Psychogene Hyperphagie und die merkwürdige Behandlung der Essstörungen
Geschrieben am 5. April 2010 von KPBaumgardt
Ja, da tun sich Abgründe auf: In „Psychosomatische Medizin und Psychotherapie: Ein Lehrbuch auf psychoanalytischer Grundlage von Michael Ermann“ (Auszüge lesen bei Google-Books) findet sich im Kapitel „11.1.5 Behandlung der Essstörungen“ die Aussage:
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der Gewichtszunahme bzw. die Kontrollverluste beim Essen oder Fasten damit nicht behoben sind und unweigerlich zum Rezidiv führen. … Das Ziel der Behandlung ist deshalb die Klärung, Bearbeitung und Stabilisierung des persönlichen Hintergrundes.
Etwas paradox ist es, dass Ermann die Rolle der Angst nur für die Anorexie, nicht aber für die Adipositas erwähnt. Nebenbei:
Hyperphagie
Ungewöhnlich gesteigerte Nahrungsaufnahme. Sie tritt häufig nach einseitigen Diäten auf. (Quelle)
Zur Behandlung finden sich unter „weitere Massnahmen“ die interessanten Zeilen:
Eine bedeutende Rolle spielt für alle Kranken mit Essstörungen auch die Selbsthilfe. Selbsthilfegrupen bieten Austausch mit ähnlich Betroffenen über den Umgang mit der Erkrankung und ihren Folgen, sie bieten Solidarität und haben dadurch eine supportive Funktion.
Es scheint, als habe der Fachbuchautor sein Fachbuch hier zum Traumtagebuch gemacht; wenn die Selbsthilfe eine bedeutende Rolle spielte, gäbe es sie in jeder Stadt, in jedem Ort…
Aber auch im Buch “Kreuzzug gegen Fette” werden Merkwürdigkeiten über die Selbsthilfe berichtet:
Selbsthilfe: Im Kontext sozialer Ächtung und medizinischer Warnungen vor ungesunden Verhaltensweisen entstehen häufig Selbsthilfegruppen, die Menschen dazu motivieren wollen, gesünder zu leben.
In der Folge werden hier gar die Weight-Watchers als Selbsthilfegruppe deklariert…
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[…] wird in jedem Fall unterschiedlich ausfallen. Die Hilfe soll muss ja noch unbedingt die “Bearbeitung des persönlichen Hintergrunds” […]