Markklösschen, Fleischpreispolitik, Brokkolikapseln, Eiserne Fastenzeit, Veggy-Burger

Seltene Markklösschen – aber schlicht und richtig

Kürzlich konnte in einem Anflug von Winter-Blues (wobei das ja kein Winter war, 1919/2020) nur noch eine heiße, kräftige Brühe helfen – gehaltvoll sollte sie sein, nach den guten alten Zeiten schmecken, wärmen und nähren, wer jetzt sagt: „Also einem Klischee entsprechen“ – das muss ein derber Nörgler sein, so was von Tierfreund, dass er keiner Fliege ein Haar krümmt und Enten, die Heuschrecken fressen, verachtet.

Bei Johannes Lafer finden wir eine Prachtsuppe „mit allem“, also auch Markklösschen. Dazu wird das kalte Mark dem Rinder-Röhrenknochen entnommen, fein gewürfelt und in der Pfanne geschmolzen, bevor es weitergeht mit der aufwändigen Verarbeitung.
Mal ehrlich: Was soll der Quatsch? Ich bin doch kein Sternekoch, auch kein Star-Koch, kann keine Mondpreise erzielen und nehme an keiner „TV-Challenge“ teil.

Wenn das Rindfleisch für die Rinderbrühe eine Beinscheibe ist, kann man der nach dem Kochen mit einem Teelöffel ganz bequem das wabbelig-weiche Mark entnehmen, dieses mit einer Gabel zerdrücken, mit Weckmehl und etwas Ei vermengen, mit Salz, Muskat und Pfeffer würzen, und fertig ist der Teig für die Klößchen.

Den Teig zu einer Stange formen, in Stücke schneiden, diese mit nassen Händen zu Kugeln formen, auf den geölten Schnellkochtopf-Einsatz setzen und schließlich im Dampf garen.

Markkloesschensuppe mit streichholzartig geschnittener Karotte und Pastinake, etwas Fleisch von der Beinscheibe und jungem Zwiebelgrün

 

Auf fruchtbarem Boden – die „Fleischabgabe“?

Alle „Sachdienlichen Hinweise“ auf schnell verstreute COVID-Viren haben nicht alle Überträger in Quarantäne geführt, insofern wächst die Angst, dass noch etwas passiert, was in der Chronik der Menschheit als „Pest“ auftaucht, mit dieser Angst schwindet die Bereitschaft und Fähigkeit, sachlich über Themen zu diskutieren, die auch überlebenswichtig sind.,

„Bei mir ist das Virus auch schon angekommen …“, meinte dazu ein Food-Blogger – „Ich habe kaum noch Leser*innen“.
Wieder geht es ums Fressen: Es gibt Fotos von ausgräumten Nudelregalen – das waren Hamsterkäufe, vermutlich zu nachtschlafender Zeit, denn die Hamster mit Einkaufswagen bleiben unsichtbar; bekannt ist von den gefräßigen Tieren, dass sie die Vollkornnudeln – die bleiben  im Regal – trotz  der Angst Aller vor dem Hungertod vermeiden.

 

Schlimmstenfalls wird Politik nie, nie (wieder) sachlich, kompetent, rational und vernünftig, sondern bleibt  dilettantisch, hysterisch aufgeregt, verschroben stur, menschenfeindlich-wirtschaftsfreundlich  und vertuscht gekonnt oder auch nicht ihre Fehler und Versäumnisse.

Bestenfalls wird Politik wieder freier und unbefangener bei Humanität, freier von Rassismus, kooperativer, zugewandter dem „einfachen Volk“ oder gar von ihm gemacht, gerechter, aufgeklärter – und verliert ihren Selbstzweckcharakter wie ein Huhn in der Mauser seine Federn.

Dann, oder auf dem Weg dahin können wir auch über die „Tierethik“ reden, uns bilden zu Fragen wie  „Der Kuh die Hörner absägen – geht gar nicht“ und den Gegensatz „Das haben wir schon immer so gemacht, das muss so sein“. Was die winterliche Weidehaltung betrifft, würden „die Städter“ ohne Einblick in die bäuerlichen Lebensbedingungen sich einfach heraushalten oder vertikale Landwirtschaft betreiben – also sich von dem, was sie selbst anbauen und ernten oder zu zertifiziert fairen Bio-Bedingungen regionalst einkaufen, ernähren.

