Vernunft, Verführung, Vergärung – und hessische Gemeinschaftsverpflegung

Der Leitartikel bei Aerztezeitung.de hatte sich neulich mit Computern, die künftig über Therapie und Beendigung der Therapie  entscheiden könnten, befasst. Schon bei den Entscheidungshilfen, die riesige Datenmengen per maschinell Gelerntem anbieten, lauern Gefahren.

Bei der „Künstlichen Intelligenz“ (KI) in der Medizin  käme es darauf an, wer den Computer programmiert – ist er selbstlernend, geht es vorläufig um Informationsverarbeitung im größeren Maßstab, vorläufig um von Menschen generiertes Wissen. Das könnte sich aber auch ändern, wenn autonome Maschinen eigene Forschung betreiben.

Für einfache Rezepte braucht niemand einen Supercomputer: Dinkelnudeln, japanischer Wasserspinat, Bruschetta (1)
 

Interessant wird es, wenn der Kollege Computer zu alternativen Heilmethoden greift, und zur Gewichtsreduktion etwa Schüssler-Salze verschreibt – ist das dann neutrale, künstlich-reine Intelligenz oder hauptsächlich durch die Vorprogrammierung bedingt?
Wenn die selbstlernende Maschine mal angelaufen ist, kann der Bediener oft gar nicht mehr nachvollziehen, was im Elektrogehirn abläuft…

Ein konkurrierendes Medizinprogramm würde wahrscheinlich das Ergebnis des anderen ablehnen – können Maschinen jemals verstehen, was „Scharlatanerie“ ist?

Was fehlt dieser Birne – ist sie wirklich krank, oder simuliert sie? Die Diagnose ist schwierig, aber die Entscheidung fällt leicht: So reif, wie die ist, muss etwas geschehen!

 

Wie auch immer – noch sind analytische Medizinal-Assistenzprogramme für uns nicht verfügbar, noch sind wir mit Hinweisen wie

„Ständige Gelüste nach Süßem und Schlemm-Tagen:


Als Balance-Kur haben sich Nr. 9 Natrium phosphoricum D 6 und Natrium sulfuricum Nr. 10 D 6 bewährt. Vier Wochen dreimal täglich je eine Tablette im Mund zergehen lassen.“

hilflos konfrontiert – doch die Entscheidung fällt nach reiflicher Überlegung:

Ewiesenermaßen bewährt hat sich das Braten eines Storchs, oder einen Besenstiel zu fressen. Bewährt hat sich offenbar, immer wieder zu behaupten, die Placebos hätten sich bewährt. Mit der bewährten Behauptung lässt sich wirkungsnachweislos Umsatz generieren, sie funktioniert nachweislich.

Bei der Frage „Information oder nicht deklarierte Werbung, also Schleichwerbung?“  bleiben die Kontrollistanzen im Verborgenen.  Wenn die Placebos im Apotheken-Schaufenster stehen, entspricht das dem  Warnschild: „Hier ist nicht die Apotheke Deines Vertrauens“.

 

Werbung – Umsatz durch Unvernunft

Werbung will ja zum Kaufen verführen, manchmal spricht die Werbung diese „Problematik“ sogar ausdrücklich an:

Hier geht es um die Unvernunft, die  zum Beispiel in der „automobilen Oberklasse“ herrscht, es geht um Emotionen, die doch gar nicht unvernünftig sein müssen – auch in der Oberklasse will der Mensch verführen und verführt werden:

Mattgraumetallic in der Nacht passt zum Asphaltdschungel der Großstädte, wenn die Manager auf Pirsch gehen, oder junges Gemüse zu angeln sich rüsten.

Damit bewebgen sich Leute, die neun Liter Verbrauch bei umsichtiger Fahrweise als „sparsam“ empfinden, die wohl auch den fünffachen Verbrauch akzeptieren, „… sobald man etwas Gas gbit, …  aber das ist ja klar bei dem Hubraum und Bi-Turbo.“. Derart aufgerüstet, ist die Maxime „mit wenig Aufwand viel erreichen“ auch schon gestorben.

In der Politik gibt man sich ja nicht mit Werbung ab – da gibt es den Wahlkampf. Es geht nicht um die Wünsche der KundInnen, sondern um eine

Richtungsentscheidung

– in naher Zukunft, in Hessen, stellt sich die Entscheidung:

„Gestaltung mit der SPD oder Stillstand mit der CDU, morgen oder gestern, Thorsten Schäfer-Gümbel oder Volker Bouffier. „

Hirsebrei mit Rosinen, gedämpfter Birne und Kefir natur – ein hessisches Nationalgericht?

 

Mit dem SPD-Slogan „Zukunft jetzt machen“, der auf drängende Zukunftsfragen deuten soll, kann ich mich allerdings nicht anfreunden, wenn die Gegenwartsprobleme schon heute schwarz für die Zukunft sehen lassen. Zudem darf auch die Antithese: „Es geht voran! Keine Atempause, Geschichte wird gemacht“ nicht vergessen werden.

