Der achtsame Reissalat

Wenn „Evolution“ nicht nur bedeutet, dass die Starken überleben, sondern Systeme sich allmählich optimieren, ist die Frage, ob es für immer beim Sonntagsbraten bleibt, auch schon beantwortet, und zwar mit NEIN.

Bei mir gibt es heute vielleicht diese „schwedischen Hackfleischbällchen“ – die lassen sich nämlich schön portionieren, und sind auch schon fertig – sozusagen als Abfallprodukt bei der Suppenherstellung, die je nachdem auch nicht ohne „Hack“ auskommt:

Die Teigmasse traditionell mit Semmelbröseln und Ei sowie gedünsteten Zwiebelwürfeln, der Reis vorgekocht von einem Vortag.

 

Anmerkung zum „vorgekochten Reis“: Die Technuiker-Krankenkasse hatte kürzlich die Vorteile der „resistenten Stärke“ hervorgehoben – die entsteht, wenn gekochte Kohlenhydrate abkühlen und die Stärke „kristallisiert“. Stärke und Stärke sind zweierlei, Kohle und Diamant auch, wenn auch beides nur Kohlenstoff ist. Eigentlich auch bekannt, wird das aber vergessen, wenn es nicht im allgemeinen Bewusstsein – samt Bedeutungszusammenhang – verankert ist.

Die Stärke, die nicht verdaulich ist, dient den guten Darmbakterien, also als Probiotikum.

 

Probiotisch sind auch die Fasern von Gemüse und Obst – Mangold, kurz gedämppft und aus experimentellen Gründen mit obengenanntem Reis gefüllt.

 

Ich nehme mal an, dass diese Reis-gefüllten Mangoldrouladen noch entwicklungsfähig sind – mit Sojasauce abgeschmeckt zum Beispiel, um etwas Lachs ergänzt – oder so ähnlich – können wir dem Sushi-Experten ernste Konkurrenz machen. Als Beilage oder Snack sind diese Röllchen schnell hergestellt und recht preiswert.

 

Auch viele Maultaschen sind prinzipiell eine Roulade, wenn auch etwas anders gerollt – wie hier zu sehen. Sie liegen in einer Suppe , bei der ein Rest Sauce und Meerrettichferment zusammengekommen sind – der Meerrettich hatte, püriert, gesalzen und fermentiert, bei luftdichter Lagerung, gut, wenn auch nicht makellos weiß, die Zeit überstanden. Rote Kresse gibt es manchmal zu kaufen – ein netter Farbtupfer, von dessen Schärfe bei der scharfen Suppe wenig herüberkommt.

 

Als die Mangoldrouladen entstanden sind, waren sie ein „Abfallprodukt“, denn eigentlich ging es um einen Mangold-Spinatbrei, der zum Pilz-Reis gebraucht wurde:

 

Die Kräutersaitlinge, vielleicht etwas zu scharf angebraten, hatten gerade dadurch eine schöne, fleischähnliche Konsistenz. Mangold mit Butter-angeschwitzten, bemehlten Zwiebelwürfeln, Salz und Muskat püriert.

 

Reissalat mit Birne – eine kleine Achtsamkeitsübung

Es kommt schon mal vor, dass man isst, und was man ist, ist Nebensache – Hauptsache, es schmeckt „so“ oder einigermaßen, und selbst wenns gut schmeckt, lenken andere Dinge ab, und wir schauen nicht so genau hin – so ungefähr:

Es handelt sich hier um einen Reissalat, bei dem der Reis nicht domiert, sondern diverses Gemüse und eine wunderbar saftige Birne – fleischfrei – ergänzt.

 

Beim Stichwort „fleischfrei“ muss angefügt werden, dass es dabei nicht um ein „neues Dogma“, einen Zwang, geht, sondern um den Versuch, auch Rezepte zu entwickeln, bei denen man „das Fleisch“ erst gar nicht vermisst. Im allgemeinen geht es dabei um Gewohnheiten, die tief sitzen, und relativ fest verankert sind, suchtartigen Charakter haben können und nicht direkt zu bekämpfen sind – wobei dieser „Kampf“ auch völlig überflüssig ist.

