Abnehmen trotz Fress-Lethargie?
Geschrieben am 6. Juli 2010 von KPBaumgardt
Was mit “nachhaltig abnehmen” gemeint ist – die Lösung von Problemen wie diesem:
“Ich hab ja ein enormes Problem damit, das richtige Maß zu finden…”
Für Gesundheits-Gewohnte hört sich das vielleicht banal an – aber es geht noch weiter:
Bei mir ist eben das Problem: Hop oder Top. Wenn ich erst mal anfange zu essen (egal was), dann krieg ich die Kurve nicht mehr bis ich randvoll bin…ist als würde ich neben mir stehen.
Ich … gehe schon gar nicht mehr gern aus dem Haus.Vor einem Jahr warens noch 20kg weniger, das muss man sich mal überlegen! … Ich bin ein Frustfresser, wurde im letzten Jahr 2x von Jungs versetzt und am Studium kann ich mich im Moment auch nicht so recht freuen…aber da muss es doch einen Weg aus dieser Fress-Lethargie heraus geben…ich versuchs jeden Tag und scheitere z.T. täglich….
Es scheint, als könnte jemand, der abnehmen will, mehrere Probleme gleichzeitig haben, und das Zu-viel-Essen sei eines davon.
Logisch, dass die junge Frau zwar eine Diät machen kann, die einigermaßen erfolgreich ist – aber beim nächsten “ordentlichen” Frust wird sie wieder rückfällig werden: In diesen Fällen sind Diäten nicht erfolgreich, und eine nachhaltige Diät wird gefordert:
Die Idee der Nachhaltigkeit ist eine Tochter der Krise. Und nur, wo es traurige Erfahrungen gibt, findet sie Gehör. So die These von Ulrich Grober. Zum Beispiel: Ein Arzt, der eine "n a c h h a l t i g wirksame Diät" empfiehlt, wendet sich vorzüglich an ein Publikum, das von Produkten enttäuscht ist, die zwar schnell die Pfunde purzeln lassen, über kurz oder lang aber den gefürchteten Yo-Yo-Effekt provozieren. Der menschliche Körper "rächt sich" für jede ihm unangemessene Diät.
Dieses Zitat aus einer Besprechung: “Ulrich Grober: "Die Entdeckung der Nachhaltigkeit", Kulturgeschichte eines Begriffs, Verlag Antje Kunstmann, München 2010, 360 Seiten” stellt wieder eine Verbindung von Nachhaltigkeit und Diät dar, und wir erfahren noch grundlegendes zum Begriff “Nachhaltigkeit”:
Von Carlowitz, besorgt um die sächsischen Waldbestände, schreibt ein Buch über Baumzucht, 1713 in Leipzig veröffentlicht. Es widmet sich der Frage:
"Wie ein Anbau des Holtzes anzustellen sei, dass es eine continuierliche beständige und n a c h ha l t e n d e Nutzung gebe. Weil es eine unentbehrliche Sache ist ohne welche das Land nicht bleiben mag."
Das Wort "nachhaltend" ist also eine Schöpfung der sächsischen Kanzlei-Sprache im Zeitalter des Barock. – Die Idee der Nachhaltigkeit, betont Ulrich Grober, ist allerdings ist wesentlich älter:
"Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, auf dass er ihn bebaue und bewahre",
heißt es im Buch Genesis der hebräischen Bibel. Schon in der Antike hat man gewusst: Wenn der Mensch aus dem Umgang mit der Natur dauerhaft Nutzen ziehen will, dann muss er deren exzessive Ausbeutung vermeiden und sich stattdessen um ihre Pflege und Bewahrung bemühen.
Bebauen und bewahren setzt allerdings eine gehörige Portion Wissen, Intelligenz und Erfahrung voraus – und kann dann eine paradiesische Dimension haben.
Aber Adam und Eva hatten ja noch mehr zu tun, mussten einen Sündenfall begehen, bei dem Adam ganz passiv war und Eva sich den Aufgaben der Frau, nämlich zu verführen, widmete. Die Frustesserin aus unserem Fallbeispiel scheint das auch noch nicht richtig zu beherrschen, sonst wäre sie auch nicht versetzt worden. Laut Bibel ging es ja um das “einander erkennen”. Stück für Stück und immer ein bisschen mehr, und auch das sich-selbst erkennen ist in diesem Zusammenhang unvermeidbar, mit allen Wünschen, Zwängen, Hoffnungen, Hemmungen, Reifungsschritten.
Und oft ist man trotz Beziehung allein, weil der Andere mit sich zu tun hat, und umgekehrt. Da ist die Erkenntnis, dass man vor lauter Frust essen könnte, schon ein Fortschritt – wenn man nämlich nicht kommentarlos in den dumpfen Zustand des Fressanfalls abgleitet.
Aber wie wurde die ganze Schilderung eigentlich eingeleitet? Doch mit:
“Ich hab ja ein enormes Problem damit, das richtige Maß zu finden…”
Natürlich hat nicht jeder ein geeichtes Maß. Aber auf das Zehntelgramm kommt es auch nicht an, sondern eher auf die Gesamtmengen, und da muss man schon einzeln abwägen, abmessen, wenn man Selbstversorger ist und einfach nicht das Gefühl für die richtigen Mengen hat.
Oder müssen wir uns zunächst noch die Fress-Lethargie anschauen?
vgl.:
Nachhaltigkeit und Diät – Was ist Nachhaltigkeit?
Nachhaltige Gedanken, Gesundheit – Diät
Nachhaltigkeit und Diät: Nachhaltige Ernährung
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