So hat der Klimawandel längst die Gletscherschmelze unumkehrbar angestoßen, heute werden in Frankfurt lustig Startbahnen und „grüne“ Terminals gebaut.
Es ist ein bisschen unpassend, in dem Zusammenhang, dass die Grünen Flughafen statt Flugverzicht „machen“, von „Weichenstellung“ zu sprechen.

Es wäre ja schön, wenn Weichen gestellt würden, zum Beispiel bei der Aartalbahn, zwecks Regionalentwicklung, Naherholung, Verkehrswende…

Hier ist mit kritischer Vernunft und Verstand vielleicht nicht viel zu erreichen – aber ohne noch weniger.

Nachdem ich die politische Einäugigkeit, die Politzyklopie, schon angesprochen habe, möchte ich auch  zeigen, dass die einäugigen Wesen – hier im Bild auf  der Verpackung von „Snack-Tomaten“ aus Marokko – eine gewisse Bedeutung haben, und sei es in der Verkaufsförderung.

 

So ganz billig sind diese Flugtomaten ja nicht. Den ärmeren Leuten bleibt aber, sich bei der Tafel zu melden, wenn auch laut Bundes-Gesundheits-Politikverständnis niemand nicht vor Armut geschützt ist.
Mit solchem Possenreißen hat Jens Spahn sich derart zur Lieblingsfigur aufgeschwungen,  dass ein  Tweet äußerst beliebt geworden ist:

„Lebe so, dass Jens Spahn etwas dagegen hätte.“

Solche Lästereien sind vielleicht lästig. Trotzdem könnte der  Adressat sich für die überreichliche, unverdiente Aufmerksamkeit dankbar zeigen. Er sollte sich mal da um Gesundheit kümmern, wo die Defizite am Größten sind: Bei Obdachlosen, Kranken ohne Kassenkärtchen,  Patienten, die sterben, weil keine Kostenübernahme aufzutreiben ist. Prof. Dr. Trabert hat dieses Problem kürzlich im „Nachtcafé“ dargestellt.
Ich würde mich freuen, zum Kampf gegen die gesundheitliche Not auch bei Daniela Sommer, der gesundheitspolitischen Sprecherin, eine Aussage zu finden. Nicht fundamental, das hatten wir in Hessen schon im Übermaß, aber fundiert.

Bruschetta-Brot mit fermentiertem, rohem und gedünstetem Gemüse nebst einem Klecks Mayo-Grillsauce…

Weil auf diesem Frühstücksteller – wie es sich gehört – fermentiertes Gemüse und Obst (Paprika, Salzzitrone, Chili, Spitzkohl, Frühlingszwiebel, Zwiebel) serviert werden:

Die milchsaure Vergärung von Gemüse, das uns dadurch viele lebendige Bifidobakterien liefert, kann wesentlich zu Wohlbefinden und Gesundheit beitragen.

Unsere Vorfahren mussten das Sauerkraut noch im großen Tontopf ansetzen, während die Zubereitung im Einmachglas dank Deckel mit Drahtbügel (mal etwas, dass Großmutter nicht vermitteln konnte, weil sie es nicht kannte)  wesentlich sicherer und einfacher ist.

Wer dazu das Gemüse – z.B. innerhalb der „solidarischen Landwirtschaft“ (Solawi) noch selbst anbaut und erntet, schafft ein „Extra-Plus“ für die Gesundheit, durch die gemeinschaftliche Arbeit im Freien.

Kinderleicht kann die Essenszubereitung selbst mit vielfältigem Gemüse sein…
 

Umweltpolitik, Gesundheitspolitik, Sozialpolitik und Agrarpolitik überschneiden sich also, was die Ernährung betrifft.
Ein flächendeckendes Solawi-Netz könnte sogar auf den Verkehrssektor markante Auswirkungen haben, wie auch Modelle von Selbstversorgung und nachbarschaftlicher Ernährungsgestaltung.

Auch die KITAs und Schulen, wo es mit verlängerter Öffnungszeit auch zunehmend zur Essenszubereitung in der Kantine kommt, könnten sich aktiv an der Gemeinschaftsaufgabe Gesundes, regionales Essen“ beteiligen.

Heimat – ein Ausschnitt…
 

Um es schließlich noch einmal anders zu formulieren: Hessen als Heimat ist bereits unumkehrbar-fortschrittlich gestaltet, und zwar den Bedürfnissen „interessierter Kreise“ entprechend. Siehe Idstein

„Hessen nachhaltig dabei“, nicht „Hessen Vorn!“ (das könnte gelogen sein und wäre überheblich) ist in der heutigen Zeit  eher der geeignete Slogan, überhaupt.

 

 

 

(1) Die Zutaten beim Bruschetta – „Gemüsezubereitung aus Paprika“:

  • 45% rote und gelbe Paprika, gegrillt
  • 21% rote Paprika
  • 13% Sonnenblumenöl
  • 09% Olivenöl
  • Petersilie
  • Wasser
  • Knoblauch
  • Salz
  • Weißweinessig
  • Zwiebel
  • Zucker

Verpackt im 170-Gramm-Gläschen, hergestellt in Taunusstein – für mich damit ein regionales Produkt.

 

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