 

Eine Perlzwiebel hatte Frühlingsgefühle und begonnen, auszutreiben: Grund, das junge Ding zu verwerten, bevor der „Korpus“ verschrumpelt. Außerdem im Bild: Lauch, Radieschen, Minze, fermentierter Rettich (die „Stäbchen“, auf denen die Zwiebel aufliegt) und viele komische braune Pünktchen: Die stammen vom selbstgemachten Senf.

 

Kresse als frisches Grün ist nicht nur dekorativ, sondern liefert auch Chlorophyl – schadet ja wohl nicht 😉 Zu erahnen sind Birnenstücke und Scheiben vom Lauch – die Birne war, weil sofort nach dem Schneiden mit Zitronensaft reichlich beträufelt, auch hell geblieben.

 

Hier hat das junge Grün eine andere Form als die Kresse – es ist Senf, vielleicht 14 Tage gekeimt. Senfkörner in der Pfundpackung sind hierbei deutlich ökonomischer als diese Samentütchen, oder die fertig gezogen erhältliche Kresse. Die Anzucht von Sprossen und Keimen – heute auch „Microgreens“ –  hatte mal ein Trend werden sollen – der ist verkümmert, wegen der alten Gewohnheiten.

 

Irgendwo ist hier auch noch ein wenig Chicoree versteckt – das hätte auch mehr sein dürfen, aber mehr war nicht mehr anwesend. Um noch mal den Überblick zu bekommen:

 

Reissalat „Vielfalt“

Das klingt fast wie „Turnsportverein Eintracht“ und macht neugierig auf den „Nudelsalat Fortschritt“ – ich finde ja, diese Wortschöpfungen haben ihren Reiz. Wäre der Ministerkandidat (oder Polit-Mediziner?)  Lauterbach kein strikter-Salz-Gegner, hätte ich mir auch „Lauterbach-Salat“ überlegen können, jedoch, da Politiker eigentlich nur Einbahnstraßenkommunikation betreiben, ist es wohl nicht möglich, über so etwas wie „fermentiertes Gemüse“ einen Austausch herzustellen: Seien wir mal ehrlich, wie sollte man zum Beispiel Rettich fermentieren, ohne Salz?

Die Marinade – das waren Kräuteressig, Olivenöl (Tunesien), Senf, frische Chili und Salz (püriert). Es ist sinnvoll, den Salat eine Weile ziehen zu lassen.

 

Besinnliches zum Advent:

Als ich vorhin mal kurz Twitter überflogen hatte, fiel mir

BESINNLICHKEIT, VERDAMMT NOCHMAL!

auf. Das gehört scheinbar nicht hierher, aber dass Kitsch und Dschingle Bells eher narkotisch als be-sinnlich sind, und der Zwang zum Kitsch ein Krampf ist, wollte ich mal sagen. Außerdem tut sich doch so Einiges – da wird das klassische „KKK“, Kinder, Küche, Kirche, die klassischen Kernkompeterzen zu „AKK“ transformiert, und wir wissen zwar, was ein „AKW“ ist – da mag man gar nicht mehr weiterdenken, sondern abschalten.

Abschalten – die Kohlekraftwerke („KKWs“) möcht‘ man schon, auch „Hambi“ (dieser Wald, der über Braunkohle wächst) soll bleiben, so unsere verantwortliche Umweltelite, und auch URWI (um mal eine ähnliche Verniedlichung für „Urwald“ zu bilden) muss bleiben, musste ich denken, als ich im Fernsehen sehen musste, wie eine Bauxitgrube den Urwald wegfrisst. WIR brauchen Aluminium – für die Yoghurtbecherdeckelchen und Einwegkaffeekapseln? Für leichtere Autos, die immer schwerer werden?  Dann, schöne Besinnung!

Schöner kochen mit weniger Strom ist machbar – aber Resonanz zu „energiesparendes Kochen“ ist nicht drin?

Dass vor 38 Jahren John Lennon vor seinem Haus in New York erschossen wurde, sei dann nur noch am Rande erwähnt.

 

Nachtrag: Ausführlicher Artikel über „resistente Stärke“:

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/nbu.12244

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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