Politischer Frauentausch – Neu: Der Gohlke-Salat – Bessere-Welt-Rezept – „Klimamythen“ – SDS – Schulstreik
Geschrieben am 5. Dezember 2018 von KPBaumgardt
Wir sind – bekanntlich – mittendrin in einer ökologischen Krise, die sich weiter zuspitzen und in eine noch nicht gesehene Apokalypse münden wird, wenn die Klimaeffekte bei einer nur wenig größeren Temperatursteigerung sich dominoartig gegenseitig anstoßen, auslösen und verstärken.
Die gesellschaftsbezogenen Auswirkungen wie auch die „kulturellen Ursachen“ der Klimakatastrophe könnten besser in den Griff zu bekommen sein, wenn eine forschende, verstehende und vermittelnde Gesellschaftswissenschaft sich mit diesen Fragen, die Folgen des Handelns von Menschen sind, befasst
– und auch praktische Lösungen anstößt oder erprobt. Auf solche „blauäugigen Gedanken“ kann man kommen, wenn die Rede von einem „Rudi-Dutschke-Stipendium für kritische Sozialwissenschaften“ ist – was aber nutzt die Rede, wenn es keine Diskussion gibt, sondern Pseudoargumente, wie
„Dutschke [hatte] die parlamentarische Demokratie und den Bundestag als Volksvertretung abgelehnt … . Das Parlament könne deshalb kein Stipendium nach ihm benennen. Zudem würden Stipendien bereits durch 13 verschiedene Institutionen vergeben.“
Zur Erinnerung: Im Antrag ist angemerkt, dass das Dutschke-Stipedium das bestehende „Deutschland-Stipendium“ ablösen soll – daraufhin das hier auf „Zudem“ folgende „Argument“ zu bringen, redet am Inhalt des Antrags vorbei – weil es schon mitten in der Nacht ist, oder weil ein konstruktiver Dialog nicht gewollt ist?
Nicole Gohlke bei der Antragstellung kurz nach Mitternacht. Sie schaut überwiegend nach links, dort sitzt ihre Fraktion, nur von dort kommt Zustimmung, obwohl sie doch ein in der Sache progressives Anliegen formuliert. Allzu kurz für die geballte Wucht ihrer Argumente ist die Redezeit, die sie hat.
Frauentausch unter Parteien
Vom Bayrischen Rundfunk stammt die Idee, Partei-Frauen die Partei tauschen zu lassen:
Eine Linke in der CSU… allein unter Männern. Wie geht Nicole Gohlke, Bundestagsabgeordnete der Linken, damit um? Und wie schlägt sich die CSU-Frau Julia Obermeier am Infostand der Linken? Die Verteidigungspolitikerin dürfte erhebliche Probleme mit den Inhalten ihrer Tauschpartei haben …
Auf die teuren Mieten und Bausünden im Zusammenhang mit „Luxussanierungen“ aufmerksam gemacht, bleibt die CSU-Frau eher kühl – Investitionen müssen sich kohnen, meint sie. Mit der Einstellung „Jeder kann es schaffen“ schwindet das Mitgefühl für die, die es eben nicht schaffen.
Am konservativen Stammtisch wiederum gefiel es Nicole Gohlke nicht derart, dass sich ein wohliges Heimatgefühl einstellen wollte – nehmen wir mal an, dass es bei den Stammtischbrüdern auch anders zugeht, wenn keine Besucherin am Tisch sitzt.
Das war im September 2017 – vielleicht würde heute der letzte Satz, der im Gespräch der politischen Konkurrentinnen fiel, nicht mehr lauten:
„Also, dann sehen wir uns im Flieger nach Berlin!“
Vielleicht hat sich ja bis heute herumgesprochen, dass Fliegen die umweltschädlichste Fortbewegungsmethode ist.
Leider weiß ich nicht, wer die Eigeninitiative für diese Art von „Werbung“ hatte, doch zeigt sie, dass „Öffentlichkeitsarbeit“ für Ideen sinnvoll sein kann. Der „Naturschutz“ wird in dieser „Bessere-Welt-Suppe“ nicht in großen Mengen gebraucht, so ist das auch beim Salz im richtigen Leben.
Macht bloß nicht so weiter!
