Kampfparolen – Massenwirkung, Die Feige und der Senf, Knochen zum aufschnappen
Geschrieben am 9. September 2018 von KPBaumgardt
Gepflegte Demo-Sprüche haben ihren Reiz; demonstrierende Pfleger können skandieren „
Symptomatisch ist, dass Meldungen über wachsende Todeszonen in den Meeren weniger Beachtung finden als eine Privatmeinung zur Echtheit eines Handy-Videos, der dazugehörende Skandal für die Diskussion zu komplex ist, und jeder seinen Senf dazugibt, als handle es sich um seine heilige Erleuchtung. Klar: Man könnte mit einem Handy auch gespielte Szenen drehen, aber man könnte auch so einen Verdacht für sich behalten, bis der Sachverhalt geklärt ist, wenn er geklärt werden kann.
Man könnte aber auch verlangen, dass Alle sich um Wahrheit bemühen, Quellen prüfen und Begriffe klären – wie den der „Todeszone“, denn unter Umwelt-Gesichtspunkten tanzen wir auf einem Vulkan, und ruhen uns auf einer tickenden Zeitbombe aus.
Kefir stärkt die Abwehrkraft – macht ihn selbst, weil Ihr das schafft!
Diese Headline ist natürlich nicht als Ernährungsberatung gedacht – sie würde, auf einer Demo pro „saubere Ernährung“ tausendfach skandiert, sicherlich gut klingen, wäre jedenfalls meine Wunschparole für diesen Anlass.
Kefir mit Mirabellen-Kompott aus häuslicher Herstellung & nicht püriert.
Placebo-Slogans
Inhaltslos, aber wirksam, wenn die Adressaten daran glauben sind manche Slogans, die regelmäßig verabreicht werden. Im Kleingedruckten: „Enthält Hirnlos Forte. Persiflage-resistent dank einer speziellen Beschichtung“.
Das Originalplakat – es ist gegen eine Weltreligion gerichtet – wurde unter Anderem durch die Ersetzung von „Isl“ durch „Sch“ verändert. Religionsunterricht überhaupt sei doch verzichtbar, wird häufig argumentiert, aber „Gottlose Schulen“ zu fordern, traut sich keiner, der Religion zu folgen, deren Sohn die eine oder andere Anleitung zum rechten Leben übermittelt hatte/hätte, fühlen sich immer Weniger verpflichtet.
Hätte der Vatikan einen weltweit agierenden Verfassungsschutz, würde der sicherlich die CSU überwachen – oder ist Seehofer bereits ein eingeschleuster, perfekt getarnter V-Mann – „der Guillaume des Papstes“?
Wenn dieser Mann sagt, was er denkt, denken wir mal an jenen Mann, der bei seiner Verhaftung schon den Rohstoff für ein Supergift, gegen das es kein Gegenmittel gibt, in der Wohnung gebunkert hatte… Es ist traurig, aber wohl wahr, dass „klammheimliche Freude“ brandaktuell ist.Deutsche Anker wurden bisher dezentral in kleinen Fachwerkstätten geschmiedet oder individuell auf Oberarme tätowiert, oder je nach Bedarf „abgeworfen“ – doch Horst S. bringt „Ankerzentren“ in die Diskussion. Dann kommt die Schande mit „Eine Abschiebung pro Lebensjahr – zum Geburtstag“ und vieles mehr.
Das entspricht, vom Nährwert der Meldungen her, einem abgeschabten Knochen – den die öffentliche Diskussion auch noch aufgreift, statt sich dieses „Futter“ zu verbitten.
Die Phantasie vom kunterbunten Haus
Wenn in der Jugendkultur Phantasien zum Ausdruck kommen, die – im klassischen Bereich „verfeinert“ und aufwändiger dargestellt – von menschlichen Gefühlen und Phantasien handeln, erschließt sich die Bedeutung audiovisueller Inhalte manchmal nur über beide Kanäle.
