Fett und der Zwang, rauschhaft zu essen
Geschrieben am 11. Juli 2011 von KPBaumgardt
Bei Kartoffel-Chips fällt es vielen schwer, mit dem Essen aufzuhören. Eine neue Studie will erklären, warum das so ist.
Fetthaltige Lebensmitteln wie Chips und Pommes frites regen den Körper an, körpereigene Cannabinoide (wie wie sie in Marihuana vorkommen)zu produzieren, berichteten die Forscher in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).
Diese Stoffe können die Lust auf “nur noch einen Bissen” erhöhen, wenn es um fetthaltiges wie Käse oder Pommes geht.
"Wir konnten erstmals zeigen, dass die Endocannabinoid-Signalgebung im Darm eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Fettzufuhr spielt", behauptet Daniele Piomelli, Professor für Pharmakologie an der University of California, Irvine.
… fat on the tongue triggers a signal to the brain, which then relays a message down to the gut via a nerve bundle called the vagus nerve. This message commands the production of endocannabinoids in the gut, which in turn drives a cascade of other signals all pushing the same message: Eat, eat, eat! (Quelle)
Wenn das Fett auf der Zunge die Produktion körpereigener Drogen anregt, stellt sich noch die Frage, ob dies zu Rauschzuständen führt und süchtig macht. Es ist zu befürchten, dass künftige Studien noch viel weitergehende Zusammenhänge eröffnen.
Nun wurde gleich noch über die Entwicklung geeigneter Medikamente spekuliert, die die Cannabis-Rezeptoren blockieren können:
Medikament gegen Übergewicht?
Wirkstoffe, die die Endocannabinoid-Aktivität im Darm beeinflussen, könnten möglicherweise die Aufnahme von fettreicher Nahrung bremsen und somit als Medikamente gegen Übergewicht und Fettleibigkeit eingesetzt werden, schreiben die Forscher weiter. (Quelle)
Appetithemmer auf chemischer Basis
sind keine gute Idee, wegen der Nebenwirkungen.
Aber ach: Das gesuchte Mittel ist eigentlich-vielleicht schon seit 2008 bekannt. Damals hieß es,
Beta-Caryophyllen docke spezifisch an bestimmte Empfänger-Strukturen in der Zellmembran an, die sogenannten Cannabinoid-CB2-Rezeptoren. Dadurch verändert sich das Verhalten der Zelle: Sie schüttet dann beispielsweise weniger entzündungsfördernde Signalstoffe aus. „Wir haben Mäuse, die unter einer entzündlichen Schwellung der Pfote litten, mit E-BCP behandelt“, erläutert Jürg Gertsch von der ETH Zürich. „In bis zu 70 Prozent der Fälle klang die Schwellung daraufhin ab“.
… Beta-Caryophyllen hat im Gegensatz zu anderen Substanzen, die auf den CB2-Rezeptor wirken, keine berauschende Wirkung.
Beta- Caryophyllen (E-BCP) ist ein typischer Inhaltsstoff vieler Gewürz- und Nahrungspflanzen. Die Substanz kommt unter anderem in Basilikum, Rosmarin, Zimt und schwarzem Pfeffer vor.
Und was gegen Entzündungen hilft, und an Canabinoid-Rezeptoren andockt – das könnte doch auch gegen allzu große “Lust” oder Gier auf Fettiges helfen.
Zudem: Wer braucht ein Medikament gegen Lust auf Fettes, wenn diese Lust erst durchs Futtern fetten Futters erzeugt wird?
Nicht zu vergessen auch der Unterschied zwischen Laborratten, frei laufenden Ratten und Menschen:
Nur die fett gefütterten Laborratten haben – sinngemäß – stets einen gedeckten Tisch, die Freilandratte muss sich ihr Futter schon mehr oder weniger mühsam selbst besorgen.
Und der Mensch sollte sich stets an den gedeckten Tisch setzen, zum Essen. Womit der Tisch dann gedeckt ist – das ist seine freie Entscheidung, oder zumindest seiner Vernunft überlassen.
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