Die Mahnung, sich als Politiker auch beim nach außen sichtbaren Lebenswandel vorbildhaft zu verhalten, mal eine kleine Beeinträchtigung der persönlichen Bequemlichkeit zu wagen, dient auch dem Image der Politiker:
„Dafür hätte ich nicht nach Berlin fliegen müssen!“
Das waren Worte des Münchener Oberbürgermeisters Dieter Reiter, nach einem Berlin-Besuch, von dem er eigentlich Zugeständnisse der Auto-Industrie in der Diesel-Nachrüstungsfrage hatte hätte hätte heimholen wollen. Jetzt muss er sich sagen lassen, dass Fliegen wirklich nicht hätte sein müssen, wenn die Bahn schon so schnelle Sprinter-Züge München-Berlin-und-zurück fahren lässt. Die sind auch aerodynamisch, und Energieeffizienz ist gut für die Energiewende, weil sie Energie-effizient ist – kurz gesagt hat das in einem Kurzfilm die CDU-Abgeordnete und Soziologin Yvonne Magwas 😉
Man müsste mal recherchieren, seit wann das Wort „Verkehrsinfarkt“ in unserem Sprachgebrauch ist – erst jetzt sind wir auch subjektiv im Zugzwang, die Misere zu therapieren. Die Franzosen sind schon so weit, dass sie voller Wut auf „das Auto“ gelbe Westen anziehen und Autos anzünden!
Ölige Zellteilung
Offensichtlich brauchen noch viele Politiker Nachhilfe in Sachen „regenerative Energie“ – um die kann es sich bei Treibstoffen, wie sie bei Flugzeug und Hubschrauber ganz heftig in die Luft gepustet werden (wegen dem Düsenantrieb) nur handeln, wenn der Rohstoff nachwächst. „Man“ muss auch nicht zaubern können, um etwas Diesel-ähnliches, das auch noch genießbar ist, anzubauen – braucht nur Fläche, Sonne, Bassins, Wasser für einen Kreislauf und Mikroalgen: Die „grüne Weltretterin“ hat Zukunft:
„Der Ölkonzern Exxon hatte im Frühling angekündigt, 2025 täglich 10 000 Barrel (ungefähr 1,5 Millionen Liter) Algentreibstoff herstellen zu können. Immer noch wenig im Vergleich zum täglichen Ölverbrauch – aber es wäre ein grosser Schritt von der aktuellen Pilotphase hin zur Kommerzialisierung.“
Zum Problem, dass auch Algen „gedüngt“ werden müssen, gibt es den Lösungsweg, die Algenzucht per Aquaponik mit der Fischzucht zu kombinieren; wobei die für Energiegewinnung genutzten Algen – abgesehen vom herauszentrifugierten Öl-Anteil – auch wieder in den Prozess rückgeführt werden, gegebenenfalls nach einem Durcklauf durch den Bio-Gasreaktor.
Auf die Sicherheit, die gentechnisch veränderte Algen bieten würden, würde ich gerne verzichten; zur Sicherstellung der Nahrungsversorgung sind Algen vielleicht ähnlich wertvoll wie Salat – sie machen also nicht satt wie Kartoffel oder Steak, können aber durchaus im Sinne der Gesundheit als Superfood-Nahrungsergänzungsmittel gebraucht werden – wenn sich die Gemeinschaft darum kümmert.
Der Nicole-Gohlke Salat
Beim Stichwort „Salat“ wird es Zeit, hier auch einen zu zeigen. Und weil Frau Gohlke es immerhin geschafft hat, die Erinnerung an Rudi Dutschke in den Budestag zu bringen und die „soziale-kulturelle Bewegung“, die doch so Manches verändert hat, zu würdigen, sei auch ihr ein Salat gewidmet. Vielleicht ist der Gohlke-Salat ja demnächst in der Bundestagskantine erhältlich – oder in einem „schwedischen“ Möbelhaus 😉 Radieschen, Salzitrone, fermentierter Blumenkohl, Petersilie, Kräuselsalat, Zwiebel, Chicoree. Dazu nach Wahl mit „Hausmacher Senf“, Kräuteressig und Kefir aufgewertete Fertigsalatsaucee oder Essig und Öl.
Klimafakten
„Was sollte ich mir zum Klimawandel merken?“
Was davon sollte man wirklich wissen? Das fragt Moderator Sven Stockrahm im Podcast Dagny Lüdemann. Die Ressortleiterin Wissen und Digital bei ZEIT ONLINE spricht über die wichtigsten Fakten zur Erderwärmung. Und vor allem: warum die meisten davon falsch vermittelt werden.
Verbreitet jemand Gerüchte oder sinnlose Informationen über einen Anderen, kann im Laufe der Zeit eine gedankliche Verbindung geschaffen werden. Zum Beispiel, Sven wohnt in Hamburg – und eine (gezielte) Kampagne würde immer wieder die Nachricht „Sven wohnt nicht in Köln“ verbreiten: Irgendwann ist zwischen „Sven“ und „Köln“ ein Zusammenhang geschaffen.
- Die Erde sollte sich tatsächlich nicht um mehr als 1,5 Grad erwärmen
- Elektroautos sind nicht unbedingt klimafreundlicher
- Jeder Einzelne kann auch etwas gegen den Klimawandel tun.
- auf Reisen mit dem Flugzeug zu verzichten
- wer vegetarisch isst, kann einen Beitrag leisten
- und Vieles mehr…
Was würde Rudi Dutschke dazu sagen?