 

Markklößchensuppe „mit allem“ – Ravioli mit Hühnerpastete und aus der Plastik-Tüteverpackung: Kartoffel-Gnocci mit Roter Beete (auch in größerem Format).

 

Der Preis der Lebensmittel ist politisch bedingt:

Eine Schwäche des europäischen Binnenmarktes war es schon immer, dass er Länder mit höchst unterschiedlichen Bedürfnissen unter einen Hut bringen muss. Deshalb lässt die EU ihren Mitgliedsländern auch einen gewissen Spielraum. So wäre es für Deutschland ein Leichtes gewesen, den Ökolandbau stärker zu fördern. Tatsächlich wurden die wenigen Mittel dafür in den vergangenen Jahren sogar noch gekürzt. Auch den Neubau von immer größeren Ställen hätten Bund und Länder längst beenden können. Dass nun Verbraucher mit der diskutierten Fleischabgabe deren Rückbau mitfinanzieren sollen, ist da besonders ärgerlich.

Professorin Maja Göpel ist Generalsekretärin des „Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ (WGBU). Sie meint,

„Fleisch könne sich nur so billig verkaufen lassen, weil … die … Umweltkosten nicht berücksichtigt sind. Die Gülle, die in der Viehzucht entsteht, der CO2-Ausstoß, die Verunreinigung von Trinkwasser – all dies verursacht Kosten, die Unternehmen und Verbraucher*innen nicht bezahlen.“

Der (kleinere) Festtagsbraten und die allgemeine Fleischreduktion werden kommen – und damit auch das Ende für die industrielle Fleischerzeugung, für Massen-Tierhaltung und Megaställe: Es genügt, die artgerechte Tierhaltung verbindlich zu machen, statt tierquälerische Haltung zu erlauben.
Bessere pflanzliche Ernährung sollten wir mit Priorität fördern, zum Beispiel mit der bedingungslosen Bio-Lebensmittelgrundversorgung und (vielen) weiteren Massnahmen.

 

Fastenzeit

Und kam die eiserne Fastenzeit,
die Hinweise leuchteten weit und breit.

Leb‘ gesund, iss dich nicht rund, vegetarisch
füttre Deinen Hund,

Mit viel Verstand und wenig Geld
auch wird „mediterran“ auf Deinem Teller

neuer Brauch.  Mit viel Gesellschaft –
niemals einsam, und ohne Pizza, Pasta,

Basta, kurierst Du Dich und all die Andelnd
mit diesen Tipps Dein Leben wandelnd.

 

Grottenschlecht war dieses „Gedicht“, wie das Geschäft mit der Wunschfigur merkwürdig konservativ ist – alle Jahre wieder kommen die gleichen Regel wie im Vorjahr zu Tage; innovativ wären demgegenüber die Regeln der „Vorzeit, die den Ratgebern regeläßig fremd sind.

Regeln für gesundes Essen folgen gleich nach diesen Zeilen – ob Zuccini, mit „Hühnerpaste, Reis und einer geheimen Zutat gefüllt und mit Sojasauce begossen“ regelkonform sind, muss jede(r) selbst wissen.
  • viel frisches Gemüse, frischer Salat
  • frisches Obst
  • Vielfalt auf dem Teller
  • wenig Fleisch und Wurst
  • Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte
  • gesunde Fette und Öle wie Olivenöl, Rapsöl
  • täglich Joghurt und andere Milchprodukte in moderaten Mengen
  • regional einkaufen: saisonale Nahrungsmittel aus dem Umland
  • keine Fertigprodukte, keine Fertigsaucen
  • Essen in Gemeinschaft
  • Bewegung

„Jeder will die Zauber-Pille, um schnell abzunehmen oder gesund zu bleiben. Wenn die Menschen was über Brokkoli lesen, dann gibt es welche, die dann Brokkolikapseln kaufen anstatt einfach mal immer wieder Brokkoli zu essen. Es ist eine ganze Industrie entstanden, die auf diese Bedürfnisse eingeht. Leider.“

Diese berufenen Worte stammen von Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Leiterin des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport am Universitätsklinikum Erlangen. Ob der Frau Zopf das Sauerkraut nicht der Erwähnung wert scheint, ob Sauerkraut im Winter noch als „frisch“ gilt, wenn es schon seit dem Herbst fermentiert, ob frisch oder gekocht zu genießen und wenn ja, wieviel? Die Vielfalt der Fragen zeigt, wie verzweigt das Thema doch eigentlich ist.

