Die Reisen der Italotomaten, Ernährung in einer fortschreitenden Gesellschaft, Zwiebelsuppe

Tomaten aus heimischer Produktion  – es gibt sie (noch), doch im Ladenlokal und eingedost: Das sind meist die aus Italien.
Weil die Tomaten auf dem Balkon, auf der Fensterbank stehen, spiegelt sich Landschaft im Wohnzimmerfenster.

 

Die Italotomate hat folglich eine Reise hinter sich, die soll per Bahn erfolgen, doch auf der „Nord-Süd-Schiene“ kommt es zu Verspätungen:

„Rechnet man nur mit Minimalwerten, fallen heute pro Güterzug 129 Minuten Verspätung an. Das sind 40 Minuten mehr als vor zwei Jahren. Was zu einem absurden Szenario führt: Der Zeitgewinn von einer halben Stunde, welche der Basistunnel seit Ende 2016 am Gotthard bringt, ist durch zusätzliche Verspätungen bereits wieder weg.“

Wenn alleine in Deutschland 800 Lokführer fehlen, wundert man sich, dass die Räder überhaupt noch rollen. Die mangelnde Verlässlichkeit ist Gift für jeden Disponenten, und so „schrumpft“ der LKW-Transport  nicht, so kommen Staus auf die Autobahn, entsteht ein wirtschaftlicher Schaden in Millionenhöhe, der auf die Verbraucher abgewälzt wird.

 

Pürierte Kartoffel-Pastinakensuppe mit ein wenig Farbe: Grün vom Olivenöl, rot vom Kräuter-Rotweinessig – den kann man mit gutem Gewissen als „nachhaltiges Produkt“ bezeichnen, denn allgemein anfallende Weinreste sind die einzige Ressource, die dafür benötigt wird. Der Punkt „Lebensmittel und Nachhaltigkeit“ findet immer mehr Beachtung!

 

Zum Überleben brauchen wir Lebensmittel, für die Produktion von Lebensmitteln brauchen wir Sachverstand. Wenn Einer im Bundestag verkündet, Kohlendioxyd sei ein prima Dünger, so mag er mal gehört haben, dass in manchen Gewächshäusern Co2 zugeführt wird und die Pflanzen schneller wachsen – doch gibt es auch Studien, wonach damit der Nährstoffgehalt abnimmt: Auch das eine negative Folge des Klimawandels.

Also: Immer schön bei der Wahrheit bleiben!

Doch, wo es um Strategien und Macht geht, gibt es die verbriefte wissenschaftliche Wahrheit nicht, sonder ein „wenn – dann“, „vielleicht“ und auch „einfach mal probieren“. Dazu Herr  Gauland:

Horst Seehofer hätte sich gegen Merkel stellen, seine Interessen durchsetzen oder die Koalition platzen lassen müssen. … Er sprach weiter von einer „friedlichen Meuterei“. Es sei legitim, als Opposition die Regierung zu kritisieren.

Nun ist es keine Kunst, sich mehrdeutig auszudrücken – einen spätpubertär-rebellischen Eindruck hinterlässt das Liebäugeln mit „Opposition als „Meuterei““  nun auch, und „Die Meuterei auf der Bounty“ war gewiss kein friedliches Kaffeekränzchen.

„Die Alternative ist die Alternative“ – das übertüncht von Anfang an, dass es logischerweise auch zur „Alternative“ Alternativen gibt – und „welche Alternativen haben wir?“ war schon vor der Behauptung, das Ei des Kolumbus gefunden zu haben,  eigentlich die richtige Frage. Insofern gefällt mir der auf einem DGB-Plakat in Stockheim/Franken  (vgl. oben verlinkten Artikel) gefundene Slogan im blau-rot-weißen Design. Nach diesem Muster hatte auch die Deutsche Kartoffelbreipartei ihre „Schamfreien Schulen“ gefordert.
 
 
Fachleute für Ernährung ticken anders als die Marketingspezialisten bei einer Schokoriegelagentur oder Gummibärchen-Massenzucht 😉
Die Marketing-Experten im Dienste des Kommerz‘ investieren 876 Millionen Euro jährlich an  Werbeausgaben für Süßwaren – demgegenüber enthält der Haushalt des Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung  12 Millionen Euro für „Maßnahmen zur Förderung ausgewogener Ernährung“. Nach Waffengleichheit sieht das nicht aus, Frau Klöckner beschwört die freiwillige Zurückhaltung der Industrie bei Süßgetränken und so weiter und so weiter und so weiter…
„Regulation“ ist eben für Manche ein schwieriges Thema. Lieber sollen die Überernährten sich selbst  „herunterregulieren“, als dass der Staat die Lebensmittel-Erzeuger an die Leine nähme. So ein mittelalterlicher Stolz, wie beim Bier-Reinheitsgebot für klare Verhältnisse gesorgt zu haben, kommt in Zeiten von Glyphosat und Kunstaromen nicht in die Plastiktüte…

Beispielsweise die Marktposition der Getränkeindustrie wird noch von den allerbesten Selbstgemachten Getränken der Welt nicht zu erschüttern sein. Ein noch so zuckerarmes und dabei leckeres Getränk wie „Mango-Kwas“ wird höchstens als „nette Idee“ wahrgenommen, wenn überhaupt. „Marktnische? Kommerzielle Verwertbarkeit? Kapital/Kooperationen?  – Dann also nicht!“
 
