800 Ess-Episoden, Lebensmittelarmut, Neue Rezepte, Neue Nahrungsmittel, Neue Adipositas-Erfahrungen

Mehr als 800 Radio-Episoden zum Thema „Food“ –  das ist/wäre wohl mehr als nur ein Grundkurs? Unmöglich ist es ja nicht, sich da durchzuarbeiten oder durchzubeißen, wenn es schon ums Essen geht – aber all diese „1000 Ernährungssstile“ muss man auch nicht kennen.

Worauf man sich dann ganz oder vorübergehend einlässt, hängt von den eigenen Erwartungen ab, grenzenlos ist hier allein das Angebot, dabei kommt etliches aus der „Diät-Ecke“, in der es auch meist bleibt oder bald wieder landet.

Treu war ich mit gutem Erfolg eine gute Weile der „kalorienreduzierten Vollwertkost“, da war nicht alles definiert, ungefähre Leitlinien reichten, aber gewisse Versuchungen samt Diätmüdigkeit und Motivationsmangel reichten eigentlich auch, das Projekt in die Abwärtsspirale und zum Scheitern zu bringen…

„Ehrlich währt am Längsten“, sagt man, und wird folglich nicht versuchen, so eine Kartoffel als keimfreie Frühkartoffel auszugeben.
Manche Dinge tauchen kurz auf, werden wahrgenommen (und nicht für wichtig befunden), verschwinden wieder. Das wird dann „zweckfrei“ genannt.

 

Machen wir die Grasswurzelrevolution?

Der Gedanke, fortschrittliche Persönlichkeiten könnten sich mit anderen fortschrittlichen Persönlichkeiten quasi unentdeckt, unterirdisch vernetzen, brachte in den siebziger Jahren den Ausdruck „Graswurzelrevolution“ hervor – und das war auch schon alles: Ein erweiterter Wortschatz, eine Zeitschrift, die niemand kannte, „dank“ mangelnder Praxis.
Und doch, der Gedanke an spontane Umgestaltung ist nicht gestorben, wie wir einem Beispiel aus der oben angeführten Sammlung entnehmen können:

 

Birmingham’s grassroots food groups talk … about the change they want to see

Also erfahren wir unter der Überschrift

Birminghams Revolution des Lebensmittelsystems
Das Lebensmittelprogramm: 

Die Stadt Birmingham will

„… ein mutiges, faires, nachhaltiges und wohlhabendes Lebensmittelsystem und eine Wirtschaft …  schaffen, in der die Lebensmittelauswahl nahrhaft und erschwinglich ist.

Die Strategie steht vor vielen Herausforderungen – Birmingham hat eine der höchsten Raten an Fettleibigkeit bei Kindern im ganzen Land und ein besorgniserregendes Maß an Lebensmittelarmut: 6,8 % der Einwohner gaben an, dass sie während der Sperrzeit Lebensmittelbanken in Anspruch genommen haben.“

 

(Gräser – es gibt auch große Gräser – haben nicht nur  revolutionstaugliche Graswurzeln, auch oberirdisch tut sich was bei den anspruchslosen Pflanzen.)

 

Es geht in Birmingham auch um die Frage,

„… ob die Städte die Aufgabe übernehmen könnten, die Ernährung zu verbessern, und mit Basisgruppen über die von ihnen gewünschten Veränderungen zu sprechen. Ist es an der Zeit, dass die Städte die Lebensmittelagenda vorantreiben, und wie weit können sie gehen, um den notwendigen radikalen Wandel herbeizuführen?“

Ich finde die Frage nach dem Engagement „der Städte“ zwar wichtig, doch ist die tatsächliche Politik immer noch fleißig dabei, Bodenversiegelungen zuzulassen und nicht dabei engagiert, öffentliche Grünflächen zu vermehren. Ob sich Ernährungsräte zusammenfinden, scheint von Zufällen abzuhängen, wie transparent und für neue Mitglieder offen diese dann wirklich sind, wäre zu klären.

 

Direkter kommunaler Einfluss kommt bei der KITA-Verpflegung etc. zum Tragen, auch im Bereich „Kantine allgemein“ kann jede Kommune sich für die Bürger öffnen und Konzepte verankern, die über die Versorgung der städtischen Angestellten und Beamten hinausgehen. Bürgergärten kann man machen oder lassen – hier herrscht allzu oft das Prinzip „EGAL“ vor, und die Gleichheit, die Egalität, herrscht nicht.

 

„Gesunde Ernährung“ ist ein weites Feld – dass sie abwechslungsreich sein soll, wird allgemein angenommen, ob diese Abwechslung – hier: Handkäse auf Weißbrot, mit Butter und variierter Sauce (Essig, Tahin, Modena-Essig, Soja-Sauce, Zwiebel, Frühlingszwiebel, Knoblauch, Salz & Pfeffer) auch angenommen wird, ist eine der üblichen Geschmacksfragen, in denen allgemein die Gewohnheiten regieren und die „fünf  Gesetze des Konservativismus“ gelten:

  • 1. Das haben wir schon immer so gemacht.
  • 2. Da könnte ja jeder kommen.
  • 3. Wo kämen wir denn da hin?
  • 4. (Eingebildete) Privilegien bestimmen, wer für wen stimmt.
  • 5. „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“

Diese „Grundsätze“ sind zwar ein unheilvolles Lügengebäude mit der Stabilität eines Kartenhauses –  schon immer ist die Menschheit einigermaßen pfleglich mit den Ressourcen dieser Welt umgegangen, bis mit der „industriellen Revolution“ das Rohstoffe-Ausbeuten gigantische Massstäbe annahm. Und nicht schon immer, sondern noch nie hatten wir diese Steigerungsraten bei (kindlicher) Adipositas.

