Von APO bis Meer Rettich möglich und nötlich!

Als neulich das Linken-Mitglied Gohlke zu mitternächtlicher Stunde im Bundestag den Geist Rudi Dutschkes herausforderte, ahnte sie wohl nicht, was sie da heraufbeschwor, aber jetzt haben wir es: Zustände wie „1968“.

Wie vor 50 Jahren ist heute die Frage akut: „Wie geht Fortschritt?“

Damals wie heute gingen die „progressiven Elemente“ in ihre je eigene Richtung: Es herrschte ein „wohlgeordnetes Auseinandergehen“, doch eine einheitliche Bewegung, die aus nachvollziehbaren Gründen die Staatsmacht anstrebte, gab es nicht, dafür eine „außerparlamentarische Opposition (APO)“ mit vielen Schattierungen, in allen Farben des Regenbogens. Zunächst äußerte die sich in kritischen Liedern

Weil das damals eine Studentenbewegung war, richtete der Zorn der Studenten sich auf ihre Professoren, und sie skandierten „Unter den Talaren – der Muff von tausend Jahren.“ Es muss wohl der Mief des „tausendjährigen Reichs“ gemeint gewesen sein, dann war die emigrierte und zurückgekehrte Intelligenz auch gar nicht gemeint – verschont blieben auch die Studenten-Mütter, in deren Küchen der Mief gar nicht schwinden wollte. „Unter den Kittel-Schürzen, …“
Das war unqualifiziert. Bürgerliche Mütter trugen so etwas nicht. Oder?
 

Es gab die „Freaks“ in lila Latzhosen und die Maoisten mit blauer Schiebermütze, Krishna-Jünger in Orange und Motorradfans in Ledertracht, Rollkragenpullis statt Hemd mit Krawatte, erste Experimente zur landwirtschaftlichen Selbstversorgung, das Einmannzelt und die Erschließung der letzten weißen Flecke auf der Landkarte. „Alles kaputtschlagen“ wollte niemand, vielleicht „Keine Macht für Niemand“.

Die Analyse, dass „der Mann“ eigentlich ein dressierter ist, traf, wenn nicht ins Schwarze, so auf Alice Schwarzer, zumal ein dickes Buch mit Titel „Das Patriarchat“ bewies, dass es ist, wie geworden.

Raubdrucke im Hosentaschenformat bedienten neben unerhörten Klängen der Popkultur die kulturellen Bedürfnisse, aber auch die „reine Lehre“, wie Gesellschaft zu verstehen sei, stellte eine Fraktion der zweiten Nachkriegsgeneration sich in das minimalistische Bücherregal – da war Marx‘ Autorität so groß wie die blauen Bücher schwer.

Der Kartoffelsalat der Studentenbewegung ist schlecht dokumentiert – zu Fleischbeilage kann gesagt werden, dass es eine Bulletten- und eine Freakadellen-Fraktion gab. Vorzugsweise an der Frittenbude.

 

Sie passten einfach nicht unter einen Hut: Der antiautoritär-flegelhafte, der antipatriarchal-femininstische, der sinnsuchend-esoterische, der polygame Meinefreiheitnehmichmirohnekleinbürgerlichehemmungen und der Part der Bewegung, der übers ohnehin notwendig falsche Bewusstsein Bescheid wusste und um den steinigen Weg zum unnerreichbar wahren, reinen, heute auch achtsamen Geist.

In den Bestsellerlisten holte es fast die Bibel ein: Das kleine rote Büchlein war auf seine eigene Art revolutionär:

„Wir sind verpflichtet, das Volk zu organisieren … damit es … [die Reaktionäre] niederschlägt. Für alles Reaktionäre gilt, dass es nicht fällt, wenn man es nicht niederschlägt. Es ist die gleiche Regel wie beim Bodenkehren – wo der Besen nicht hinkommt, wird der Staub nicht von selbst verschwinden.“

Die strikte Unterscheidung von Führenden und Geführten birgt wenig emanzipatorisches Potential, keine wahrzunehmende Eigenverantwortung, führte in der „Kulturrevolution“ zu Massenmorden und kultureller Entwurzelung – dieser „Kommunismus“ war kein Gespenst, sondern realer Horror. Ein sauberer Horror, weil der Parteibesen den Demokratiestaub „wegmacht“. Im Namen welcher Freiheit asiatische Urwälder zur Entlaubung gesprüht wurden (mit Mitteln, die chemisch dem Glyphosat verwandt sind), konnte die permanente Kriegsberichtserstattung, die die spätere Verfilmung der Apokalypse vorbereitete, nicht vermitteln.

Dutschke wollte Karl Marx mit Immanuel Kant fusionieren – das war zwar prinzipiell denkbar, doch mit vagen Prognosen verbunden: „Mal steht die Revolution direkt vor der Tür, dann wird es wieder noch Jahrzehnte dauern“.

