Die Ernährungs- und Foodtrends 2022

Wie wir Milliarden Menschen (gesund) satt bekommen, ohne den  Planeten zu zerstören ist – hierzulande völlig unbemerkt – aber doch erfreulicherweise

„Can We Feed Billions of Ourselves Without Wrecking the Planet?
by Kevin Krajick    |January 7, 2022

eine Frage, die international diskutiert wird.

Bei uns kann man den Stoff noch mit Visualisierungen veranschaulichen, die allerdings immer nur einzelne Aspekte hervorheben und natürlich Entscheidungshilfe leisten sollen.

Auf den Artenreichtum beim Bio-Landbau ist jedoch nur so lange Verlass, wie die entsprechenden Arten sich fortpflanzen können, es gilt: Ausgestorben ist ausgestorben, unwiderbringlich.

„Weg ist weg“ gilt auch für die Bodenerosion, der Zaubertrick, einfach weniger zu pflügen, dafür mehr zu sprühen, würde zu einer Fachdiskussion, möglichst von unabhängigen und vorurteilsfreien Fach-Wissenschaftlern, führen müssen.

Unstrittig dürfte noch der Sinn und ökologische Wert von Hecken sein, man kann sie vermehren, bei entsprechend schmaleren Feldern, würde damit die eine oder andere Flur-Reform überarbeiten und nochmals fortentwickeln, denkt aber nicht daran.

Da es um Ernährung geht, wie immer ein „Blick auf den Teller“:

Gedämpfte Baby-Möhrchen, Champignon, Spinat und ein paniertes Linsentempeh-Stäbchen

Vegetarisch oder vegan soll das Essen sein – den Wünschen von mehr und mehr Bürger*innen versucht eine „Veggie-Industrie“, die tierisches imitiert, zu entsprechen. Als optimal gilt das Fischstäbchen ohne Fisch: Hauptsache, bequem und problemlos zuzubereiten, paniert und mit der richtigen Textur im Inneren versehen.

An Fisch hatte ich bei diesem Tempeh-Stäbchen allerdings nicht einmal gedacht, und mit der Textur ging es auch nicht so ganz wunschgemäß zu. Kleiner Trost am Rande: Die meisten Versuchsküchen lassen gar keinen Einblick in ihre Entwicklungen zu; die Hauptsache: Auch der fast planlose Versuch hat gut geschmeckt.

 

 

Am 19.01.2022 wusste die Frankfurter Rundschau in einem Leitartikel, wie die Agrarwende mit „Grüner Ackern“ gelingen kann.

 

Nicht alle Bauern werden dem FR-Kommentar zustimmen:

 

Die deutsche Agrarpolitik ist rundzuerneuern. Daran gibt es keine Zweifel. Korrigiert werden müssen Versäumnisse, die sich in 16 Jahren Merkel-Regierungen aufgestaut haben, in denen das Amt in den Händen von CDU und CSU lag. Es ist eine ganz ähnliche Situation wie bei der Energie- und Verkehrswende. Auch hier liegen die Umbaukonzepte seit Jahrzehnten vor, die Krisenzeichen wurden immer deutlicher, doch die Bundesregierung konservierte den Status quo soweit es ging.

Konkret: In der Agrarpolitik wurden nötige Reformen etwa in den Bereichen Klima-, Wasser-, Arten- und Tierschutz verschleppt oder weichgespült; und das Image des „Nährstandes“ in der Öffentlichkeit ist inzwischen im Keller. Doch das Versagen geht noch weiter. Denn nicht einmal dem Bauernstand selbst hat diese Strategie geholfen. Über ein Drittel der Höfe hat während der Merkel-Ära aufgegeben, weil die Einkommen zu niedrig waren und die Aussichten auf Besserung zu schlecht. Wachse oder weiche, so lautete das Prinzip, das ja auch seit Jahrzehnten von der EU-Agrarpolitik vorgegeben wird. Hin zu Agrarfabriken, weg vom kleinbäuerlichen Betrieb.

Die Bio-Landwirte und Direktvermarkter sehnen sich wahrscheinlich nach mehr „bewussten Konsumenten“, und Geld sollen die auch noch mitbringen. Insofern ist es schade, dass die Nachfrageseite (in Form einer Biolebensmittelgrundversorgung)  in der Diskussion wenig gewürdigt wird.

