreten

 

Zigtausendfach wurde gestern gefordert, das Kohle-Verbrennen zu beenden, weil auch bei der Energieerzeugung kein Kohlendioxyd mehr die Atmosphäre anreichern soll – das könnte man auch sofort machen und den Kommunen die Aufgabe, den Strom zu rationieren, übertragen.

Sofort wirksam und schmerzfreeri wäre ein Geschwindigkeitslimit auf den Straßen, ein Verbot von Inlandsflügen und elektrischen Wäschetrocknern, das Herunterfahren der Temperatur in sämtlichen Plenarsälen und Büros der öffentlichen Verwaltung, die Wärmedämmung an Schulen, die Abschaffung der „Elterntaxis“.
Die Kanzlerin wird sich jedenfalls über das Plakat „Raus aus der Kohle, Frau Merkel“ gefreut haben: Sie wird wenigstens wahrgenommen, und kann jetzt demokratisch legitimiert ihr Kohlenbad beenden, duschen gehen und sich den Kohlenstaub abwaschen.

 

Emissionsreduktionen im Verkehrssektor

 

 

„Weniger ist mehr: Auf einem Cw-Wert von nur 0,15 kam schon 1939 das Göttinger Ei. Das Lenkrad saß in der Mitte.“

Ob beim „Göttinger Ei“ oder einem „Stout_Scarab“: Was den Luftwiderstand beim Fahren betrifft, ist die Lösung seit über hundert Jahren bekannt und kam stets der Form eines fallenden Wassertropfens nahe.

 

Von vorne betrachtet, wird deutlich, dass der heute wieder vielbesungene Kompaktvan im weiteren Sinne ein Vorläufer das VW-Busses ist, der damit so richtig urdeutsch auch nicht ist.

Betrachten wir nun noch einen Kurzfilm zum „Dymaxion„, sollte das jeglichen Hochmut, der sich auf die moderne Technologie stützen will, beseitigen. Dessen Grundidee ist jedenfalls hervorragend.
Schwierigkeiten, die aus der Hinterradlenkung resultieren, sollten steuerungstechnisch lösbar sein, wie auch das „Schlingern“ bei schienengebundenen Fahrzeugen. Die Fähigkeit zum Fortschritt hängt vom Willen zum Fortschritt ab, Allradlenkung und -Antrieb sind kein Hexenwerk.

 

Nahezu alle Wege werden heute mit dem PKW zurückgelegt, dabei sind auch Elektroautos weder sozial noch ökologisch, so Sabine Leidig, die im Bundestag leider nicht deutlich genug auf die richtigen Lösungen hingewiesen hat.
Was Andere gerne verschweigend, hat sie aber genannt: Den Aspekt des Problems, dass etliche Genossen einen Bus noch nie von innen gesehen haben. Auch diese „Ego-Probleme“ sind politisch wie das Warenangebot, das als Ware oder Fetisch das Ego schmücken soll, sich aber nicht an den eigentlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten der Kunden und der Umwelt orientiert.

 

Warum eigentlich sollte ein Auto, das kaum noch für einen vierstelligen Betrag zu haben ist, nicht länger haltbar sein als eine Damenhandtasche?

Im Lastkraftwagenbereich werden mittlerweile 1,2 Mio Kilometer an Laufleistung angestrebt – damit „verdünnt“ sich der Herstellungs-Energieverbrauch doch erheblich. Wer könnte denn sagen, dass eine Gesellschaft, die sich überwiegend in öffentlichen Verkehrsmitteln und Oldtimern bewegt, nicht fortschrittlich wäre?

 

 

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