Mit diesem Scrennshot gibt es ein Problem: Er ist eine „Bildinformation“ aus einem Musik-Video, das den Titel „Mein kunterbuntes Haus“ hat. Aber hier gibt es keine kunterbunte Villa, das war bei Pippi Langstrumpf, also in der Phantasiewelt. Der Text ist nicht als Fakt oder wirkliche Absicht zu interpretieren, sondern als Tagtraum…
Die FAZ brachte es nun fertig, in einer „Fernsehkritik“ – Dunja Hayali hatte in ihrer ZDF-Sendung ein Rededuell zwischen Katrin Göring-Eckhardt (Grüne) und Jörg Meuthen (AfD) arrangiert – die „Linke Subkultur“ an den Pranger zu stellen:
„Es geht darum, ob dieses subkulturelle Milieu in dieser Situation die Botschaften formuliert, die dieses Land braucht.“
Diese interessante Frage enthält verschleiert die Idee, der Jugendkultur die gerade nötigen Inhalte vorzuschreiben, setzt bei der Antwort voraus, dass man die Botschaft unvoreingenommen liest und hört. Für Bild-Zeitung war klar: Das ist Hass, purer Hass:
Konzertbesucher haben zwar einhellig von einer friedlichen Atmosphäre berichtet, doch man kann das zur Hassbotschaft umformulieren, den Hass während der „Demonstrationmärsche“ mit dem vermeintlichen Hass der subkulturellen, vom Verfassungsschutz überwachten Elemente übertünchen; Papier ist geduldig und das ständige „Parolen verschießen“ verspricht Erfolg: Wer sich um die Wahrheit keine Sorgen macht, kann viel behaupten, immer mehr, Troll- und Botarmeen mobilisieren, „besorgte Mitbürger“ aller Schichten auch.
So entsteht ein mehrstimmiger Missklang, der nur manchmal als „Chorgeist“ bezeichnet wird, womit eigentlich eher der „Korpsgeist“ gemeint ist – das ist so eine Art Flaschengeist, der im Märchen eine wunscherfüllende Funktion, in der Politik eine gemeinschaftsbildende Funktion hat.
Feigensenf mit Scheibenkäse
Das Mark der Feige, Honig und Senf im Verhältnis 1:1:1 oder ähnlich mit der Gabel zerdrücken und verrühren. Wenn der Scheibenkäse eigentlich nach nichts schmeckt – das lässt sich ändern. Alternativ: Besseren Käse verwenden!
Zweitgeschichte und Nasspropaganda
Wir finden in einem Spiegel-online-Artikel (afd-provoziert-mit-wahlkampf-plakat-in-bayern-zu-islamunterricht“) den Link zum Tweet mit dem hier persiflierten AFD-Wahlplakat.
Wir finden Provokationen an allen Ecken und Enden – vielleiccht nach dem „Prinzip Schrotflinte“ – mal sehen worauf der Rest der Gesellschaft reagiert, zugleich von den eigentlichen Zielen („allgemeine Destabilisierung“ und „Das System abschaffen“ (?)) ablenken. So wird chaotisches Denken zur „ansteckenden Normalität“, führt zu „logischen (Kurz-)Schlüssen“ wie „Die Mutter aller Probleme ist …“. Alternativ wäre auch an „das Geldsystem“ zu denken oder „EVA“, denn die ist ja die von Beginn an problematische Urmutter. Die „Migration“ ist ein Kind anderer Probleme, das seine Probleme mitbringt.
Und, weil Blödsinn ansteckend ist, hatte ich mich irgendwie irgendwo verlesen, bei einer Überschrift, die eigentlich „Zeitgeschichte und Hasspropagande“ lautet – wenn gewisse alte Männer im Dialog sich mal sagen ließen, dass sie mit ihren Hausaufgaben kaum, mit ihrem eigentlichen Arbeitspensum gar nicht (mehr) klarkommen, Omas und Opas dafür da sind, dass den Enkeln anständig und ausführlich vorgelesen wird und es ergo Zeit ist, mit der Politik aufzuhören, könnte das den gesellschaftlichen Wutpegel etwas normalisieren…
Den Versuch, zu ergründen, warum die Hass-Debatte um „K.I.Z.“ gefährlich ist, gibt es im Hiphop-Magazin – nicht die Musik als solche ist gefährlich, sondern diese „Debatte“, um das nochmals zu sagen.
Wenn ein Lied wie „Hurra, hurra, die Schule brennt“ von „Extrabreit“ heute herauskäme, könnte die „Faz“ es als anarcho-pyromanische Subkulturation bezeichnen, die „Bild“ etwas von geistiger Brandstiftung schreiben; da es aber schon bald 40 Jahre alt ist, darf es im Geschichtsunterricht oder in einer Reihe „Musische Bildung (IV): Geschichte des volkstümlichen Liedguts“ abgehandelt werden.
Das heiße Thema bringt mich zu der bangen Frage: Wie wird der Herbst 2018?
Der hat nämlich auch schon angefangen. Ich hab‘ das mal dokumentiert:
Selbst, wenn der Feldberg nicht wirklich imposant ist – hier die Datei noch eine Nummer größer…
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