Kaffee-Zubereitung und Ausschank: Einarmige Banditen und unschuldige Techniker #echtfairekaffeeliebe

Wir leben in einem technologischen Zeitalter: Die Logik hat sich der („gegebenen“) Technik angepasst. Insofern geht es uns bald nicht mehr um unsere Fähigkeiten, sondern darum, menschliche (Kunst-) Fertigkeit auf eine Maschinerie zu übertragen – in 30 Jahren hat jeder seinen persönlichen Roboter, der einigermaßen energieeffizient die unangenehmen Arbeiten erledigt.

Die Anfänge dieser Technikbesessenheit sind schon in die Wirklichkeit entlassen: Der Kaffee-Zubereitende Roboter, der Mecha-Barista, serviert bei Bedarf gut hundert Tassen pro Stunde, nicht ohne bargeldlos zu kassieren, versteht sich.

An menschlicher Arbeit bleibt, wenn die letzten Kaffee-Roboter (gezeigt wurde ein einarmiger, „normaler“ Industrieroboter – deshalb die Überschrift) programmiert sind, nur noch, deren Wartungs-Roboter zu warten.

Wer das will, soll sich meinetwegen mit RoboterInnen, die welche Dienstleistung auch immer bieten, vergnügen.
Wobei angeblich auch immer die Gefahr besteht, dass die Roboterknechte und -Mägde von feindlichen Instanzen übernommen (gehackt) werden und sich gegen ihre(n) Herrin oder Herrn wenden. Quasi-intelligente Maschinen führen schon heute – so hört man hinter vorgehaltener Hand – quasi tiefenpsychologische Gespräche mit menschlichen Klienten – bald, logischerweise, auch untereinander.
Wir steuern auf schöne, fast arbeits-freie Zeiten zu, in denen es vielleicht ein Vergnügen, eine willkommene Abwechslung ist, selbst noch oder wieder etwas zu bewirken, im Sektor „Kaffee“, dabei die sinnliche Erfahrung des Geruchs von verbrannten Bohnen zu machen 😉

Sich seinen Kaffee selbst zu brühen, ist meiner Meinung nach weniger entfremdet, als dafür einen Roboter zu „bemühen“ – wenn ein Automatenkaffee auch nur selten einen Kaffeekonsumenten umbringt, fehlt bei solchem Getränk doch definitiv die menschliche Komponente, die „Handarbeit“, unter anderem.

Ich hatte ja neulich ein Arbeitsblatt entworfen:

Der Beste Fair-Trade-Kaffee

Aktuell gehört noch der hashtag #echtfairekaffeeliebe – hier die Twitter-Einträge – dazu, dabei geht es darum, den fairen Kaffee der GEPA zu promoten.

Mein Eindruck ist der, dass es beim Kaffee im Fair-Trade-Segment in den letzten Jahren eine Qualitätsoffensive gegeben hat – statt auf Masse, wird hier auf Qualität und Sorgfalt bei Herstellung, Anbau, Ernte geachtet, Spitzenqualität angestrebt und angeboten, wenn auch zu den entsprechenden Preisen. Wobei der Preis sich angesichts der Spezialitäten und Raritäten, die so ins Angebot aufgenommen werden, relativiert und rechtfertigt.

Das Ziel, den Anbauern einen gerechten, fairen Preis zu zahlen, ist ja unter dem Gesichtspunkt der internationalen Solidarität auch hierzulande gültig, rechtfertigt einige Mühe und jeden sorgfältigen Umgang mit den Ressourcen.

Um mehr von der Wertschöpfung in die Erzeugerländer zu verlagern, hatte die Fair-Trade-(Zertifizierungs-)Organisation kürzlich

aufgerufen, sich an einer Petition zu beteiligen, um die Kaffeesteuer bei fair gehandeltem Kaffee zu streichen, so das Rösten im Ursprungsland attraktiver zu machen.

„Sozial und ökologisch nachhaltiger Kaffee muss Alltag werden, deshalb sollte er steuerlich begünstigt werden.“

Wenn das so wahr wird, sollte es mich freuen, wenn auch die Politik, die den Steuernachlass umsetzen will, vor der Frage steht, wer die Zertifizierer zertifiziert, oder auch „Wer kontrolliert die Kontrolleure“: Auch gemeinnützige Projekte und Vereine tendieren dazu, zu verfilzen, trotz offiziell demokratischer Strukturen eher feudale Hierarchien zu entwickeln. Bei „Umwelthilfe“ und „Greenpeace“ gibt es nicht zufälig mehr Förderer als Mitglieder, und wer letztlich das Sagen hat, ist manchmal auf den ersten Blick zu erkennen, manchmal im Nebel. Die Bezüge und Nebenbezüge derer, die wir wählen, steigen nicht zufällig überproportional.

 

Ein Steuersparmodell

Wenn die Kaffeesteuer-Petition nicht erfolgreich ist, können wir die Kaffeesteuer trotzdem sparen, denn ungerösteter Kaffee ist kaffeesteuermäßig unberührt. So lange Kaffee für den Selbstverbrauch selbst geröstet wird, bleibt es auch dabei – eine, wie ich finde, charmante „Steuerlücke“ im Miniformat, sozusagen.

 

Frisch und aromatischer denn je

Kaffee selbst zu rösten ist keine Hexerei, ist vom Schwierigkeitsgrad ungefähr so anspruchsvoll wie ein Spiegelei zu braten, hat aber dank der von der Kaffeeindustrie verursachten Umwälzungen des Markts kein besonderes Image mehr. Das kann sich aber jederzeit wieder ändern.

Zudem gibt es auch Röstautomaten, bei denen man nur noch grünen Kaffee einfüllt, einen Knopf drückt, und eine Viertelstunde kann man den noch heißen Kaffee abkühlen und eintüten. Wenn der Rohkaffeekäufer selbst den Startknopf für diese Prozedur drückt, ist der Steuervorschrift zum Selbströsten Genüge getan – „Frischer geht nicht“.

Denkbar ist auch die handwerkliche Produktion eines robusten Kaffeeröstautomaten in einem Entwicklungs- oder Schwellenland – Die Baupläne könnte man dann zum Download zur Verfügung stellen.

 

Direktvermarktung

Nichts spricht dagegen, dass die Kaffee-Erzeuger ihre Ware selbst vermarkten, Journalismus, Medienwirtschaft, Marketing erlernen, über ihre Situation im Internet berichten, Kundenbindungen aufbauen, ihre (Roh-) Ware direkt vermarkten. Dann muss Erfahrung und das Vertrauen zwischen Geschäftspartnern (Kunden hier, Lieferanten dort) notfalls teure Zertifikate ersetzen: Glaubwürdigkeit ist nicht die schlechteste Geschäftsgrundlage.

 

Das Unbehagen an der Kaffee-Kultur

Niemand muss die Kaffee-Discount-Kultur lieben, wer der Meinung ist, die sei verbeserungsfähig oder überfällig, verdient Unterstützung und Bestärkung. Hier noch ein druckfähiges „Flugblatt“ zum Thema:

 

 

 

Foto „Roboter“ von Wikipedia, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

 

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