 
Ich neige dazu, statt „Kwas“ einfach „Quas“ zu „buchstabieren“ – es gäbe auch noch die Schreibweise mit zwei „S“; egal wie man es schreibt: Um (theoretisch) daraus eine Marke zu entwickeln, wären damit nur ein paar Millimeter eines langen, langen Weges geschafft.
Die Menschen, haben sie ein paar € zum ausgeben, wandeln sich zu Konsumenten – und die lassen sich gern einlullen und „ein X für ein U vormachen“, sind also nicht wirklich rational.
Man könnte ja auf überzuckerte Lebensmittel verzichten, wie sie im Regal für Milchprodukte aller-vielfältigst angeboten werden, und, statt neuseeländische Milchprodukte mit einem gewissen Prestigewert und überzogenen Preisen zu kaufen, auf Alternativen zurückgreifen.

Unter https://ccsearch.creativecommons.org/  gibt es gemeinfreie Fotos  mit unkomplizierter Attributierung – „Straining Kefir“ by Cara Faus is licensed under CC BY 2.0 . Doch wer trinkt schon so dünnen Kefir?
 

Zurück auf die Schulbank!

Ausgehend von dem Anspruch, in einer Gesellschaft selbständig denkender, möglichst autonomer und gesunder Bürger zu leben, leitet sich die Notwendigkeit ab, bereits die Heranwachsenden darin zu schulen, was sie als Erwachsene am Herd (oder, falls Rohkost, nicht am Herd) machen werden. Das bedeutet, wenn es nicht übermäßig anstrengen soll, auch: Eine gewisse Routine zu entwickeln. Ein wichtiges Detail wäre dabei:
Wenigstens die Grundbegriffe der Fermentation sollte die Schule den Kindern mitgeben. Vielleicht noch ein bisschen Hühnerhaltung,  im Leistungskurs Biologie „Das Spielbedürfnis der Schweine“ und „Der Gleichmut der Kuh – Rinderhaltung unter tiefenpsychologischen Aspekten“ oder „Coenästhetische Pferdeführung“. „Hundeflüstern“ gibt es doch auch – als schönen Broterwerb…
Zurück zum Thema: Vermutlich 96 Prozent aller Klassenlehrer*innen sind mit der Aufgabe, gesunde Ernährung zu lehren oder zu „vermitteln“, überfordert. Wollte man sie nachschulen, stellte sich die alte Frage: „Wer erzieht die Erzieher?“
„Fermentation“ sollte vermittelt werden, weil sie – wie das Beispiel Kefir zeigt – eine Aufwertung von Lebensmitteln bewirken kann, die mit gesundheitlichem und ökonomischem Mehrwert einhergeht – und das lokal, in direktem Bezug zu den „Endkunden“, also Verbrauchern.
Nur eine lokale Landwirtschaft „vor Ort“ kann ganzheitlich funktionieren und den Kreislauf der Natur nutzen – die großen Fleischfabriken im „Deutschen Schweinegürtel“ können nie und nimmer häusliche Lebensmittel-„Abfälle“ verwerten, wie das bei der  Schweinehaltung jahrtausendelang der Fall war.
Findet man heute noch einen „kleinen Nebenerwerbslandwirt“: Das war mal die normale Betriebsgröße, davon haben Großfamilien (wenig komfortabel) gelebt. Dass die Verhältnisse bei den (adligen) Großgrundbesitzern anders waren, und dass die DDR riesige Landwirtschaftliche Genossenschaften geschaffen hatte, steht auf einem anderen Blatt, und zeigt nur, dass im Bereich „landwirtschaftliche Organisation“ mal wieder eine Reform ansteht.

Das alte Logo schwebt nur scheinbar in den Wolken, in Wirklichkeit hat (oder ist) es garnicht abgehoben.

Mittlerweile gründen sich Ernährungsräte – die werden mit Fug und Recht beanspruchen, im gesellschaftlichen Ernährungs-Geschehen zu den Mitspielern zu gehören.
Immerhin ist authentisches Essen nicht vergessen – und die Ernährungsbewegung wäre ohne so eine Leitidee auch völlig sinnlos.

 
Grundlage der Zwiebelsuppe sind natürlich die in dünne Halbringe geschnittenen, langsam geschmorten, hellbraun angebratenen, Zwiebeln (pro Portion etwa 270 Gramm). Ebenso grundlegend die Brühe, die dann hinzugefügt wird: In dem Fall aus geschälten, holzigen Kohlrabi („Resteverwertung“), Sellerieknolle, Kümmel, Knoblauch, Chili (frisch), (eventuell auch Thymian oder Rosmarin), Lorbeerblatt, Wacholderbeeren.
 
Die Zwiebeln köcheln, mit der Brühe nicht zu knapp übergossen, noch gut eine halbe Stunde, wobei die Brühe etwas reduziert wird. „Kurz vor Schluss“ kommt noch pro Portion je ein guter Esslöffel Rotwein-Kräuteressig und Rotwein hinzu.
Ein altbackenes Roggenbrötchen, klein- aber nicht feingewürfelt und geröstet, kommt bei der mit Salz abgeschmeckten, umgefüllten Suppe obenauf .
Diese mit einer Scheibe Käse und geriebenem Bergkäse überbacken (je nach Hitze rund 10 Minuten) und servieren – Vorsicht: Heiß!

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
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