„Erst“ seit der Nachkriegszeit haben wir auch einen derart übersteigerten Zuckerkonsum wie heute. Der Zucker steckt dann meist versteckt überall, im Bananeneis etwa, und was das betrifft, kann man sich um Alternativen kümmern:

Hier war es Hafer, genauer: Hafermilch, zu Yoghurt verarbeitet und weiter zu Labne, gekühlt und püriert mit angeeisten Mini-Bananenstückchen im Verhältnis von ca. 1:1. Das kann man auch mit Soja-Yoghurt, mit Kuhmilch-Yoghurt und Anderem machen – so oder so ist es eine günstige und leckere Alternative zur industriellen Eiscreme mit ihren „hundert Aroma- und Füllstoffen“.

Damit darf auch der Eissalon vor Ort experimentieren – sahnefrei, zuckerfrei und frisch zubereitet, gerne mit mehr Obst als Dekoration im Venezia-, Napoli- oder Rialto-Stil…

Bei einem Wettbewerb der Superfoods hätte die vegane Hafer-Labne-Bananen(-eis-)creme gute Chancen, hinter einem guten alten, aber kaum wahrgenommenen Pilz-Fleischersatz immer noch einen Platz auf dem Siegertreppchen zu gewinnen:

Der Schwefelporling, ein gelber Baumpilz, der recht groß werden kann und mit dem Schwefel wohl nur die schwefelgelbe Farbe gemein hat, könnte dank einem Freisinger Startup noch groß herauskommen.

Ist der Porling erst einmal „filetiert“ und gebraten, schmeckt er dank 20% Eiweißgehalt und unbekannter Natur-Pilzchemie auch nach Hühnchen (sagt man, ich habe es noch nicht selbst probiert), wäre gegenüber dem Massen-Hühnchen deutlich nachhaltiger und Veganer-tauglich.

Aus der Reportage-Serie „Unser Land“ des Bayrischen Fernsehens erfahren wir noch mehr über die interessierten „Gründer“, die über https://www.walding-foods.com/ zu finden sind.

Als Ausblick kann man hier folgende Stichworte notieren: Bayrische Sojasauce, regionales Tempeh, Burger mit fermentiertem Qinoa-Patty.

 

Bei den „alternativen Lebensmitteln“ ist noch so einiges möglich, das man, da man es nicht kennt, nicht für möglich hält, zum Beispiel

Der bessere Tofu: aus Kichererbsen!

(Shan-Tofu)

Diese nette Video-Päsentation von „Rübe und Rolf“ ist erfreulich unkompliziert und zeigt ganz nebenbei, dass es freundliche Menschen gibt, die „einfach so“ ihr Wissen und ihre positiven Erfahrungen teilen – das kommt im Zeitalter der Massenmedien häufiger vor, auch ausführlicher und auf Englisch.

Bei diesen Nischenprodukten ist eigentlich eine andere Wirtschaftsweise angebracht als in der Lebensmittelindustrie mit ihrem millionenfachen Ausstoß der immer gleichen Ware. Es geht um eine Produktion vor Ort, bei der die Kundschaft nachvollziehen kann, was die Hersteller machen – vielleicht über „… Firmen, die sich dem Gemeinwohl verschrieben haben. …  „Kooperatives Wirtschaften“ muss bekannter werden.“ Vielleicht ist es nicht zu viel verlangt, wenn die Kommunalgemeinschaft im Gegenzug sich um das Wohl solcher Firmen kümmert.

Zum besonderen Tofu nehme man als Beilage eine Portion Vitalpilze (oder was man zum Vitalpilz erklärt) – und hat sich damit in die Welt der „Diäten“ und „Speisevorschriften“ begeben.

 

 

Auf der englischen Seite „allaboutobesity“ geht es unter Anderem um die Fettphobie, die ja keineswegs harmlos ist, weil sie einen feindseligen Charakter annehmen kann.
Der Anspruch, alles über Adipositas zubieten, ist gigantisch, aber passend formuliert;

„We educate, inform, support and advocate for those living with obesity“

oder, deutsch:

„Wir klären auf, informieren, unterstützen und setzen uns für Menschen ein, die mit Fettleibigkeit leben.“

Dass die Betroffenen durchaus selbst als erziehende, informierende, unterstützende und hilfreichge Menschen fungieren sollen, gehört zum Konzept, das ohne öffentliche Förderung keine Chancen hat.

Ein fetter Denkfehler drückt sich in der Graphik mit den Badenixen aus: Adipositas wäre demnach ein Problem der Frauen unter Ausschluss der Männer.

Das könnte auch so den Anschein erwecken bei der selbsterforschenden  Wissenschafts-Autorin Dagmar Stoeckle

105 Kilo – ein Jahr danach | SWR odysso

Bei einer Sendung, die unter dem alten Wort „odysso“ segelt, liegt es nahe, zu fragen, ob sich die Odyssee gelohnt habe – und schön, dass die Antwort recht eindeutig als „Ja“ ausfällt, sinngemäß also

„Es ist halt jeder Mensch unterschiedlich, und die ideale Universallösung gibt es nicht – da muss sich jeder seinen eigenen  Weg suchen.“

Damit hat sich auch die Frage geklärt, wo und bei wem die eigentliche Adipositas-Arbeit stattzufinden hat. Über kooperative Formen der Unterstützung sollten wir noch mal nachdenken und uns austauschen.

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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