Vor fünfzig Jahren hatten wir eine „Ultra-Linke“, die in mindestens drei Fraktionen zerfiel: Moskau-treu, Peking-treu und anarchistisch; die hatten, im Gegensatz zur Sozialdemokratie, nicht unbedingt das Anliegen, unter allen Umständen systemtreu zu sein, aber irgendwie doch.

„Konsumverweigerer“ gab es damals auch: Die blauen Mao-Jäckchen standen symbolisch für den Gebrauchswert der Waren, der eigentlich zu schätzen sei. Tier- und Pflanzenschutz – das kam später 😉

 


Das begriff sich als „Außerparlamentarische Opposition“, als Opposition ohne Programm und Führung, jedenfalls nicht als Einheit. Da schleusten sich schon mal einige in den Staatsapparat ein, wegen dem „langen Marsch durch die Institutionen“, passten sich an die Gegebenheiten an, taten, was ging, wurden selbst Establishment mit Pensionsanspruch. Spontanes Fabbeutelwerfen war Sache der Spontis, einer verschworenen Geheimgesellschaft, aber es gab noch viel geheimere „Vereinigungen“. Konservative und rote Naturfreunde mit Vorlieben für ungefärbte Schurwolle und Vollkornbrot, für schnelle Wagen aus Frankreich und lahme Enten hissten die Anti-Atomkraft-Fahnen, versuchten, „das schlimmste“ zu verhindern; deren Enkel gibt es heute reichlich im Bundestag. Oder im Landtag – und in den Ferien gehts nach LA zum Eisessen.

Die Apo aber wollte gar nicht hinein, es ging ihr um Kritik, Kritik und Kritik.

Als Rudi am Rande des Grabs des „Genossen Meins“ die Faust ballte und sprach: „Holger, der Kampf geht weiter“ wirkte das so authentisch, dass an „Pose um der Pose“ willen nicht zu denken war. Heute ist das nicht komplett auszuschließen: Es könnte sein, dass der „Anführer“ auch Anteile eines Blenders in sich trug; das Pathos als Posse wird erst mit reichlich Abstand sichtbar.

Bildunterschrift beim „Standard„: „Der Bundesstaat hatte 2018 mit desaströsen Waldbränden zu kämpfen. Dieses Bild zeigt die Hinterlassenschaften des „Woolsey Fires“, das im November in Los Angeles und Ventura County wütete. Die verbrannten Flächen machen fast 400 Quadratkilometer aus.“
 

Die Landschaften haben sich geändert, und dieser Prozess geht weiter. Das wird bei den Ultra-Rechten geleugnet, „Konservative“, die noch etwas bewahren wollen, halte ich für ausgestorben oder am Lippenbekenntismus erkrankt (was die weitere Handlungsfähigkeit angreift), die Freunde der Wirtschaft fürchten, diese zu drosseln und fürchten umwelterhaltende Maßnahmen im großen Stil.

Nur: Das Waldbrandfoto ist längst nur ein Beispiel für viele von Menschen zu verantwortende Katastrophen, wann das Klima kippt, kann nicht präzise vorhergesagt werden, die Rezepte, den Co“-Ausstoß gegen Null zu fahren, werden nicht verbindlich verschrieben, ergo nicht befolgt.

„Heitere Gelassenheit wird uns jetzt nicht mehr helfen. Die Lösung kann nur lauten: Druck von oben. So schwer es mir als linksliberalem Freund der Eigenverantwortung fällt: Dem Totalverlust unseres Wohlstands nach dem Klimakollaps kann nur durch unverzügliche, rechtsverbindliche, fiskalisch flankierte Verbrauchssteuerung davor entgegen gewirkt werden.

„Ökodiktatur!“, schallt es dann von rechts. Der größte Widerspruch des Anthropozäns besteht ja ohnehin darin, dass wir linksgrünen Bildungsbürger mit regierungsamtlicher Macht eine Schöpfung bewahren wollen…“

Meinetwegen soll Jan Freitag, der diesen Artikel für die ZEIT verfasst hat, seine politische Ausrichtung und Kategorisierung gern für sich behalten. Ich habe ja nichts gegen linksliberale, aber mit einem „wir“ gleich seine Leserschaft bei den „linksgrünen Bildungsbürgern“ einzuordnen ist reichlich zwanghaft, und mit dieser Rhetorik sollen regierungsamtliche Entscheidungen getroffen, genauer: Beeinflusst werden?

Ja, wie sollen „wir“ denn „die da in Berlin“ dazu bewegen, zu tun, was fürs Gemeinwohl günstig ist? Eine Freitag’s-Sachfrage?

„Was würde die Freiheit der Menschen wohl stärker einschränken: ein Tempolimit auf Autobahnen oder ein Klima, in dem Überleben unmöglich ist?“

Noch so eine Sachfrage: Ist ein Thermometer liberal oder konservativ, ist es links oder rechts? Um die fossilen Brennstoffe zu verdrängen, gibt es nicht die eine Antwort: Es sind schließlich viele Feuerstellen.