Eine klare Trennung  zwischen Umweltpolitik und Landwirtschafts/Ernährungspolitik ist angesichts der Überschneidungen nicht sinnvoll; der Agrarkongress 2022 des

Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)

hatte dementsprechend insgeheim das Motto: Nur zusammen lassen sich die anstehenden Aufgaben stemmen. Die Bundesumweltministerin Steffi Lemke und  der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir stellten Gemeinsamkeiten hinsichtlich einer nachhaltigen Agrar- und Ernährungswirtschaft heraus

In „enger Zusammenarbeit“ werde es vorangehen; Zitat Özdemir: „Wir verpulvern unsere Kräfte nicht mehr im Tauziehen untereinander. Wir wollen gemeinsam Umwelt, Ernährung, Artenschutz und Landwirtschaft aus einem Guss gestalten“.

„… erste Eckpunkte dazu will Lemke bis Ostern vorlegen“, so die Tagesschau.

Das verwundert – könnte man doch annehmen, dass längst schon aktuelle Konzepte vorliegen. Wie die weiteren Überschneidungen mit Gesundheits-, Sozial-, Verkehrs- und Wirtschaftspolitik berücksichtigt werden, wird auch noch spannend – hoffentlich.

Reserveantibiotika in der Tiermast sollten unverzüglicher verboten werden.

 

Bei den Ernährungstrends wird sich manches entscheiden, und die sind inkonsistent, nicht eindeutig und „natürlich“ unlogisch: Wer etwa eine „intuitive Ernährung“ als bevorzugte Ernährungsform angibt, kann das unter unseren gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eigentlich nur als Ausnahmetalent  für sich reklamieren; meist ist die Intuition doch durch äußere oder innere Reize beeinflusst, also selbst ein Mythos.

Wenn Ernährungsbildung und Bewusstsein für gesunde Ernährung stärker ausgeprägt werden, kann auch Tempeh als Trend-Nahrungsmittel neben oder vor Tofu bei „Vegane und pflanzenbasierte Ernährung“ und „Klimaneutrale und nachhaltige Ernährung“ ranken.

Unter den Trends, die die BBC kommuniziert, ist die „Reduziererei„; „Reducetarianism“ heißt, den Verzehr von Fleisch, Milchprodukten, Eiern einfach zu reduzieren; Wenn das alle machen, kommen in der Summe deutlich weniger Tiere zum Schlachter; wenn man sich danach richtet, kann so etwas auf den Teller kommen:

Ein fast traditioneller Spinat aus Feldsalat mit einer Scheibe gefüllter Paprika, deren Füllung aus Reis, Quinoa, eingeweichtem Brötchen, roter Beete, Zwiebel, Rinderhackfleisch und Gewürzen besteht.

Ansonste nannte die BBC-Trendliste die Verwendung von Algen (gemeint sind Makroalgen, doch auch Mikroalgen haben ihren Stellenwert).

Verbraucher legen Wert auf Transparenz beim ökologischen Fußabdruck ihrer Einkäufe, und nutzen auch gerne QR-Codes für bessere Produktbeschreibungen, wobei auch die Lieferkette nachvollziehbar sein sollte.
Austern (oder auch Muscheln) dürften gerne öfters auf dem Speiseplan stehen, zumal ihre Zucht  ökologisch unbedenklich ist.
Erbsen und Bohnen werden auch immer wieder gern genannt; dass deren Zubereitung als Tempeh sie noch gesünder, und darüber hinaus besser verdaulich macht, wird allerdings wieder nicht routinemäßig vermerkt.
Kleinere Weingläser, um weniger Wein zu trinken.
Insekten-Eiweiß ist uns doch (noch) fremd; dennoch kann es zu weniger Tierfleischverzehr führen, wenn es für die Fütterung der vierbeinigen oder geflügelten Lieblinge der Menschen verwendet wird.
Küchengeräte als Erbstücke (und später mal umgekehrt; das Paradebeispiel wären etwa handgeschmiedete japanische Messer)
Fleisch- und Milchreduktion
„Die moderne Makrele“
Mehr kochen – portionsweise einfrieren
Weltweite Anregungen – der (alte)  Trend, verschiedene Küchen zu kombinieren, scheint ein Come-Back zu erleben. Einen älteren, und gar nicht angestaubten Multi-Kulti-Koch-Artikel habe ich schließlich auch noch im Programm…

Möglicherweise finden wir in einer künftigen Trend-Sammlung auch das „Kochen ohne Rezept“ oder „Kochen nach Grunderfahrungen“. Es wäre jedenfalls die Wiederbelebung des Selbst-Kochens, die ja ohnehin stattfindet…

 

Habt Ihr noch weitere, bessere oder einfach gute Ernährungstipps? Teilen macht glücklich – also jetzt kommentieren!

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
  • Bine: Lieber Klaus-Peter, ich bin über die Foodblogbilanz2021 auf Deinem Blog gelandet und...

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