In einem Interview mit Günter Gaus vom 3.12.1967 hatte Dutschke zwar die aktuellen Parteien und somit ihr Wirken im Parlament sketisch beurteilt, nicht aber generell das parlamentarische System – aus der Einschätzung, mit einem Zwei-Parteien-System sei für Veränderung, Emanzipation, berechtigte Ansprüche des Volks dann gar kein Raum mehr, leitet sich vielmehr ab, dass Dutschke an positiven Funktionsbedingungen des Parlamentarismus interessiert war:
„Ich halte das bestehende parlamentarische System für unbrauchbar. Das heißt, wir haben in unserem Parlament keine Repräsentanten, die die Interessen unserer Bevölkerung – die wirklichen Interessen unserer Bevölkerung – ausdrücken. Sie können jetzt fragen: Welche wirklichen Interessen? Aber da sind Ansprüche da. Sogar im Parlament. Wiedervereinigungsanspruch, Sicherung der Arbeitsplätze, Sicherung der Staatsfinanzen, in Ordnung zu bringende Ökonomie, all das sind Ansprüche, die muß aber das Parlament verwirklichen. … Nun gibt es aber eine totale Trennung zwischen den Repräsentanten im Parlament und dem in Unmündigkeit gehaltenen Volk.“
Wer den Parlamentarismus in Bausch und Bogen ablehnt, hätte auch keinen Grund, die Parlamentarier*innen auf den Umfang ihres Jobs und ihre Entfremdung vom Volk hinzuweisen. Heute würde das Zitat wahrscheinlich noch vor der Wiedervereinigung (die auf der mentalen Ebene gewissermaßen noch asussteht) die Ökologie beinhalten.
Gefärbter, fermentierter Chinakohl und Knoblauch: Sauergemüse halt eben…
Ärgerlich: Wo „gesunde Ernährung“ vermittelt werden soll, wird zwar das Selbst-Kochen mit viel Gemüse propagiert, nicht aber das fermentierte Gemüse.
Wer also behautet, „Dutschke [hatte] die parlamentarische Demokratie und den Bundestag als Volksvertretung abgelehnt“, blendet aus, dass „gegenwärtig unbrauchbar“ (so hatte Dutschke die damalige Situation von Parlament und Regierung charakterisiert) auch „ziemlich kaputt, aber prinzipiell reparabel“ bedeuten kann.
Nicht ganz zufällig war „Verblendungszusammenhang“ irgendwann zum (im inflationären, unreflektierten Maß allerdings untauglichen) Modewort geworden. Dass vourteilsbehaftete Staaten-Lenker kaum dem allgemeinen Wohl dienen können, ist dabei eine zulässige These.
Aktionsformen
Der „Sozialistische Deutsche Studentenbund“ war wohl nicht allzu organisiert und eigentlich eher unbedeutend. Die 22. Delegiertenkonferenz 1967 passte in die Frankfurter Mensa; einem Vortrag von damals ist zu entnehmen, dass es neben der Situationsanalyse (hier wurde auch die „Verinnerlichung“ von Herrschaft“ – immerhin ein tiefenpsychologischer Begriffszusammenhang – genannt, und scheinbar als bekannt vorausgesetzt) um Formen der „antiautoritären“ Organisation und Aktion ging. Dass in der Folge die „außerparlamentarische Opposition“ zersplittert oder zerbröselt ist, hat auch seine Gründe…
Ich will nun beweisen, dass es keinen Anlass gibt, „die 68-er“ zu glorifizieren oder zu Helden zu erklären:
Einfach mit einem Foto eines Mädchens, das sich zum Schulstreik entschlossen hat, mit der Begründung: „Was soll ich in der Schule lernen, für eine Zukunft, die wir nicht haben werden?“
In dieser Frage und diesem Bild steckt mehr Hinterfagen der Gesellschaftsordnung als in den gesammelten „68-er“ Druckschriften und Reden eines Jahres!
Dieses Foto vom Schulstreik ist um die Welt gegangen und hat Andere Schüler und Studenten inspiriert.Die Erwachsenen von heute brauchen diese Inspiration, brauchen die Fragen nach der Zukunft, brauchen die Herausforderung des „also wirklich nicht einfach weiter wie gehabt, sondern…“.Damit ist klar: Es gibt genug, mehr als genug an Aufgaben – das kann vom überfälligen Kohleausstieg über eine Neuordnung des Verpackungswesens, von leistbaren, sicheren, sparsam zu heizenden Wohnungen, vom klimaneutralen Verkehrswesen, einer bedürfnisorientierten Industrie, nachhaltigem Handwerk reichen, und zudem erzwingt der Zerfall der Familien trotz Ehe für alle und alles eigentlich neue Formen des sozialen Miteinanders.
Die Liste kann fortgeführt werden, muss aber auch abgearbeitet werden.
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