Das bleibt alles sehr allgemein und quasi unverbindlich. „Hummus oder andere pflanzliche Brotaustriche statt Wurst“ zu formulieren fällt manchmal so schwer – und einzugestehen, dass es beim globalen Problemfall „Adipositas“ auch Andere gibt, die verständliche(re) Konzepte entwickeln.
Warum wohl steht hier die Empfehlung „Essen in Gemeinschaft“? Daran hapert es wohl – und was schlägt „die Wissenschaft“ vor, dem Mangel abzuhelfen?

Was eben noch Geheimnis war, wird hier enthüllt: Ein paar Böhnchen waren in der Füllung – eines ist herausgefallen, da klafft ein Loch.

 


Kurze Erinnerung:

Die Wohltaten eines Tempolimits

Laut Bundesumweltamt sind per Tempolimit diese Co2-Einsparungen zu erreichen:

100 km/h = -5,4 Mio. t CO2
120 km/h = -2,6 Mio. t CO2
130 km/h = -1,9 Mio. t. CO2

 


 

Vegane Burger

„Die Tricks der Lebensmittelindustrie“ am Beispiel „Vegane Burger“ aus dem Supermarkt hat der Produktentwickler Sebastian Lege vorgestellt – gut, zu wissen, wie das geht und was drinsteckt. Überzeugte Veganer raten sich gegenseitig, man müsse sich einfach durch das gar nicht so kleine Angebot durchprobieren, bis man seinen Lieblingsburger findet – wenn alle so verfahren, ist der Gewinn der Imitateproduzenten mehr als gesichert.

Wenn es auf etwas frikadellenähnliches aus der Pfanne ankommt, sind auch „Gemüsebratlinge“ eine echte Option. Die Aromen und Zusätze, die im Film über „vegane Burger“ vorgestellt wurden, sind nicht wirklich empfehlenswert – besonders auch das Fett. Da brate ich die von Natur aus fettarmen „Gemüseteilchen“, bei deren Herstellung auch alte Brötchen verwertet werden können, lieber in mehr Öl knusprig-lecker an.

 

Bohnen-Frikadellen, vegan & glutenfrei – der „Teig“ ist auch als Füllung für Kohlrouladen geeignet – passen gut ins Kapitel „Gesunde Ernährung – Gesund selbst kochen“; mit eigenen Rezepten tummelt sich die Allgemeine-Orts-Krankenkasse auf dem „Markt der Gesundheitsrezepte“ und offeriert Wirsingroulade, gefüllt mit Schweineschnitzel:

„Vom Strunke befreiet“ muss der Wirsing werden, der Strunkputz geschehe sorgfältig, goße Blätter sind abzulösen, nie darfst Du vergessen, das prisengesalzende Wasser parallel Kochen zu machen, worin Du Wirsing minutengenau blanchiert, um an-, nicht abschließend ihn abzuschrecken, ohne, dass er erschrickt.
Ich kann einfach keine Zubereitungsanleitung erstellen… Im Original liest sich das so:

Befreie den Wirsing von seinem Strunk und putze ihn sorgfältig. Nun löst du vier große Blätter ab und halbierst sie einmal längst. Vergiss dabei nicht, den Strunk abzuschneiden. Zwischenzeitlich bringst du Wasser zum Kochen und gibst eine Prise Salz hinein. Blanchiere die Wirsingblätter nun für zwei Minuten im Salzwasser. Anschließend schreckst du sie in kaltem Wasser ab und tupfst sie trocken.
Bewahre das Salzwasser für den übrigen Wirsing auf. Diesen viertelst du nun, schneidest ihn in feine Streifen und gibst diese für zwei Minuten in das kochende Salzwasser. Schrecke die Wirsingstreifen ab und lasse sie in einem Sieb abtropfen.

Auf den Schreck hin brauch‘ ich ein Glas „Bizzelwasser“. Der SWR hat einen Soda-Sprudler-Test vorgestellt. Preis-Leistungssieger wurde der [Werbung] Soda_Trend_Style  [Werbung_Ende].

 

Das Foto stammt aus einem Artikel zu selbst gemachtem, vegetarischen Brotaufstrich – man könnte doch glatt auf die Idee kommen, dass dabei noch viel mehr möglich, aber nicht zu kaufen ist, und eine Selbstversorgung nach Art des Food-Sharing entwickeln – kann das wahr werden?

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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