Beim Tempolimit auf freiwillige Zurückhaltung zu setzen ist zweifellos wirkungslos. Nicht mehr Rasen und weniger mit dem Auto protzen zu können, wird einigen nicht gefallen – das wird auch schwierig, wenn sich und anderen gefallen einfach wichtig ist…
Die Autoindustrie fängt zwar mit der Umstellung auf „elektrisch“ an, aber dooferweise im Hochpreissegment – wieder nur für die Angebertypen unter uns.

Habe ich übrigens schon gesagt, dass wir, wenn die Temperatur die „drei-Grad-Marke“ gerissen hat, die Öko-Diktatur bekommen, bei der dann wegen der Treibhausgase – und weil nicht mehr genug Tierfutter wächst – nur noch die Reichen Fleisch bekommen? Auf meinem Teller hat diese Entwicklung auch schon angefangen – für „n’halben Hahn“ hat es einfach nicht gereicht, jedenfalls nicht in „Bio“.

 

 

Baumassnahmen im großen Stil gehen immer:

Beim Ostseetunnel zwischen Puttgarden auf Fehmarn und dem dänischen Rødby werden über 18 Kilometer Betonröhren zu jeweils 200 Meter Länge und 70 000 Tonnen Gewicht in einem angeschlagenen Ökosystem versenkt – eines von vielen Großprojekten, die vielleicht für die Bauindustrie wichtig sind und bisher fürs Überleben der Menschheit entbehrlich waren.

Die Linken-Parteiführung (oder doch Fraktionsführung?) sorgt derweil für unvergessliche Bilder: Webpelz (vermutlich) plus Warnweste. Die Botschaft selbst war weniger unauslöschlich.

Die Anprache der Frau Wagenknecht wurde stellenweise mit Kritik bedacht – eine Sammlungsbewegung könne sich nicht an Partei-Führungsfiguren ausrichten, und

Wenn sich heute in Deutschland eine linke Bewegung formiert, dann wohl aus dem Widerstand gegen den rechten Mob. Nähme „Aufstehen“ diese Frage ebenso ernst wie die Kritik des Neoliberalismus, dann könnte die Initiative eine gute Rolle spielen. So hingegen droht sie den Rechtsruck der Gesellschaft nur weiter zu verstärken. https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/zuendprobleme

Wie wäre es denn mit einer Formulierung, die eher auf die Sorge um die globale Welt, die UNO-Menschheitsziele gerichtet ist? Haben wir hier nicht auch beim Freitag die Kritik der Kritik willen? Und wer hatte dem Zunder Feuer gegeben, als er „den Mob“ als Mob gescholten hatte? Ich weiß ja nicht, ob dabei Schaum vorm Mund war – doch erkennbare Dialogbereitschaft war das weniger als eine „Kriegserklärung“.

Ich kann mir Sahra ja eher beim Pannendienst im Ostseetunnel als in der Küche vorstellen – aber welche Polikerin kann wer sich überhaupt in der Küche vorstellen?

Weil doch auch das Essen politisch ist, hier ein kleine, aber wesentliche Forderung:

Esst Meer Rettich!

Den Meerettich hatte ich bei den gefüllten Eiern – nebst selbst gemachtem Senf – eingearbeitet, dann noch mal gegoogelt, ob jemand Meerettich auch fermentiert. Bingo:

https://blog.achimsgartenzumessen.de/meerrettich-fuer-die-kueche-milchsauer-konservieren/

Beim selbst-fermentieren (und einkochen) sind die [Werbung] richtigen Einmachgläser [Werbung Ende] Voraussetzung für gutes Gelingen.

 

Achim bloggt unter dem Motto:

Meine Rezepte nichts Besonderes? Gerade deswegen sind sie ja so besonders!

Einfache Rezepte mit einfachen Zutaten für jeden Tag – „Das brauch‘ ich doch nicht, es gibt doch Fertigfutter“, meinen viele, und deshalb haben wir in den Supermärkten diese langen Strecken von energiefressenden Kühl- und Gefriertheken. Auch hier gibt es Potential – aber keinen Druck von oben, mit Energie sparsamer umzugehen:
Das Polit-Jet-Set (in der alternativen Rechtssprache: Die Elite) wird auch keinen Druck auf Industrie und Vermögen ausüben…

  • Sriracha – jedenfalls eine scharfe Sauce mit Meerettich.
  • Ein Relish aus Roter Bete und Meerrettich – Ćwikła
Man kann nicht immer nur kritisieren, ohne konstruktive Vorschläge und Möglichkeiten zu bieten.
Das ist auch nur eine These, die gleichzeitig suggeriert, es würde immer nur „oppositionell“ kritisiert – dabei ist genau das nicht zutreffend. Die „Revoluzzion der Küche“ findet nicht im Parlament, sondern außerparlamentarisch statt.
Wer selbst kocht, spart Ressourcen und lebt glücklicher – wer selbst fermentiert, tut etwas für die Darmgesundheit. Gemeinschaftsküchen („Rentnerkantine„) könnten auch zur Mitarbeit ihrer Gäste auffordern und das Miteinander fördern – konstruktiv. Und wer „food-sharing“ kann, wird auch wissen, was Solidarität ist.

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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